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„Sepharel? SEPHAREL?“
Als er die Augen öffnete sah er in die besorgten Gesichter zweier Elfen.
„Aldare... Thalionmel? Was… was ist geschehen?“„Du wurdest von Straßenräubern angegriffen. Dieser Herr dort hat sie vertrieben und dich anschließend hergebracht.“, sagte Aldare. Sepharel schaute in die Richtung in die Aldare zeigte. Am anderen Ende der Küche stand ein recht blasser Mann Mitte dreißig. Er hatte rote Haare und grüne Augen, gekleidet war er in dunkle Kleider aus Leder und Pelz. „Habt Dank. Ihr habt mein Leben gerettet. Ich stehe in Eurer Schuld.“ Der Mann winkte ab. „Dankt nicht mir, dankt Boron. Er hat mich zu Euch geführt. Aber nun genug davon. Ihr seht aus als könntet Ihr einen kräftigen Schluck gebrauchen...“ „Da habt Ihr recht. Thalionmel bringt mir doch bitte ein ein Glas von dem Stärksten.“ Sepharel und sein Retter verließen die Küche und nahmen an einem freien Tisch im Schankraum platz.
„Ihr hatten großes Glück. Die Räuber haben Euch arg zugesetzt. Darf ich fragen wie Euer Name lautet?“ „Sepharel von Honingen“, antwortete Sepharel. „Und Ihr könnt mir erzählen was Ihr wollt; wer oder was mich auf der Straße angefallen hat war kein Räuber!“ „Wie dem auch sein. Mein Name ist übrigens Fargej Aljeff.“ Nach einer kurzen Pause sprach Fagej weiter. „Wie fühlt Ihr Euch?“ Sepharelmel servierte das bestellte Getränk. „Einmal Premer Feuer. Geht auf Kosten des Hauses.“ „Danke, Thal.“ Sepharel lächelte sie müde aber dankbar an und wandte sich wieder seinem Gesprächspartner zu. „Wie ich mich fühle? Ich bin müde und mein Kopf fühlt sich an als wäre Rondra mit ihrem Streitwagen durchgefahren.“ Wie zur Bestätigung senkte Sepharel den Kopf und rieb sich die Schläfen. Fargej beobachtete ihn mit einem milden Lächeln. Sepharel griff nach dem Glas und trank. Am liebsten hätte er das Premer sofort wieder ausgespuckt, der Geschmack war ihm zuwieder aber er zwang sich das Glas bis auf den letzten Tropfen zu leeren. „Vermutlich liegt es an den Folgen des Überfalls.“ dachte er. „Mein Magen hat sich noch nicht ganz erholt...“ Er wandte sich zu Fargej. „Ich möchte nicht unhöfflich sein aber ich denke es ist besser, wenn ich nun gehe.“ „Das kann ich verstehen. Ich werde Euch begleiten, man weiß nie was noch geschehen mag.“ „Danke aber das wird nicht nötig sein.“, lehnte Sepharel freundlich lächelnd ab. „Ich komme trotzdem mit!“ Da er Fargej nicht abwimmeln konnte, führte er ihn zu einer nahegelegenen Herberge. „Ich möchte Euch nochmals für Eure Hilfe danken, wenn ich irgendetwas für Euch tun kann so lasst es mich wissen.“, begann Sepharel. „Nun, da wäre etwas, dass ich mit Euch besprechen muss. Kann ich Euch in einer Stunde nochmals aufsuchen?“ „Kann das nicht bis morgen früh warten? Ich bin wairklich sehr müde.“ „Nein, es ist wirklich sehr wichtig!“, antwortet Fargej bestimmt. „Nun gut, wenn es Euch so wichtig ist, dann werde ich warten.“ „Gut. Dann sehen wir uns in einer Stunde.“ Mit diesen Worten tauchte Fargej in die Schatten der Nacht ein. Sepharel wartet eine viertel Stunde und machte sich dann auf den Heimweg. Sein Vater wollte vor dem Frühstück noch mit ihm sprechen und er fürchtete auch ohne weitere wache Stunden, am Morgen nicht mehr rechtzeitig zu erwachen. Er würde Fargej sicher noch einmal wiedersehen und sich bis dahin eine gute Ausrede einfallen lassen. Kaum das er zu Hause angekommen und auf sein Zimmer geschlichen war, lies er sich ins Bett fallen und versank in einem traumlosen Schlaf. Fargej erschien eine Stunde später wieder in der Herberge, musste aber erfahren, dass dort niemand mit dem Namen Sepharel abgestiegen war. Fluchend besuchte Fargej noch einmal das „Esche und Kork“ aber auch dort konnte man ihm keine Auskünfte über Sepharels Aufenthaltsort geben. So blieb ihm nichts anderes übrig, als die anderen Herbergen abzusuchen und letztendlich durch die nächtlichen Gassen zu streifen, in der Hoffung Sepharel durch Zufall zu treffen.
