Manuskript des Vortrages
Dass Preise steigen, kommt in der Marktwirtschaft genauso vor wie das Gegenteil; das gilt als normal und ökonomisch vernünftig und als Mechanismus, in den von außen einzugreifen nicht in Frage kommt. An Preisen leidet mancher, ohne das dies zum Politikum wird. Beim Ölpreis gilt das offenbar so nicht: Er ist ein Politikum, und zwar bis hinauf in die höchsten weltwirtschaftlichen Etagen von G7 und IWF.
Darum soll es heute gehen:
Was ist das Besondere am Öl und seinem Preis? Warum ist es eine staatspolitische und imperialistische Affäre höchster Güte?
in folgenden Unterpunkten:
I. Der Protest und die Reaktionen der europ. Regierungen darauf. Diesen Reaktionen kann man entnehmen: Die Politik sieht anläßlich des Ölpreises Handlungsbedarf. Als Grund werden Schäden an der Volkswirtschaft benannt, denen politisch abzuhelfen sei. Worin bestehen sie?
II. Der Ölpreis bringt kap. und nationale Rechnungen durcheinander. Was sind das für Rechnungen, wie sind sie von den Veränderungen des Ölpreises affiziert?
III. Wie funktioniert der “Weltölmarkt” im Zusammenspiel seiner Akteure: Kap. Nationen, Multis, “Erdöl-Länder”?
IV. Dabei wird sich dann auch klären, wie die besondere Bewegung zustandekommt, die der Ölpreis über die Jahre so durchmacht.
V. Zum Schluß: Die aktuellen Maßnahmen der Regierungen und die Berechnungen, die ihnen zugrunde liegen.
ist der Ölpreis über Protestaktionen von Spediteuren, Lastwagen- und Taxifahrern, Bauern, Fischern mit ideeller Unterstützung der Autofahrer geworden.
Regierungen sollen durch Steuernachlässe kompensieren, was die ökonomischen Preissteigerungen an Belastungen anrichten.
Ihr Thema also gar nicht der Ölpreis in dem Sinne, sondern, wie sie meinen, unbillige, ungerechte zusätzliche Verteuerung, die der Staat mit seinen Steuern zum Preis dazutut (Nebenwitz in Dt.: Ideologische Begründung der aktuellen Steuererhöhung wird zum Hauptangriffspunkt: Mehrwertsteuer kritisiert gar keiner.) Verlangt wird eine andere politische Preisgestaltung - und das europaweit. Verwiesen haben die Protestler dabei auf eine Deckungsgleichheit ihrer Interessen mit denen der Politik: Sie sind doch wichtige Branchen, Staat kann es nicht gleichgültig sein, wenn ihr Geschäft niht mehr geht.
Reaktionen zeigen allerdings, dass es diese Deckungsgleichheit gar nicht gibt.
ist doppelt:
a) Die europ. Regierungen erkennen durchaus an, dass das steigende Preise im Energiesektor ein nationales bzw. europäisches Problem ist - .
um sich dann gleich dazu zu bekennen, dass der Preis für Heizöl und Benzin nicht zu hoch, sondern ein Staatsfinanzierungsmittel ist, und zwar ein bevorzugtes.
Also sortieren die Macher von Steuer- und Standortpolitik wie immer bei Steuerfragen gemäß ihren finanz- und wirtschaftspolitischen Interessen zwischen den Antragstellern:
- Konsumenten; deren Zahlungskraft wird geschmälert. Die werden bestenfalls mit ein paar Sozialgroschen abgefertigt; ansonsten wird ihm bedeutet, dass er sich eben einzuschränken hat.
- Bauern, Trucker etc.: Geschäftskalkulationen gehen nicht mehr auf. Hier scheiden sich die Standortgeister:
- Frankreich, Holland und Belgien: Da sieht man den potentiellen Ruin von Teilen dieser national wichtigen Gewerbe als unnötigen Schaden für den Standort an und wirkt ihm deshalb staatlicherseits ein wenig entgegen.
Deutschland: Da sehen die Verantwortlichen die Sache so, dass der Standort ein Abgehen von “harten Sparkurs” nicht verträgt. Weil, so Eichel, steigende Spritpreise eine “Belastung für die gesamte Volkswirtschaft” darstellen, die “von allen getragen werden muß”, steht fest, dass sie vom Staatshaushalt nicht getragen werden kann: Hier läßt das nationale Programm der Standortbetreuung nicht zu, dass die Politik den Protesten einzelner Gewerbe Gehör schenkt und mit dem Haushalt für deren Konkurrenznachteile gerade steht. Deshalb überläßt man es im Wesentlichen der Konkurrenz im Speditionsgewerbe, welche Firmen die neue Kostenlage bewältigen und welche darüber eingehen. Das einzige “Zugeständnis” an dieses Gewerbe besteht deshalb interessanterweise in der Zusage, nicht ihm Geschäftskosten abzunehmen, sondern sie anderen, nämlich der ausländischen Konkurrenz aufzuhalsen.
Also: Nat. Reg machen gegeneinander innereuropäische Standortpolitik mit dem Preis; streiten sich darum.
b) Dabei bringen die Politiker zur Sprache, dass das eigentliche nationale bzw. europ. Problem der Ölpreis ist.
Sie sind es, die den Ölpreis zum Thema machen - den hatten die Protestler gar nicht im Visier. Benzin verteuern wg. Haushalt o.k.; dasselbe wg. Ölpreis: geht nicht in Ordnung. Kommt also offenbar sehr darauf an, wer das Benzin teurer macht. Die Regierungen diagnostizieren einen viel grundsätzlicheren Schaden als Heizkostenerhöhungen und Benzinpreisteigerungen für gewise Branchen. Politik diagnostiziert einen allgemeinen Schaden für das nationale Wachstum, dem mit der Kompensation von Verlusten, die das eine oder andere Gewerbe in der Konkurrenz erleidet, gar nicht beizukommen ist; der sich also auch nicht au einer Addition privater Schäden ergibt, sondern anders beschaffen ist:
Ölpreis als Schaden für die Volkwirtschaft:
- “Wachstumsverluste” für den europäischen Standort werden berechnet
- Der stellvertretende Chef der EZB beziffert den “Abfluß an Mitteln” für die “europäische Ölrechnung” in etlichen Mrd.; im April dieses Jahres bilanziert Europa erstmals insgesamt eine negative Handelsbilanz.
