Quelle: Marx / Engels Werke, Band 19, Seite 13 - 32; Dietz Verlag Berlin, 1962
Karl Marx
Kritik des Gothaer Programms
Geschrieben von April bis Anfang Mai 1875; erstmalig ver�ffentlicht in: "Die Neue Zeit", Nr. 18, 1. Band, 1890 - 1891.
Kritik des Gothaer Programms (1)
Brief an Wilhelm Bracke
London, 5. Mai 1875
Lieber Bracke!
Nachstehende kritische Randglossen zu dem Koalitionsprogramm sind Sie wohl so gut, nach Durchlesung, zur Einsicht an Geib und Auer, Bebel und Liebknecht mitzuteilen. Ich bin �berbesch�ftigt und mu� schon weit �ber das Arbeitsma� hinausschie�en, das mir �rztlich vorgeschrieben ist. Es war mir daher keineswegs ein "Genu�", solch langen Wisch zu schreiben. Doch es war notwendig, damit sp�ter meinerseits zu tuende Schritte von den Parteifreunden, f�r welche diese Mitteilung bestimmt ist, nicht mi�deutet werden.
Es ist dies unerl��lich, da man im Ausland die von Parteifeinden sorgsam gen�hrte
Ansicht - die durchaus irrige Ansicht - hegt, da� wir die Bewegung der sog. Eisenacher
Partei insgeheim von hier aus lenken. Noch in einer j�ngst erschienenen russischen
Schrift (2) macht Bakunin mich z.B.
Abgesehn davon ist es meine Pflicht, ein nach meiner �berzeugung durchaus verwerfliches und die Partei demoralisierendes Programm auch nicht durch diplomatisches Stillschweigen anzuerkennen.
Jeder Schritt wirklicher Bewegung ist wichtiger als ein Dutzend Programme. Konnte man also nicht - und die Zeitumst�nde lie�en das nicht zu - �BER das Eisenacher Programm (4) hinausgehn, so h�tte man einfach eine �bereinkunft f�r Aktionen gegen den gemeinsamen Feind abschlie�en sollen. Macht man aber Prinzipienprogramme (statt diese bis zur Zeit aufzuschieben, wo dergleichen durch l�ngere gemeinsame T�tigkeit vorbereitet war), so errichtet man vor aller Welt Marksteine, an denen sie die H�he der Parteibewegung mi�t.
Die Chefs der Lassalleaner kamen, weil die Verh�ltnisse sie dazu zwangen. H�tte man
ihnen von vornherein erkl�rt, man lasse sich auf keinen Prinzipienschacher ein, so
h�tten sie sich mit einem Aktionsprogramm oder Organisationsplan zu gemeinschaftlicher
Aktion begn�gen M�SSEN. Statt dessen erlaubt man ihnen, sich mit Mandaten bewaffnet
einzustellen, und erkennt diese Mandate seinerseits als bindend an, ergibt sich also den
H�lfsbed�rftigen auf Gnade und Ungnade. Um der Sache die Krone aufzusetzen, halten sie
wieder einen Kongre� VOR dem KOMPROMI�KONGRE�, w�hrend die eigne Partei ihren Kongre�
POST FESTUM h�lt.
Die "VOLKSSTAATS"-BUCHHANDLUNG hat eigne Manieren. So hat man mir bis zu diesem Augenblick z.B. auch nicht ein einziges Exemplar des Abdrucks des "K�lner Kommunistenprozesses" (6) zukommen lassen.
Mit bestem Gru� Ihr Karl Marx
Randglossen zum Programm der deutschen Arbeiterpartei
I
1. "Die Arbeit ist die Quelle alles Reichtums und aller Kultur, UND DA nutzbringende Arbeit nur in der Gesellschaft und durch die Gesellschaft m�glich ist, geh�rt der Ertrag der Arbeit unverk�rzt, nach gleichem Rechte, allen Gesellschaftsgliedern."
ERSTER TEIL DES PARAGRAPHEN: "Die Arbeit ist die Quelle alles Reichtums und aller Kultur."
Die Arbeit ist NICHT DIE QUELLE alles Reichtums. Die NATUR ist ebensosehr die Quelle der Gebrauchswerte (und aus solchen besteht doch wohl der sachliche Reichtum!) als die Arbeit, die selbst nur die �u�erung einer Naturkraft ist, der menschlichen Arbeitskraft. Jene Phrase findet sich in allen Kinderfibeln und ist insofern richtig, als UNTERSTELLT wird, da� die Arbeit mit den dazugeh�rigen Gegenst�nden und Mitteln vorgeht. Ein sozialistisches Programm darf aber solchen b�rgerlichen Redensarten nicht erlauben, die BEDINGUNGEN zu verschweigen, die ihnen allein einen Sinn geben. Nur soweit der Mensch sich von vornherein als Eigent�mer zur Natur, der ersten Quelle aller Arbeitsmittel und -gegenst�nde, verh�lt, sie als ihm geh�rig behandelt, wird seine Arbeit Quelle von Gebrauchswerten, also auch von Reichtum. Die B�rger haben sehr gute Gr�nde, der Arbeit �BERNAT�RLICHE SCH�PFUNGSKRAFT anzudichten; denn grade aus der Naturbedingtheit der Arbeit folgt, da� der Mensch, der kein andres Eigentum besitzt als seine Arbeitskraft, in allen Gesellschafts- und Kulturzust�nden der Sklave der andern Menschen sein mu�, die sich zu Eigent�mern der gegenst�ndlichen Arbeitsbedingungen gemacht haben. Er kann nur mit ihrer Erlaubnis arbeiten, also nur mit ihrer Erlaubnis leben.
Lassen wir jetzt den Satz, wie er geht und steht, oder vielmehr hinkt. Was h�tte man als Schlu�folgerung erwartet? Offenbar dies:
"Da die Arbeit die Quelle alles Reichtums ist, kann auch in der Gesellschaft sich niemand Reichtum aneignen, au�er als Produkt der Arbeit. Wenn er also nicht selber arbeitet, lebt er von fremder Arbeit und eignet sich auch seine Kultur auf Kosten fremder Arbeit an."
Statt dessen wird durch die Wortschraube "und da" ein zweiter Satz angef�gt, um aus ihm, nicht aus dem ersten, eine Schlu�folgerung zu ziehn.
ZWEITER TEIL DES PARAGRAPHEN: "Nutzbringende Arbeit ist nur in der Gesellschaft und durch die Gesellschaft m�glich."
Nach dem ersten Satz war die Arbeit die Quelle alles Reichtums und aller Kultur, also auch keine Gesellschaft ohne Arbeit m�glich. Jetzt erfahren wir umgekehrt, da� keine "nutzbringende" Arbeit ohne Gesellschaft m�glich ist.
Man h�tte ebensogut sagen k�nnen, da� nur in der Gesellschaft nutzlose und selbst gemeinsch�dliche Arbeit ein Erwerbszweig werden kann, da� man nur in der Gesellschaft vom M��iggang leben kann etc. etc. - kurz, den ganzen Rousseau abschreiben k�nnen.
Und was ist "nutzbringende" Arbeit? Doch nur die Arbeit, die den bezweckten Nutzeffekt hervorbringt. Ein Wilder - und der Mensch ist ein Wilder, nachdem er aufgeh�rt hat, Affe zu sein - der ein Tier mit einem Stein erlegt, der Fr�chte sammelt etc., verrichtet "nutzbringende" Arbeit.
DRITTENS: DIE SCHLU�FOLGERUNG: "Und da nutzbringende Arbeit nur in der Gesellschaft und durch die Gesellschaft m�glich ist - geh�rt der Ertrag der Arbeit unverk�rzt, nach gleichem Rechte, allen Gesellschaftsgliedern."
Sch�ner Schlu�! Wenn die nutzbringende Arbeit nur in der Gesellschaft und durch die Gesellschaft m�glich ist, geh�rt der Arbeitsertrag der Gesellschaft - und kommt dem einzelnen Arbeiter davon nur soviel zu, als nicht n�tig ist, um die "Bedingung" der Arbeit, die Gesellschaft, zu erhalten.
