DDR

Die sozialistische Umgestaltung der Landwirtschaft

Beginn:

Die sozialistische Umgestaltung war nötig geworden, weil die einzelbäuerlichen Wirtschaften der landwirtschaftlichen Produktion Grenzen setzten. Die großen Maschinen konnten auf den kleinen Feldern nur ungenügend genutzt werden. Eine umfangreiche Nutzung der modernen agrawirtschaftlichen Kenntnisse war auch kaum möglich. Aufgrund des Leninschen Genossenschaftsplans und den Erfahrungen der Sowjetunion und der anderen sozialistischen Staaten orientierte die Partei der Arbeiterklasse auf den Zusammenschluß in der LPG. Dies war die einzige Möglichkeit um die Vorzüge der landwirtschaftlichen Großproduktion auszunutzen und die Arbeit der werktätigen Bauern zu erleichtern und das Bündnis zwischen der Arbeiterklasse und den werktätigen Bauern weiter zu festigen. Grundbedingung für den freiwilligen Zusammenschluß der Bauern war die sozialistische Staatsmacht.

Beachtung folgender nationaler Besonderheiten der DDR:

  • In der deutschen Landwirtschaft herrschten die kapitalistischen Methoden der Wirtschaftsführung und damit die Tendenz zur Großproduktion bereits weitgehend vor. Auch die Klein- und Mittelbauern strebten ständig nach Erweiterung ihres Bodenbesitzes, um selbst kapitalistisch wirtschaften zu können. Der Grund und Boden in der DDR war nicht nationalisiert, sondern vielmehr den werktätigen Bauern und den Landarbeitern durch die Bodenreform als Eigentum übergeben worden. Unter der Bedingung der Spaltung Deutschlands versuchten die reaktionären Kräfte von Westdeutschland her, alte Gewohnheiten, wie individualistisches Eigentumsdenken, Raffgier und ähnliches zu bewahren. Auch fehlte es nicht an Drohungen, daß es „einmal anders kommen könnte".
  • Verlauf:

  • Dieses war jedoch eine sehr komplizierte Aufgabe, weil die Bauern mit althergebrachten Arbeitsmethoden und Lebensgewohnheiten brechen mußten. Zudem verstärkten die kapitalistischen Kräfte im Bunde mit imperialistischen Kreisen der BRD ihre antikommunistische Hetze und veranlaßten viele Bauern zur Republikflucht. Aufgrund der schöpferischen und konsequenten Anwendung des Lenistischen Genossenschaftplanes durch die SED gelang es dem Gegner jedoch nicht, das Bündnis zwischen Arbeiterklasse und werktätigen Bauern zu untergraben. Nachdem die Bauern in den Gemeinden Worin, Merxleben und Schafstedt sich zu LPG zusammenschlossen hatten, wurden bis Ende des Jahres 1952 über1900 LPG gegründet. Zur Unterstützung der LPG beschloß die Regierung der DDR zahlreiche Maßnahmen, darunter Steuer- und Ablieferungsvergünstigungen sowie die Herabsetzung der Kosten für Leistungen der Maschinen - Traktoren - Stationen (MTS). Tausende Arbeiter folgten einem Aufruf des Zentralkomitees der SED und halfen den Genossenschaftsbauern bei der Organisierung der sozialistischen Großraumwirtschaft. Zahlreiche VEB und Institutionen schlossen Patenschaftsverträge mit den Genossenschaften ab. Aber auch Studenten und Schüler unterstützten die LPG bei Ernteeinsätzen. Jedes Jahr wurden den Genossenschaften mehr moderne Maschinen zur Verfügung gestellt. Durch eine relativ schnelle Festigung der LPG konnten 1954 auch Großbauern als Mitglieder aufzunehmen. 1955 machten etwa 2000 Großbauern von dieser Möglichkeit Gebrauch. So wurde es möglich Reste der Ausbeuterklasse auf dem Lande ohne Enteignung in den Aufbau des Sozialismus einzubeziehen. Die gut wirtschaftenden LPG bewiesen schon Ende der 50er Jahre die Vorzüge der mechanisierten genossenschaftlichen Produktion. Deshalb und aufgrund der Überzeugungsarbeit überwanden viele Bauern ihre Vorurteile. Im Dezember 1959 konnte der Kreis Eilenburg zuerst berichten, daß alle Bauern Mitglieder der LPG waren. Diesem Beispiel folgten Anfang 1960 alle übrigen Bauern der DDR. Im sozialistischen Frühling des Jahres 1960 fand die knechtende Unterordnung der Bauern unter die Bedingungen der einzelbäuerlichen Wirtschaft in der DDR für immer ihr Ende. Die Klasse der Genossenschaftsbauern bewirtschaftet fast 85% und die Volkseigenen Güter 8% der landwirtschaftlichen Nutzfläche der DDR.
  • Boden (bleibt in allen Typen Eigentum des Bauern) Landmaschinen, Geräte und Zugvieh Vieh Verteilung der Erträge

    Typ 1

    Gemeinsame Nutzung des Ackerlandes unter Beibehaltung der Feldraine und Grenzsteine. Bis 0,5 Hektar bleiben für Anbau von Obst und Gemüse in persönlicher Nutzung, ebenso Wiesen, Weiden und Wald. Individuelle Nutzung. Maschinen und Zugvieh werden gegen Bezahlung zur Verfügung gestellt. Individuelle Nutzung.