- Amerikanische Konzerne mit viel Geschäft in Europa revidieren ihre Gewinnprognosen; das wird von den Weltbörsen übel vermerkt, die überhaupt wegen “Unsicherheiten bei zukünftigen Gewinnerwartungen”, die der steigende Ölpreis erzeuge, wieder einmal zunehmend “volatil” werden. Die berufsmäßigen Geldspekulanten ziehen schon einmal den ihnen naheliegenden Schluß und lassen den Euro weiter fallen.
- Nicht nur Europa sieht sich durch den steigenden Ölpreis geschädigt. Auch die US-Regierung befindet den Ölpreis als “zu hoch” und gibt ein paar Mill Barrel Öl aus ihrer strategischen Reserve frei.
- Diese “Lage” ist auch beim obersten Wächter über die Gesundheit des globalen Kapitalismus angekommen. In seinem neuesten “World Economic Outlook” warnt der IWF vor Schäden am Wachstum der Weltwirtschaft, die aus den “Ungleichgewichten” entstehen könnten, die der steigende Ölpreis zwischen den Volkswirtschaften anrichtet, und beziffert den “möglichen Wachstumsverlust” der Weltwirtschaft auf 0,5%.
c) Diese Problemlage gehen die europ. Staaten so an:
- Dt. Kanzler droht den Ölkonzernen mit der Kartellbehörde
- EU-Minister fordern Produktionssteigerungen von der OPEC; WiMi Müller macht bei Iran-Besuch “Stabilisierung des Ölpreises” zum Thema
- EU-Minister fordern Produktionssteigerungen von der OPEC; WiMi Müller macht bei Iran-Besuch “Stabilisierung des Ölpreises” zum Thema
- EU leitet Verhandlungen mit Russland über neue Lieferkontrakte über Erdöl ein mit der Begründung, sie müsse ihre Abhängigkeit von der OPEC verringern.
- Auf höchster politischer Ebene, der G7, wird der Ölpreis Thema mit dem Tenor, wg. “Gefahren für die Weltwirtschaft” müsse für dessen “Stabilisierung” gesorgt werden.
- EU-Minister fordern Produktionssteigerungen von der OPEC; WiMi Müller macht bei Iran-Besuch “Stabilisierung des Ölpreises” zum Thema.
Also: Betroffen vom Ölpreis mögen zwar alle sein, vom Rentner bis zur Weltwirtschaft. Diese “Betroffenheit” fällt aber nicht nur ziemlich unterschiedlich aus, sondern ist auch von sehr unterschiedlichem politischen Gewicht. Der Handlungsbedarf, den die Politik entdeckt, entspringt der Sorge um die nützliche Funktion, die der Ölpreis für ihre Volkswirtschaft, ihr Wachstum, ihre Weltwirtschaft insgesamt erfüllt und erfüllen soll. Worin besteht die?
Politik diagnostiziert allg. Geschäftsschädigung. Wieso? Gibt´s die überhaupt, und worin besteht sie?
a) Grundlage: Öl, so sagt es die VWL, ist ein Grundstoff allen Wirtschaftens.
Heißt: Findet in allen Branchen Verwendung, ist deshalb in jeder Kapitalrechnung als Preisbestandteil “dabei”.
Grundstoff: Der Begriff ist erläuterungsbedürftig. Was heißt das im Kap?
- Für die Eigenschaft, Grundstoff kapitalistischen Wirtschaftens zu sein, sind die Gebrauchseigenschaften des Öls bloß die stoffliche Grundlage. Öl ist eine Energieform unter anderen; an dessen ausufernder Verwendung hat es über die Jahre ja auch schon mannigfache Kritik gegeben; stofflich ist es also keineswegs alternativlos. Debatte über “alternative Energien” hat de facto an dem Zustand gar nichts geändert; nicht, weil Prod. und Regierungen so “uneinsichtig” wären, wie mancher Umweltfreund meint. Um “Einsicht” geht es hier nämlich nicht, sondern um kap. Rechnen, und das gibt dem Öl allemal Recht.
- Kapitalistische Unternehmen entscheiden über die Verwendung bestimmter Produkte für ihre Produktion nicht einfach nach deren nützlichen Gebrauchseigenschaften, sondern danach, was sie diese Eigenschaften vergleichsweise kosten. Kapitalisten stellen diesen Vergleich ihrer Produktionsfaktoren ständig an, sind ständig auf der Suche nach neuen, das Verhältnis von Kosten und Nutzeffekt der Kapitalanlage besser bedienenden Produktionsmitteln; andere Kapitalisten machen ihr Geschäft damit, dieses Bedürfnis zu befriedigen. Das nennen sie Innovation; die sorgt dann auch dafür, dass manche Produkte vom Markt verschwinden und durch andere ersetzt werden; deren Hersteller machen also mit ihnen auch kein Geschäft, gehen pleite oder müssen ihre Produktion umstellen. Da müssen also schon besondere Umstände zusammenkommen, damit ein Produkt über 50 Jahre für eine Branche Gewinnquelle bleibt. Das schaffen sonst eigentlich nur Banken.
Fazit: Bei einem “Grundstoff” kapitalistischen Wirtschaftens handelt es sich weder um eine Naturtatsache noch um einen sich quasi automatisch und von selbst aufrechterhaltenden Zustand. Es sei denn, die Verwender dieses Grundstoffs haben ihre eigenen guten kapitalistischen Gründe, es so zu halten; und die dazu gehörigen Staaten sorgen dafür, dass diese Gründe auch unwidersprechlich gelten.
Und so ist es ja auch: Der Geld-Nutzen, den die Akkumulation des Kapitals insgesamt aus der Verwendung der Energiequelle Öl zieht, ist der bleibende Grund dafür, dass es das im Vergleich zu jeder anderen Energieart konkurrenzlos lohnende Mittel des Kapitalwachstums ist. Und die kapitalistischen Mächte sorgen mit viel Gewalt nach innen und außen dafür, dass dies so bleibt.
b) Weil Öl in allen Branchen benutzt wird, ist es auch überall = Bestandteil der Kosten, die für Gewinn vorgeschossen werden.
Wenn das Öl als “Schmierstoff” einmal durchgesetzt ist, sind für das Kapital Alternativen als unmittelbare Reaktion auf Preissteigerungen nicht unmittelbar zu haben.
- Damit avanciert der Ölpreis zu einem Faktor dessen, was jedes Kapital an Vorschuß aufwenden muß, um einen bestimmten Überschuß zu produzieren. Steigende Rohstoffpreise = höherer Vorschuß, höherer anteiliger Preisbestandteil, den der Verkauf zurückholen soll. Affiziert also, was es kostet, den Gewinn zu produzieren.