In der Tat ist dieser Satz auch zu allen Zeiten VON DEN VORFECHTERN DES JEDESMALIGEN GESELLSCHAFTSZUSTANDS geltend gemacht worden. Erst kommen die Anspr�che der Regierung mit allem, was daran klebt, denn sie ist das gesellschaftliche Organ zur Erhaltung der gesellschaftlichen Ordnung; dann kommen die Anspr�che der verschiednen Sorten von Privateigent�mern, denn die verschiednen Sorten Privateigentum sind die Grundlagen der Gesellschaft etc. Man sieht, man kann solche hohlen Phrasen drehn und wenden, wie man will.
Irgendwelchen verst�ndigen Zusammenhang haben der erste und zweite Teil des Paragraphen nur in dieser Fassung:
"Quelle des Reichtums und der Kultur wird die Arbeit nur als gesellschaftliche Arbeit" oder, was dasselbe ist, "in und durch die Gesellschaft". Dieser Satz ist unstreitig richtig, denn wenn die vereinzelte Arbeit (ihre sachlichen Bedingungen vorausgesetzt) auch Gebrauchswerte schaffen kann, kann sie weder Reichtum noch Kultur schaffen.
Aber ebenso unstreitig ist der andre Satz:
"In dem Ma�e, wie die Arbeit sich gesellschaftlich entwickelt und dadurch Quelle von Reichtum und Kultur wird, entwickeln sich Armut und Verwahrlosung auf seiten des Arbeiters, Reichtum und Kultur auf Seiten des Nichtarbeiters."
Dies ist das Gesetz der ganzen bisherigen Geschichte. Es war also, statt allgemeine Redensarten �ber "DIE Arbeit" und "DIE Gesellschaft" zu machen, hier bestimmt nachzuweisen, wie in der jetzigen kapitalistischen Gesellschaft endlich die materiellen etc. Bedingungen geschaffen sind, welche die Arbeiter bef�higen und zwingen, jenen geschichtlichen Fluch zu brechen.
In der Tat ist aber der ganze, stilistisch und inhaltlich verfehlte Paragraph nur da, um das Lassallesche Stichwort vom "unverk�rzten Arbeitsertrag" als Losungswort auf die Spitze der Parteifahne zu schreiben. Ich komme sp�ter zur�ck auf den "Arbeitsertrag", "das gleiche Recht" etc., da dieselbe Sache in etwas andrer Form wiederkehrt.
2. "In der heutigen Gesellschaft sind die Arbeitsmittel Monopol der Kapitalistenklasse; die hierdurch bedingte Abh�ngigkeit der Arbeiterklasse ist die Ursache des Elends und der Knechtschaft in allen Formen."
Der dem internationalen Statut (7) entlehnte Satz ist in dieser "verbesserten" Ausgabe falsch.
In der heutigen Gesellschaft sind die Arbeitsmittel Monopol der Grundeigent�mer (das Monopol des Grundeigentums ist sogar Basis des Kapitalmonopols) UND der Kapitalisten. Das internationale Statut nennt im betreffenden Passus weder die eine noch die andere Klasse der Monopolisten. Es spricht vom "Monopol der Arbeitsmittel, d.h. der Lebensquellen"; der Zusatz "Lebensquellen" zeigt hinreichend, da� der Grund und Boden in den Arbeitsmitteln einbegriffen ist.
Die Verbesserung wurde angebracht, weil Lassalle, aus jetzt allgemein bekannten Gr�nden, NUR die Kapitalistenklasse angriff, nicht die Grundeigent�mer. In England ist der Kapitalist meistens nicht einmal der Eigent�mer des Grund und Bodens, auf dem seine Fabrik steht.
3. "Die Befreiung der Arbeit erfordert die Erhebung der Arbeitsmittel zu Gemeingut der Gesellschaft und die genossenschaftliche Regelung der Gesamtarbeit mit gerechter Verteilung des Arbeitsertrags."
"Erhebung der Arbeitsmittel zu Gemeingut"! Soll wohl hei�en ihre "Verwandlung in Gemeingut". Doch dies nur nebenbei.
Was ist "ARBEITSERTRAG"? Das Produkt der Arbeit oder sein Wert? Und im letzteren Fall, der Gesamtwert des Produkts oder nur der Wertteil, den die Arbeit dem Wert der aufgezehrten Produktionsmittel neu zugesetzt hat?
"Arbeitsertrag" ist eine lose Vorstellung, die Lassalle an die Stelle bestimmter �konomischer Begriffe gesetzt hat.
Was ist "gerechte" Verteilung?
Behaupten die Bourgeois nicht, da� die heutige Verteilung "gerecht" ist? Und ist sie in der Tat nicht die einzige "gerechte" Verteilung auf Grundlage der heutigen Produktionsweise? Werden die �konomischen Verh�ltnisse durch Rechtsbegriffe geregelt, oder entspringen nicht umgekehrt die Rechtsverh�ltnisse aus den �konomischen? Haben nicht auch die sozialistischen Sektierer die verschiedensten Vorstellungen �ber "gerechte" Verteilung?
Um zu wissen, was man sich bei dieser Gelegenheit unter der Phrase "gerechte Verteilung" vorzustellen hat, m�ssen wir den ersten Paragraphen mit diesem zusammenhalten. Letzterer unterstellt eine Gesellschaft, worin "die Arbeitsmittel Gemeingut sind und die Gesamtarbeit genossenschaftlich geregelt ist", und aus dem ersten Paragraphen ersehn wir, da� "der Ertrag der Arbeit unverk�rzt, nach gleichem Rechte, allen Gesellschaftsmitgliedern geh�rt". "Allen Gesellschaftsgliedern"? Auch den nicht arbeitenden? Wo bleibt da "der unverk�rzte Arbeitsertrag"? Nur den arbeitenden Gesellschaftsgliedern? Wo bleibt da "das gleiche Recht" aller Gesellschaftsglieder?
Doch "alle Gesellschaftsglieder" und "das gleiche Recht" sind offenbar nur Redensarten. Der Kern besteht darin, da� in dieser kommunistischen Gesellschaft jeder Arbeiter seinen "unverk�rzten" Lassalleschen "Arbeitsertrag" erhalten mu�.
Nehmen wir zun�chst das Wort "Arbeitsertrag" im Sinne des Produkts der Arbeit, so ist der genossenschaftliche Arbeitsertrag das GESELLSCHAFTLICHE GESAMTPRODUKT. Davon ist nun abzuziehen:
ERSTENS: Deckung zum Ersatz der verbrauchten Produktionsmittel.
ZWEITENS: zus�tzlicher Teil f�r Ausdehnung der Produktion.
DRITTENS: Reserve- oder Assekuranzfonds gegen Mi�f�lle, St�rungen durch Naturereignisse etc.
Diese Abz�ge vom "unverk�rzten Arbeitsertrag" sind eine �konomische Notwendigkeit, und ihre Gr��e ist zu bestimmen nach vorhandenen Mitteln und Kr�ften, zum Teil durch Wahrscheinlichkeitsrechnung, aber sie sind in keiner Weise aus der Gerechtigkeit kalkulierbar.
Bleibt der andere Teil des Gesamtprodukts, bestimmt, als Konsumtionsmittel zu dienen. Bevor es zur individuellen Teilung kommt, geht hiervon wieder ab:
ERSTENS: DIE ALLGEMEINEN, NICHT DIREKT ZUR PRODUKTION GEH�RIGEN VERWALTUNGSKOSTEN.
Dieser Teil wird von vornherein aufs bedeutenste beschr�nkt im Vergleich zur jetzigen Gesellschaft und vermindert sich im selben Ma�, als die neue Gesellschaft sich entwickelt.
ZWEITENS: WAS ZUR GEMEINSCHAFTLICHEN BEFRIEDIGUNG VON BED�RFNISSEN BESTIMMT IST, wie Schulen, Gesundheitsvorrichtungen etc.
