2.1.3 Ziele der Regionalparks
Das Zukunftskapital des Landes Brandenburg
ist die Vielfalt reizvoller und unverbauter Landschaften, die teilweise
direkt an die städtische Bebauung Berlins heran- und sogar hineinreichen
(Internet 1998c). Kein anderer europäischer Ballungsraum verfügt
in diesem Maße darüber. Doch gerade dieser scheinbar unerschöpfliche
Freiraum im Berliner Umland verleitete viele brandenburgische Gemeinden
zu einem leichtfertigen Umgang mit dieser Ressource. Es wurden in überdimensionierter
Weise Gewerbegebiete und Bauland ausgewiesen und es entstanden bzw. entstehen
noch heute flächenintensive Einkaufszentren wie der Havelpark, Waltersdorf
oder das "Factory Outlet Center" in Wustermark. Durch das gegenwärtige
Überangebot an Siedlungsflächen und wegen mangelnder Nachfrage
fallen vielerorts derartige Bebauungsgebiete brach. Um verbleibende Landschaftsgebiete
vor der Zersiedelung zu bewahren und zum Schutze jener Gebiete vor anderen
Nutzungsarten wurde das Regionalparkmodell entwickelt (ebd.).
Nachdem sich die Länder Berlin und Brandenburg vertraglich darauf geeinigt hatten, gemeinsam planen zu wollen, haben sie das Thema "Regionalpark" sowohl im Landesentwicklungsprogramm beider Länder als auch in der "Gemeinsamen Landesentwicklungsplanung für den engeren Verflechtungsraum Brandenburg-Berlin" formal verankert (MUNR/SenSUT 1998b, 11). Mit der bereits erfolgten Billigung der beiden o.g. Planwerke durch die Regierungen von Brandenburg und Berlin und nach der Beschlußfassung durch die jeweiligen Länderparlamente liegt den betreffenden Regionen damit das verbindliche "Regionalpark-Angebot" vor (ebd.).
Der Entwicklungsraum "Regionalpark" wird von insgesamt acht Teilräumen gebildet (mit einer Gesamtfläche von ca. 2.500 km2), die sich zwischen den vorhandenen Siedlungsachsen entwickeln sollen (Internet 1998d; MUNR 1997). Der Flächenumfang der einzelnen Regionalparks umfaßt etwa 300 bis 600 km2 (ebd.).
60 - 80% der Fläche aller Regionalparks besteht aus einer land- und forstwirtschaftlich geprägten Landschaft, welche die Lebensgrundlage für die Regionalparks darstellt (ebd.).
Jeder der acht, sowohl in das Stadtgebiet von Berlin integrierten als auch in das Land Brandenburg hineinreichenden, "Regionalparks" ist als ein dauerhaft zu entwickelnder Strategieraum aufzufassen, für den identitätsstiftende Entwicklungsstrategien, durch eine gemeinsame Konsensbildung bei den vor Ort Betroffenen, konzipiert sowie deren Umsetzungen, mittels der Durchführung entsprechender Projekte vor Ort, erreicht werden sollen (MUNR/SenSUT 1998a).
Mit der Idee der Entwicklung von Regionalparks
werden im gemeinsamen Leitbild spezifische siedlungs- sowie wirtschaftsstrukturelle,
soziale und ökologische, als auch raumplanerische Ansprüche zusammengefaßt.
Trotz der offiziell gewährten Selbstbestimmbarkeit zur bürgernahen
Gestaltungsmöglichkeit des jeweiligen Entwicklungsraumes "Regionalpark",
sollten zu allen acht der Berlin und Brandenburg angehörigen Regionalparks
grundsätzliche Zielvorgaben, die einerseits den Bewohnern des Landes
Brandenburg als auch jenen der Stadt Berlin von großem Nutzem sind,
verwirklicht werden:
Durch die Beachtung dieser allen acht Regionalparks gemeinsamen Zielsetzungen bei der Festlegung und Umsetzung der bürgernah und im gemeinsamen Konsens zu erarbeitenden Entwicklungsvorschläge und Projekte, soll eine Aufwertung der einerseits zur Stadtperipherie von Berlin zählenden, andererseits zum Land Brandenburg gehörigen Landschaften (das sog. Umland von Berlin) ermöglicht werden (Internet 1998e).
Wichtig zu erwähnen ist die Tatsache,
daß mit der Bezeichnung "Regionalpark" nicht etwa ein Schutzstatus
verbunden ist, wie er dem für ein Natur- oder Landschaftsschutzgebiet
entspricht. Grundsätzlich gilt jedoch, daß eine natur- und umweltverträgliche
Landnutzung die Hauptaufgabe der in einem Regionalpark lebenden Menschen
bleiben muß, weil dadurch die Bewahrung der natürlichen Lebensgrundlagen
gesichert werden kann und somit dauerhafte Arbeitsplätze für
die Menschen dieser Region entstehen können (MUNR/SenSUT 1998a). Die
Vergabe von Fördermitteln aus vorhandenen Förderprogrammen konzentriert
sich deshalb gleichfalls auf Regionalpark-Projekte, die mit einer natur-
und umweltverträglichen Landnutzung einhergehen (MUNR/SenSUT 1998b).
Das Regionalparkkonzept ist deshalb auch als ein Instrument der Wirtschaftsförderung
aufzufassen (Complan/Plangrün 1998). Eine beabsichtigte Attraktivitätssteigerung
von Gewerbestandorten in den Regionalparks ist außerdem als Teil
einer Gegenstrategie, zu einem vermeidbaren "Speckgürtel" rund um
Berlin, zu begreifen.