- Genau das ist aber das Maß des gelingenden Geschäfts im Kapitalismus! Arbeitskraft kann noch so “effektiv”, nach allen Regeln kap. Arbeitsplatz- und - zeitgestaltung, eingesetzt werden; ändert sich der Preis eines Bestandteils des Kapitalvorschusses, dann fällt - alle anderen Faktoren als gleich angenommen, insgesamt, für alle Kapitale zusammengenommen. die Öl brauchen und verbrauchen, die p´.
c) Wie gehen Kap. mit dieser Sachlage um? Änderungen der Rohstoffpreise als Mittel der Konkurrenz der Kapitale
Wenn sich für Kap. ein Preisbestandteil erhöht, steht er nicht da wie der Verbraucher, der sich anderswo einschränken muß. Er sieht zu, wie sich Prod. und Markt als Mittel nutzen lassen, die allgemeine Preisveränderung für sich lohnend zu machen oder Schäden zu kompensieren.
- Steigende Ölpreise treffen Kapitale unterschiedlich; je nachdem, wie das Öl in ihren Kostpreis eingeht, individuell und branchenmäßig.
- Finanziert wird die Preiserhöhung über zusätzlichen Kredit.
- Jedes Kapital sieht zu, den neuen Preisbestandteil an seine Käufer weiterzugeben.
Auf der Basis steigender Rohstoffpreise konkurrieren die Kapitale also darum, wer den Schaden an seiner p´ zu tragen hat und wer als daraus einen relativenVorteil ziehen kann. Gerade so setzen sie die allgemeine Wirkung durch.
Fazit: Preisveränderungen des Öls ändern die Konkurrenzlage zwischen und innerhalb kap. Produktionszweige; bringen da Einiges durcheinander. Beschwerde das Kapitals über steigende Rohstoffpreise deshalb entweder: Branchenstandpunkt, der gegenüber dem Staat besondere Betroffenheit geltend macht und Berücksichtigung einklagt. Oder: Dasselbe in nationaler Fassung, die dem Standorthüter eine Verschlechterung der Konkurrenzlage gegenüber dem Ausland zu Gehör bringt.
Das ist es dann auch, was den Staat beeindruckt:
a) Nationaler Kostpreis steigt - das gilt allerdings für alle Nationen.
Deshalb kommt es darauf an, welcher Nation / wessen nationalem Kapital es gelingt, mit dem für alle gestiegenen Preis gegen andere auf den Weltmärkten zu bestehen. Das machen alle: So verschärft sich die Konkurrenz der Nationen um Weltmarkterträge. (was die SZ ausdrückt, wenn sie die “Ölrechnung” auf das BSP bezieht und feststellt, dass gestiegene Wertsumme zugleich sinkenden Wertanteil am BSP darstellt: soll lohnende Verwendung beweisen)
b) Für die Nation firmiert die Ausgabe ihrer Unternehmen für Öl als Negativposten in der Handelsbilanz.
- Sie zahlt Geld-Reichtum weg; jedenfalls dann, wenn sie diese Ware mit Devisen bezahlen muß.
- Also unterscheiden sich die Nationen auch daran:
Wer kann Ölgeschäft und Petro-Dollars bei sich als Plus verbuchen und wer hat die Kostpreissteigerungen als nationalökonomische Konkurrenzerschwernis zu bewältigen? Wo sitzen die meisten Multis und welches Geld profitiert, wenn der Ölpreis steigt?
Vergleich USA- Europa, aber auch Europa untereinander: Um den Vergleich geht´s dann aber auch; genauer: Darum, dass die Nation sich mit verschlechterten Bedingungen konfrontiert sieht, den zu bestehen.
Fazit: Worüber beschwert sich also eine dt. Weltwirtschafts- und Exportnation, die über eine “steigende Ölrechnung” jammert und eine “Abhängigkeit” vom Öl entdeckt? Darüber, dass sich in der Konkurrenz der Nationen, für die das Öl ein Mittel nationaler Geldvermehrung ist, etwas verschiebt. Verschlechterung ihrer Konkurrenzlage gegenüber den USA, an denen sie sich im ök. Erfolg mißt. Dt.-europ. Geldreichtum beruht auf der freien Ausnutzung aller Rohstoffmärkte der Welt; deutsche Unternehmen bedienen sich ausufernd des Öls, um sich qua Export am Weltmarkt zu bereichern; deswegen hat nicht Deutschland Fremdwährungsschulden, sondern Venezuela. Beschwerde übers Wegzahlen drückt also eine nationale Anspruchshaltung aus: Der Ölpreis hat bedingungslos Mittel und nicht Hindernis nationaler Reichtumsvermehrung zu sein.
Das mag schon so sein, wenn dieses Wachstum sowieso schon als Kampf der Nationen gegeneinander um Märkte stattfindet. IWF erinnert auf seine Weise daran, dass kap. Konkurrenz kein “Nullsummenspiel” ist, Zerstörung von Geschäft an einer Stelle noch lange nicht heißen muß, dass ein anderes Kapital dann ein umso besseres macht.
Fazit: Weil die politischen Macher an Leistungen des Öls und seines Preises für die kap. Weltwirtschaft interessiert sind, beschließen sie, auf die aktuelle Versorgungs- und Preislage politisch einzuwirken. Das können sie, weil diese “Lage” gar keine von ihnen getrennte ist, sondern immerzu politisch bestimmt ist: Öl und sein Preis sind ein imperialistischer Sonder- und Betreuungsfall, und zwar nicht erst dann, wenn er steigt, sondern ganz prinzipiell. Wie geht der, wie kümmern sich die Staaten darum?
Im Weltölmarkt gehen Geschäft und Gewalt eine eigenartige Symbiose ein; die ist im folgenden zu erläutern. Dieser Markt spielt sich ab im Dreieck kap. Nationen, Multis, Öl-Staaten.
1. ist im Zusammenhang mit Öl ziemlich viel politisch-militärische Gewalt im Spiel: Z.B.:
- die politisch-militärische Sicherung des Zugriffs des Westens auf das Kaukasus-Öl
- den Golfkrieg mit anschließendem Embargo gegen den Irak; das Verbot des Ölgeschäfts mit dem Iran; usf.
2. gibt es das Ölgeschäft als Geschäft zwischen kap. Konzernen auf der einen Seite und Öl-Staaten auf das anderen Seite; das diese Aktivitäten zu seiner Geschäftsgrundlage hat, sie auch als solche kennt und in Rechnung stellt.
3. Und schließlich gibt es die Öl-Börsen, wo “Spekulanten” - z.T. identisch mit den Aktueren unter 2. - um den täglichen Ölpreis feilschen und ihn festsetzen.