Dieser Teil w�chst von vornherein bedeutend im Vergleich zur jetzigen Gesellschaft und nimmt im selben Ma� zu, wie die neue Gesellschaft sich entwickelt.
DRITTENS: FONDS F�R ARBEITSUNF�HIGE etc., kurz, f�r, was heute zur sog. offiziellen Armenpflege geh�rt.
Erst jetzt kommen wir zu der "Verteilung", die das Programm, unter Lassalleschem Einflu�, bornierterweise allein ins Auge fa�t, n�mlich an den Teil der Konsumtionsmittel, der unter die individuellen Produzenten der Genossenschaft verteilt wird.
Der "unverk�rzte Arbeitsertrag" hat sich unterderhand bereits in den "verk�rzten" verwandelt, obgleich, was dem Produzenten in seiner Eigenschaft als Privatindividuum entgeht, ihm direkt oder indirekt in seiner Eigenschaft als Gesellschaftsglied zugut kommt.
Wie die Phrase des "unverk�rzten Arbeitsertrags" verschwunden ist, verschwindet jetzt die Phrase des "Arbeitsertrags" �berhaupt.
Innerhalb der genossenschaftlichen, auf Gemeingut an den Produktionsmitteln gegr�ndeten Gesellschaft tauschen die Produzenten ihre Produkte nicht aus; ebensowenig erscheint hier die auf Produkte verwandte Arbeit als WERT dieser Produkte, als eine von ihnen besessene sachliche Eigenschaft, da jetzt, im Gegensatz zur kapitalistischen Gesellschaft, die individuellen Arbeiten nicht mehr auf einem Umweg, sondern unmittelbar als Bestandteile der Gesamtarbeit existieren. Das Wort "Arbeitsertrag", auch heutzutage wegen seiner Zweideutigkeit verwerflich, verliert so allen Sinn.
Womit wir es hier zu tun haben, ist eine kommunistische Gesellschaft, nicht wie sie sich auf ihrer eignen Grundlage ENTWICKELT hat, sondern umgekehrt, wie sie eben aus der kapitalistischen Gesellschaft HERVORGEHT, also in jeder Beziehung, �konomisch, sittlich, geistig, noch behaftet ist mit den Muttermalen der alten Gesellschaft, aus deren Scho� sie herkommt. Demgem�� erh�lt der einzelne Produzent - nach den Abz�gen - exakt zur�ck, was er ihr gibt. Was er ihr gegeben hat, ist sein individuelles Arbeitsquantum. Z.B. der gesellschaftliche Arbeitstag besteht aus der Summe der individuellen Arbeitsstunden. Die individuelle Arbeitszeit des einzelnen Produzenten ist der von ihm gelieferte Teil des gesellschaftlichen Arbeitstags, sein Anteil daran. Er erh�lt von der Gesellschaft einen Schein, da� er soundso viel Arbeit geliefert (nach Abzug seiner Arbeit f�r die gemeinschaftlichen Fonds), und zieht mit diesem Schein aus dem gesellschaftlichen Vorrat von Konsumtionsmitteln soviel heraus, als gleich viel Arbeit kostet. Dasselbe Quantum Arbeit, das er der Gesellschaft in einer Form gegeben hat, erh�lt er in der andern zur�ck.
Es herrscht hier offenbar dasselbe Prinzip, das den Warenaustausch regelt, soweit er Austausch Gleichwertiger ist. Inhalt und Form sind ver�ndert, weil unter den ver�nderten Umst�nden niemand etwas geben kann au�er seiner Arbeit und weil andrerseits nichts in das Eigentum der einzelnen �bergehn kann au�er individuellen Konsumtionsmitteln. Was aber die Verteilung der letzteren unter die einzelnen Produzenten betrifft, herrscht dasselbe Prinzip wie beim Austausch von Waren�quivalenten, es wird gleich viel Arbeit in einer Form gegen gleich viel Arbeit in einer andern ausgetauscht.
Das GLEICHE RECHT ist hier daher immer noch - dem Prinzip nach - das B�RGERLICHE RECHT, obgleich Prinzip und Praxis sich nicht mehr in den Haaren liegen, w�hrend der Austausch von �quivalenten beim Warenaustausch nur IM DURCHSCHNITT, nicht f�r den einzelnen Fall existiert.
Trotz dieses Fortschritts ist dieses GLEICHE RECHT stets noch mit einer b�rgerlichen Schranke behaftet. Das Recht der Produzenten ist ihren Arbeitslieferungen PROPORTIONELL; die Gleichheit besteht darin, da� an GLEICHEM MA�STAB, der Arbeit, gemessen wird. Der eine ist aber physisch oder geistig dem andern �berlegen, liefert also in derselben Zeit mehr Arbeit oder kann w�hrend mehr Zeit arbeiten; und die Arbeit, um als Ma� zu dienen, mu� der Ausdehnung oder der Intensit�t nach bestimmt werden, sonst h�rte sie auf, Ma�stab zu sein. Dies GLEICHE Recht ist ungleiches Recht f�r ungleiche Arbeit. Es erkennt keine Klassenunterschiede an, weil jeder nur Arbeiter ist wie der andre; aber es erkennt stillschweigend die ungleiche individuelle Begabung und daher Leistungsf�higkeit der Arbeiter als nat�rliche Privilegien an. ES IST DAHER EIN RECHT DER UNGLEICHHEIT, SEINEM INHALT NACH, WIE ALLES RECHT. Das Recht kann seiner Natur nach nur in Anwendung von gleichem Ma�stab bestehn; aber die ungleichen Individuen (und sie w�ren nicht verschiedne Individuen, wenn sie nicht ungleiche w�ren) sind nur an gleichem Ma�stab me�bar, soweit man sie unter einen gleichen Gesichtspunkt bringt, sie nur von einer BESTIMMTEN Seite fa�t, z.B. im gegebnen Fall sie NUR ALS ARBEITER betrachtet und weiter nichts in ihnen sieht, von allem andern absieht. Ferner: Ein Arbeiter ist verheiratet, der andre nicht; einer hat mehr Kinder als der andre etc. etc. Bei gleicher Arbeitsleistung und daher gleichem Anteil an dem gesellschaftlichen Konsumtionsfonds erh�lt also der eine faktisch mehr als der andre, ist der eine reicher als der andre etc. Um alle diese Mi�st�nde zu vermeiden, m��te das Recht, statt gleich, vielmehr ungleich sein.
Aber diese Mi�st�nde sind unvermeidbar in der ersten Phase der kommunistischen Gesellschaft, wie sie eben aus der kapitalistischen Gesellschaft nach langen Geburtswehen hervorgegangen ist. Das Recht kann nie h�her sein als die �konomische Gestaltung und dadurch bedingte Kulturentwicklung der Gesellschaft.
In einer h�heren Phase der kommunistischen Gesellschaft, nachdem die knechtende Unterordnung der Individuen unter die Teilung der Arbeit, damit auch der Gegensatz geistiger und k�rperlicher Arbeit verschwunden ist; nachdem die Arbeit nicht nur Mittel zum Leben, sondern selbst das erste Lebensbed�rfnis geworden; nachdem mit der allseitigen Entwicklung der Individuen auch ihre Produktivkr�fte gewachsen und alle Springquellen des genossenschaftlichen Reichtums voller flie�en - erst dann kann der enge b�rgerliche Rechtshorizont ganz �berschritten werden und die Gesellschaft auf ihre Fahne schreiben: Jeder nach seinen F�higkeiten, jedem nach seinen Bed�rfnissen!
