Die Staatsgewalt in den jungen afrikanischen "Nationalstaaten" hat weder ihre politische Grundlage in einem politisierten Willen ihrer Untertanen, noch existiert sie �konomisch von wirklich vorhandenem und frei verf�gbarem Reichtum der eigenen Gesellschaft. Ihren Bestand hat sie vielmehr in ihrem Verh�ltnis zu den imperialistischen Staaten: Ihre Souver�nit�t ist eine durch wirkliche Weltm�chte lizenzierte.
1. Der historische Grund dieses Widerspruchs ist der Kolonialismus, n�her der Kolonialismus der westeurop�ischen Gro�m�chte, insbesondere Frankreichs und Gro�britanniens, in den paar Jahrzehnten zwischen 1890 und 1960. Bis zu dieser Zeit hatte die koloniale Erschlie�ung des "schwarzen Kontinents" in den immer nur teilweise und zeitweise erfolgreichen Anstrengungen westeurop�ischer Kolonialgesellschaften und K�nigsh�user bestanden, von gesicherten K�stenst�tzpunkten aus Handelsbeziehungen zu den St�mmen und den bodenst�ndigen "Reichen" des Binnenlandes aufzunehmen, zu denen als erste stets die christlichen Missionare vorgedrungen waren und erste Beziehungen der Duldung fremder Wei�er durch die Einheimischen hergestellt hatten; vertragliche Vereinbarungen, die nicht einmal immer milit�risch erzwungen waren, regelten diesen Verkehr. Das alles geschah in Konkurrenz untereinander - sogar in Konkurrenz der christlichen Konfessionen gegeneinander! - sowie im Osten Afrikas gegen das Osmanische Reich bzw. verschiedene arabische Sultanate, die dort schon l�nger Fu� gefa�t hatten. Was es an bodenst�ndiger Herrschaft gab, wurde durch diesen fr�hen "Kolonialwarenhandel" zwar durchgreifend modifiziert: Der Abtransport von Gold, Elfenbein und vor allem von schwarzen Sklaven f�r die von Anfang an ganz anders genutzten Besitzungen der europ�ischen M�chte in der Neuen Welt' sowie an einzelnen leicht beherrschbaren Stellen Afrikas belebte das Interesse der herrschenden Stammesf�rsten an derartigen Artikeln, vor allem an Menschenmaterial aus dem eigenen wie aus fremden St�mmen ganz enorm; um so mehr, als die dazu n�tigen Beutez�ge den Kauf solcher Waffen erforderlich machten, wie sie wiederum bei den wei�en H�ndlern im Austausch gegen die gemachte Beute zu haben waren. Die Erschlie�ung Afrikas f�r die Zwecke der christlichen Zivilisation bew�hrte sich so als Grundlage f�r eine innerafrikanische Barbarei auf neuer, vorher unerreichbarer Stufenleiter, n�mlich mit der milit�rischen, diplomatischen und geistlichen Beratung und Ausstattung des Abendlandes. Die patriarchalische Stammesherrschaft und die auf ihrer Grundlage etablierten Feudalreiche" wurden dadurch aber ebensowenig aufgel�st wie die bodenst�ndigen Formen einer nur geringste �berschusse abwerfenden Subsistenzwirtschaft: Durch den Verkauf von Subsistenzbauern, denen ansonsten kaum gelegentlich ein wenig Vieh zu rauben war, als Sklaven ging weder der vorhandenen �konomie noch der vorhandenen Herrschaft irgend etwas verloren, im Gegenteil. Mit Ausnahme des s�dafrikanischen Hinterlandes, das schon seit dem 18. Jahrhundert in immer weiterem Umfang von wei�en Siedlern okkupiert wurde, �nderte sich dieses �u�erliche Verh�ltnis zwischen den europ�ischen M�chten und dem afrikanischen Binnenland erst, als gegen Ende des 19. Jahrhunderts die franz�sische Republik, das Vereinigte K�nigreich und das deutsche Kaiserreich darangingen, die Welt und folglich auch Afrika vollst�ndig in imperialistische Herrschaftssph�ren aufzuteilen.