1. Weil das Florieren der kap. Weltwirtschaft auf der reibungslosen und kostengünstigen Versorgung mit Öl beruht, Veränderungen im Ölpreis die kap. Konkurrenz verschärfen, kap. und damit staatliche Rechnungen also durcheinander bringen können, gibt es die strategische Betrachtung und politische Betreuung von dem Gut.
Kap. Hauptmächte, allen voran die USA, erklären es zur Sache ihrer Zuständigkeit, Ölversorgung” ihrer Volkswirtschaften zu sichern. Wie machen sie das? Eigentümliche Kombination von ganz viel staatlicher Gewalt einerseits und einem “Ölmarkt” andererseits, auf dem sich Ölproduzenten, Verkäufer, Käufer, Spekulanten munter tummeln.
a) Die Ölreserven der Welt als Gegenstand politisch hergestellter und kontrollierter Verfügbarkeit
(vgl. Kasp. Öl-Artikel S. 153f.)
“Kontrolle” als maßgeblicher Gesichtspunkt: Unser Öl. Behandelt Welt-Ölvorkommen, auf wessen Territorium sie auch immer liegen mögen, als selbstverständliche Verfügungsmasse der kap. wirtschaftenden Nationen, auf die diese jenseits aller pol.ök. Berechnungen der jeweils vor Ort tätigen Souveräne immer zu ihren Bedingungen Zugriff haben müssen. Allg. Konditionen des Geschäfts politisch bestimmen, das muß sichergestellt sein.
“Strategisch” heißt also: Aufteilung der Welt in Staaten mit jeweils Gewaltmonopol über Land und Leute, eigenen nationalen Kalkulationen hinsichtlich deren Verwendung ist a) gegeben, b) nicht das letzte Wort in Sachen Verfügung über deren “Reichtümer”. Die hat für unser Interesse am Öl funktional zu sein; dafür muß dauernd und immer wieder auch mit dem Einsatz militärischer Gewalt gesorgt werden. (Erinnerung an Golf-Krieg: Was war das Verbrechen des SH, was die Klarstellung ihm gegenüber?)
b) Diese dauernde, gewaltmäßige Sicherstellung der pol. Verfügbarkeit von Öl ist die Grundlage dafür, dass es überhaupt einen Welt-Öl-Markt gibt.
Die Verfügbarkeit dieses Stoffs als allgegenwärtige Ware, die sich jeder Nachfrager mit genügend Geld immerzu in jeder gewünschten Menge einfach abholen kann - das unterstellt, dass die Frage des prinzipiellen Habens, des Zugriffs, des politischen Eigentumsrechts an diesem Zeug grundsätzlich geklärt sind. Das Öl von Venezuela über Alaska bis Nigeria wird auf einem Welt-Öl-Markt verkauft, wo Anbieter und Nachfrager um den jeweiligen Preis der verschiedenen Sorten schachern; dort sind grundsätzliche Fragen der Aneignung der Quellenvon dem Zeug, sowie davon, wer überhaupt zugelassen ist, vom Ölgeschäft zu profitieren, kein Thema; also politisch geregelt. “Öl-Versorgung” ist politisch, per überlegener Gewalt der Öl-Verbraucher-Staaten, zur Frage des Preises gemacht; also der Konkurrenz zwischen kapitalistischen Verkäufern und Käufern. Berechnungen der Nationen, bei denen das Öl liegt, hinsichtlich dessen, was sie vom Verkauf haben, werden in diese Rechnungen einsortiert und dafür funktional gemacht. Das ist politisches Dauerprogramm, nicht irgendwann erledigt. Auf dieser Grundlage - und nur auf ihr - erfährt das Öl eine durch und durch kapitalistische Preisbestimmung.
a) Was ist ein Öl-Multi?
Kapital, das das reibungslose Verfügbarmachen von Öl für den jeweiligen Bedarf der kap. Weltwirtschaft zu seiner rentablen Geschäftssphäre hat. Was schließt das ein?
- Haben vom Staat die Lizenz, am Ölbedarf der ganzen Welt zu verdienen, sich an ihr zu bereichern.
Einerseits: So geht im Kap. “Versorgung” immer. Bedarf = “Nachfrage”, ist von vornherein: Nur zahlungsfähiger, damit kap. gerechtfertigter Bedarf kommt zum Zuge, nur der ist anerkannt; das besagt die staatliche Lizenz. Zufuhr genauso: Soll sich für die Multis lohnen, also auch nach der Seite Beitrag zum kap. Weltwirtschaften sein.
Andererseits: Ein kleiner Gegensatz tut sich hier schon auf. Staat beauftragt die Multis, “seine” kap. Volkswirtschaft mit Öl zu Preisen zu beliefern, die sich als Mitte lohnender Akkumulation bewähren. Erdölkonzerne wollen wie jedes kap. Unternehmen die Nachfrage nicht gemäß der Kostenrechnung der Käufer bedienen; vielmehr deren Angewiesenheit auf Öl für seine Gewinnrechnung ausnutzen. Umgekehrt genauso: Den Öl-Käufern ist die Kosten-Gewinn-Rechnung der Ölkonzerne wurscht; wenn ihr Geschäft nicht geht, kaufen sie halt weniger, Die Ölverkäufer bleiben auf ihrem Zeug sitzen, ihr Geschäft wird beschränkt. Einfach “zusammenpassen” tun die kap. Rechnungen von Käufer und Verkäufer genauso wenig wie auf jedem anderen Markt; Versorgung zu lohnenden Preisen kommt als Zweck in diesen Rechnungen nicht vor.
b) Die staatliche Betreuung der Branche
Wenn kap. Nationen also die “Versorgung” mit diesem “Grundstoff” den Kosten-Gewinn-Rechnungen von Ölkonzernen überantworten, dann schaffen sie sich zugleich einen dauernden Handlungsbedarf. Nämlich
1. dass “seinem” Öl-Kapital weder ein Geschäft entgeht - die Ölfirmen aber auch nicht vor lauter Gewinnsucht seine, staatlich-strategischen Berechnungen unterlaufen oder durchkreuzen.
2. darauf zu achten, dass die kap. Rechnungen beider Seiten sich möglichst zu jeder Zeit, in guten und schlechten Konjunkturlagen, ergänzen und nicht in die Quere kommen.
Unterstützt das Öl-Kapital; betreut es mit Subventionen, organisiert es ganz oder halbstaatlich; greift in Preisgestaltung ein; eröffnet ihm neue Geschäftssphären, regelt, wo und mit wem es Geschäfte machen soll und darf (USA / Iran; US-Einwände gegen dt. Geschäft mit Russen) und zu welchen Konditionen.