Ich bin weitl�ufiger auf den "unverk�rzten Arbeitsertrag" einerseits, "das gleiche Recht", "die gerechte Verteilung" andrerseits eingegangen, um zu zeigen, wie sehr man frevelt, wenn man einerseits Vorstellungen, die zu einer gewissen Zeit einen Sinn hatten, jetzt aber zu veraltetem Phrasenkram geworden, unsrer Partei wieder als Dogmen aufdr�ngen will, andrerseits aber die realistische Auffassung, die der Partei so m�hvoll beigebracht worden, aber Wurzeln in ihr geschlagen, wieder durch ideologische Rechts- und andre, den Demokraten und franz�sischen Sozialisten so gel�ufige Flausen verdreht.
Abgesehn von dem bisher Entwickelten war es �berhaupt fehlerhaft, von der sog. VERTEILUNG Wesens zu machen und den Hauptakzent auf sie zu legen.
Die jedesmalige Verteilung der Konsumtionsmittel ist nur Folge der Verteilung der Produktionsbedingungen selbst. Die kapitalistische Produktionsweise z.B. beruht darauf, da� die sachlichen Produktionsbedingungen Nichtarbeitern zugeteilt sind unter der Form von Kapitaleigentum und Grundeigentum, w�hrend die Masse nur Eigent�mer der pers�nlichen Produktionsbedingung, der Arbeitskraft, ist. Sind die Elemente der Produktion derart verteilt, so ergibt sich von selbst die heutige Verteilung der Konsumtionsmittel. Sind die sachlichen Produktionsbedingungen genossenschaftliches Eigentum der Arbeiter selbst, so ergibt sich ebenso eine von der heutigen verschiedne Verteilung der Konsumtionsmittel. Der Vulg�rsozialismus (und von ihm wieder ein Teil der Demokratie) hat es von den b�rgerlichen �konomen �bernommen, die Distribution als von der Produktionsweise unabh�ngig zu betrachten und zu behandeln, daher den Sozialismus haupts�chlich als um die Distribution sich drehend darzustellen. Nachdem das wirkliche Verh�ltnis l�ngst klargelegt, warum wieder r�ckw�rtsgehn?
4. "Die Befreiung der Arbeit mu� das Werk der Arbeiterklasse sein, der gegen�ber alle andren Klassen NUR EINE REAKTION�RE MASSE sind."
Die erste Strophe ist aus den Eingangsworten der internationalen Statuten, aber "verbessert". Dort hei�t es: "Die Befreiung der Arbeiterklasse mu� die Tat der Arbeiter selbst sein"; hier hat dagegen "die Arbeiterklasse" zu befreien - was? "die Arbeit". Begreife, wer kann.
Zum Schadenersatz ist dagegen die Gegenstrophe Lassallesches Zitat vom reinsten Wasser: "der (der Arbeiterklasse) gegen�ber alle andern Klassen NUR EINE REAKTION�RE MASSE bilden".
Im "Kommunistischen Manifest" hei�t es: "Von allen Klassen, welche heutzutage der Bourgeoisie gegen�berstehn, ist nur das Proletariat eine WIRKLICH REVOLUTION�RE KLASSE. Die �brigen Klassen verkommen und gehn unter mit der gro�en Industrie, das Proletariat ist ihr eigenstes Produkt." (8)
Die Bourgeoisie ist hier als revolution�re Klasse aufgefa�t - als Tr�gerin der gro�en Industrie - gegen�ber Feudalen und Mittelst�nden, welche alle gesellschaftlichen Positionen behaupten wollen, die das Gebilde veralteter Produktionsweisen. Sie bilden also nicht ZUSAMMEN MIT DER BOURGEOISIE nur eine reaktion�re Masse.
Andrerseits ist das Proletariat der Bourgeoisie gegen�ber revolution�r, weil es, selbst erwachsen auf dem Boden der gro�en Industrie, der Produktion den kapitalistischen Charakter abzustreifen strebt, den die Bourgeoisie zu verewigen sucht. Aber das Manifest setzt hinzu: da� die "Mittelst�nde ... revolution�r (werden) ... im Hinblick auf ihren bevorstehenden �bergang ins Proletariat".
Von diesem Gesichtspunkt ist es also wieder Unsinn, da� sie "zusammen mit der Bourgeoisie" und obendrein den Feudalen, gegen�ber der Arbeiterklasse "nur eine reaktion�re Masse bilden".
Hat man bei den letzten Wahlen Handwerkern, kleinen Industriellen etc. und BAUERN zugerufen: Uns gegen�ber bildet ihr mit Bourgeois und Feudalen nur eine reaktion�re Masse?
Lassalle wu�te das "Kommunistische Manifest" auswendig wie seine Gl�ubigen die von ihm verfa�ten Heilsschriften. Wenn er es also so grob verf�lschte, geschah es nur, um seine Allianz mit den absolutistischen und feudalen Gegnern wider die Bourgeoisie zu besch�nigen.
Im obigen Paragraph wird nun zudem sein Weisheitsspruch an den Haaren herbeigezogen, ohne allen Zusammenhang mit dem verballhornten Zitat aus dem Statut der Internationalen. Es ist also hier einfach eine Impertinenz, und zwar keineswegs Herrn Bismarck mi�f�llige, eine jener wohlfeilen Flegeleien, worin der Berliner Marat (9) macht.
5. "Die Arbeiterklasse wirkt f�r ihre Befreiung zun�chst IM RAHMEN DES HEUTIGEN NATIONALEN STAATS, sich bewu�t, da� das notwendige Ergebnis ihres Strebens, welches den Arbeitern aller Kulturl�nder gemeinsam ist, die internationale V�lkerverbr�derung sein wird."
Lassalle hatte, im Gegensatz zum "Kommunistischen Manifest" und zu allem fr�heren Sozialismus, die Arbeiterbewegung vom engsten nationalen Standpunkt gefa�t. Man folgt ihm darin - und dies nach dem Wirken der Internationalen!
Es versteht sich ganz von selbst, da�, um �berhaupt k�mpfen zu k�nnen, die Arbeiterklasse sich bei sich zu Haus organisieren mu� als KLASSE, und da� das Inland der unmittelbare Schauplatz ihres Kampfs. Insofern ist ihr Klassenkampf, nicht dem Inhalt, sondern, wie das "Kommunistische Manifest" sagt, "der Form nach" national. Aber der "Rahmen des heutigen nationalen Staats", z.B. des Deutschen Reichs, steht selbst wieder �konomisch "im Rahmen des Weltmarkts", politisch "im Rahmen des Staatensystems". Der erste beste Kaufmann wei�, da� der deutsche Handel zugleich ausl�ndischer Handel ist, und die Gr��e des Herrn Bismarck besteht ja eben in seiner Art INTERNATIONALER Politik. Und worauf reduziert die deutsche Arbeiterpartei ihren Internationalismus? Auf das Bewu�tsein, da� das Ergebnis ihres Strebens "DIE INTERNATIONALE V�LKERVERBR�DERUNG sein wird" - eine dem b�rgerlichen Freiheits- und Friedensbund (10) entlehnte Phrase, die als �quivalent passieren soll f�r die internationale Verbr�derung der Arbeiterklassen im gemeinschaftlichen Kampf gegen die herrschenden Klassen und ihre Regierungen. VON INTERNATIONALEN FUNKTIONEN der deutschen Arbeiterklasse also kein Wort! Und so soll sie ihrer eignen, mit den Bourgeois aller andern L�nder bereits gegen sie verbr�derten Bourgeoisie und Herrn Bismarcks internationaler Verschw�rungspolitik das Paroli bieten!
In der Tat steht das internationale Bekenntnis des Programms NOCH UNENDLICH TIEF unter dem der Freihandelspartei. Auch sie behauptet, das Ergebnis ihres Strebens sei "die internationale V�lkerverbr�derung". Sie TUT aber auch etwas, um den Handel international zu machen, und begn�gt sich keineswegs bei dem Bewu�tsein - da� alle V�lker bei sich zu Haus Handel treiben.
Die internationale T�tigkeit der Arbeiterklassen h�ngt in keiner Art von der Existenz der "INTERNATIONALEN ARBEITERASSOZIATION" ab. Diese war nur der erste Versuch, jener T�tigkeit ein Zentralorgan zu schaffen; ein Versuch, der durch den Ansto�, welchen er gab, von bleibendem Erfolg, aber in SEINER ERSTEN HISTORISCHEN FORM nach dem Fall der Pariser Kommune nicht l�nger durchf�hrbar war.