Eine große Bedeutung des Regionalparks
liegt in seiner Erholungsfunktion. Dies zeigt sich schon in dem "Park"-Begriff,
der den freiraumgestalterischen Anspruch sowie die freizeit- und erholungsorientierten
Zielsetzungen verdeutlicht (MUNR/SenSUT 1998a). Der Großraum Berlin
verfügt über ein weitreichendes S-Bahn-Streckennetz, welches
BesucherInnen über zahlreiche "Grüne Ausstiege" in die stadtnahen
Landschaften gelangen läßt. Dieses Potential gilt es für
die Zukunft zu nutzen, denn zur Landschaftsaufwertung eines Regionalparks
gehört die behutsame Erschließung seiner Region (z.B. durch
Wanderwege) und eine umweltgerechte verkehrliche Anbindung (das S-Bahn-Streckennetz
bietet in vielen Fällen günstige Voraussetzungen hierfür).
Um dem Tagesbesucher oder Wochenendurlauber die Einzigartigkeit eines Regionalparks bewußt machen zu können, sollen nicht nur die ortstypischen Qualitäten von Landschaft und deren Gemeinden (z.B. anhand des kulturellen, gastronomischen und freizeitsportlichen Angebotes der Region) hervorgehoben werden, sondern auch die Zeugnisse einer bewegten Geschichte sollten möglichst "erlebbar" dem Besucher nahe gebracht werden (ebd.).
2.1.4 Die Planungsphilosophie und die
Umsetzung der Regionalparkidee
Die Vorgaben des LEPro und LEPeV bedürfen
auf der Ebene der Regional- und Bauleitplanung sowohl einer räumlichen
als auch inhaltlichen Konkretisierung. Dort müssen unter Berücksichtigung
fachplanerischer Konzepte und Zielvorstellungen, z.B. der Landschafts-
und agrarstrukturellen Entwicklungsplanung, weitergehende Aussagen u.a.
zur Freiraumsicherung, zur Flächennutzung, zur Gestaltung und Erschließung
der Landschaft, zum Natur- und Ressourcenschutz gemacht werden. Neben der
instrumentellen Ebene (LEPeV und LEPro) besteht der Beitrag der Landesplanung
bei der Entwicklung der Regionalparks vor allem in der Unterstützung
entsprechender Aktivitäten vor Ort (Internet 1998d).
Der Regionalpark ist kein administratives Planungsinstrument, sondern ein Angebot der Landesplanung. Somit werden keine neuen Planungsebenen geschaffen. Die Regionalparks sollen "von unten", der kommunalen Ebene, wachsen. Dies ist somit ein Schritt zur Bündelung nachbarschaftlicher Interessen von Brandenburger Kommunen und Berliner Bezirken (Internet 1998d). Durch die enge Kooperation und Arbeitsteilung soll eine ökologisch und ökonomisch verträgliche Entwicklung erreicht und negative Doppelinvestitionen vermieden werden.
Für den Ausbau der Regionalparks im Umland Berlins wird eine Entwicklung "von unten" angestrebt. In der Agenda 21, Kapitel 28.1 und 28.3, werden wichtige Impulse für die Bewerkstelligung der regionalen Entwicklung gegeben: "Da viele der in der Agenda 21 angesprochenen Probleme und Lösungen auf Aktivitäten auf der örtlichen Ebene zurückzuführen sind, ist die Beteiligung und Mitwirkung der Kommunen ein entscheidender Faktor bei der Verwirklichung der in der Agenda enthaltenen Ziele. Kommunen errichten, verwalten und unterhalten die wirtschaftliche, soziale und ökologische Infrastruktur, überwachen den Planungsablauf, entscheiden über kommunale Umweltpolitik und -vorschriften und wirken außerdem an der Umsetzung der nationalen und regionalen Umweltpolitik mit. Als die Politik- und Verwaltungsebene, die den Bürgern am nächsten ist, spielen sie eine entscheidende Rolle bei der Information und Mobilisierung der Öffentlichkeit und ihrer Sensibilisierung für eine nachhaltige, umweltverträgliche Entwicklung. Jede Kommunalverwaltung soll in einen Dialog mit ihren Bürgern, örtlichen Organisationen und der Privatwirtschaft eintreten und eine 'Kommunale Agenda 21' beschließen. Durch Konsultation und Herstellung eines Konsenses würden die Kommunen von ihren Bürgern und von örtlichen Organisationen, von Bürger-, Gemeinde-, Wirtschafts- und Gewerbeorganisationen lernen und für die Formulierung der am besten geeigneten Strategien die erforderlichen Informationen erlangen. Durch den Konsultationsprozeß würde das Bewußtsein der einzelnen Haushalte für Fragen der nachhaltigen Entwicklung geschärft ..." (Internet Agenda 21, Kap.28., 1ff.).
Im Kapitel 28 der Agenda 21 wird die Einbeziehung der Kommunen und die Beteiligung der Bürger und Organisationen in die Regionalentwicklung gefordert. Die Mitarbeit bei der örtlichen und überörtlichen Planung durch Gemeinden und Bürger drückt sich zuerst in der Arbeit der Fördervereine und Zweckverbände aus, die sich mit der Entstehung der Regionalparks bildeten und deren Aufgabe die Umsetzung der Regionalparkidee ist. Die Mitglieder dieser Vereine kommen aus verschiedenen Gemeinden, sozialen Schichten und Berufen. Um einen Förderverein oder einen Zweckverband zu gründen, muß anfangs eine Satzung aufgestellt werden, in der die Ziele festgehalten werden. Diese Ziele beziehen sich sowohl auf eine überörtliche als auch auf eine kommunalen Zusammenarbeit.