Die Pl�ne, die die damaligen Gro�m�chte in Afrika verfolgten - Gro�britannien w�nschte eine durchgehende britische Zone von �gypten bis zur Kapprovinz, Frankreich eine franz�sische West-Ost-Achse von Senegal bis Somalia, Deutschland eine �hnliche "Landbr�cke" weiter s�dlich, von Tanganjika mindestens bis Togo - , hatten mit der Kr�merfrage, ob es denn da �berall �berhaupt etwas zu holen gab, nichts zu tun. Hier machten die kapitalistischen Gro�m�chte radikalen Ernst mit ihrem Anspruch, ihre Macht absolut, also als Weltmacht zu behaupten und dementsprechend in Konkurrenz gegeneinander die ganze Welt zum Bet�tigungsfeld und damit zum exklusiven Mittel ihrer Herrschaft zuzubereiten. Erstmals in der Weltgeschichte war dieser Anspruch kein Hirngespinst, sondern realistisch und relativierte sich weder am daf�r n�tigen Kostenaufwand noch an der totalen �konomischen Unbrauchbarkeit eines Landstrichs. Mit einer �berlegenen Diplomatie, die die bodenst�ndigen St�mme und "Reiche" Afrikas erfolgreich gegeneinander ausspielte und umgekehrt zu verhindern wu�te, da� die Konkurrenz der Kolonialm�chte einen einheimischen Potentaten als politisches Subjekt �berleben lie�, sowie mit ihrem �berlegenen Milit�r, durch den zielstrebigen Einsatz ihres �berlegenen kapitalistischen Reichtums also erstreckten die drei imperialistischen M�chte ihre Souver�nit�t auf den gesamten Kontinent. Sie vernichteten dabei jede eigenst�ndige schwarze Herrschaft und beschr�nkten sich einzig und allein aneinander, was zu den bekannten seltsam abstrakten Grenzziehungen innerhalb Afrikas f�hrte; zwischen den Gro�en gelang es einzig Portugal sowie in geringf�gigem Umfang Spanien und nur zeitweise Italien, sich ein St�ck kolonialer Herrschaft zu sichern - sowie dem belgischen K�nig Leopold, der sich die internationale Zustimmung zu seinem zun�chst ihm pers�nlich eigenen "Freistaat Kongo", insbesondere das Einverst�ndnis der bei der Verteilung ganz drau�en gebliebenen USA sowie des reichlich sp�t gekommenen Deutschen Reiches, dadurch erkaufte, da� er diesen der Nutzung durch die gesamte Staatenwelt �ffnete. Moderne politische Herrschaft wurde auf diese Weise durchgesetzt - ob mit "direkter" oder "indirekter Regierung", ist ein hierf�r gleichg�ltiger Unterschied! - in einem Kontinent, der bis dahin als ziemlich undurchdringliches und in seinen inneren Verh�ltnissen auch ziemlich uninteressantes Reservoir an Gold, Elfenbein und Sklaven fungiert hatte und in dem sich folglich die Unkosten einer modernen Herrschaft �berhaupt nicht bezahlt machten, zumal das in der Entwicklung der Lohnarbeit am weitesten fortgeschrittene Gro�britannien das Gesch�ft mit den Sklaven schon vorher unterbunden hatte. Wie flott auch immer gewisse Handelsgesch�fte weiterliefen, f�r den Haushalt der Kolonialm�chte war die Eroberung und Beherrschung Afrikas vor allem ein schwerwiegender Ausgabeposten. Die Antwort der Kolonialm�chte auf dieses selbstgeschaffene Kostenproblem waren entsprechend forcierte Bem�hungen, die errungene Herrschaft nachtr�glich zu einem lohnenden Gesch�ft auszugestalten. D�rfern, deren Einwohner kaum f�r die eigene Subsistenz aufkommen konnten, wurde von der Kolonialverwaltung die brutal durchgesetzte Verpflichtung auferlegt, regelm��ig ein gewisses Quantum seltener Naturprodukte zu sammeln oder anzubauen und abzuliefern; der Aufbau lokaler und regionaler Monokulturen in Plantagenform brachte Einnahmen in Form von Gewinnanteilen, Steuern und Z�llen; auch au�erhalb S�dafrikas wurden Minerallager erschlossen und ausgebeutet - zur Beschaffung von Plantagen- und Bergbauarbeitern erlebte im �brigen der Sklavenhandel, nunmehr innerhalb Afrikas, einen zeitweiligen neuen Aufschwung - ; au�erdem beschafften die Kolonialm�chte, allen voran Frankreich, sich aus ihren Best�nden an neuen schwarzen Untertanen Rekruten nicht nur f�r ihre Kolonialarmeen, sondern auch f�r ihre heimischen Streitm�chte und deren Einsatz im 1. Weltkrieg, was die milit�rischen faux frais insgesamt deutlich minderte. Auf der Grundlage einer aus geostrategischen Gr�nden etablierten - eben imperialistischen - Herrschaft wurde so eine koloniale Wirtschaftsweise durchgesetzt, die die �berkommenen Formen der Selbsterhaltung ebenso zerst�rte, wie die darauf basierenden Formen von Herrschaft bereits zerst�rt waren.
