"Tut mir leid aber ich kann im Moment leider nicht die nötige Zeit aufbringen." Daruna erhob sich von ihrem Stuhl. "Komm mit Asharia, wir werde gleich beginnen!"
Die nächsten vier Jahre vergingen ohne besondere Ereignisse. Asharia lernte von Daruna fleißig die Kunst der Hexerei, wie man die Karten richtig legte und deutete. Aber auch wie man mit anderen Hilfsmitteln die Nebel der Zukunft ein wenig lichtet. Darüber hinaus zeigte Daruna ihr wie sie sich die Natur zu nutzen machen konnte, wie man Kräuter zu Tränken und Salben verarbeitet und auch so einfache Dinge wie Kochen und Nähen. Während Asharias Freizeit nutzte Ilyana die Gelegenheit um sie mit dem gesellschaftlichen Leben vertraut zu machen, ihr beizubringen wie man sich in gehobener Gesellschaft richtig verhält und bewegt und wie man sich verteidigt. Auch bekam sie hin und wieder einen Brief von ihrem Onkel über den sie sich immer besonders freute.
Im Sommer ihres 16ten Lebensjahres erhielt sie morgens einen Brief von ihrem Onkel:
Liebste Asharia,
ich werde Morgen zur Mittagsstunde im Hafen von Vinsalt ankommen.
Wir werden uns dann eine viertel Stunde später an der Hafenmeisterei treffen.
Bitte sei pünktlich, das Schiff nach Al’Anfa verläßt den Hafen um viertel vor eins.
Möge Satuaria über dich wachen,
Desidero
Sie raffte ihre Röcke und lief freundenstrahlend in den Wohnraum “Ilyana, Daruna! Mein Onkel kommt morgen in Vinsalt an und er nimmt mich wieder mit nach Hause!” Asharia hielt den beiden den Brief hin. Ilyana nahm ihn und las. Plötzlich sprang sie auf und verlies hastig das Zimmer. “Was ist los?”, fragte Daruna verwirrt. “Was los ist? Der Brief wurde gestern abgeschickt! Desidero wird in 2 Stunden am Hafen eintreffen und Asharia hat noch nicht mal ihre Sachen gepackt! Bei Hesinde und ich dachte ich hätte ihr das Lesen beigebracht.” In Windeseile packten die drei Asharias Sachen und fuhren mit der Kutsche zum Hafen wo sie um kurz vor halb eins mit Desidero an der Hafenmeisterei zusammentrafen. Nach einer kurzen aber herzlichen Begrüßung, einer ebensolchen Verabschiedung und ein paar eingeschobenen Worte der Entschuldigung begaben sich Desidero und Asharia zu einem der Schiffe. Wenige Minuten später standen die beiden vor der “Sturmflut”dem Thalukke, die Asharia damals nach Vinsalt gebrachte. “Efferd zum Gruße! Alles bereit für die Abreise? Wir sind schon spät dran!”rief Trahel vom Deck aus. “Efferd zum Gruße, ja wir sind soweit!” Die beiden gingen mit den letzten Matrosen an Bord und Trahel kam freudig lächelnd auf sie zu. “Ich dachte schon ihr hättet ein anderes Schiff genommen.” Sein Blick viel auf Asharia. “Und wer ist diese bezaubernde Meerjungfrau? Doch nicht etwa deine Nichte?!” “Doch, das ist meine *kleine* Asharia.” “Bei Rahja. Wie pflegst du zu sagen, mein Freund? Aus der unscheinbaren Knospe hat sich wahrlich eine Lotusblüte entwickelt.” Trahel schenkte Asharia sein bezaubernstes Lächeln. “Darf ich Euch Eure Kajüte zeigen, oh schönstes Wesen auf Efferds Wellen?” Desidero schmunzelte bei Trahels Versuchen sich bei Asharia einzuschmeicheln. Sie hingegen lächelte verhalten zurück. Sie kannte diese Möchtegern-Casanovas nur zu gut von den Festlichkeiten, zu denen Ilyana sie öfter mitgenommen hatte. Es waren meist jüngere Männer aus reichen Familien oder dem niederem Adel, die sich im Glauben, sie seien von Rahja persönlich erwählt, an jeder jungen Frau versuchten und früher oder später auch vor Asharia standen. Ilyana hatte ihr immer geraten sie zu ignorieren. Ein Dame die etwas auf sich hält würde sich nicht mit diesen Emporkömmlingen abgeben und schon gar keine Hexe. Außerdem wäre selbst ein alternder Praios-Geweihter besser im Bett als sie. “Ich wäre Euch dafür sehr dankbar Kapitän.”
Nach der längeren Schiffsfahrt war Asharia glücklich ihre Heimat wiederzusehen. Kaum zu Hause angekommen unterzog Desidero sie einer magischen Prüfung, die sie zu seiner Zufriedenheit bestand. Am Abend überreichte er ihr ein enganliegendes nachtblaues Seidenkleid, dass sie in der Nacht darauf bei ihrer ersten Hexennacht trug.
Im Rondra brachen Asharia und Desidero nach Lowangen auf, um dort an dem alljährlichen Treffen eines Levthanzirkels teilzuhaben, dem ihr Onkel angehörte. Es war der Ausgang diese Zirkeltreffens, der Asharia dazu bewegte Al'Anfa zu verlassen und auf Wanderschaft zu gehen.
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