In Bezug auf die interkommunale Kooperation spielt die informelle Zusammenarbeit zwischen den angrenzenden Berliner Bezirken und den Regionalparks sowie den brandenburgischen Gemeinden untereinander eine wichtige Rolle. Der Nutzen für die Regionalparks läßt sich folgendermaßen zusammenfassen:
Die Arbeit der Vereine auf der kommunalen Ebene bezieht sich auf das Ausarbeiten von Startprogrammen und Startprojekten, mit deren Beispielwirkung weiterführende Projekte durch die Bevölkerung ("bottom up"- von unten) initiiert werden sollen. Dafür ist es notwendig, daß bei den Menschen die eigenen Lebensbedürfnisse angesprochen werden. Sie sollen zum Ausgangspunkt für die Entwicklung der Region gemacht werden. Es ist wichtig, die Bewohner für ihre Region zu sensibilisieren, ihnen bewußt zu machen, daß sie gegenüber der Metropole Berlin durchaus Stärken besitzen. Dazu gehört der Freiraum ebenso, der Potentiale für die Naherholung bietet, sowie für die Gewinnung und Vermarktung regionaler Produkte. Die Chance besteht darin, gerade die Nähe zur Großstadt zu nutzen, sich als ein Teil einer gemeinsamen Region zu verstehen und zu entwickeln.
Ein weiterer Grund für eine Entwicklung von unten ist der, daß es bei amtlich verordneten Verhaltensänderungen eher zu Differenzen, nicht aber zu einer Einsicht kommt. Die Bereitschaft der Bevölkerung, verstärkt bei der Planung mitzuarbeiten, kann zusätzlich erhöht werden, wenn dem Betroffenen eine Win-Win Situation bewußt gemacht wird. Im Einzelnen kann das bedeuten, daß sich für die Akteure betriebswirtschaftliche Verbesserungen herausstellen, die gleichzeitig zur regionalen Entwicklung beitragen.
Ein wichtiges Instrument bei der Umsetzung dieser "Planungsphilosophie" ist die Participatory Rural Appraisal (PRA) - die partizipatorische Planung. PRA ist eine Methode, Teile der Bevölkerung aufzufordern und zu unterstützen, in einem vertretbaren Zeitrahmen ihre bisherige und künftige Entwicklung zu untersuchen und auszuwerten, sowie begründete und rechtzeitige Entscheidungen bezüglich bestimmter Entwicklungen in ihrem Umfeld zu fällen (Schönhut/Kievelitz 1993).
Zu dieser Arbeitsweise gehört, daß die Ziele und Gründe des Projekts eindeutig erläutert werden. Der Umgang mit den Mitmenschen vor Ort unterliegt einer eigenen Form und Rhythmik, der sich der Planer unterordnen muß. Bei der partizipatorischen Planung ist es notwendig, sich Vorgehensweisen zu bedienen, die die Beteiligten ermutigen, ihre eigenen Positionen und Sichtweisen auszudrücken. Die Arbeit sollte dabei in einer kreativen und "lernfähigen" Atmosphäre stattfinden, in der es möglich ist, sich auf notwendige Details zu konzentrieren. Gegenseitiger Respekt und Vertrauen bilden wichtige Vorraussetzungen für die Initiierung von Arbeitsgruppen partizipatorischer Planung. Der Planer darf nicht anmaßend wie ein Fremder erscheinen, er sollte besser durch ein ehrliches Auftreten Vertrauen gewinnen (Gericke et al. 1996). Wichtige Planungshilfen bieten hierbei die "Zukunftswerkstatt", die Arbeit mit Modellen und Karten und das Brainstormingverfahren. Die Mitarbeit der Fördervereine, der Planer von der Gemeinsamen Landesplanung oder von beauftragten Büros (Complan/Plangrün) ist unerläßlich, um beratend (steuernd) auf den Einzelnen einzuwirken und um für dieses neue Verständnis zu werben. Ihnen kommt hierbei die besondere Aufgabe zu, dieses Kapital gebündelt zu nutzen und beispielgebend in Startprojekten umzusetzen. Wichtig für die Fortführung und das Initiieren eigener Ideen ist die Transparenz der Planungen. Wenn die Akteure sehen, welche einfachen Ideen den Startprojekten zugrunde liegen, fällt es ihnen wesentlich leichter, eigene Projekte zu verwirklichen.
Abb. 2: Regionalparks in
Berlin und Brandenburg (mit Bahnanbindung)
Die Regionalparks sind kein Einheitsmodell,
denn jeder Regionalpark hat seinen eigenen Charakter. Die Einzigartigkeit
eines jeden Regionalparks kann aber nicht verordnet werden. Deshalb sind
regionale und interkommunale Ideen und Institutionen gefordert und somit
variieren die einzelnen Umsetzungsstrategien (MUNR/SenSUT 1998a; Internet
1998d). Der Stand der Umsetzung der Regionalparkidee und die besondere
Charakteristik der einzelnen Gebiete werden nun kurz im Einzelnen - im
Norden beginnend und dem Uhrzeigersinn folgend - vorgestellt:
Naturpark Barnim
Der Naturpark erstreckt sich im Norden
über das Wandlitzer Wald- und Seengebiet bis nach Liebenwalde und
Eberswalde und umfaßt somit ein Gebiet mit vielfältigen Lebensräumen
in der eiszeitlich geprägten und historisch gewachsenen Kulturlandschaft
des Barnim. Er ist damit eine "ökologische Perle" unter den Regionalparks.
Mit diesem Berlin-Brandenburgischen Naturpark wird das erste gemeinsame Naturschutzprojekt beider Länder verwirklicht. Von den 74.871 ha Fläche hat Berlin einen Anteil von 5,4%.
1995 wurde ein Kuratorium gebildet, in
dem alle entscheidenden Interessenträger der Region vertreten sind.
Heute wird der Naturpark auf breiter Ebene von den Kreisen und Kommunen
unterstützt. Und erste Projekte wie ein Berlin-Barnimer Radwandertag
und der jährliche "Naturwacht-Äquator" - eine Langstreckenwanderung
durch das Gebiet - wurden durchgeführt. Geplant ist, ein Ausstellungs-,
Besucher- und Informationszentrum gemeinsam mit dem Agrarmuseum Wandlitz
einzurichten. Außerdem soll ein auf den öffentlichen Nahverkehr
abgestimmtes Rad-, Wander-, Reit- und Wasserwanderwegesystem in Zusammenarbeit
mit den Kommunen eingerichtet werden.