Thalion zog die Vorhänge an seinem Fenster zur Seite und lud damit die ersten Strahlen der aufgehenden Praiosscheibe in sein Zimmer ein. Ein leichtes Unwohlsein befiel ihn aber er tat es als Nachwirkungen des gestrigen Abends ab. Nachdem er sich angekleidet hatte traf er sich mit seinem Vater, dieser eröffnete ihm, dass er für ein paar Tage nach Garth verreisen müsse und übertrug Thalion die Staatsgeschäfte. Drei Nächte durchstreifte Fargej schon die Straßen und Gassen von Havena. In dieser Nacht wollte er sich gerade wieder zu seinem Unterkunft zurück kehren, als er auf eine dunkle Seitengasse aufmerksam wurde. Mit leisen Schritten näherte er sich der Gasse und spähte hinein. „Sepharel!! Ich dachte schon ich würde Euch nie mehr finden...“ Sepharel rührte sich nicht. Wie versteinert stand er da, den Blick starr vor sich gerichtet. Fargej folgte seinem Blick und sah schweigend den leblosen Körper an, der zu Sepharels Füßen lag. Es war die Leiche einer ältern Frau, an ihrem Hals waren deutliche Bissspuren zu sehen.
„Ihr hattet Recht Sepharel. Es war ein Vampir, der Euch angegriffen hatte. Ein Kind der Finsternis, eine Kreatur des Namenlosen.“ „Bedeutet das, dass ich nun auch so eine Kreatur bin?“ „Nein.“ Fargej schüttelte den Kopf. „Ich kam noch rechtzeitig hinzu um das zu verhindern. Ich gab dir mein Blut zum Trinken; du bist nun ein Kind der Nacht. Ein Diener Borons genau wie ich. Hier nimm das und wisch dir das Blut aus dem Gesicht.“ Fargej reichte Sepharel ein Schnupftuch, dann zog er seinen Dolch und schnitt der Frau die Kehle durch. Er nahm noch ihr Geld an sich und wandte sich zum Gehen. „Komm mit!“ Schweigend und den Blick immer noch zu Boden gesenkt folgte ihm Sepharel zu einem verlassenen Haus. Fargej führte ihn in das Wohnzimmer. Der Boden und die Abdeckung der Möbel war mit einer dicken Staubschicht bedeckt und die zerbrochenen Fenster mit Brettern zugenagelt. „Warte hier, ich werde derweil versuchen einen Lehrmeister für dich zu finden. Ich bin zu sehr mit Dar’shena beschäftigt um dich auszubilden.“ „Dar’shena?“ Fargej nickte, „Sie war es, die dich angegriffen hat. Mach es dir bequem, ich bin spätestens bei Morgengrauen wieder hier.“ Mit diesen Worten schickte sich Fargej an das Haus zu verlassen und lies Sepharel alleine zurück. Sepharel zog die Abdeckung eines Sessels zurück und setzt sich hin. Mit gesenktem Blick ging er im Gedanken die Ereignisse der letzten Tage durch. Er wusste nicht ob nur ein paar Minuten oder vielleicht schon mehrere Stunden vergangen waren, als jemand kaum hörbar das Zimmer betrat. Er blickte auf und sah eine wunderschöne junge Frau neben seinem Sessel stehen. Sie hatte ein blasses Gesicht, lange pechschwarze Haare, dunkelbraune Augen und sie trug ein figurbetonendes Kleid aus dunkelblauem Samt.
„Wer seid Ihr?“, fragte Sepharel mit matter Stimme.
