Das Fach erweckt gleich gar nicht den Anschein, als habe es einen eigenen Gegenstand. Die Soziologie sieht dasselbe, was andere Fächer auch untersuchen, noch einmal anders. Einführungen in das Fach sind nötig, denn der Neuling wendet sich nicht einer gegebenen Sache zu, sondern muss sich auf eine Sichtweise einlassen.
Talcott Parsons findet nichts dabei, die Gesetze der Ökonomie aus den Motiven derer abzuleiten, die mit ihr zurechtkommen müssen. Er stimmt der Auffassung der VWL zu, “dass das unmittelbare Ziel des wirtschaftlichen Handelns in einer Marktwirtschaft die Maximierung des Netto-Geldvorteils oder allgemeiner, die Maximierung der Differenz zwischen Nutzen und Kosten ist.” Aber:
“Von dieser scheinbar offensichtlichen Tatsache aus gelangte man dann leicht zu der Verallgemeinerung, dass das System durch die ‘rationale Verfolgung des Eigeninteresses’ aller Beteiligten in Gang gehalten werde, und man glaubte, dass diese Formel den Schlüssel zu einer Theorie der Motive des menschlichen Verhaltens, zumindest im wirtschaftlichen und beruflichen Bereich bilde. ... Es ist (jedoch) sicher unberechtigt anzunehmen, dass dieses unmittelbare Ziel ein einfacher und direkter Ausdruck der letzten, motivierenden Kräfte des menschlichen Verhaltens ist. ... Die bemerkenswerte Konstanz und Allgemeinheit der wirtschaftlichen Motivierung ist nicht das Ergebnis einer entsprechenden Gleichförmigkeit der ‘menschlichen Natur’, etwa ihres Egoismus oder Hedonismus, sondern bestimmter Grundzüge in der Struktur sozialer Handlungssysteme.” Talcott Parsons, Die Motivierung wirtschaftlichen Handelns, in: ders., Soziologische Theorie, Neuwied-Berlin, 1964, S. 136-139.
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und kindgerechte Werbung.
“Als unser Jüngling das Mädchen, dem bestimmt war, die Mondscheinszene heraufzubeschwören, zum erstenmal gesehen hatte, hörte auch er eine innere Stimme, die ihm deutlich einen Befehl erteilte.“ Was er daraufhin tat, beweist, dass auch er, wie die Katze, diesen Befehl als Imperativ empfunden hat – nicht etwa, was der Leser denkt: den Imperativ hat der junge Mann durchaus eingeboren mit allen jungen Katern, Schimpansen und Krokodilen gemein. Der interessiert uns jetzt nicht. Unser Imperativ lautet: Heirate, heirate, heirate. Denn im Unterschied zu dem anderen, ausnahmsweise einmal uninteressanten, ist der junge Mann mit diesem Imperativ eben nicht auf die Welt gekommen. Die Gesellschaft hat ihn in ihn gepflanzt und mit unzähligen Druckmitteln der Familie, Legende und Erziehung, der Reklame und der Massenmedien in ihm großgezogen. Mit anderen Worten: Ehe ist kein Instinkt, sondern eine Institution. Aber die Art und Weise, in der diese Institution das menschliche Verhalten vorgezeichneten Kanälen zuführt, ist ganz ähnlich wie das, was der Instinkt da tut, wo er die Fuchtel schwingt.
Das wird erst ganz ersichtlich, wenn wir versuchen, uns auszudenken, was der junge Mann täte, wenn es den institutionalen Imperativ nicht gäbe. Er hätte eine grenzenlose Auswahl an Möglichkeiten. Er könnte das Mädchen verführen, verlassen und nie wiedersehen. Er könnte auch warten, bis ein Kind da ist, um es seinem Onkel mütterlicherseits zur Aufzucht zu geben. Oder er könnte sich mit drei anderen jungen Männern verabreden, das Mädchen gemeinsam zu besitzen. Auch in seinen Harem könnte er es stecken, zu den 23 Haremsfrauen, die er schon hat. Bei vorhandenem Trieb und Interesse für dieses bestimmte Mädchen wäre er mit anderen Worten in einiger Verlegenheit. ... Jetzt sehen wir, was der institutionale Imperativ für unseren jungen Mann wert ist. Er schließt alle anderen Optionsmöglichkeiten aus zugunsten der einen, die die Gesellschaft vorschreibt. Er verbannt die anderen sogar aus des jungen Mannes Bewußtsein. Er präsentiert ihm eine Formel: Begehren bedeutet lieben und heiraten. Alles, was unser Mann zu tun hat, ist, die im Programm vorgeschriebenen Schritte nachzuvollziehen. ... Mit anderen Worten: Die Institution der Ehe ist dazu, das Verhalten des jungen Mannes zu kanalisieren, auf dass er sich in Übereinstimmung mit einem Typus verhalte. Die institutionelle Struktur unserer Gesellschaft liefert die Typologie für unser Handeln.” Peter L. Berger, Einladung zur Soziologie, DtV 1977.