Wenn sie die mächtigen Staaten sich bis vor Kurzem um den Ölpreis nicht gesorgt haben, dann also nicht deshalb, weil er ihnen egal war, sondern weil sie mit der Leistung der Multis zufrieden waren: Preise = Wachstum: Mengen, bei denen weder der Spritbedarf eines Golf- oder Balkankrieges noch Nachfragebeschränkungen durch pol. Sanktionen etwas ausmachen. Also war das Geschäft mit Öl auch kein Thema. Jetzt: Auch nicht das Problem Knappheit, sondern Preis.
Um den wird sich gekümmert: Werden bei OPEC vorstellig: Sollen Fördermengen erhöhen. OPEC sperrt sich nicht, aber: Hat wenig Wirkung. Man erfährt: Liefern nur noch 40% des Öls. Sind also gar nicht Herr über Angebot und Preise. Wieso eigentlich nicht, wenn das Zeug doch bei ihnen rumliegt, unter ihrer pol. Kontrolle ist?
a) Die besondere Qualität der Rohstoffproduktion im Kapitalismus
- Stück Natur, liegt zufällig irgendwo im Boden; qua Arbeit nur da verfügbar.
- Wieviel Arbeit, ebenfalls von Naturumständen abhängig. Gleiche technische Mittel erbringen unterschiedliche Mengen.
Was macht der Kap. aus diesen Naturvoraussetzungen seiner Produktion:
Zufällig im Boden heißt im Kap.: ist Eigentum dessen, dem da Stück Boden gehört; nur mit dessen Erlaubnis nutzbar. Natur im Kap. immer = Eigentums-, Rechts- also Machtfrage. Die muß als erstes entschieden sein, damit das Zeug überhaupt als Pm verfügbar.
- Als Eigentum ök. verwertbar: Eigentümer verfügt im Rechtstitel über die Macht, für die Nutzung Geld zu fordern. Monopol an Boden macht aus bloßem Naturstoff = Nichtwert Quelle von Wert für dessen Eigentümer.
Wieviel, das kommt ganz darauf an. Insofern willkürliches Preiselement, das seine Ober- und Untergrenze einem doppelten ök. Vergleich verdankt: a) Was kostet es, die gleiche Menge Energie auf andere Weise - oder Öl an einem anderen Ort herzustellen? b) Wieviel dieses Gutes wollen / können die “Nachfrager” zu welchem Preis kaufen? Dass der Eigentümer der Quelle überhaupt etwas daran verdienen muß, wenn er sein Eigentum anderen zur ökonomischen Nutzung überläßt, ist die einigermaßen unbestimmte Untergrenze dieses Preisbestandteils. Die eben so wenig bestimmte Obergrenze liegt darin, was die Produktion von Öl oder anderen Energieformen vergleichsweise kostet. Sofern die Ölmenge, über die ein Eigentümer verfügt, eine Nachfrage findet, gibt das Eigentum über die Quelle dem Quellenbesitzer die Macht, soviel dafür zu verlangen, wie die teuerste Alternative: Das ist die Eigentümlichkeit der Preisbildung bei Rohstoffen.
Wer da Un-Martkwirtschaftliches wittert, hat unrecht. Eigentum, private, ausschließliche Verfügung über alle Quellen und Mittel des Reichtums ist die Grundvoraussetzung für deren Nutzung als Geldquelle. Das gibt es nur in einer Produktionsweise, wo jede Produktion den Zweck hat, privat Geld anzueignen. Nur weil die Produktion von Öl ganz dem Zweck subsumiert ist, an ihr Geld zu verdienen, fungiert die Gegend, wo das Öl liegt, als ausschließliches Eigentum, das zum Geldziehen berechtigt.
b) Rohstoffe als politisches Eigentum von “Öl-Staaten”
Allerdings fällt beim Monopol, das die erdölproduzierenden Länder über ihre Ölquellen haben, sofort auf: So recht die Herren darüber, was sie an dem Monopol verdienen, sind sie nicht. Wie geht es da zu:
“Mehrere Golfstaaten haben vor schwerwiegenden Folgen der anhaltend tiefen Erdölpreise für ihre Wirtschaft gewarnt. Andere Länder blockierten sämtliche Entwicklungsprojekte... Die OPEC schätzt, dass ihre Mitglieder wegen der asiatischen Finanzkrise und eines weltweiten Erdöl-Überangebots im 1. Vierteljahr 1998 rund 8 Mrd. $ weniger eingenommen haben als in der gleichen Periode des Vorjahres. Die Faßpreise für Golföl bewegten sich in den letzten Monaten zwischen $10.50 und $ 12.50; die Haushaltsberechnungen fußen hingegen überall auf einem Preis von 13$ bis 14$ pro Fass oder mehr... Kuwait mußte deshalb für den Rest des Fiskaljahres die Staatsausgaben um 25% kürzen... Die von der OPEC beschlossene, außerordentliche Produktionsdrosselung hat keine Erholung der Preise gebracht...” (NZZ 5.5.1998) “Der Erdölrichtpreis ist im Februar 1999 mit knapp 10$ pro Faß inflationsbereinigt auf das tiefste Niveau seit 50 Jahren gesunken...” (NZZ 13.3.99)
“Rohöl der OPEC erreicht Rekordpreis... Als Auslöser für den neuerlichen Preisanstieg bezeichneten Analysten unter anderem die Prognose des Präsidents der OPEC, der einen weiteren Preisanstieg vorhersagte. Die Märkte reagierten dagegen nicht auf aktuelle Zusagen aus Saudi-Arabien und Algerien, die Fördermengen zu erhöhen.. Zur Handelsaufnahme am Donnerstag wiesen einige Analysten auf die Nachricht hin, dass eine Pipeline zwischen Kolumbien und Ecuador gerissen sei. Die Märkte seien derart sensibel, dass selbst ein relativ unbedeutendes Ereignis zu steigenden Preisen führen könnte.” (SZ 1.9.00)
Also: Wegen “asiatischer Krise” ist der Ölpreis vor knapp zwei Jahren ins Bodenlose gefallen; das “Anziehen der Weltkonjunktur” bewirkt, dass er “auf Rekordniveau” steigt. Im einen Fall geraten die Ölländer ins Defizit; im anderen Fall werden ihre Budgets ein wenig aufgebessert.