Das hierzu erforderliche Personal einschlie�lich der dazugeh�rigen Gegens�tze brachte die Kolonialherrschaft mit ins Land: zum einen die Milit�r- und Verwaltungsbeamten, deren Herrschaftsaus�bung, mit allen modernen Mitteln versehen, sich in gar keiner Weise an einheimischen Interessen und einer diesen entsprechenden parlamentarischen und rechtsstaatlichen Kontrolle zu relativieren brauchte und entsprechende Herrschaftsall�ren hervorbrachte; zum andern Menschen aller europ�ischen Klassen, die in Afrika die Chance wahrnahmen, frei von allen zivilisierten Regelungen der Konkurrenz, stattdessen unter so angenehmen Bedingungen wie Sklaverei der Schwarzen und nahezu unbedingter Privilegierung der Wei�en, ihr Gl�ck zu machen.
2. Der moderne Kolonialismus tat seine Dienste als Mittel der Konkurrenz der europ�ischen Gro�m�chte um die Weltmacht in den paar Jahrzehnten, die in den Periodisierungen der b�rgerlichen Geschichtsschreibung als "Zeitalter des Imperialismus" firmieren, ohne jedoch diese Konkurrenz (auch nur ma�geblich mit-) zu entscheiden: Trotz ihrer weit gr��eren Kolonialreiche und der schnell entschiedenen Liquidierung des deutschen Kolonialbesitzes in Afrika wurden die westlichen Gro�m�chte in der direkten Konfrontation mit ihrem mitteleurop�ischen Hauptfeind nicht fertig. Und sogar nachdem dieser Krieg mit amerikanischer Hilfe schlie�lich entschieden war, gestaltete sich das Verh�ltnis zwischen Kosten und Ertr�gen kolonialer Herrschaft, wie grandios auch immer die Gesch�fte liefen, f�r Frankreich und Gro�britannien, geschweige denn f�r Belgien oder Portugal, nie so eindeutig positiv, da� diese M�chte sich mit Hilfe ihrer Besitzungen �konomisch der von den USA ausgehenden Weltwirtschaftskrise h�tten entziehen und milit�risch gegen das aller kolonialen Besitzungen beraubte faschistische Deutschland h�tten behaupten k�nnen. Schon indem die imperialistische Beherrschung der Welt in kolonialer Form fertig und die Konkurrenz um das m�chtigste Kolonialreich entschieden wurde, erwies der Kolonialismus sich als untaugliches Mittel kapitalistischer Weltherrschaft: Die Anstrengungen der alten Gro�m�chte, einander alles Land der Welt als Mittel und Bedingung absoluter Souver�nit�t streitig zu machen, f�hrten zwar zu dem Ergebnis, da� politische Herrschaft sich nunmehr bis auf die abgelegensten Busch- und W�stenwinkel erstreckte, stellten eben damit aber gleichzeitig klar, da� diese Sorte Herrschaft der herrschenden Metropole keineswegs als entscheidender Machtfaktor zugute kommt. Klarstellungen' in Sachen Weltpolitik bedeuten allerdings alles andere, als da� die Hauptbeteiligten sich nach dieser neuen Klarheit richten, wom�glich gar freiwillig. Der praktische Beweis wurde durch die wirklichen Siegerm�chte des 2. Weltkriegs gef�hrt, und zwar dadurch, da� diese eine ganz neuartige Konkurrenz um die wirkliche Souver�nit�t �ber den Globus er�ffneten.
