Hexe im Stammbaum
[und andere Nachdenklichkeiten]

TRIGA Verlag, Gelnhausen 1999
300 Seiten,
ISBN 3-89774-002-8

Erinnerungen soll dieses Buch wachrufen, die sich auf die eigene Lebensgeschichte beziehen, zugleich aber noch wesentlich weiter zurückreichen. Sie betreffen insgesamt unser Herkommen. Erst durch ein solches Rückschauhalten kann der Ausblick in die Zukunft seine Düsternis verlieren. Es wird davon ausgegangen, daß Denkweisen nicht nur menschliches Handeln bestimmen, sondern bereits darauf Einfluß haben, wie wir die Welt wahrnehmen, ob wir uns ihr gegenüber weiterhin als Herren aufspielen oder allmählich als Teile eines Ganzen begreifen und damit unseren Status als Lebewesen akzeptieren.

Die Hexe verkörpert Anderssein, vielleicht auch eine naturnahe, ungebundene Lebensart. Gerade deshalb bekam sie den Haß und die Zerstörungswut von Machthabern zu spüren. Wir sind dann vor die Wahl gestellt, ob wir trotzdem einem Drang nach personalem Selbstsein folgen oder an der Grausamkeit des Ausgrenzens und Vereinzelns von Mitmenschen weiterhin teil haben. Allzu viele bedienen sich immer noch dieser unmenschlichen Strategie, um nicht selber deren Opfer zu werden, und werden es dennoch.

Kinder, die sich zunächst mit der Schöpfung eins fühlen, geraten durch den Unverstand Erwachsener ebenfalls in ein System der Zerstückelung und Entfremdung, welches umgekehrt durch Teilhabe an kindlicher Lebendigkeit zu entschärfen und dialogisch aufzubrechen wäre. Diese beherzigenswerte Chance führt der Autor dem Leser überzeugend vor Augen. Er tut das allerdings nicht systematisch, linear, sondern assoziativ-essayistisch, obwohl die einzelnen Kapitel ineinander greifen. Als besonderes Anliegen hat für ihn seelische Gesundheit zu gelten, die sich nur im sozialen Bezug gewinnen und sicherstellen lässt.

Schwerpunkte bilden: Innovation (eine Aufbruchsstimmung aktiv nützen), Tradition (als Lernaufgabe - auch was Fehler anlangt), Integration (im Sinne von Wechselseitigkeit und Ergänzung). Dabei wird deutlich gemacht, daß sich Angst als Folge von Einschüchterung überwinden läßt, wenn einer handlungsbereit sein Angewiesensein auf den Nächsten einbekennt.

Ein unabwendbares Schicksal ist der "Stammbaum" nicht, sondern Herausforderung, und zwar in mehrfacher Hinsicht, auch eine zum Nein-Sagen. So läßt sich in etwa der Inhalt dieser gehaltvollen Schrift zusammenfassen.

Das eigenwillige, zugleich einfach geschriebene, aber keineswegs anspruchslose Buch wendet sich an nachdenkliche Menschen, die für sich und andere um eine Orientierung bemüht sind, auch an solche, die angestammte Vorurteile endlich loswerden wollen. Als Zielgruppe haben alle jene zu gelten, die auf Ermutigung mehr Wert legen als auf eine präzise (Gebrauchs-)Anweisung. Angehörige helfender Berufe, aber auch Eltern, Lehrer, Erzieher, alle, die für Mitmenschen Verantwortung tragen, sind hier besonders angesprochen.

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