Barnimer Feldmark
Weite Felder mit einzelnen Dörfern
erstrecken sich hinter der Stadtkante von Marzahn und Hohenschönhausen.
Die Flur wird durch ein intaktes Netz aus Landstraßen (meist Alleen)
und Eisenbahnlinien sowie anderen charakteristischen Landschaftselementen
der Feldmark gegliedert. Typische und gut erhaltene Angerdörfer mit
historischen Feldsteinkirchen, die zum Teil aus dem 12. Jahrhundert stammen
gehören ebenso zum Erscheinungsbild wie repräsentative Gutsparks.
Als erster Regionalpark wurden der Regionalpark
Barnimer Feldmark ins Leben gerufen. Hervorgegangen aus der theoretischen
Diskussion zur Idee der Regionalparks wurde ein Förderverein zur Entwicklung
des Regionalparks gegründet, dem neben verschiedenen Vereinen auch
Bürgermeister aus den betroffenen Kommunen angehören. Unterstützt
wird der Verein von der gemeinsamen Landesplanungsabteilung.
Müggel-Spree-Park
Die Seenlandschaft im Osten Berlins ist
ein traditionelles Erholungs- und Ausflugsgebiet mit vielfältigen
Ausflugszielen, z.B. Müggelsee oder Kalksteingrube Rüdersdorf.
Das sternförmige Gewässersystem mit dem Dämeritzsee als
Mittelpunkt ist von Kiefernwäldern umgeben, die für die märkischen
Tal- und Dünensande typisch sind. Das wald - und wassergeprägte
Spreetal ist ein Relikt einer nacheiszeitlichen Schmelzwasserrinne.
Eine kommunale Arbeitsgemeinschaft, der
auch der Berliner Bezirk Köpenick angehört hat es sich zur Aufgabe
gemacht, die Entwicklung des Regionalparks voranzutreiben. Der Rundwanderweg
Müggel-Spree, der wesentliche touristische Ziele miteinander vernetzt,
soll gebaut und die Spree renaturiert werden.
Flutgrabenaue
Eine sehr scharfe Stadtgrenze hat sich
im Süden Berlins, bedingt durch die "Mauer" herausgebildet. Die Großziethener
Feldflur ragt hier weit ins Stadtgebiet hinein und bildet einen wichtigen
klimatischen Ausgleichsraum. Die stadtnahe Agrarlandschaft wird nach Süden
hin durch eine immer abwechlungsreichere Kulturlandschaft mit Wiesenniederungen
und Höhen abgelöst.
Die Planungen sind in diesem Gebiet noch
nicht sehr fortgeschritten. Unter anderem verzögern die Planungen
für den Großflughafen Berlin-Schönefeld die kommunale Zusammenarbeit.
Teltowpark
Ehemalige Rieselfelder um Ruhlsdorf, Großbeeren,
Sputendorf, Schenkenhorst und Güterfeld bieten im leicht verwilderten
Zustand eine geometrische Idylle. Die Rieselfelder sind von Holunder, Birken
und Obstbäumen umstanden und werden gelegentlich nur von schon angerosteten
Standrohren der einstigen Rieselfeldnutzung überragt und sind längst
Lebensraum vieler seltener Arten geworden.
Wichtige Aufbauarbeit leistet der Landschaftspflegeverband
Teltow-Fläming, der hierfür einen Beirat eingerichtet hat, und
auch die Bereitschaft der Gemeinden zur Umsetzung konkreter Maßnahmen
nimmt zu. Konkret werden derzeit mehrere Kilometer Radweg, des geplanten
Radwegenetzes gebaut (vgl. 3.6).
Potsdamer Havelseen
Der landschaftliche Reiz der Potsdamer
Havelseen veranlaßte schon die preußischen Majestäten
dazu, sich hier einzurichten. Heute kann man diese Landschaft als ein von
der Gartenarchitektur vergangener Epochen geprägtes Gebiet erleben,
welches mit allerhand baulichen Schmuckstücken aufwarten kann.
Auch für Wassersportler bilden die Seen einen attraktiven Anziehungspunkt.
Die Gemeinden erklärten bisher ihre
grundsätzliche Bereitschaft zur Zusammenarbeit und gründeten
eine kommunale Arbeitsgemeinschaft, die als Gemeindeforum agiert.
Döberitzer Heide - Gatow
Der Grunewald und der Wannsee waren und
sind die beliebtesten und am meisten frequentierten Ausflugsziele von West-Berlinern.
Dieses und die Kulturlandschaft um Gatow und Kladow westlich der Havel
werden nun ergänzt durch die Döberitzer Heide, die als fast hundertjähriges
militärisches Sperrgebiet eine außerordentliche landschaftliche
Vielfalt aufzuweisen hat. Nach dem Abzug der sowjetischen Truppen soll
das Gelände schrittweise für Besucher geöffnet werden.
Das Naturschutzgebiet Döberitzer Heide wird vom gleichnamigen Förderverein betreut. Ein Arbeitsschwerpunkt ist die Beseitigung der Munitionsbelastung, um spezielle Wegetrassen für Erholungssuchende bereitstellen zu können.
Die Kommunen gründeten nach mehreren
Workshops zum Regionalpark einen Zweckverband, der vor allem an einer Zusammenarbeit
mit dem Förderverein Döberitzer Heide interessiert ist.