Bismarcks "Norddeutsche" war vollst�ndig im Recht, wenn sie zur Zufriedenheit ihres Meisters verk�ndete, die deutsche Arbeiterpartei habe in dem neuen Programm dem Internationalismus abgeschworen. (11)
II
"Von diesen Grunds�tzen ausgehend, erstrebt die deutsche Arbeiterpartei mit allen gesetzlichen Mitteln den FREIEN STAAT - UND - die sozialistische Gesellschaft; die Aufhebung des Lohnsystems MIT dem EHERNEN LOHNGESETZ - und - der Ausbeutung in jeder Gestalt; die Beseitigung aller sozialen und politischen Ungleichheit."
Auf den "freien Staat" komme ich sp�ter zur�ck.
Also in Zukunft hat die deutsche Arbeiterpartei an Lassalles "ehernes Lohngesetz" zu glauben! Damit es nicht verlorengeht, begeht man den Unsinn, von "Aufhebung des Lohnsystems" (sollte hei�en: System der Lohnarbeit) "MIT dem ehernen Lohngesetz" zu sprechen. Hebe ich die Lohnarbeit auf, so hebe ich nat�rlich auch ihre Gesetze auf, seien sie "ehern" oder schwammig. Aber Lassalles Bek�mpfung der Lohnarbeit dreht sich fast nur um dies sog. Gesetz. Um daher zu beweisen, da� die Lassallesche Sekte gesiegt hat, mu� das "Lohnsystem MIT dem ehernen Lohngesetz" aufgehoben werden und nicht ohne dasselbe.
Von dem "ehernen Lohngesetz" geh�rt Lassalle bekanntlich nichts als das den Goetheschen "ewigen, ehernen, gro�en Gesetzen" entlehnte Wort "ehern". Das Wort EHERN ist eine Signatur, woran sich die Rechtgl�ubigen erkennen. Nehme ich aber das Gesetz mit Lassalles Stempel und daher in seinem Sinn, so mu� ich es auch mit seiner Begr�ndung nehmen. Und was ist sie? Wie Lange schon kurz nach Lassalles Tod zeigte: die (von Lange selbst gepredigte) Malthussche Bev�lkerungstheorie (12). Ist diese aber richtig, so kann ich wieder das Gesetz NICHT aufheben, und wenn ich hundertmal die Lohnarbeit aufhebe, weil das Gesetz dann nicht nur das System der Lohnarbeit, sondern JEDES gesellschaftliche System beherrscht. Grade hierauf fu�end, haben seit f�nfzig Jahren und l�nger die �konomisten bewiesen, da� der Sozialismus das NATURBEGR�NDETE Elend nicht aufheben, sondern nur VERALLGEMEINERN, gleichzeitig �ber die ganze Oberfl�che der Gesellschaft verteilen k�nne!
Aber all das ist nicht die Hauptsache. GANZ ABGESEHEN von der FALSCHEN Lassalleschen Fassung des Gesetzes, besteht der wahrhaft emp�rende R�ckschritt darin:
Seit Lassalles Tode hat sich die wissenschaftliche Einsicht in UNSERER Partei Bahn
gebrochen, da� der ARBEITSLOHN nicht das ist, was er zu sein SCHEINT, n�mlich der WERT
respektive PREIS DER ARBEIT, sondern nur eine maskierte Form f�r den WERT resp. PREIS DER
ARBEITSKRAFT. Damit war die ganze bisherige b�rgerliche Auffassung des Arbeitslohnes
sowie die ganze bisher gegen selbe gerichtete Kritik ein f�r allemal �ber den Haufen
geworfen und klargestellt, da� der Lohnarbeiter nur die Erlaubnis hat, f�r sein eignes
Leben zu arbeiten, d.h. ZU LEBEN, soweit er gewisse Zeit umsonst f�r den Kapitalisten
(daher auch f�r dessen Mitzehrer am Mehrwert) arbeitet; da� das ganze kapitalistische
Produktionssystem sich darum dreht, diese Gratisarbeit zu verl�ngern durch Ausdehnung des
Arbeitstages oder durch Entwicklung der Produktivit�t, gr��ere Spannung der
Arbeitskraft etc.; da� also das System der Lohnarbeit ein System der Sklaverei, und zwar
einer Sklaverei ist, die im selben Ma� h�rter wird, wie sich die gesellschaftlichen
Produktivkr�fte der Arbeit entwickeln, ob nun der Arbeiter bessere oder schlechtere
Zahlung empfange. Und nachdem diese Einsicht unter unsrer Partei sich mehr und mehr Bahn
gebrochen, kehrt man zu Lassalles Dogmen zur�ck, obgleich man nun wissen mu�te, da�
Lassalle NICHT WU�TE, was der Arbeitslohn war, sondern, im Gefolg der b�rgerlichen
�konomen, den Schein f�r das Wesen der Sache nahm. Es ist, als ob unter Sklaven, die
endlich hinter das Geheimnis der Sklaverei gekommen und in Rebellion ausgebrochen, ein in
veralteten Vorstellungen befangener Sklave auf das Programm der Rebellion schriebe: Die
Sklaverei mu� abgeschafft werden, weil die Bek�stigung der Sklaven im System der
Sklaverei ein gewisses niedriges Maximum nicht �berschreiten kann! Die blo�e Tatsache,
da� die Vertreter unsrer Partei f�hig waren, ein so ungeheuerliches Attentat auf die in
der Parteimasse verbreitete Einsicht zu begehn - beweist sie nicht allein, mit welchem
Anstatt der unbestimmten Schlu�phrase des Paragraphen, "die Beseitigung aller sozialen und politischen Ungleichheit", war zu sagen, da� mit der Abschaffung der Klassenunterschiede von selbst alle aus ihnen entspringende soziale und politische Ungleichheit verschwindet.
III
"Die deutsche Arbeiterpartei verlangt, um DIE L�SUNG DER SOZIALEN FRAGE ANZUBAHNEN, die Errichtung von Produktivgenossenschaften mit STAATSHILFE UNTER DER DEMOKRATISCHEN KONTROLLE DES ARBEITENDEN VOLKS. Die Produktivgenossenschaften SIND f�r Industrie und Ackerbau in solchem Umfang INS LEBEN ZU RUFEN, DA� AUS IHNEN DIE SOZIALISTISCHE ORGANISATION DER GESAMTARBEIT ENTSTEHT."
Nach dem Lassalleschen "ehernen Lohngesetz" das Heilmittel des Propheten! Es wird in w�rdiger Weise "angebahnt"! An die Stelle des existierenden Klassenkampfes tritt eine Zeitungsschreiberphrase - "die soziale Frage", deren "L�sung" man "anbahnt". Statt aus dem revolution�ren Umwandlungsprozesse der Gesellschaft "entsteht" die "sozialistische Organisation der Gesamtarbeit" aus der "Staatshilfe", die der Staat Produktivgenossenschaften gibt, die ER, nicht der Arbeiter, "ins Leben ruft". Es ist dies w�rdig der Einbildung Lassalles, da� man mit Staatsanlehn ebensogut eine neue Gesellschaft bauen kann wie eine neue Eisenbahn!
Aus
Erstens besteht "das arbeitende Volk" in Deutschland zur Majorit�t aus Bauern und nicht aus Proletariern.
Zweitens hei�t "demokratisch" zu deutsch "volksherrschaftlich". Was hei�t aber "die volksherrschaftliche Kontrolle des arbeitenden Volkes"? Und nun gar bei einem Arbeitervolk, das durch diese Forderungen, die es an den Staat stellt, sein volles Bewu�tsein ausspricht, da� es weder an der Herrschaft ist, noch zur Herrschaft reif ist!
