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Dietmar
Klotz Verlag, Eschborn 1997
173 Seiten, 15.20 Euro
ISBN 3-88074-607-9
Neben
wirtschaftlichen Einwänden gibt es noch viel schwerwiegendere
Gründe, weshalb wir uns eine verwöhnende Erziehung nicht
mehr leisten können, unseren Kindern eine entmündigende
Behandlung dieser Art besser erspart bleiben soll. An erster Stelle
steht das mangelnde Selbstvertrauen des ehemals Verwöhnten,
ebenso seine soziale Unbedarftheit.
Während
solche Menschen häufig ein Übernehmen von Verantwortung
als unzumutbar zurückweisen, neigen sie zur Anklammerung bis
hin zu schamlosem Ausnützen anderer.
Eltern ziehen einen Haustyrannen heran, kommen nicht auf ihre Rechnung,
wenn sie die Anhänglichkeit des Kindes für einen Liebesbeweis
halten. Umgekehrt wäre Verwöhnung keineswegs mit mancherlei
Begünstigungen, Nachsicht (im Gegensatz zu ständigem Strafen)
oder gar "zu viel Liebe" gleichzusetzen. Ihr Wesen liegt
in vorenthaltener Selbständigkeit, worin sich zunächst
ein Problem der Eltern, deren Ich-Schwäche und mangelnde Beziehungsfähigkeit,
kundtut.
Von
alledem handelt das vorliegende Buch. Es erschließt eine weit
über den familiären Alltag hinausreichende psychohygienisch
relevante Perspektive. Vor zwei Jahrzehnten ist es erstmals erschienen,
hat aber seine Aktualität behalten, wenn nicht gar eine solche
neu hinzugewonnen. Vielleicht ist uns erst heute voll bewusst geworden,
welchen verhängnisvollen, aber ebenso wohltuenden Einfluss
das Eltern-Kind-Verhältnis für die Zukunft haben kann,
und zwar in persönlicher, ebenso gesamtgesellschaftlicher Hinsicht.
Das
Problem mangelnder Wechselseitigkeit erfährt in diesem mutigen
und offenen Buch eine hilfreiche Durcharbeitung. Zuerst wird der
Prozess, dann das Produkt der Verwöhnung betrachtet, schließlich
ein "Entwöhnungstraining" geboten, welches Eltern
ein Umdenken und Andershandeln ermöglicht. Fallbeispiele aus
der psychotherapeutischen Praxis des Autors zeigen, dass im Kindesalter
auch eine Neurosenprophylaxe zu erfolgen hätte. Die in den
Text eingebauten Fragen leisten einen Beitrag zur Klärung und
einer kritischen Überprüfung der eigenen familiären
Situation.

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