Krämer Forst
Das Ländchen Glien mit den großen
geschlossenen Kiefern- und Eichenwäldern des Krämer Forstes bildet
den Mittelpunkt des Regionalparks. Umgeben ist das Waldgebiet von Feld-
und Wiesenfluren, Niederungen wie dem Rhinluch und dem Spandauer Forst
auf Berliner Stadtgebiet. Besonders auffällig sind die Dörfer
um dem Krämer, die oft noch ihren typisch märkischen Charakter
erhalten haben und sich einem Kranz gleich um die Hochfläche legen.
Auf Grundlage eines von der Landesplanung
beauftragten umsetzungsorientierten Konzeptes arbeitet der 1998 gegründete
Förderverein Regionalpark Krämer Forst an der Umsetzung erster
Projekte. Diese sehen den Radwegebau sowie Initiativen zur Vermarktung
der Region auf überregionalen Ausstellungen und die Erstellung von
touristischen Karten vor (vgl. 2.2).
Ausblick
Heute, acht Jahre nach der "Wende", hat
es sich als richtig erwiesen, die Planungen bereits frühzeitig aufeinander
abzustimmen und die Landesplanung gemeinsam zu betreiben (Internet 1998b).
Das befürchtete oder erhoffte Wachstum ist bis jetzt ausgeblieben. Es sind zwar Wohn- und Gewerbegebiete im Umland von Berlin entstanden, aber von einem Speckgürtel kann noch lange nicht die Rede sein. Mittlerweile erkennt man dies auch auf kommunaler Ebene dies als Chance für eine nachhaltige Regionalentwicklung. Da sich innerhalb der Berliner Region bereits ein Überangebot an Wohn- und Gewerbeflächen abzeichnet, zeigt sich, daß die landschaftliche Qualität zu einem entscheidenden Standortvorteil werden könnte (Internet 1998d).
"Die Anfang der 90er Jahre befürchteten abrupten Bevölkerungszuwächse in Berlin und im engeren Verflechtungsraum sowie damit einhergehende massive Abwanderungen aus dem äußeren Entwicklungsraum sind ausgeblieben. Die Bevölkerungszahlen im gemeinsamen Planungsraum Berlin-Brandenburg haben sich insgesamt stabilisiert. Auch der Wanderungsverlust Berlins zugunsten Brandenburger Umlandgemeinden hält sich bisher in Grenzen. Ende 1997 lebten knapp 6 Mio. Menschen im gemeinsamen Planungsraum. Die Bevölkerungsprognose weist für den gemeinsamen Planungsraum bis zum Jahr 2010 einen Anstieg auf etwa 6,15 Mio. aus" (Internet 1998c, o.S.).
"Insgesamt ist die Weiterentwicklung der Regionalparks eine wichtige Voraussetzung für einen modellhaften und zukunftsfähigen Umgang mit den vorhandenen Freiräumen im Metropolenraum Berlin. Gleichzeitig wird durch die gemeindeübergreifende Kooperation ein beispielhafter umfassender regionaler Agenda-Prozeß in Gang gesetzt" (Internet 1998d, o.S.).
2.2.1 Lage und Abgrenzung
Nordwestlich von Berlin zwischen den Siedlungsachsen
Spandau-Falkensee-Nauen und Reinickendorf-Hennigsdorf/Velten-Oranienburg/Kremmen
erstreckt sich das Regionalparkgebiet des Krämer Forstes. Es umfaßt
u.a. die Ämter Schönwalde (Glien) und Oberkrämer sowie Teile
der Ämter Kremmen und Nauen-Land. Weiterhin gehörten zum Untersuchungsgebiet
der Büros Complan/Plangrün das Amt Brieselang, die Städte
Falkensee, Hennigsdorf und Velten sowie der Berliner Bezirk Spandau dazu
(Complan/Plangrün 1998). In der Darstellung (vgl. Karte 1) ist der
angestrebte Wirkungsbereich des Fördervereins Krämer Forst eingetragen,
sowie die Mitgliedsgemeinden des Vereins.
Abb. 3: Mitgliedsgemeinden
und Wirkungsbereich des Regionalparks.
(Quelle der Kartengrundlage:
Landesvermessungsamt Brandenburg (Hrsg.) 1993: Verwaltungsgrenzen nach
der Kreis-, Amts- und Gemeindeneugliederung, Land Brandenburg, M 1:500.000.
Potsdam)
2.2.2 Naturräumliche Gliederung
und Landschaftsstruktur
Nordwestlich des Spandauer Forstes beginnt
die von Kanälen und Gräben durchzogene Wiesenlandschaft des Havelländischen
Luches. Die heutige Gestalt bildete sich nach der letzten großen
Eiszeit, der Weichseleiszeit, heraus. Abfließende Schmelzwässer
bahnten sich ihren Weg durch die großen Niederungen. Es entstanden
die Urstromtäler (Complan/Plangrün 1998). Niedermoore und durch
oberflächennahes Grundwasser beeinflußte Feuchtgebiete bedeckten
große Teile des Landes.
Zusammen mit dem weiter nördlich gelegenen Rhinluch umschließen diese Niederungen die Hochfläche des Ländchen Glien, eine Grundmoränenplatte aus Geschiebemergel. Hier erstreckt sich das Waldgebiet des Krämer Forstes. Er zieht sich quer durch das Ländchen Glien in nordwestlicher Richtung von der Wansdorfer Heide bis nach Flatow bei Kremmen. Die charakteristische Ausformung dieser Hochfläche wird deutlich durch die Lage der Gliendörfer, welche am Rande dieser Erhebung gegründet wurden und eine Dörferkette bilden (vgl. Karte 1). Die höchste Erhebung ist der Gliener Berg mit ursprünglich 68 m. Dieser ist heute jedoch nur noch 38 m hoch, da die Erdmassen für den Autobahnbau des Berliner Rings benötigt wurden (Amt Oberkrämer 1995).
