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Edition
Amadis, Berlin 1999
Seiten, 15.86 Euro
ISBN 3-929560-19-4
Wer
ein Zusammenleben jemals als Zwang empfinden mußte, versucht
am Ende beides abzuschütteln. Er gerät damit aber in eine
vielfach unterschätzte Notlage. Rechtfertigung für den
Zwang ist das keine. Denn dieser zerstört, sofern er ein Verhältnis
von Obrigkeit und Untertanen erzeugt, notwendigerweise und meist
sehr gründlich partnerschaftliche Formen des Zusammenlebens.
Der
Autor dieses lebensnahen, zugleich kritischen Buches nennt diesbezügliche
Hindernisse beim Namen. In ermutigender Weise macht er auf unabdingbare
Eigenleistungen aufmerksam. Es gelingt ihm, davon zu überzeugen,
daß nicht nur zwischen Geschlechtspartnern eine Beziehung
"auf gleicher Ebene" wünschenswert ist, sondern ein
Ergänzungsverhältnis dieser Art auch in anderen sozialen
Bereichen durchaus verwirklicht werden kann.
Hinweise
dazu bieten Menschen, die unter depressiven Zuständen, neurotischen
Ängsten oder verinnerlichtem Zwang gelitten haben. Ihr Weg
in die Freiheit, weiß der Psychotherapeut aus der Adler-Schule
zu berichten, ist identisch mit neuerlangter Beziehungsfähigkeit.
Analog zu einer solchen sozialen Reintegration müßte
eine Annäherung von Bewußtsein und Unbewußtem,
der emotionalen Lebensgrundlage, in die Wege geleitet, d.h. selber
gewollt und wirklich in die Tat umgesetzt werden.
Die
vierzehn fundierten Kapiteln dieses Buches laden zu einem persönlichen
Umschauhalten ein. Im Hinblick auf individuelle Probleme wird eine
wertvolle Unterstützung, keine fertige Lösung geboten.
Damit wäre lediglich ein Bevormunden statt echter Lebenshilfe
erfolgt. Die hohe Meinung des Autors von Selbstheilungskräften
und einem vielfach in Vergessenheit geratenen Hausverstand kommt
dem besonders zugute, der sich immer mehr als gleichwertiger Mitmensch
zu begreifen lernt.
Eine
Publikation, welche die "Wende" und einen "Strukturwandel",
wovon heute so viel die Rede ist, ernst nimmt, zugleich dazu herausfordert,
sich darauf aktiv einzulassen.
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