Was die "freie Welt" betrifft, so war und ist die Konkurrenz der kapitalistischen M�chte mit der Etablierung des Dollar als Weltgeld und mit der universalen Pr�senz der US-Forces in Gestalt von St�tzpunkten in aller Welt sowie der Atombombe eindeutig entschieden: Jenseits aller nationalen wirtschaftspolitischen Autonomie existiert kapitalistische Volkswirtschaft seither, wo immer es sie gibt, auf der Basis amerikanischen Kredits als Anlagesph�re amerikanischen Kapitals. Von diesem Standpunkt aus nahmen und nehmen sich koloniale Abh�ngigkeiten zwischen kapitalistischen Juniorpartnern und Sph�ren einer f�r kapitalistische Reichtumsproduktion nutzbaren Natur als durchaus �berfl�ssiges Hindernis aus. Sobald die Weltmacht des Kapitals nicht mehr eine Abstraktion aus einer Mehrzahl gegeneinander konkurrierender kapitalistischer Staaten ist, sondern als Nation existiert, h�ren politische Monopole einzelner Staaten �ber die Natursch�tze ausw�rtiger Landstriche auf, ein akzeptables Mittel in der kapitalistischen Konkurrenz der Staaten zu sein: F�r sich selber braucht die Weltmacht dergleichen nicht, und als Konkurrenzmittel anderer Staaten duldet sie es nicht. Mit IMF, GATT und Marshallplan stand also die �ffnung der Kolonialreiche auf der Tagesordnung kapitalistischer Weltpolitik, und bei der Abwicklung dieses Tagesordnungspunktes blieben die USA nicht allein. Sie fanden Beifall und Unterst�tzung bei allen kleineren M�chten, die sich f�r ihren Bedarf an exotischen G�tern realistischerweise einen Vorteil ausrechneten, wenn dieser Bedarf sich nicht mehr dem vorrangigen Erfolg eines Kolonien besitzenden Konkurrenten unterordnen mu�te.
Diese Gesichtspunkte h�tten den traditionellen Kolonialimperialismus nicht notwendigerweise politisch liquidiert, h�tte der Weltkrieg nicht eine zweite Siegermacht �brig gelassen, die darauf aus war, gegen die kapitalistische Welt um weltweite politische Gefolgschaft zu konkurrieren. �hnlich, wie zu Zeiten der Eroberungskriege im Innern Afrikas die konkurrierenden Gro�m�chte manchen Gegner ihrer Konkurrenten mit Waffen beliefert hatten (nicht ohne sich das bei Gelegenheit gemeinsam und feierlich im Namen des abendl�ndischen Kulturauftrags unter den Negern zu verbieten), und sogar ohne das Risiko entsprechender Gegenma�nahmen des Gegners r�stete die SU - und r�stet bis heute - "nationale Befreiungsbewegungen", die sonst �ber das Stadium eines hoffnungslosen Einfalls nie hinausgelangt w�ren, mit Geld und Propagandamitteln aus, so da� diese sich unter den wohlfeilen Paupers ihres Landes eine Gefolgschaft beschaffen k�nnen, sowie mit Waffen f�r diese Gefolgschaft und sympathisierende St�mme. Da� einheimischer, F�hrungspersonal f�r derartige "Bewegungen" in allen afrikanischen Kolonien bereitstand, geh�rt zu den unbeabsichtigten notwendigen Konsequenzen der Errichtung einer modernen politischen Herrschaft in Afrika. Nicht zuletzt zwecks Minderung der Unkosten ihrer Herrschaft hatten die Kolonialverwaltungen auch h�herrangige Funktion�re aus der einheimischen Staatsbedienstetenschaft rekrutiert, einen Teil davon sogar auf Hochschulen des Mutterlandes ausgebildet und mit einer regul�ren europ�ischen Staatsb�rgerschaft begl�ckt, deren mancher afrikanische Pr�sident und sogar ein j�ngst gest�rzter Kaiser sich noch heute r�hmen. Auf diese Weise hatten sie eine politisierte Elite herangezogen, die gar nicht umhin konnte, Vergleiche zwischen den Idealen und der Funktionsweise demokratischer Herrschaft im Mutterland und deren Verfahrensweisen in den Kolonien anzustellen und dar�ber zu demokratie- und nationalidealistischen Kritikern des Kolonialsystems zu werden. Da� es hinwiederum diesen Eliten gelang, "Bewegungen" um sich zu sammeln, lag andererseits weder an ihnen, noch wom�glich an einem demokratischen Wohlwollen der Kolonialherren f�r ihre "Z�glinge", sondern an dem Interesse, das die SU an ihnen nahm - einem durchaus imperialistischen Interesse daran, dem Gegner m�glichst viele Schwierigkeiten zu bereiten und sich selbst befreundete Staatsgewalten zu schaffen. Das Resultat waren bewaffnete "Befreiungsbewegungen", deren Druck die Lage in Afrika f�r die alten Kolonialm�chte zwar nie milit�risch unhaltbar machte (so wie in anderen Teilen namentlich des franz�sischen Imperiums; selbst der schw�chliche NATO-Partner Portugal war den Guerilla-Gruppen in seinen verschiedene "�berseeprovinzen" milit�risch bis zum Schlu� gewachsen); die sowjetische Unterst�tzung war eben nicht darauf berechnet, in Afrika unmittelbare "Satelliten" zu schaffen. Sie verfolgte und erreichte ein anderes Ziel: Den ehemaligen Gro�m�chten wurde die Fortf�hrung ihrer Kolonialherrschaft im Rahmen der neuen Ost-West-Konkurrenz um politische Einflu�sph�ren zu teuer. So schritt der Westen - dessen F�hrungsmacht gleichzeitig im Vietnamkrieg ebenso erfolgreich klarstellte, welches Ergebnis bei der Aufl�sung der alten Kolonialreiche auf gar keinen Fall herauskommen durfte: eine Erweiterung des "sozialistischen Lagers"! - zur mehr oder weniger friedlichen �bergabe der politischen Gewalt in den afrikanischen Kolonien an die selbstgezogene heimische Elite.