Dazu gehören folgende Landschaftsbereiche, die charakteristisch für diesen Raum sind:
Die landwirtschaftlich genutzten Ackerflächen
liegen auf der Hochfläche und den Hängen des Glien zwischen Bötzow,
Neu-Vehlefanz und Flatow. Infolge der größtenteils intensiv
betriebenen Landwirtschaft sind die Äcker durch große Schläge
bewirtschaftet. Trotzdem bilden die Ackerflächen einen reizvollen
Kontrast zu den ausgedehnten Waldflächen. Dies zeigt sich besonders
während der Vegetationsperiode durch die unterschiedlichen Anbauprodukte.
Die Grünlandnutzung, Beweidung und Futtermittelgewinnung, wird auf
den feuchteren Standorten in den Niederungen des Glien betrieben. Die Wiesen-
und Weidengebiete erstrecken sich von Schönwalde-Wansdorf über
Falkensee bis Brieselang und um das Gebiet von Paaren. Gleichzeitig werden
die Weiden für die Freizeitpferdehaltung (z.B. als Koppeln und Turnierplätze)
genutzt, da innerhalb des Regionalparkgebietes zahlreiche Reiterhöfe
angesiedelt sind.
Der Regionalpark Krämer Forst schafft
durch die Vielfältigkeit der Landschaft (mit Wäldern, Wiesen-
und Weiden sowie Ackerflächen) und der ausgeprägten Siedlungsstruktur
(vgl. 2.2.6) eine besondere Eigenart dieser Region und somit ein Potential
für die weitere Erholungsnutzung.
Einzelne Biotoptypen sind auch innerhalb des Brandenburger Naturschutzgesetzes (BbgNatSchG) geschützt. Dies sind z.B.: Fließgewässer (u.a. Gräben); Standgewässer (z.B. Kleingewässer, Pfuhle und Röhrichtgesellschaften bei Flatow, Groß Ziethen, Brieselanger und Krämer Forst); Moore (z.B. Moorgehölze im Ort Flatow); Feuchtwiesen und Trockenrasen; Laub- und Feldgehölze (z.B. Weidengebüsche nasser Standorte zwischen Marwitz und Bötzow und Streuobstwiesen im Ortsbereich Flatow, Groß Ziethen und Brieselang) sowie Sonderbiotope: z.B. Binnendünen im Bereich des Ländlichen Glien zum Luchgebiet, bewaldete Binnendünen - mit Kiefernbestand - finden sich teilweise im Krämer und Bredower Forst (ebd.).
Alleen und Baumreihen - zwar oft unvollständig vorhanden - sind an vielen Straßen des Regionalparks zu finden und sind gesetzlich geschützt.
Neben den oben genannten Schutzgebietskategorien
sind noch eine Vielzahl von Naturdenkmälern (vgl. Karte 2) ausgewiesen
worden, die wertvolle Einzel- und Gruppendenkmäler absichern. Diese
befinden sich häufig innerhalb der einzelnen Ortschaften des Dörferkranzes
und können somit auch als "Sehenswürdigkeit", bzw. Seltenheit
der jeweiligen Orte herausgestellt werden, z.B. das Stieleichenensemble
(Quercus robur) in Schönwalde und am Marwitzer Dorfanger (ebd.). Die
außerhalb der Ortschaften liegenden Naturdenkmäler können
für die Besucher des Regionalparks ein besonderer Anziehungspunkt
auf den Rad- und Wanderrouten sein, wie z.B. die Hainbuche (Carpinus betulus)
bei Paaren und die "12-Brüder-Buche" (Fagus sylvatica) in der Wansdorfer
Heide (Amt Oberkrämer 1995).
Aufgrund der geologischen Entstehungsgeschichte
bildete sich eine abwechslungsreiche, kleinteilige Landschaft aus. Sie
ist geprägt durch einen Wechsel extremer Trockenstandorte z.B. offene
Binnensanddünen sowie Feuchtgebiete, wie vermoorte Bereiche. Dadurch
fanden einige heute bedrohte Tierarten einen Lebensraum, wie z.B. der Weißstorch
(Ciconia ciconia). Weißstorchhorste finden sich in den Gemeinden
Flatow, Groß Ziethen und Staffelde (Complan/Plangrün 1998).
Seine Bezeichnung ist elbslawischen Ursprungs und bedeutet soviel wie "lehmiger Boden", "lehmiges Gebiet". Ackerbau und Viehzucht war nur an den Hängen des Glien möglich, da die hohen Grundwasserstände in den Niederungen eine Bewirtschaftung unmöglich machten. In Brieselang und Schönwalde entwickelten sich die ersten Besiedlungsgebiete dieser Region. Deutsche Bauern ließen sich im 12./13. Jahrhundert hier nieder. Sie legten die heute noch erhaltenen 15 Straßen- und Angerdörfer auf dem Glien an (ebd.). Alle Ortschaften befinden sich am Rande des Hochplateaus und bilden den typischen Dörferkranz. Anfang des 18. Jahrhunderts begann Friedrich Wilhelm I. mit der Urbarmachung des Luchlandes. Das Land sollte als Weide- und Wiesenfläche für die Milchviehhaltung nutzbar gemacht werden. Ein umfangreiches Grabensystem wurde angelegt, welches in den folgenden Jahrhunderten kontinuierlich ausgebaut wurde. Der Grundwasserspiegel sank, die Feuchtgebiete trockneten aus und extensiv genutztes Grünland entstand. Die Region wurde zum Milch und Butterlieferanten Berlins (ebd.). Die alte Poststrecke Berlin-Hamburg führte durch den Krämer Forst. Sie verlor allerdings ihre Bedeutung mit dem Bau der Chaussee (heute Bundesstraße 5) und der Eisenbahnlinie zwischen beiden Metropolen.
Die Einwohnerzahlen im Gebiet variieren,
wobei die Stadt Falkensee über die größte Einwohnerzahl
verfügt (25.640 Einwohner), gefolgt von den Gemeinden Brieselang (ca.