„Mein Name ist Dar’shena Trebora“, antwortete die Frau amüsiert. „Aber, aber mein Junge. Wer wird den gleich so grimmig dreinschauen? Du kannst dein Schwert stecken lassen. Ich habe nicht vor dich zu töten, das würde keinen Spaß machen. Könntest du Fargej ausrichten, dass ich ihn morgen Nacht am Hafen erwarte? Es wird Zeit, dass wir unsere Streitigkeiten ein für alle mal *beilegen*.“ Kaum das sie den Satz beendet hatte, wandte sie sich um und verlies das Haus. Als Sepharel kurz nach ihr aus der Haustüre trat, war von ihr nichts mehr zu sehen.
Etwas mehr als eine Stunde vor Sonnenaufgang kehrte Farge zurück. „Ich habe eine Lehrmeisterin für dich gefunden.“, rief er quer durch das Haus. „Sie ihr Name ist Sagarta und...“ er stockte als er das Wohnraum betrat und in Sepharels ernstes Gesicht sah. „Was ist passiert?“ Sepharel erzählte ihm was sich zugetragen hatte und Fargej sah ihn mit einem triumphierenden Blick an. „Es wurde auch Zeit, dass sich diese verdorbene Hexe zum Kampf stellt! Sepharel, du wirst dich gleich morgen nach Sonnenuntergang zur Boroninsel begeben. Sagarta erwartet dich dort!“ „Warum bis morgen warten?“ sagte Sepharel mehr zu sich selbst und ging zur Haustür. „Bist du verrückt?“ rief ihm Fargej hinterher. „Du wirst es vor Sonneaufgang nicht mehr schaffen!!“ „Na und?“ Sepharel schloss die Türe hinter sich und lies einen vollkommen verwirrten Fargej zurück. Eine Stunde später kam er am Hafen an. Finster lag die Boroninsel im Hafenbecken und war von fast allen Vierteln Havenas aus sichtbar. Es dauerte noch eine weitere halbe Stunde jemanden zu finde, der ihn zur Insel übersetze. Ein schmaler Pfad führte vom Strand hinauf zum hohen schwarzen Tempel, vorbei an mehreren Grabsteinen. Er blieb noch einen Moment vor dem Tempel stehen, der aus großen Basaltsteinen erbaut wurde, dann öffnete er einen Flügel des 4 Schritt breiten Portals und trat ein. Er folgte einem kurzen Gang, der durch einen Gwen Petryl Stein schwach erleuchtet wurde. Sepharel benötigte das Licht nicht, er sah auch in der Dunkelheit mindestens genau so gut wie am Tage. Er stieg die Treppe am Ende des Ganges hinab, in deren Wänden die Bildern vom hundertfachen Tod eingemeißelt waren, welche beim genaueren betrachten scheinbar lebendig wurden. Ein Novize erblickte ihn als er einen großen Saal betrat und ging auf ihn zu. „Boron zum Gruße. Was kann ich für Euch tun?“ „Ich möchte mit Sagarta sprechen.“ Der Novize nickte stumm und zog sich in die hinteren Teile des Tempels zurück. Zehn Minuten vergingen bevor er in der Begleitung einer Geweihten wiederkehrte. Sie trug eine schwarze Robe, ihr blasses Gesicht wurde von schwarzen Haaren umrahmt. Für einen Moment musterte die Geweihte Sepharel mit ihren schwarzen Augen und richtet dann ihre Worte an ihn: „Du musst Sepharel sein. Mein Name ist Sagarta. Folge mir, dies ist nicht der richtige Ort um sich zu unterhalten.“ Ohne eine Antwort abzuwarten führte Sagarta ihn durch den großen Saal tiefer in den Tempel hinein. Einige schweigsame Minuten später hielt sie vor einem Zimmer an. „Wie ist dein richtiger Name?“, fragte sie Sepharel völlig unvermittelt. „Thalion Ui’Bennain.“ „Nun Thalion, dies ist dein Zimmer. Du solltest dich jetzt ein wenig ausruhen, heute Abend werden wir alles bereden. Ruhe sanft in Borons Armen.“
Während der folgenden Monde seiner Ausbildung durch Sagarta fügte er sich langsam seinem Schicksal. Von Fargej hat er nie wieder etwas gehört und das tat ihm auch nicht sonderlich leid. Ein Jahr später verlies er Havena um auf Wanderschaft zu gehen und seine Vergangenheit ein für alle Mal hinter sich zu lassen ...
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