3. Mit ihrem politisch offen und milit�risch verdeckt praktizierten Antikolonialismus wurde die SU so zum Geburtshelfer f�r jenen modernisierten Imperialismus der kapitalistischen Welt, der, ohne eine eigene Kolonialarmee unterhalten und immerzu besch�ftigen zu m�ssen, alle �konomischen und entscheidende politische Vorteile gleicherma�en auf seiner Seite hat: Mit der lohnenden Ausnutzung der afrikanischen Natur unterhalten die kapitalistischen M�chte durch Zahlung politischer Preise f�r diese Ausnutzung, erg�nzt durch die notwendigen Schenkungen vor allem auf dem Gebiet der R�stung, einheimische Regierungen, die um ihres eigenen �konomischen Vorteils willen darauf aus sind, ihre Herrschaft so zu praktizieren, wie dies f�r die vom Westen gew�nschte Ausnutzung ihres Landes erforderlich ist, und sich wenigstens das Mindestma� an politischem Wohlwollen ihrer reichen Partner" zu sichern, ohne das sogar die Ausnutzung ihres Landes unterbleibt - denn f�r die ist das ja blo� ein Gesch�ft, auf das man notfalls auch verzichten kann.
Sicher, auch nach dem Schritt in die Unabh�ngigkeit bleibt den afrikanischen Politikern die Freundschaft der SU als Alternative erhalten; und das gibt ihnen in der Weltpolitik einige Freiheiten, die die von den USA zugelassene Konkurrenz kapitalistischer Nationen ihnen nicht gew�hren w�rde. Immerhin w�re die Aufk�ndigung freundschaftlicher Beziehungen zur westlichen Welt nicht notwendigerweise und unmittelbar gleichbedeutend mit dem Zusammenbruch ihrer Herrschaft; und insoweit hat es eine gewisse reale Grundlage, wenn sie vor der Welt�ffentlichkeit und im Verkehr mit anderen Staaten so auftreten, als h�tte die Souver�nit�t, die sie repr�sentieren, eine eigene Machtbasis im eigenen Volk, w�re also von gleicher Art wie die der imperialistischen Staaten. So leisten die H�upter dieser Staaten sich nicht blo� diplomatische Vertretungen in aller Welt und eine Mitgliedschaft in der UNO, wo politisch der Idealismus herrscht, die Souver�nit�t aller Mitglieder unterschiedslos f�r bare M�nze zu nehmen und �ber ihre fehlende �konomische Grundlage hinwegzusehen. Sie reflektieren dar�ber hinaus, auch hierin einig mit der gesamten Welt�ffentlichkeit, ihr tats�chliches Verh�ltnis zu den kapitalistischen Staaten in exakter Umkehrung der wirklichen Sachlage als ein solches der Abh�ngigkeit: so als w�re ihre Souver�nit�t, die es doch �berhaupt nur gibt, weil andere Staaten sie sich leisten wollen, durch die einseitige N�tzlichkeit der �konomischen und politischen Beziehungen, denen sie ihr Dasein verdanken, beschr�nkt oder gar in Frage gestellt. Das notwendige Scheitern aller ihrer Versuche, mit der Revenuequelle, die die kapitalistischen Staaten ihnen zugestehen, souver�n Gesch�fte zu machen, als handelte es sich bei ihrem Export um einen regul�ren Au�enhandel, erscheint ihnen und ihren Sympathisanten in der Welt�ffentlichkeit von diesem Standpunkt aus als das Resultat eines Machtungleichgewichts und einer ungerechten Weltwirtschaftsordnung, deren Revision daher zu den Dauerthemen aller einschl�gigen UNO und sonstigen Konferenzen geh�rt. Das Elend ihrer Untertanen deklarieren sie als ein Erbe des Kolonialismus, das zu �berwinden ihnen trotz ihrer politischen Unabh�ngigkeit noch nicht gelungen sei - wo doch gerade die ihnen zugestandene Souver�nit�t ihren alleinigen Grund und Zweck in der R�cksichtslosigkeit der ausw�rtigen Interessen gegen die Subsistenz der vorhandenen Bev�lkerung ihrer L�nder hat! - , und sie treten mit der Forderung nach "Entwicklungshilfe" hervor, die ihnen ausgerechnet in einem Bereich reichlich zuteil wird: eben wo die R�cksichtslosigkeit gegen die Eingeborenen praktische Ma�nahmen verlangt. Und schlie�lich, Gipfelpunkt afrikanischer Souver�nit�t, kann ein Staatsmann sich sogar die diplomatische Freiheit herausnehmen, weltpolitische Fragen demonstrativ genau umgekehrt zu entscheiden wie die westliche Welt, sich gar auf die Seite des sozialistischen Lagers zu schlagen und den USA schwere Abstimmungsniederlagen zu bereiten - nur: Daraus folgt praktisch �berhaupt nichts! Denn:
So sehr die SU sich auch immerzu als eine politische Alternative den vom Imperialismus eingerichteten Souver�nen empfiehlt, so wenig ist sie doch �konomisch in der Lage, f�r ihre eigene Reichtumsproduktion die Natursch�tze Afrikas auszunutzen und mit ihrem dadurch belebten wirtschaftlichen Erfolg f�r die Unkosten dortiger Herrschaft aufzukommen; ein Umstand, der sich den gelegentlichen Partnern der SU in Afrika als �konomischer Zwang darstellt, sich bei aller Treue zum Sozialismus "dem Westen zu �ffnen". Gerade weil die afrikanischen Souver�ne dank der Existenz der sowjetischen Alternative ihre Alimentierung durch die interessierten Auslande so handhaben, als bet�tigten sie darin, wenn auch leider eingeschr�nkt und abh�ngigerweise, eine wirkliche Souver�nit�t in der freien Wahl ihrer Handelspartner, kommt eben stets die Seite mit ihnen auch politisch am besten ins Gesch�ft, die aus ihrem Land �konomisch den gr��ten Nutzen zieht. Die andere Seite hat dagegen selten mehr anzubieten als milit�rische Hilfe gegen die kapitalistischen Staaten - sei es per Waffenlieferung an antikolonialistische K�mpfer, sei es per Ausr�stung und "Beratung" einer nachkolonialen Regierung, die f�r. den Geschmack eines westlichen Landes zu schwerf�llig auf �konomische "Sachzw�nge" reagiert und sich daher ihrerseits einer neuen, mit alten NATO-Waffen und S�ldnern ausgestatteten subversiven "Befreiungsbewegung" im eigenen Land gegen�bersieht - ; eine Form der Kooperation, deren Konjunktur ausgerechnet mit dem Sieg der unterst�tzten Seite ihren H�hepunkt �berschritten hat.
Die meisten afrikanischen Staaten, insbesondere diejenigen mit den geringsten Natursch�tzen, die mehrheitlich zu der ehemaligen franz�sischen Kolonialzone geh�ren, entwickeln denn auch gar nicht erst irgendwelche Ambitionen, mit der Demonstration von Gegens�tzen zu ihren kapitalistischen Partnerl�ndern " sich und der Welt ihre volle Souver�nit�t zu beweisen; sie beklagen sich auch nicht �ber eine Infragestellung ihrer Autonomie, wenn ihr Staatshaushalt durch ausl�ndische Beamte abgewickelt wird und die zust�ndige gro�e EG-Republik mit ihrer Fremdenlegion oder mit marokkanischen Hilfstruppen f�r Ruhe und Ordnung im Land sorgt. Wenige andere Staaten, Nigeria vor allem, sch�pfen aus der Vielzahl der Gesch�fte, die der Westen bei ihnen abwickelt, das zwar ebenfalls falsche, aber nicht ganz unbegr�ndete Selbstbewu�tsein, eine respektable Macht zu sein, und bieten sich dem Westen als eigenst�ndiger, bisweilen auch kritischer, aus freien St�cken kooperationswilliger Partner an; an ihnen findet die westliche �ffentlichkeit regelm��ig ihre weltwirtschaftliche Einsicht und M��igung zu loben. Bei den �brigen Staaten schlie�lich hat die Freundschaft zur SU nirgends zu einem wirklichen "Mi�brauch" der ihnen zugestandenen Souver�nit�t in dem Sinne gef�hrt, da� sie sich ihrer Benutzung durch kapitalistische Interessen radikal entzogen h�tten; gerechterweise werden sie vom Westen daher auch nicht als "Satelliten" ihres Gegners behandelt - nicht einmal Angola oder �thiopien! - , sondern ziemlich verst�ndnisvoll als problematische Partner.