5.140 Einwohner) und Schönwalde (ca. 3.400 Einwohner). Bei den meisten
Gemeinden im Regionalpark liegt die Einwohnerzahl jedoch unter 1000.
Nach dem zweiten Weltkrieg und der Gründung
der DDR wurden aus den Herrensitzen und Bauernhöfen Landwirtschaftliche
Produktionsgenossenschaften (LPG). Prägend für diese Zeit war
die starke Abwanderung der Bevölkerung aus dieser Region (ebd.). Seit
der Wiedervereinigung sind starke strukturelle Veränderungen eingetreten.
Die Auflösung der LPGs, die Anpassung der Landwirtschaft an die Bedingungen
des europäischen Marktes und die damit einhergehende Entlassung vieler
Arbeitskräfte führte erneut zu einer Abwanderung in andere Regionen.
Angesichts dieser Entwicklung haben die Gemeinden in den letzten Jahren
vielfältige Anstrengungen unternommen, um dieser Tendenz entgegenzuwirken.
Durch die Standortvorteile (Nähe zu Berlin und zur Autobahn) wurden
große Flächen zu Gewerbegebieten oder Bauflächen ausgewiesen.
Ein weiterer Wirtschaftsfaktor in der Region ist die Entwicklung der Naherholung.
Es wird in vielen Gemeinden verstärkt auf Dorferneuerung und die Ansiedlung
von Freizeit- und Erholungsaktivitäten gesetzt (u.a. Reiterhöfe,
Pferdepensionen, Errichtung eines großen Ausstellungs- und Freizeitzentrums
MAFZ in Paaren).
Der Bereich Verkehr und Infrastruktur wird in der Arbeitsgruppe "Tor zum Park" genau erläutert (vgl. 5.2).
2.2.8 Flächennutzung
Landwirtschaft
Die landwirtschaftliche Nutzung im Regionalpark
wird stark durch die relativ geringe Bodenqualität geprägt, wobei
die Bodenwertzahlen zwischen 25 - 35 liegen. Die Bodenarten variieren von
Sand über lehmigen Sand bis zu sandigem Lehm/Ton und Moor. Die genannten
Böden ändern sich oft auf sehr kleinem Raum und können damit
Bodenzahlen zwischen 10 und 30 erreichen. Die landwirtschaftliche Nutzung
des Gebietes beträgt ca. 20.000 ha, davon ca. 13.000 ha intensive
Ackernutzung und ca. 7.000 ha Grünlandwirtschaft (Complan/Plangrün
1998). Im Regionalparkgebiet gibt es ca. 70 landwirtschaftliche Betriebe,
davon arbeiten über die Hälfte als Nebenerwerbsbetriebe. Rund
400 Vollerwerbsarbeitsplätze bietet die Landwirtschaft (ebd.). Hauptanbaufrüchte
im Gebiet des Regionalparks sind Getreide, Kartoffeln und Ölfrüchte.
Forstwirtschaft
Große Waldgebiete innerhalb des
Regionalparkgebietes sind der Krämer mit der Wansdorfer Oberheide,
das NSG "Brieselanger Forst" und Teile des Nauener Stadtforstes, NSG "Bredower
Forst" und LSG "Bütenheide" sowie der angrenzende Spandauer Forst
und die Flatower Kienheide.
30 % der Fläche sind z.Zt. bewaldet.
Sie werden alle forstwirtschaflich genutzt, außer dem NSG "Brieselanger
Forst" (ebd.). Der Baumbestand der Wälder hat sich im Laufe der Zeit,
d.h. durch Grundwasserveränderungen (z.B. Grundwasserentnahme) und
die wirtschaftliche Nutzung verändert. Im Moment überwiegen die
Kiefernforste mit einem Anteil von 80% in den Höhenlägen des
Krämer Forstes, der Wansdorfer Oberheide und der Flatower Kienheide.
Teilweise gehen die Bestände in Traubeneichen-Kiefer-Mischwald über.
Der Laubholzanteil (Eichen-Hainbuchen-Mischwald) liegt in den Niederungen
bei 60 - 90% (ebd.).
Ziel sollte es sein, eine naturnahe und
artenreiche Waldnutzung (von Kiefermonokultur zu Laubmischwald) mit Ausbildung
natürlicher Waldränder anzustreben. Positiv würde sich dies
auf das Artenreichtum, das Landschaftsbild und die Erholungsnutzung auswirken.
Landwirtschaftliche Direktvermarktung ist
im Krämer Forst insgesamt nur sehr gering entwickelt. Möglichkeiten
für den Einkauf beim Erzeuger werden nur von wenigen Landwirten angeboten.
Als positive Beispiele sind hier das MAFZ in Paaren mit der Schaukäserei
und der Karolinenhof bei Flatow zu nennen. Im MAFZ finden häufig landwirtschaftliche
Veranstaltungen und Ausstellungen statt. Weitere Freizeitangebote (z.B.
Fahrradverleih, Camping) stehen den Besuchern hier zur Verfügung.
Insgesamt bietet das Gebiet des Regionalparks
Krämer Forst den Besuchern die Möglichkeiten ruhiger Naherholungsaktivitäten
(Wandern, Radfahren, Baden und Naturerleben) und sollte in diesem Sinne
weiterentwickelt werden.
Soweit der Ausschnitt aus dem Projektbericht. Und nun noch etwas Landeskunde aus dem Manuskript zur 1995 erschienenen Wanderkarte "Touristischer Plan. Der Krämerwald im Glien." (Hrsg. Amt Oberkrämer/Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, Regionalgruppe Krämer):
Abb. 4: Zwischen dem Ruppiner
Kanal (Verbindung Rhin-Havel) im Norden, der Havel im Osten, dem alten
Lauf der Muhre/Peene im Süden (jetzt: Nieder Neuendorfer, Havel- und
Großer Havelländischer Hauptkanal) und dem Havelländischen
bzw. Rhinluch im Westen erstreckt sich das Ländchen Glien.
