Der israelisch-palästinensische Krieg und seine konkurrierenden Betreuer
Diskussionsveranstaltung der destruktiven kritik in Zusammenarbeit mit dem GEGENSTANDPUNKT 

Mi 15.05.02, 19:30 Uhr im Veranstaltungsraum im c.u.b.a. (Kultur- und Begegnungszentrum Achtermannstraße) Achtermannstr. 10, 48143 Münster.

Die Möglichkeit zum Weiterdiskutieren  gibt es am Fr 17.05.02, 20 Uhr in der "Brücke", Wilmergasse 2, 48143 Münster

1.
"Spirale der Gewalt" - so lautet die durchgesetzte Falschmeldung über den Krieg im Nahen Osten. Gewalt ist aber nicht der Grund des Konfliktes, sondern hat einen Grund. Den geben die Streitparteien sogar zu Protokoll. Israel kämpft um seine Existenz als Staat, die es erst gesichert sieht, wenn alle Palästinenser verschwunden sind oder sich restlos unterworfen haben. Die Palästinenser, denen alles fehlt, um normal leben zu können, kämpfen nicht für gescheite Lebensbedingungen, sondern um das gleiche wie die Israelis: Eine staatliche Existenz für sich.
Das nimmt die Öffentlichkeit durchaus zur Kenntnis, aber nie, ohne auf der Trennung von Zweck und Mittel zu beharren. Dass hier glühende Patrioten Blut für ihren Staat vergießen, will so niemand sagen. Sonst käme am Ende der so ehrbare Höchstwert Nation in Verruf. 
2.
Die Logik von der Gewaltspirale ist zwar verkehrt, aber durchaus nützlich. Durch diese Optik wird der Konflikt ebenso grundlos wie unauflöslich. Das nährt den Ruf nach einer überlegenen dritten Macht, die der Gewaltspirale von außen begegnet. So hat die Falschmeldung doch noch einen Nutzen: Sie kommt einem Antrag auf Imperialismus gleich, in dem sich auch noch Friedensbewegte mit den Aufsichtsmächten treffen können. Als Schlichter sollen USA und Europa tätig werden - als hätten die Hüter der weltweit größten Waffenarsenale ausgerechnet "Gewaltfreiheit" als höchstes Ziel.
3.
"Genug ist Genug!", verkündet Präsident Bush, nachdem er mit der Herunterstufung des Streites zwischen Israel und den Palästinensern zum "Regionalkonflikt" die Heraufstufung zum Blutbad eingeleitet hat. Die israelische Armee als unangefochten stärkste Macht der Region hat den Freibrief mit ihrem Vernichtungsfeldzug "Operation Schutzwall" weidlich genutzt. Nach "Schlichtung" sieht das nicht aus. 
4.
Derweil sieht sich Europa als weltpolitische Größe auf Null gesetzt: "Statist im Nahen Osten. Von Scharon gedemütigt, stehen die Europäer mit leeren Händen da", so titelt die FAZ. EU-finanzierte Einrichtungen der palästinensischen Autonomiebehörden werden demonstrativ zerstört. Deutschland antwortet mit einem Lieferboykott bei militärischen Ersatzteilen und schlägt einen UN-Truppeneinsatz vor, der von den USA postwendend abgelehnt wird. Die militärische Gewalt der Europäer ist für eine maßgebliche Einflussnahme auf die Neuordnung der Gewaltverhältnisse nicht nur im Nahen Osten unzureichend. Seitdem üben sich Fischer und andere in einer Kritik am "verkürzten Sicherheitsbegriff" der USA. Ist das Friedensliebe oder das Leiden unter fehlender Macht?

Leküretip dazu: Altes und neuestes vom israelisch-palästinensischen Krieg