Unter den gegenw�rtigen westlichen Anstrengungen in Sachen Ost-West-Gegensatz, dem auch diese Staaten unterworfen sind, hat allerdings dieses Verst�ndnis ziemlich gelitten - und zwar ohne da� sich in diesen afrikanischen L�ndern irgend etwas ge�ndert h�tte, au�er da� die bekundete Bereitschaft aller zur "Kooperation mit dem Westen" gewachsen ist. Nach dem von den USA an EI Salvador vorexerzierten Ma�stab westlicher Beurteilung - �konomische Brauchbarkeit und Angebote sowie politische Bedeutungslosigkeit und M��igung z�hlen nicht schon als Ausweis der Existenzberechtigung, sondern nur erkl�rte Zugeh�rigkeit zum Westen gegen die SU und Erledigung jeder Opposition, die die n�tzlichen Beziehungen auch nur rhetorisch in Frage stellt - , also nach der umstandslosen Unterscheidung zwischen Freund und Feind, brauchbarem St�tzpunkt und blo�em Hinterland werden auch die afrikanischen Staaten neu durchgemustert. In Angola wird die alte Unita von amerikanischer Seite als Befreiungsbewegung neu aus der Taufe gehoben; und ohne Umschweife streichen die USA ihre Kredite f�r die Weltbank und begr�nden das mit deren mangelnder Eignung, den amerikanischen, insbesondere milit�rischen Interessen dienlich zu sein. Es liegt eben im freien Ermessen derjenigen L�nder, ohne deren ,Hilfen' afrikanische Souver�ne nicht einmal den Schein einer irgendwie gearteten freien Bet�tigung �ber ihre blo�e Existenz als Herrschaft hinaus zuwege bringen, zu welchen Konditionen sie sich die Erhaltung befreundeter' Regierungen leisten wollen.
Der diplomatische Streit im westlichen Lager, wieweit die amerikanische Subsumtion der Entwicklungshilfe' unter politischstrategische Kalkulationen, also auch ihr Ersatz durch Milit�rhilfe, ein Vorbild f�r die europ�ischen Staaten sein soll, die an ihre imperialistischen Einflu�zonen immer auch noch das Kriterium politisch gesicherter Rohstoffzufuhr anlegen, beweist nur das Ausma� der Freiheit, mit der der "schwarze Kontinent" nach den imperialistischen Bed�rfnissen und deren Gegens�tzen behandelt wird. Und die neue Sorte Konkurrenz um die Abstimmung der bisherigen westlichen Anspr�che an die Entwicklungsl�nder' mit dem strategischen B�ndniszweck erledigt zugleich , die Frage, wieviel sich Europa seine Sonderinteressen noch kosten l��t. Schon die generelle Durchforstung der Staatshaushalte nach n�tigen und unn�tigen Kosten sorgt daf�r, da� ,Entwicklungshilfe' unter anderen Vorzeichen gegeben wird. Die afrikanischen Staaten m�ssen sich daran gew�hnen, das Verhungern von Millionen unn�tzer und anspruchsloser Menschen selbst zu bew�ltigen. Da� dabei selbst die Souver�ne ihre westlich finanzierten Anspr�che zur�ckschrauben m�ssen, soweit sie nicht das Gl�ck haben, wegen der Lage ihres Landstrichs in die neuen milit�rischen Kalkulationen bevorzugt miteinbezogen zu werden, macht sie, nicht unbrauchbarer und unzuverl�ssiger, sondern garantiert im Gegenteil, da� all die Leistungen, mit denen sie sich erhalten und dadurch f�r den Westen brauchbar sind, auch f�r geringere politische Kredite zu haben sind.