Der Krämerwald im Glin - lehmiges Land und grüne Lunge von Berlin
Nordwestlich von Berlin ragt aus dem Luchland von Havel und Rhin eine Moränenplatte, die von ihren elbslawischen Bewohnern einst “glinny kraj”, “lehmiges Land” getauft worden ist: der Glin (Die richtige Schreibweise des Namens ist umstritten, in der heimatkundlichen Literatur ist “Glin” überliefert, die heute amtlich benutzte Form lautet “Glien”).
Vor über 10.000 Jahren durch die Weichseleiszeit geschaffen, wurde das Gesicht dieses Landes in den nachfolgenden Jahrtausenden von Wind und Wasser geformt. Pfuhle bildeten sich in vormaligen Eislöchern, die Urstromtäler boten Raum für die Betten von Flüssen und Flüßchen wie der Havel, dem Rhin und der Muhre. Aus den Talsanden wurden in den Urstromtälern und auf den lehmigen Hügeln der Grundmoräne Sanddünen aufgeweht, die bald der Wald eroberte und deren höchste Vertreter im Krämer auf 72m (am Funkturm östlich der Chaussee von Krämerpfuhl nach Wolfslake) und 68m (Gliner Berg westlich der Autobahn nahe Reckins Grab) ansteigen.
Fast 20m erheben sich die Dünen im Schönwalder Forst aus dem umliegenden Luchland, das sich durchschnittlich 33m über dem Spiegel der Ostsee befindet. Das Gliner Land und insbesondere der Krämerwald, der seinen Namen der einstigen Zugehörigkeit zum Haus Kremmen verdankt, bieten den Hintergrund für viele Sagen.
Sie handeln von stummen Fröschen und von Riesen, denen die Entstehung der Pfuhle und Hügel um Vehlefanz und Eichstädt zugeschrieben wurde, von armen Müllerstöchtern und von Kobolden, von versunkenen Dörfern und vom mutigen Förster Reckin, der zur Zeit der napoleonischen Fremdherrschaft aus einer hohlen Eiche Kuriere der Besatzer beschossen haben soll, bis ihn der Qualm aus seiner Flinte verriet und er selbst getötet wurde. Sein Grab befindet sich südlich des Weges von Wolfslake nach Börnicke, unweit der Autobahnbrücke und nur wenige hundert Meter südwestlich des Ortes, wo bis zum Autobahnbau die uralte hohle Eiche stand. Heimatfreunde haben an ihrer Stelle eine junge Eiche gepflanzt.
Doch schon lange zuvor haben Menschen in diesem Land ihre Spuren hinterlassen. So die germanischen Semnonen, von deren reger Siedlungstätigkeit in den Jahrhunderten um die Zeitenwende die bei Eichstädt, Perwenitz und Schönwalde gefundenen Dreiplattennadeln aus Bronze und Eisen zeugen. Zur Zeit der Völkerwanderung kamen als Nachfolger der nach Schwaben abgewanderten Germanen um das Jahr 600 Slawen aus dem Vorkarpatenland in das weitgehend entvölkerte Havelland und nahmen es friedlich in ihre Obhut.
Ein auffälliges Zeugnis ihres Wirkens legen die Burgwälle bei Leegebruch und Vehlefanz ab. In letzgenanntem Dorf ist eine von ursprünglich drei Wehranlagen, der sogenannte Botscheberg, der allerdings schon aus deutscher Zeit stammt, noch heute deutlich erkennbar. Dieser Hügel liegt links der Chaussee nach Perwenitz, südwestlich der im 15. Jahrhundert errichteten Kirche, nordwestlich der Überreste (Mauerfragment und Turmstumpf) der ebenfalls kolonisationszeitlichen Wasserburg und des im 18. Jahrhundert erbauten Amtshauses, in dem Napoleon auf seinem Zug gen Rußland genächtigt haben soll.
Viele Orts- und Flurnamen im Glin halten die Erinnerung an die im 14. oder 15. Jahrhundert ausgestorbene elbslawische (polabische) Sprache wach, wie z.B. Marwitz (Ort, an dem es Ameisen gibt), Kremmen (Kieselstein), Ziethen (Ort, an dem Binsen wachsen) und Pausin (an der Anhöhe). Namen wie Börnicke, Leegebruch, Eichstädt und Staffelde hingegen weisen schon auf die nach der Eroberung der Mark unter dem Askanier Albrecht von Ballenstedt aus der Altmark, Ostfalen, Flandern und den Niederlanden gen Osten gezogenen Sachsen und Franken hin, die allmählich die verbliebenen Slawen assimilierten, sofern jene nicht dem Leitspruch der Ostkolonisation "Taufe oder Tod" entsprechend ihr Leben dem deutschen Drang nach Osten opfern mußten.
Die über 800 Jahre deutscher Geschichte in der Mark sahen viele Kriege, die Not und Elend auch über den Glin brachten. Das Kreuz am Kremmer Damm erinnert an einen der Kämpfe gegen die Pommern im 15. Jh., die Siegessäule von Hakenberg im benachbarten Ländchen Bellin an den Sieg der kurmärkischen Truppen gegen die Schweden im Jahre 1675. Unzählig sind die Wunden, die der zweite Weltkrieg im Gebiet gerissen hat. Klein-Ziethen und Tietzow kostete er die Dorfkirche, nur die Glocken blieben erhalten, an anderer Stelle verloren Pfarren viele ihrer Glocken an die Kriegswirtschaft.
Soweit diese kurzen Gedanken zur Geschichte des Gli(e)ns.
Zuletzt geändert am/ last updated at/ strona ostatnio zmieniona dnia: 15.03.1999