“Gesellschaftliche Tatbestände sind nicht natürlich determiniert; sie sind von Menschen gemacht und deshalb veränderbar.”
Diese Optik kreiert gesellschaftliche Gesetze hinter den bekannten Gründen und Zwecken: Geheime Mechanismen des Gesellschaflichen, die hinter dem Rücken der Subjekte wirken. Sich überlegen gegenüber dem Alltagsbewußtsein geben, ohne Kritik an ihm. Zur Erzeugung dieses Durchblicks ist alles als gesellschaftlich vermittelt anzusehen und in Zusammenhang zu betrachten. Das theoretische Werkzeug dazu – eine Zerstörung logischer Kategorien: Funktion, Bedeutung, Sinn!
Jede bestimmte Gesellschaft löst das Problem von Gesellschaft überhaupt, nämlich, sich in der Welt zu halten. Existenz als Leistung. Kein wirklicher Zweck irgendeiner Gesellschaft
“Was hält hochindividualisierte Gesellschaften zusammen?” (U. Beck),
“Geld als zentrales gesellschaftliches Medium – Welchen gesellschaftlichen Stellenwert besaß und besitzt das Geld? Ist es “Schmiermittel” des Warentauschs oder das absolut Dasein des Reichtums schlechthin? Ist es Instrument gesellschaftlicher Emanzipation von traditionellen Bindungen oder ist es ein die moderne Gesellschaft eher knechtender “Despot”? ... Letztlich soll versucht werden, herauszufinden, wo denn nun der rationelle Kern des weitverbreiteten Geldfetischs liegt bzw. worin die materielle Grundlage der sich in den Köpfen reflektierenden größeren oder geringeren Bedeutung des Geldes liegen könnte.” Gawehns, Uni Münster, Veranstaltung SS 2000.
Nach den sehr verschiedenen Zeiterscheinugen, denen Soziologen die immer gleiche strukturbestimmende Leistung bescheinigen, benennen sie dann die immer gleiche Gesellschaft: “nivellierte Mittelstandsgesellschaft”, “Industriegesellschaft”, “Freizeit”-, “Konsum”-, “Überflussgesellschaft”, “Informations”-, “Wissens”-, “Arbeits- und “Risikogesellschaft”
“Arbeit war der große Integrator von Gesellschaft”, (Heinz Bude, Gespräch über einige Perspektiven der Arbeitsgesellschaft, taz v. 8.7.97), “Arbeit hat 200 Jahre lang als Kitt der Gesellschaft gedient” (SZ-Artikel) Sie hat “den Zusammenhalt in der individualisierten Gesellschaft gesichert” (Beck) “Gesellschaft, Demokratie und Freiheit ermöglicht”. (Beck).
“Zwei Prozent Arbeitslose, Normalarbeit als Regelfall, soziale Identität und Sicherheit qua Job: Das ist Geschichte. Doch die Politiker bringen nicht den Mut auf, die bittere Wahrheit über das Ende der Vollbeschäftigung auszusprechen. Auf der ganzen Welt wächst die Zahl der sogenannten ‘dauerhaft vorübergehend Beschäftigten’...” (Ulrich Beck, SZ-Interview, 20./21.März 99) “Wir können nicht davon ausgehen, dass wir die Arbeitsgesellschaft in alle Zukunft verlängern. Wir haben es in allen europäischen Staaten mit einer Umverteilung von Arbeitslosigkeit zu tun. In Deutschland ist es schon ein Drittel, in England die Hälfte, die nicht mehr in den normalen Arbeitsverhältnissen gesichert sind.” (U. Beck, taz-Interview, 13.06.1997). “Wir werden uns auf den Zustand dauerhaft einrichten müssen, dass ein Großteil der Bürger beiderlei Geschlechts in “normalen” Arbeitsverhältnissen kein Unter- und Einkommen findet” (Claus Offe, taz. 6. 10.94).