4. Dem Tatbestand, da� die Existenz der afrikanischen "Nationalstaaten" ihre bleibende Grundlage im Interesse ausw�rtiger Staaten an souver�ner Herrschaft �ber s�mtliche afrikanischen Landstriche hat, tr�gt die einschl�gige Staatsideologie in der Weise Rechnung, da� sie lauter Nachweise f�r die nationale und auf alle F�lle afrikanische Naturw�chsigkeit der etablierten Herrschaft f�hrt. Hauptpunkt dieser Doktrin ist die Vorstellung, die staatliche Gewalt h�tte allein mit dem. �bergang von den europ�ischen Herren in die H�nde einheimischer, durch ihre dunkle Hautfarbe zweifelsfrei als einheimisch ausgewiesener Politiker aufgeh�rt, Fremdherrschaft zu sein, und w�re schon damit zur ureigensten Angelegenheit des "befreiten Volkes" geworden. In einem gegen�ber Kolonialzeiten umgekehrten, n�mlich gegen die wei�e Herrschaft gerichteten Rassismus spricht so die regierende Elite sich allein auf Grund ihrer nat�rlichen Zugeh�rigkeit zu den autochthonen St�mmen ein h�heres Recht zu, innerhalb der von den Kolonialm�chten hinterlassenen Grenzen Staatsgewalt zu praktizieren. Ihre �ffentliche Darstellung findet diese Ideologie der nat�rlichen Einigkeit von schwarzem Volk und schwarzem Staat bisweilen in einer Neubenennung des Landes nach dem Vorbild pr�kolonialer Stammesf�rstent�mer Zimbabwe' - , vor allem aber in der Benutzung malerischer bzw. ins Malerisch e uminszenierter "alter" Stammesbr�uche und der *dazugeh�rigen Utensilien f�r staatliche Repr�sentation; sogar Zepter und Kronen aus Leopardenfell kommen so zu ungeahnten Ehren. Es ist eben durchaus ein Unterschied, ob fertige Staatsb�rger der Albernheit ihrer Heimatliebe durch ihre Aktivit�t in Trachtenvereinen und Volkstanzgruppen einen staatlicherseits gern gesehenen Ausdruck geben, oder ob ein Staat seine vorgebliche kulturelle und damit auch politische Identit�t. in Zeremonien zur Darstellung bringt, die gerade durch ihre vorpolitische Urt�mlichkeit politische Glaubw�rdigkeit erwecken sollen: Trommeln, Kriegst�nze, folkloristischer Mummenschanz bei Staatsempf�ngen...
Das interessierte, wohlwollende kapitalistische Ausland goutiert derlei ideologische Selbstdarstellung nach den gleichen Maldmen, nach denen es den afrikanischen Kontinent tats�chlich benutzt, n�mlich gem�� der Ideologie von der "unverf�lschten Natur". Was unter diesem Gesichtswinkel dem Touristen einf�llt, wenn er nackte Negerweiber knipst, im Nationalpark einer Affenhorde begegnet oder den bekanntlich unergr�ndlichen Rhythmen einer Originalurwaldcombo lauscht, oder dem Sportreporter, wenn er den sensationellen Langlaufsieg eines barf��igen Negers zu kommentieren hat, das findet seine gelehrte Fortsetzung in dem Einfall der Ethno-Soziologie, am afrikanischen Stammesleben allerurw�chsigste Formen menschlicher Geselligkeit entdecken zu wollen, in der wissenschaftlichen Sicherheit, mit der moderne Anthropologen aus zwei versteinerten Fu�stapfen am Victoriasee erschlie�en, da� die "Wiege der Menschheit" in Zentralafrika gestanden haben mu�, und in der Begeisterung, mit der eine �materialistische Psychologie' sich die Savanne als "Tier-Mensch-�bergangsfeld" ausmalt. Die Hochsch�tzung Afrikas und seiner Bewohner als noch ganz besonders unverf�lschte Zeugnisse des nat�rlichen Lebens, wie sie unter gebildeten Staatsb�rgern heute �blich ist, erg�nzt nicht nur pr�zise die Vorurteile der weniger Gebildeten �ber die schwarzen "Bimbos", sondern ist selbst die unter umgekehrten Vorzeichen fortgef�hrte Verachtung, mit der das zivilisierte Ausland einst, im Zeitalter der 'christlichen Mission (also bis Albert Schweitzer einschlie�lich), der afrikanischen "Roheit" begegnet ist. Immerhin: Statt schwarzer Heidenkinder. kauft der aufgekl�rte Christ heute in einem 3.-Welt-Laden eine Jutetasche, damit eine christliche Genossenschaft am Kilimandscharo im �kologischen Gleichgewicht mit der Hochsavanne die vom lieben Gott geschickte D�rreperiode �berleben kann. Den Massen sind der putzige Sarotti-Mohr und sein auf eingeworfene Zehnerle hin nickender Kamerad in der Kirche abgew�hnt worden; statt dessen versprechen "Africa ama" und "Black Emanuelle" Einblicke in die Naturwelt der ungez�hmten Triebe. Und der ausgestopfte Neger im Wiener V�lkerkundemuseum darf nicht mehr die letzte Vorstufe zum Homo sapiens repr�sentieren, sondern mu� in der Abstellkammer verstauben...