Auf die Kritik des von Buchez unter Louis-Philippe im GEGENSATZ gegen die franz�sischen Sozialisten verschriebnen und von den reaktion�ren Arbeitern des "Atelier" (13) angenommenen Rezepts ist es �berfl�ssig, hier einzugehn. Es liegt auch der Hauptansto� nicht darin, da� man diese spezifische Wunderkur ins Programm geschrieben, sondern da� man �berhaupt vom Standpunkt der Klassenbewegung zu dem der Sektenbewegung zur�ckgeht.
Da� die Arbeiter die Bedingungen der genossenschaftlichen Produktion auf sozialem und zun�chst bei sich, also [auf] nationalem Ma�stab herstellen wollen, hei�t nur, da� sie an der Umw�lzung der jetzigen Produktionsbedingungen arbeiten, und hat nichts gemein mit der Stiftung von Kooperativgesellschaften mit Staatshilfe! Was aber die jetzigen Kooperativgesellschaften betrifft, so haben sie NUR Wert, soweit sie unabh�ngige, weder von den Regierungen noch von den Bourgeois protegierte Arbeitersch�pfungen sind.
[IV]
Ich komme jetzt zum demokratischen Abschnitt.
A. "Freiheitliche Grundlage des Staats."
Zun�chst nach II erstrebt die deutsche Arbeiterpartei "den freien Staat".
Freier Staat - was ist das?
Es ist keineswegs Zweck der Arbeiter, die den beschr�nkten Untertanenverstand losgeworden, den Staat "frei" zu machen. Im Deutschen Reich ist der "Staat" fast so "frei" als in Ru�land. Die Freiheit besteht darin, den Staat aus einem der Gesellschaft �bergeordneten in ein ihr durchaus untergeordnetes Organ zu verwandeln, und auch heutig sind die Staatsformen freier oder unfreier im Ma�, worin sie die "Freiheit des Staats" beschr�nken.
Die deutsche Arbeiterpartei - wenigstens, wenn sie das Programm zu dem ihrigen macht - zeigt, wie ihr die sozialistischen Ideen nicht einmal hauttief sitzen, indem sie, statt die bestehende Gesellschaft (und das gilt von jeder k�nftigen) als GRUNDLAGE des bestehenden STAATS (oder k�nftigen, f�r k�nftige Gesellschaft) zu behandeln, den Staat vielmehr als ein selbst�ndiges Wesen behandelt, das seine eignen "GEISTIGEN, SITTLICHEN, FREIHEITLICHEN GRUNDLAGEN" besitzt.
Und nun gar der w�ste Mi�brauch, den das Programm mit den Worten "heutiger Staat", "heutige Gesellschaft" treibt, und den noch w�steren Mi�verstand, den es �ber den Staat anrichtet, an den es seine Forderungen richtet!
Die "heutige Gesellschaft" ist die kapitalistische Gesellschaft, die in allen Kulturl�ndern existiert, mehr oder weniger frei von mittelaltrigem Beisatz, mehr oder weniger durch die besondre geschichtliche Entwicklung jedes Landes modifiziert, mehr oder weniger entwickelt. Dagegen der "heutige Staat" wechselt mit der Landesgrenze. Er ist ein andrer im preu�isch-deutschen Reich als in der Schweiz, ein andrer in England als in den Vereinigten Staaten. "Der heutige Staat" ist also eine Fiktion.
Jedoch haben die verschiednen Staaten der verschiednen Kulturl�nder, trotz ihrer bunten Formverschiedenheit, alle das gemein, da� sie auf dem Boden der modernen b�rgerlichen Gesellschaft stehn, nur einer mehr oder minder kapitalistisch entwickelten. Sie haben daher auch gewisse wesentliche Charaktere gemein. In diesem Sinn kann man von "heutigem Staatswesen" sprechen, im Gegensatz zur Zukunft, worin seine jetzige Wurzel, die b�rgerliche Gesellschaft, abgestorben ist.
Es fragt sich dann: Welche Umwandlung wird das Staatswesen in einer kommunistischen Gesellschaft untergehn (14)? In andern Worten, welche gesellschaftliche Funktionen bleiben dort �brig, die jetzigen Staatsfunktionen analog sind? Diese Frage ist nur wissenschaftlich zu beantworten, und man kommt dem Problem durch tausendfache Zusammensetzung des Worts Volk mit dem Wort Staat auch nicht um einen Flohsprung n�her.
Zwischen der kapitalistischen und der kommunistischen Gesellschaft liegt die Periode der revolution�ren Umwandlung der einen in die andre. Der entspricht auch eine politische �bergangsperiode, deren Staat nichts andres sein kann als DIE REVOLUTION�RE DIKTATUR DES PROLETARIATS.
Das Programm nun hat es weder mit letzterer zu tun, noch mit dem zuk�nftigen Staatswesen der kommunistischen Gesellschaft.
Seine politischen Forderungen enthalten nichts, au�er der aller Welt bekannten demokratischen Litanei: allgemeines Wahlrecht, direkte Gesetzgebung, Volksrecht, Volkswehr etc. Sie sind blo�es Echo der b�rgerlichen Volkspartei, des Friedens- und Freiheitsbundes. Es sind lauter Forderungen, die, soweit nicht in phantastischer Vorstellung �bertrieben, bereits REALISIERT sind. Nur liegt der Staat, dem sie angeh�ren, nicht innerhalb der deutschen Reichsgrenze, sondern in der Schweiz, den Vereinigten Staaten etc. Diese Sorte "Zukunftsstaat" ist HEUTIGER STAAT, obgleich au�erhalb "des Rahmens" des Deutschen Reichs existierend. Aber man hat eins vergessen. Da die deutsche Arbeiterpartei ausdr�cklich erkl�rt, sich innerhalb "des heutigen nationalen Staats", also ihres Staats, des preu�isch-deutschen Reichs, zu bewegen - ihre Forderungen w�ren ja sonst auch gro�enteils sinnlos, da man nur fordert, was man noch nicht hat -, so durfte sie die Hauptsache nicht vergessen, n�mlich da� alle jene sch�nen S�chelchen auf der Anerkennung der sog. Volkssouver�nit�t beruhn, da� sie daher nur in einer DEMOKRATISCHEN REPUBLIK am Platze sind.
Da man nicht den Mut hat - und weislich, denn die Verh�ltnisse gebieten Vorsicht -,
die demokratische Republik zu verlangen, wie es die franz�sischen Arbeiterprogramme unter
Louis-Philippe und unter Louis-Napoleon taten - so h�tte man auch nicht zu der
Selbst die vulg�re Demokratie, die in der demokratischen Republik das Tausendj�hrige Reich sieht und keine Ahnung davon hat, da� grade in dieser letzten Staatsform der b�rgerlichen Gesellschaft der Klassenkampf definitiv auszufechten ist - selbst sie steht noch berghoch �ber solcherart Demokratentum innerhalb der Grenzen des polizeilich Erlaubten und logisch Unerlaubten.
Da� man in der Tat unter "Staat" die Regierungsmaschine versteht oder den Staat, soweit er einen durch Teilung der Arbeit von der Gesellschaft besonderten, eignen Organismus bildet, zeigen schon die Worte: "Die deutsche Arbeiterpartei verlangt ALS WIRTSCHAFTLICHE GRUNDLAGE DES STAATS: eine einzige progressive Einkommensteuer etc." Die Steuern sind die wirtschaftliche Grundlage der Regierungsmaschinerie und von sonst nichts. In dem in der Schweiz existierenden Zukunftsstaat ist diese Forderung ziemlich erf�llt. Einkommensteuer setzt die verschiednen Einkommenquellen der verschiednen gesellschaftlichen Klassen voraus, also die kapitalistische Gesellschaft. Es ist also nichts Auff�lliges, da� die Financial Reformers von Liverpool - Bourgeois mit Gladstones Bruder an der Spitze - dieselbe Forderung stellen wie das Programm.