- Mit der Macht der OPEC, über die Festlegung von Fördermengen den Ölkäufern Preise zu diktieren oder diese auch nur maßgeblich zu beeinflussen, ist es also nicht weit her. Die Ölförderländer sind über den Rohöl-Richtpreis am Welt-Ölgeschäft anteilig beteiligt: Steigt er, so steigen ihre Einnahmen, umgekehrt, umgekehrt. Kaum gibt es ein “Erdöl-Überangebot”, fallen die Preise so radikal, dass die nationalen Rechnungen der Erdöl-Staaten allesamt nicht mehr aufgehen. Sie sind also nicht die Subjekte dieses “Überangebots”; sie verfügen in ihrer nationalen Ökonomie aber auch nicht über irgendwelche Mittel, um den Ausfall von Öl-Einnahmen irgendwie zu kompensieren.
b) Was ist die politökonomische Besonderheit dieser Staaten:
- Mit dem Verkauf von Öl reproduzieren sich die erdölproduzierenden Länder als die politischen Herren über ihre jeweilige Ölblase. Das leistet dessen Verkauf - für die einen besser, für die anderen schlechter - mehr aber auch nicht. Trotz zeitweilig gewaltiger Einnahmen aus dem Ölgeschäft haben sie sich nicht von der politökonomischen Rolle emanzipiert, immerzu den Zulieferer des Öls für den Rest der Welt spielen; die Verwendung des Öls als “Schmierstoff” des Kapitalwachstums findet woanders statt. Klar: Von anderen “rohstoffproduzierenden Ländern” unterscheidet sich ein Saudi-Arabien in Geldeinnahmen, Macht und Einfluß in der Staatenwelt schon. Dennoch: Ihre ganze Macht beruht auf der folgsamen Erfüllung der Lizernz, die sie vom Westen haben: Eben: Öl liefern, und zwar billig. Dazu gehört selbstverständlich der entsprechende Umgang mit dem Volk, das überall entweder weggeräumt werden muß, wo Öl gepumpt wird, oder wie in Nigeria vergiftet wird. Zurichtung eines Staates zum Öl-Staat ist für die Leute da eben eine einigermaßen ungemütliche Sache (Imp. III.; Kasp- Öl-Artikel sowie Nigeria).
- So ist auch der Staatshaushalt dieser Staaten beschaffen. Sie finanzieren ihre Staatsausgaben unmittelbar aus dem Verkauf dieses Produkts, also gemäß den Konjunkturen diese Verkaufs, die nicht sie bestimmen. Eine kap. Nation beteiligt sich qua Steuern am Wachstum des privat akkumulierten Geldreichtums; auf der Basis schöpft sie Kredit, um dieses Wachstum zu fördern. Über dies Mittel verfügen Öl-Staaten nur in dem Maße, wie anderswo mit ihrem Produkt Wachstum stattfindet. Ob und wie das stattfindet, gehorcht ganz anderen Prinzipien als der Verfügung über ihren “Grundstoff”, er ist eben bloß das. Ihr Lebens-Mittel ist Verkauf einer Ware, dessen Verkaufsbedingungen außerhalb ihres pol. Zugriffs bestimmt werden.
- Grund: Verkäufer sind Staaten, deren “Rohstoff” erst durch dessen Einbezug in eine kap. Akkumulation, die nicht bei ihnen stattfindet, überhaupt einen Preis bekommt.
Was heißt das? Zum Vergleich:
Produkte, die als Bestandteil einer nat. Kapitalakkumulation hergestellt werden, haben einen nationalen Preis, der sich im Falle des Exports - darum handelt es sich beim Ölverkauf der OPEC - mit den nationalen Preisen in anderen Ländern vergleicht. Der nationale Preis bestimmt sich daraus, dass die Ware als Bestandteil einer nationalen Kapitalakkumulation zustandekommt, hat also in dem, was es das Kapital im Land - an Geldaufwand für Maschinen, Rohstoffe, Arbeitskraft - kostet, eine gewinnbringende Produktion aufzuziehen, seine objektive Grundlage.
Das ist beim Ölpreis alles ein wenig anders:
- Anders als Exportprodukte von kap. Ländern ist es im Fall des Öls nicht so, dass das Exportprodukt einen nationalen Preis hat, der sich mit anderen nationalen Preisen auf dem Weltmarkt vergleicht. In eine nat. Akk. geht das Öl nicht ein - dort gibt es ja keine.
- Kosten entstehen für den Betrieb von Bohrtürmen zwar auch; die sind aber für die Bestimmung des Preisanteils, den die Förderländer bekommen, gerade nicht entscheidend: Es sind ja nicht die Förderkosten bei den Saudis, die dermaßen “schwanken”, dass das Öl gestern 10$ und heute 30$ kostet.
- Was als Einnahme im Staatssäckel der Ölstaaten landet, ist kein kapitalistischer Gewinn, der sich auf einen Kapitalvorschuß berechnen würde. Es handelt sich um politische Geldeinnahmen, aus denen die Herrschaft die “Kosten” der Aufrechterhaltung der Herrschaft über Ölblase, Territorium und Leute finanziert. Diese sind in ihrer Höhe einigermaßen willkürlich bestimmt. Davon, dass sich hier politisch bestimmter Bedarf als gültiger Maßstab der Einnahmehöhe geltend machen würde, kann jedenfalls nicht die Rede sein.
Fazit: Die Ölstaaten sind in jeder Hinsicht die abhängige Variable des Weltölmarktes; sie liefern ihm bloß sein “Material”. Die eigentliche “Vermarktung” des Öls und seiner Derivate - also auch die Bestimmung dessen, was es die Verwender kostet - findet als Geschäft zwischen den Erdölkonzernen als Lieferanten auf der einen Seite und kapitalistischen Käufern auf der anderen Seite statt.
c) Umgang der Förderländer mit ihrer Abhängigkeit
Wegen dieser Abhängigkeit haben die Förderländer erstens zum Mittel der Verstaatlichung der Ölquellen gegriffen, die Produktion in eigene staatliche Regie übernommen, um überhaupt bestimmen zu können, wieviel von dem schwarzen Gold von ihrem Territorium auf den Weltmarkt kommt.
Zweitens haben sie sich zur OPEC zusammengeschlossen:
Versuch der Ausschaltung ihrer Konkurrenz untereinander um möglichst großen Anteil am Ölabsatz. Sie haben bemerkt, dass diese Konkurrenz nicht ihnen, sondern nur den Multis nützt, deren Erpressungsmacht erhöht. Ihr einziges Konkurrenzmittel ist Ausweitung der Fördermenge, die den Preis senkt, den man ausnutzen will. Gegen diese ruinöse Wirkung der Konkurrenz zusammengetan; Versuch, darüber ihrerseits auf die anderswo stattfindende Preisbildung Einfluß zu nehmen, indem man gemeinsam die Fördermengen politisch vereinbart und darüber die eigenen Einnahmen erhöht oder wenigstens stabilisiert; die eigenen Einkünfte von den extremen Schwankungen des Preises ein Stück weit unabhängig macht.