  • 40% entsprechen des eingebrachten Ackerlandes
  • 60% entsprechend der geleisteten Arbeitseinheiten
  • Typ 2

    Wie Typ 1 Gemeinsame Nutzung der Traktoren, Ochsen, Pferde und der landwirtschaftlichen Maschinen und Geräte. Jedes Mitglied kann zur individuellen Nutzung ein Pferd ein bis zwei fohlen und einen Ochsen behalten. Bezahlung des eingebrachten Inventars erfolgt innerhalb von 10 Jahren. Individuelle Nutzung

  • 30% entsprechend des eingebrachten Ackerlandes
  • 70% entsprechend der geleisteten Arbeitseinheiten
  • Typ 3

    Gemeinsame Nutzung des Ackerlandes, der Wiesen, der Weiden und des Waldes. Die eingebrachten Ländereien werden zu einer einheitlichen großen Bodenfläche zusammengelegt, die Feldgrenzen werden beseitigt. Individuelle Nutzung von Boden für die Hauswirtschaft bleibt. Gemeinsame Nutzung, auch größere Wirtschaftsgebäude werden gemeinsam genutzt. Individuelle Nutzung von einem Pferd oder Ochsen. Gemeinsame Nutzung des Zucht- und Nutzviehs, außer des Viehs, dass zur persönlichen Nutzung gebraucht wird (2 Kühe mit Kälbern, 2 Mutterschweine mit Nachwuchs, Schafe, Geflügel usw.)

  • 20% entsprechend der eingebrachten Nutzfläche
  • 80% entsprechend der geleisteten Arbeitseinheiten
  • Entwicklung der landwirtschaftlichen Produktionsgemeinschaften (1952 - 1955)

    Jahre: 1952 1953 1954 1955
    Anzahl der LPG: 1906 5120 5120 6047
    Mitgliedzahlen: 37000 128550 158356 196946
    zusammengeschlossene Betriebe 21899 55116 62052 77392

    Statistiken: Ein werktätiger in der Landwirtschaft produzierte 1949 genug Nahrungsmittel für 9 Einwohner. 1965 war diese Versorgung auf 18 Personen gestiegen.

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    Die sozialistische Umgestaltung der Landwirtschaft

    Definition LPG (Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften):

    LPG waren sozialistische Großbetriebe in der Landwirtschaft, in denen sich die Genossenschaftsbauern zur gemeinsamen Produktion zusammengeschlossen hatten.

    Grundlage:

    Grundlage war das genossenschaftliche - sozialistische Eigentum nach den Grundsätzen der sozialistischen Demokratie.

    Ziel:

    Ziel war die immer bessere Versorgung der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln und die kontinuierliche Versorgung der Industrie mit Rohstoffen.

    Allgemein:

    In der ehemaligen DDR waren die LPG die wichtigsten Produzenten landwirtschaftlicher Erzeugnisse. 591000 Genossenschaftsbauern bewirtschafteten 88% der landwirtschaftlichen Nutzfläche und erzeugten 95% des staatlichen Aufkommens an pflanzlichen und 77% an tierischen Erzeugnissen. Durch den sozialistischen Staat wurden die LPG in vielfältiger Form unterstützt. Nach dem von W. I. Lenin ausgearbeiteten Genossenschaftsplan waren sie die beste Grundlage für die Beteiligung der werktätigen Bauern am Aufbau des Sozialismus auf dem Lande.

    Einteilung in 3 Typen:

    Die 3 Typen unterschieden sich durch den Grad der Vergesellschaftung der Produktionsmittel, den Umfang der genossenschaftlich - sozialistischen Produktion und die Art der Verteilung.

    Typ I: Einbringung von Ackerland
    Typ II: Einbringung von Ackerland Maschinen, Geräte und Zugvieh
    Typ III: Einbringung von Ackerland, Maschinen, Geräten, Zugvieh, Nutzvieh, Wiesen,
    Weiden und Wald

    Bildung:

    Die Bildung von LPG erfolgte seit 1952. Bis 1960 waren fast alle Bauern den LPG beigetreten. Es gab Spezialisierungen der LPG für Pflanzen- bzw. Tierproduktionen diese besaßen eine gute Kooperationsgemeinschaft untereinander.

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    Stand: 20. Dezember 1998