B. "Die deutsche Arbeiterpartei verlangt als geistige und sittliche Grundlage des Staats:
1. Allgemeine und GLEICHE VOLKSERZIEHUNG durch den Staat. Allgemeine Schulpflicht. Unentgeltlichen Unterricht."
GLEICHE VOLKSERZIEHUNG? Was bildet man sich unter diesen Worten ein? Glaubt man, da� in der heutigen Gesellschaft (und man hat nur mit der zu tun) die Erziehung f�r alle Klassen GLEICH sein kann? Oder verlangt man, da� auch die h�heren Klassen zwangsweise auf das Modikum Erziehung - der Volksschule - reduziert werden sollen, das allein mit den �konomischen Verh�ltnissen nicht nur der Lohnarbeiter, sondern auch der Bauern vertr�glich ist?
"Allgemeine Schulpflicht. Unentgeltlicher Unterricht." Die erste existiert in Deutschland, das zweite in der Schweiz [und] den Vereinigten Staaten f�r Volksschulen. Wenn in einigen Staaten der letzteren auch "h�here" Unterrichtsanstalten "unentgeltlich" sind, so hei�t das faktisch nur, den h�heren Klassen ihre Erziehungskosten aus dem allgemeinen Steuers�ckel bestreiten. Nebenbei gilt dasselbe von der unter A. 5 verlangten "unentgeltlichen Rechtspflege". Die Kriminaljustiz ist �berall unentgeltlich zu haben; die Ziviljustiz dreht sich fast nur um Eigentumskonflikte, ber�hrt also fast nur die besitzenden Klassen. Sollen sie auf Kosten des Volkss�ckels ihre Prozesse f�hren?
Der Paragraph �ber die Schulen h�tte wenigstens technische Schulen (theoretische und praktische) in Verbindung mit der Volksschule verlangen sollen.
Ganz verwerflich ist eine "VOLKSERZIEHUNG DURCH DEN STAAT". Durch ein allgemeines Gesetz die Mittel der Volksschulen bestimmen, die Qualifizierung des Lehrerpersonals, die Unterrichtszweige etc., und, wie es in den Vereinigten Staaten geschieht, durch Staatsinspektoren die Erf�llung dieser gesetzlichen Vorschriften �berwachen, ist etwas ganz andres, als den Staat zum Volkserzieher zu ernennen! Vielmehr sind Regierung und Kirche gleichm��ig von jedem Einflu� auf die Schule auszuschlie�en. Im preu�isch-deutschen Reich nun gar (und man helfe sich nicht mit der faulen Ausflucht, da� man von einem "Zukunftsstaat" spricht; wir haben gesehn, welche Bewandnis es damit hat) bedarf umgekehrt der Staat einer sehr rauhen Erziehung durch das Volk.
Doch das ganze Programm, trotz alles demokratischen Geklingels, ist durch und durch vom Untertanenglauben der Lassalleschen Sekte an den Staat verpestet oder, was nicht besser, vom demokratischen Wunderglauben, oder vielmehr ist es ein Kompromi� zwischen diesen zwei Sorten, dem Sozialismus gleich fernen, Wunderglauben.
"Freiheit der Wissenschaft" lautet ein Paragraph der preu�ischen Verfassung. Warum also hier? "Gewissensfreiheit"! Wollte man zu dieser Zeit des Kulturkampfes (15) dem Liberalismus seine alten Stichworte zu Gem�t f�hren, so konnte es doch nur in dieser Form geschehen: Jeder mu� seine religi�se wie seine leibliche Notdurft verrichten k�nnen, ohne da� die Polizei ihre Nase hineinsteckt. Aber die Arbeiterpartei mu�te doch bei dieser Gelegenheit ihr Bewu�tsein dar�ber aussprechen, da� die b�rgerliche "Gewissensfreiheit" nichts ist au�er der Duldung aller m�glichen Sorten RELIGI�SER GEWISSENSFREIHEIT, und da� sie vielmehr die Gewissen vom religi�sen Spuk zu befreien strebt. Man beliebt aber das "b�rgerliche" Niveau nicht zu �berschreiten.
Ich bin jetzt zu Ende gelangt, denn der nun im Programm folgende Anhang bildet keinen CHARAKTERISTISCHEN Bestandteil desselben. Ich habe mich daher hier ganz kurz zu fassen.
"2. Normalarbeitstag."
Die Arbeiterpartei keines andern Landes hat sich auf solch unbestimmte Forderung beschr�nkt, sondern stets die L�nge des Arbeitstags fixiert, die sie unter den gegebnen Umst�nden f�r normal h�lt.
"3. Beschr�nkung der Frauen- und Verbot der Kinderarbeit."
Die Normierung des Arbeitstags mu� die Beschr�nkung der Frauenarbeit schon einschlie�en, soweit sie sich auf Dauer, Pausen etc. des Arbeitstags bezieht; sonst kann sie nur Ausschlu� der Frauenarbeit aus Arbeitszweigen bedeuten, die speziell gesundheitswidrig f�r den weiblichen K�rper oder die f�r das weibliche Geschlecht sittenwidrig sind. Meinte man das, so mu�te es gesagt werden.
"VERBOT DER KINDERARBEIT"! Hier war absolut n�tig, die ALTERSGRENZE anzugeben.
ALLGEMEINES VERBOT der Kinderarbeit ist unvertr�glich mit der Existenz der gro�en Industrie und daher leerer frommer Wunsch.
Durchf�hrung desselben - wenn m�glich - w�re reaktion�r, da, bei strenger Regelung der Arbeitszeit nach den verschiednen Altersstufen und sonstigen Vorsichtsma�regeln zum Schutz der Kinder, fr�hzeitige Verbindung produktiver Arbeit mit Unterricht eines der m�chtigsten Umwandlungsmittel der heutigen Gesellschaft ist.
"4. Staatliche �berwachung der Fabrik-, Werkstatt- und Hausindustrie."
Gegen�ber dem preu�isch-deutschen Staat war bestimmt zu verlangen, da� die Inspektoren nur gerichtlich absetzbar sind; da� jeder Arbeiter sie wegen Pflichtverletzung den Gerichten denunzieren kann; da� sie dem �rztlichen Stand angeh�ren m�ssen.
"5. Regelung der Gef�ngnisarbeit."
Kleinliche Forderung in einem allgemeinen Arbeiterprogramm. Jedenfalls mu�te man klar aussprechen, da� man aus Konkurrenzneid die gemeinen Verbrecher nicht wie Vieh behandelt wissen und ihnen namentlich ihr einziges Besserungsmittel, produktive Arbeit, nicht abschneiden will. Das war doch das Geringste, was man von Sozialisten erwarten durfte.
"6. Ein wirksames Haftgesetz."
Es war zu sagen, was man unter "wirksamem" Haftgesetz versteht.
Nebenbei bemerkt, hat man beim Normalarbeitstag den Teil der Fabrikgesetzgebung �bersehn, der Gesundheitsma�regeln und Schutzmittel gegen Gefahr etc. betrifft. Das Haftgesetz tritt erst in Wirkung, sobald diese Vorschriften verletzt werden.
Fu�noten:
1) Die "Kritik des Gothaer Programms" (von Marx "Randglossen zum Programm der deutschen Arbeiterpartei" genannt) ist einer der wichtigsten Beitr�ge zur Entwicklung der grundlegenden programmatischen Fragen des wissenschaftlichen Kommunismus. Die Schrift ist ein Musterbeispiel unvers�hnlichen Kampfes gegen den Opportunismus. Genau wie Engels in seinem Brief an Bebel (MEW Band 19, Seite 3 - 9), gibt Marx in seinen "Randglossen" eine prinzipielle, kritische Einsch�tzung des Programmentwurfs f�r die k�nftige vereinigte sozialdemokratische Arbeiterpartei Deutschlands.
Marx' Kritik am Programmentwurf wurde 1891 zum erstenmal von Engels ver�ffentlicht, und zwar trotz des Widerstands opportunistischer Mitglieder des Parteivorstandes. Wie aus einem Brief von Engels an Kautsky vom 23. Februar 1891 hervorgeht, mu�te sich Engels jedoch damit einverstanden erkl�ren, einige besonders scharfe polemische Formulierungen abzuschw�chen.