Der Widerspruch daran:
Ökonomisch: Beschränkung der eigenen Einnahmen als Mittel, sie zu sichern. Hebt Abhängigkeit gar nicht auf, gibt ihr nur andere Verlaufsform. Deshalb ständiger Streit um Quoten, dauernde Verletzung der Absprachen.
Politisch: Kartellbildung will nicht Entzug des Öls vom Weltmarkt, ist kein Aufstand des Staates gegen seine Rolle als Öl-Staat, sondern politök. Funktion in ihm ausnutzen. Ist positiver Bezug auf die Funktion, die den Nationen als Öl-Staaten für Kap. zugewiesen ist. Als Grundlage bleibt die “freundschaftliche Beziehung” zum Westen, die jedes überzogene In-Anschlagbringen der eigenen Macht von vornherein verbietet. Antiimperialisten sind die Ölscheichs wahrlich nicht; auch SH nicht: hat sich vertan in der Frage, welche Lizenz ihm durch den Westen als Öl-Staat erteilt ist!
- Trotzdem: Schon der Versuch der Kartellbildung wird von Abnehmerstaaten als Anschlag gewertet. Öl-Staaten: Wenn schon Markt, dann verhalten wie uns auch wie Marktteilnehmer und versuchen, Konjunkturen für uns aus zunutzen. Kap. Staaten: Das ist Angriff auf Markt! Bestehen auf Funktionalität der Öl-Staaten für ihren Oberzweck: Billiger, verläßlicher Ölfluß. Umgangsweise damit nicht Verbot, sondern: Pol. Maßnahmen, um die Rolle der OPEC bei der Preisbildung herabzustufen: Alternative Energien, politische Förderung der Prospektion... Da hat sich in den letzten Jahren viel getan. Als Erfolg dieser Politik wird vermerkt: OPEC hat nur noch 40% des Weltölmarkts.
Der Ölmarkt ist also ein ziemlich “organisierter” Markt. Auf der einen Seite stehen die Öl-Staaten als politische Herren über die Ölquellen; auf der anderen Seite die Erdölmultis, poltisch protegiert und betreut von den kap. Nationen.
a) Die Kosten-Gewinn-Rechnung der Multis
- Als kapitalistische Käufer des Rohöls repräsentieren die Erdölkonzerne gegenüber den Öl-Verkäufern die Weltnachfrage nach Öl. Ihnen treten sie als diejenigen gegenüber, die über die jeweiligen Konditionen des Kaufens und Verkaufens von Öl entscheiden. Sie sind nicht nur die Erst-Käufer und Vermarkter des Öls, sondern auch die kapitalkräftigen Organisatoren der Erschließung neuer Ölvorkommen, also des jeweiligen Welt-Angebots an Öl. Ihrer Tatkraft ist es im wesentlichen zu verdanken, dass der Anteil der OPEC an der Weltölförderung inzwischen auf ca. 40% zurückgegangen ist. Im Unterschied zu den Öl-Staaten rechnen sie als kapitalistische Produzenten mit Kostpreis und Profit; ihre Bilanzen weisen Auslagen auf, und ihr Gewinn ist der Überschuß darüber.
- Gegenüber den Öl-Staaten - d.h. den Ländern, die als Konzessionäre oder Eigentümer der Förderung fungieren genießen sie Freiheit bei der Preisfestsetzung, weil diese auf den Verkauf des Öls angewiesen sind. Die prinzipielle Erpreßbarkeit der Öl-Staaten ist der eine “Faktor” der Kostpreisrechnung der Öl-Konzerne. (Heutige Verlaufsform: Kontraktpreise an Bewegungen des Ölpreises geknüpft).
- Der zweite ist, was es sie kostet, neue Öl-Vorkommen zu erschließen, in Betrieb zu nehmen etc.
- Die Kombination beider Seiten macht den Witz am Geschäft der Multis aus. In dem Maße, wie sie gegenüber ihren Abnehmern höhere Preise durchdrücken können, lohnt sich für sie neue Erschließung und neue Förderung. Wenn Nordseeöl nur teurer herzustellen ist, die durch dessen Erschließung verfügbar gemachte Menge zur Befriedigung der Nachfrage benötigt wird - dann verlangen die Multis eben auch soviel für ihr Öl, dass sich die Neuprospektion für sie lohnt. D.h.: Sie machen die Aufwendungen für auf zukünftige Nachfrage berechnete Erweiterung der Förderung zu Bestandteilen des Preises, den sie heute schon ihren Kunden abknöpfen.
Umgekehrt, umgekehrt. Wenn sie den Preis wg. ausbleibender Kauffähigkeit ihrer Abnehmer zurücknehmen müssen, werden die teureren Quellen zwar relativ unrentabel. Der allgemein sinkende Verkaufspreis schlägt aber vor allem gegen die Öl-Staaten durch, die auch noch zu diesem Preis verkaufen müssen; die Multis verdienen selbst weiterhin auch noch zu den Preisen am Weiterverkauf des Öls.
Die Geschäftsgrundlage dieser Rechnung ist: Die Multis sind überall als Ölförderer präsent, von der Nordsee bis nach Nigeria. Für sie ist die Ölförderung und Vermarktung von Nigeria bis nach Texas eine Kapitalanlagesphäre, wo sie sich ausrechnen, was es sie jeweils kostet und was sich je nach Stand der Nachfrage daran verdienen läßt, hier wie dort zu fördern. Die verschiedenen Gestehungskosten des Öls behandeln sie als variable Posten in ihrer, einheitlichen Kosten-Gewinnrechnung. So schaffen sie sich die Freiheit, ihren Kostpreis je nach Konjunkturlage zu kalkulieren und auf ihn Gewinn zu ziehen.
Die Öl-Konzerne sind es also, die das “Un-Kapitalistische” am Rohstoffverkauf der Öl-Staaten ausnutzen. Deren jeweiliger “Anteil” am Welt-Ölpreis ist in der Rechnung der Öl-Multis einerseits die Manövriermasse für das Drücken des Gestehungspreises und gleichzeitig die Untergrenze dafür, ab wann sich jeder Barrel teurer produzierten Öls für die Multis lohnt.