Der vorliegende Abdruck erfolgt nach der urspr�nglichen Fassung von Marx. Das handschriftliche Original wurde im Herbst 1960 von Marx' Urenkel Marcel Charles Longuet dem Institut f�r Marxismus-Leninismus beim ZK der KPdSU als Geschenk �berreicht.
2) Diese Schrift Bakunins erschien 1873 unter dem Titel "Gossudarstwennost i anarchija" anonym und ohne Ortsangabe in der Schweiz in russischer Sprache. Die Haltlosigkeit der von Bakunin vorgebrachten Beschuldigungen wurde von Marx in einem Konspekt des Buches Bakunins bewiesen. (MEW, Band 18, Seite 599 - 642.)
3) Die Deutsche Volkspartei entstand 1865; sie setzte sich aus den demokratischen Elementen der Kleinbourgeoisie, teilweise aus Vertretern der Bourgeoisie - besonders der s�ddeutschen Staaten - zusammen. Die Partei trat gegen die Hegemonie Preu�ens in Deutschland auf und bestand auf einem f�derativen Gro�deutschland, dem sowohl Preu�en als auch �sterreich angeh�ren sollten.
1866 schlo� sich der Deutschen Volkspartei die S�chsische Volkspartei an, deren Kern aus Arbeitern bestand. In der Folgezeit entwickelte dieser linke Fl�gel sich in sozialistischer Richtung. Der Hauptteil der Partei schlo� sich nach seiner Trennung von den kleinb�rgerlichen Demokraten im August 1869 der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (Eisenacher) an.
4) Eisenacher Programm von 1869, angenommen auf dem allgemeinen deutschen sozialdemokratischen Arbeiterkongre�, der vom 7. bis 9. August 1869 in Eisenach stattfand. Auf diesem Kongre� wurde die Sozialdemokratische Arbeiterpartei gegr�ndet. Diese Partei war in der Auseinandersetzung mit dem Opportunismus Lassalles unter entscheidendem Einflu� von Marx und Engels entstanden.
5) Die autorisierte franz�sische �bersetzung des ersten Bandes des "Kapitals" wurde in Paris von 1872 bis 1875 in Fortsetzungen ver�ffentlicht.
6) "K�lner Kommunistenproze�" - Es handelt sich um Marx' Arbeit "Enth�llungen �ber den Kommunisten-Proze� zu K�ln" (Siehe MEW Band 8, S. 405 - 470), die der "Volksstaat" in Leipzig 1874 in Fortsetzungen zum erstenmal in Deutschland ver�ffentlichte und die 1875 vom Verlag der Zeitung als Buch herausgegeben wurde.
7) internationales Statut - die "Allgemeinen Statuten und Verwaltungs-Verordnungen der Internationalen Arbeiterassoziation", die 1866 auf dem Genfer Kongre� der Internationale angenommen wurden. Die authentische deutsche Ausgabe erschien 1871 in Leipzig (siehe MEW Band 17, Seite 440 - 455).
8) Siehe MEW Band 4, Seite 472.
9) Berliner Marat - offenbar ironisierend f�r Wilhelm Hasselmann, der damals in Berlin Chefredakteur des Organs des lassalleanischen Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins "Neuer Social-Demokrat" und neben Wilhelm Liebknecht Mitverfasser des Programmentwurfs war.
Der "Neue Social-Demokrat" spiegelte die Politik der Lassalleaner wider: Anpassung an das Bismarcksche Regime, Lieb�ugeln mit den herrschenden Klassen Deutschlands sowie den Opportunismus und Nationalismus der lassalleanischen F�hrer.
10) Friedens- und Freiheitsliga - b�rgerlich-pazifistische Organisation. Sie wurde 1867 in der Schweiz von kleinb�rgerlichen und b�rgerlichen Republikanern sowie Liberalen unter ma�geblicher Beteiligung von Victor Hugo, Guiseppe Garibaldi u.a. gegr�ndet. 1867/68 nahm Bakunin an der Arbeit der Liga teil. Die Erkl�rungen der Liga, da� es m�glich sei, durch die Schaffung von "Vereinigten Staaten von Europa" mit Kriegen Schlu� zu machen, riefen bei den Massen Illusionen hervor und lenkten das Proletariat vom Klassenkampf ab.
11) Bismarcks Norddeutsche - "Norddeutsche Allgemeine Zeitung" - Tageszeitung, die von 1861 bis 1918 in Berlin erschien; in den sechziger bis achtziger Jahren offizielles Organ der Regierung Bismarck. Marx bezieht sich auf den Leitartikel vom 20. M�rz 1875, in dem es zu Punkt 5 hei�t: "Die sozialdemokratische Agitation ist in mancher Hinsicht behutsamer geworden: sie verleugnet die Internationale ..."
12) Friedrich Albert Lange, "Die Arbeiterfrage in ihrer Bedeutung f�r Gegenwart und Zukunft", Duisburg 1865. Nach Malthus' (1766 - 1834, englischer Geistlicher und �konom) "Bev�lkerungsgesetz" neigt die Menschheit dazu, sich "weit �ber das Ma� der f�r sie bereitgestellten Nahrungsmittel zu vermehren, und zwar in geometrischer Progression [d.h. exponentiell] , w�hrend die Nahrungsmittelerzeugung - infolge des sog. Gesetzes vom abnehmenden Bodenertrag - nur in arithmetischer Progression [d.h. linear] zu steigern sei." Dadurch sei die Menschheit von �berbev�lkerung bedroht. Dieser Tendenz w�rden jedoch "drei Arten von Hemmnissen" entgegenwirken. 1. Durch Hungersn�te, schwere und gesundheitssch�dliche Arbeit, Naturkatastrophen, Krankheiten, Epidemien, Laster und Kriege m�sse die Bev�lkerung best�ndig gewaltsam "dem Nahrungsmittelspielraum angepa�t" werden ("postitve Hemmnisse"). 2. Die Furcht vor dem Elend ("vorbeugendes Hemmnis") oder 3. die freiwillige Enthaltsamkeit ("moralisches Hemmnis") werden als alternative M�glichkeiten genannt, die "Bev�lkerungsvermehrung einzud�mmen".
Gesellschaftlich bedingte Ursachen des sozialen Elends im Kapitalismus werden geleugnet, Hunger und Not sind nach Malthus "Strafmittel der Natur gegen�ber einer Verletzung des Bev�lkerungsgesetzes". Entsprechend fordert Malthus die "Unterlassung jeglicher Unterst�tzung Notleidender". [Zitate nach dem �konomischen Lexikon, Verlag Die Wirtschaft Berlin, 1966.]
13) "L' Atelier" - franz�sische Monatsschrift, die von 1840 bis 1850 in Paris erschien; Organ von Handwerkern und Arbeitern, die unter dem Einflu� der Ideen des christlichen Sozialismus standen.
14) in der Ausgabe 1891: erleiden [statt untergehn]
15) Kulturkampf - "... der Kampf, den Bismarck in den siebziger Jahren durch polizeiliche Verfolgungen des Katholizismus gegen die deutsche Partei der Katholiken, die 'Zentrums'partei f�hrte. Durch diesen Kampf hat Bismarck den streitbaren Klerikalismus der Katholiken nur GEST�RKT, hat er der Sache der wirklichen Kultur nur Abbruch getan, denn statt der politischen Scheidew�nde r�ckte er die religi�sen Scheidew�nde in den Vordergrund und lenkte so die Aufmerksamkeit gewisser Schichten der Arbeiterklasse und der Demokratie von den dringenden Aufgaben des revolution�ren und des Klassenkampfes auf einen ganz oberfl�chlichen und b�rgerlich-verlogenen Antiklerikalismus ab." [Lenin.]
16) Ich habe gesprochen und meine Seele gerettet.