So sind die Öl-Staaten in den Weltölmarkt, den die Multis machen, mit ihrem politischen Interesse am Preis ökonomisch einsortiert. Sie sind mit ihren Berechnungen hinsichtlich Preisen und Mengen - die sie nach wie vor anstellen - dem ständigen Vergleich subsumiert, ob das, was sie - jeweils - für ihr Öl haben wollen, und die Mengen, die sie jeweils gerne verkaufen würden bzw. verkaufen müßten, damit ihre staatlichen Rechnungen aufgehen, zum Stand des Welt-Öl-Angebots paßt, das die Multis insgesamt produzieren und vermarkten wollen und können, sowie zum Stand der Nachfrage, die die Öl-Verbraucher - Staaten und Kapitale - darstellen.
b) Die “Leistung” der Ölkonzerne für das Welt-Geschäft des Kapitals
Die Öl-Multis sichern sich einen profitablen Geschäftsartikel, indem sie den Öl-Verkäufer-Staaten als preisbestimmende Abnehmer entgegentreten und den Öl-Käufern als Lieferanten kostpreismäßig lohnender Energie. Auf diese Weise machen sie die Welt-“Versorgung” mit deren maßgeblichen Energiequelle, dem Öl, zu ihrer verläßlichen Einnahme- und Kapitalvermehrungsquelle. Mittels der Bestimmung des Ölpreises belegen sie die Energieversorgung der ganzen Welt in Gegenwart und Zukunft als ihr Eigentumsrecht mit Beschlag. Genau das ist der Auftrag, zu dem sie von staatswegen die Lizenz haben. Indem die Multis darum konkurrieren, den Weltölmarkt mit Beschlag zu belegen, erbringen sie die Leistung, an der die Staaten interessiert sind: Die dauerhafte, über alle Konjunkturen hinwg verläßliche Versorgung der kap. Weltwirtschaft mit Öl. Dafür ist es bleibende Grundlage, dass jeder Konjunktureinbruch maßgeblich nicht sie schädigt, und der Ölpreis in Zeiten der Hochkunjunktur ihnen die Freiheit gibt, die Erschließung zukünftiger Energie”reserven” kapitalistisch rentabel zu planen. Das alles “regelt” der Öl-Preis. Wieviel für wen herausspringt: Darüber entscheidet heutzutage die Rohstoffbörse, also die Spekulation.
c) Der “Weltölmarkt” als Rohstoffbörse
Kalkulationen der Multis mit den politisch-ökonomischen Umständen ihres Geschäfts macht den Ölpreis schwankend. Also gibt es Interesse der Käufer an Absicherung gegen diese Schwankungen: Termingeschäfte. Auf dieses Interesse setzt sich die eigentliche Spekulation drauf: Ölbörse.
- Öl wird wie andere Rohstoffe an “Börsen” gehandelt und unterliegt dort einer spekulativen Preisbildung. Spekuliert wird dort auf Erwartungen hinsichtlich der Wirkungen, die eine zukünftige Nachfrage und eine zukünftige Zufuhr von Öl auf den Ölpreis haben werden; diese Erwartungen bestimmen - so verrückt geht es da zu - dann tatsächlich den Preis, der für Öl bezahlt wird. So kommen heutzutage die Kuwaitis an ihre Staatseinnahmen und die Multis an ihre Gewinne. Wie geht das, was heißt das?
- Der eine Weltmarktpreis für Öl, mit dem alle zu rechnen haben, existiert als der Preis, der an den Rohölbörsen notiert wird, hoch und runter geht und als jeweiliger Barrelpreis dann in den Nachrichtensendungen vermeldet wird.
Was setzen diese Ölbörsen ins Verhältnis:
- Kalkulationen der Nachfrager mit den Kosten des Öls für ihre Produktion mit den Preisen, die die Verkäufer für ihr Zeug haben wollen. Geht also immerzu um das Verhältnis von Preis und Menge, und zwar von beiden Seiten. Unterstellt: Rohstoff ist einerseits fixer Posten in der Unternehmensrechnung: Brauchen tun sie das Zeug allemal. Wann sie wieviel davon kaufen, ist eine andere Frage: Kalkulation mit Kosten für Lagerhaltung gegen Sicherstellung von dem Zeug, wenn die Preise niedrig sind, umgekehrt, umgekehrt.
- Von Seiten der Anbieter dasselbe: Wieviel sie zu welchem Preis anbieten, unterliegt den gegensätzlichen Gesichtspunkten, einen möglicht großen Anteil an einem expandierenden Markt einsacken zu wollen, vs. dem Risiko, mit einem zu großen Angebot die Preise zu verderben. Also kalkulieren sie ihrerseits mit Lagerhaltung auf den unterschiedlichen Stufen der Produktion und Verkauf zu unterschiedlichen Terminen je nach erwarteter Preisentwicklung, die sie zugleich mit ihren Angeboten oder Nicht-Angeboten zu beeinflussen versuchen.
a) Sonderstellung der USA in Ölfragen:
- Selbst Ölstaat und politökonomische Heimat der maßgeblichen Multis. Öl wird in $ abgerechnet; die “nationale Ölrechnung” der USA ist zugleich Verdienstquelle eigener Konzerne; schädigt also die Währung nicht. Steigende Ölpreise = Steigende Nachfrage nach Dollar; Eröffnung neuer lohnender Prospektionsgelegenheiten für Ölkonzerne.
- Aktuell: Der Boom in den USA war im Ausgangspunkt Grundlage dafür, dass die Ölkonzerne neue Preissteigerungen durchsetzen konnten. Jetzt diagnostizieren auch die USA “Gefahr für Wachstum”; Öl-Konzerne sollen es mit Preistreiberei nicht übertreiben. Witz der Maßnahme “Reserve freigeben”: Dient der Beeinflussung der Spekulation, hat nichts mit “Versorgungsengpaß” zu tun. Öl-K. sollen ihre Erwartungen auf weiteres Steigen zurücknehmen, weil es in der Macht des US-Staates liegt, sie zu durchkreuzen.
b) Europa:
Vergleicht sich standort- und geldmäßig mit den USA und “leidet” deshalb doppelt: Wg. Wegzahlen von $ und darüber verschärftes Sinken seiner Währung.
Wenden an die OPEC, Rußland-Vorstoß: Nutzen eigener dipl.-pol. Verbindungen, um pol. Einfluß auf die Gestaltung des Preises zu nehmen. Erinnerung der OPEC daran, dass iesich gefälligst als abhängige Variable des Ölmarkts aufzuführen hat - gegen Vorstöße etwa eines Chavez, der eine “Neubelebung der OPEC” in Aussicht stellt, nach Bagdad reist etc.
(Klarstellen: Geht nicht darum, was das unmittelbar bewirkt: Sondern dass die Politiker solche Erinnerungen offenbar für nötig halten. Wg oben “strateg. Gut”...)
IWF /G7: Dringt bis in die obere Etage der Weltwirtschaftsdiplomatie vor: Den USA wird das Eingeständnis abgerungen, das auch ihr Wachstum davon abhängig ist, wie die Konkurrenz ökonomisch fährt.