“Es ist wichtig zu erkennen, dass die Entwicklung der Produktivkräfte so groß ist, dass wir mit sehr viel weniger Arbeitskräften mehr Güter und Dienstleistungen erzeugen können”. “Der Mensch (!) ersetzt sich (!) durch intelligente Technologien” (Beck, SZ-Interview)
“Dennoch ist man
verbissen damit beschäftigt, dieses Fiasko zu perpetuieren. Man hat sich in den
Kopf gesetzt, eine vergangene Zeit, ein abgestandenes Modell(!) als Norm zu
betrachten; man macht die Jagd auf Phantome, die Erfindung eines Surrogats, die
versprochene und ständig hinausgeschobene Verteilung von etwas nicht mehr
Existentem zum offiziellen Inhalt ökonomischer, politischer und sozialer
Handlungen. ... Was für ein Betrug! So viele Schicksale, die nur deshalb
geopfert wurden, weil das Bild einer untergegangenen Gesellschaft erhalten
werden soll, die auf Arbeit und nicht deren Abwesenheit begründet war; so viele
Existenzen, die den fiktiven Eigenschaften des Feindes geopfert wurden, den man
zu bekämpfen vorgab, Opfer der Chimären, die man vorgeblich verringern will
und kann! ... Warum sollte man verbissen und mit aller Kraft Anstrengung an
etwas vergeuden, das nicht mehr benötigt wird? Warum sollte man auf den Begriff
dessen, was sich uns entzieht oder bereits verschwunden ist, nicht verzichten,
weshalb sollten wir uns von dem Begriff der Arbeit nicht einfach lösen ... Weit
davon entfernt eine angenehme Befreiung für alle darzustellen, ... wird das
Verschwinden der Arbeit zu einer Bedrohung und ihr geringes Vorhandensein, ihre
Unsicherheit zu düsteren Perspektiven, da die Arbeit unlogischerweise,
grausamerweise, in tödlicher Form zwar nicht für die Gesellschaft, nicht
einmal für die Produktion (... das machen alles die Maschinen) sondern genau für
das Überleben derjenigen notwendig bleibt, die nicht arbeiten, nicht mehr
arbeiten können und für die das Arbeiten die einzigen Rettung wäre.” Vivianne Forrester, “L’horreur économique”
“Wir müssen den Werte-Imperialismus der Arbeitswelt überwinden. ... Die Antithese zur Arbeitsgesellschaft ist nicht die Freizeitgesellschaft, sondern die Tätigkeitsgesellschaft” (Beck)
Die ewige Gleichsetzung und Ungleichsetzung von Individuum und Gesellschaft; Gegensatz ohne Inhalt, Identität ohne Grund. Das kokette Spiel mit der Antithese: Herrschaft und Zwang sind Orientierungshilfen; die Regeln der Grammatik, Tischsitten und Liebe dagegen sind Beispiele der Unterordnung des Individuums unter das vorgegebene Gesellschaftliche.
“Soziologie des Essens und des Trinkens” – “Soziologie des Selbstmords” – “Soziologie der Zeit” Veranstaltungsthemen Uni Münster SS 2000.
“Im globalen Kontext bildet sich eine europäische kulturelle Identität im Wettbewerb und Austausch mit den USA und Japan im Zentrum des Weltsystems und im Austausch mit den Ländern der Dritten Welt in der Peripherie heraus. Zugleich findet aber auch eine Re-Nationalisierung und Re-Regionalisierung kultureller Identitäten als Gegenbewegung von unten statt. Kulturelle Identität wird dementsprechend vielschichtiger und spannungsreicher. Sie ist raschem Wandel, situativen und konjunkturellen Schwankungen unterworfen, wird Gegenstand von medialen Definitionskämpfen und deshalb äußerst zerbrechlich.
Unter den Bedingungen der Globalisierung sind nahezu alle gewohnten Institutionen des Nationalstaats, die uns Sicherheit gegeben haben, brüchig geworden. Unser hilfesuchender Blick richtet sich in dieser Situation, hoffend und bangend zugleich, auf die Europäische Union. Kann sie uns die verlorene Einheit unseres Lebens wieder zurückgeben und mit der Welt als Ganzer verknüpfen? Sie wird das nur erreichen, soweit sie über den Binnenmarkt und die politische Kompetenzverlagerung hinaus auch einen Strukturwandel unserer Identität hervorbringen kann.
Der Prozeß der europäischen Integration schreitet in einem wachsenden Tempo voran. Er verlangt jetzt in zunehmendem Maße die Einbeziehung der Bürger und den Wandel ihrer Identität hin zu Europa. Das heißt, sie müssen sich darauf einstellen, sich selbst nicht nur als Deutsche, Franzosen, Belgier usw. zu verstehen, sondern auch als Europäer. Sie müssen befähigt werden, weitreichendere und vielfältigere Loyalitätsansprüche miteinander in Einklang zu bringen. Ihre nationale Identität müssen sie mit der europäischen Identität koordinieren. Ohne diesen Identitätswandel droht das europäische Projekt an der mangelnden Kooperationsbereitschaft der Bürger zu scheitern.
Die gemeinsame Identität eines Kollektivs entwickelt sich zunächst einmal durch Anlässe der Unterscheidung von anderen Kollektiven (Simmel 1908/1968: 232 - 245). Diese Anlässe können von der bloßen Wahrnehmung der Andersartigkeit über wirtschaftliche Konkurrenz, Handelskonflikte und Rechtsstreitigkeiten bis zu kriegerischen Auseinandersetzungen reichen. Die neue Weltlage legt der Europäischen Union eine Führungsrolle in Gesamteuropa in den Schoß. In ihr konzentriert sich die größte Wirtschaftsmacht neben den USA und Japan. Die wirtschaftliche Konkurrenz mit den USA und Japan um Absatzmärkte verlangt nach einem supranationalen Verhandlungspartner, wofür nur die EU in Frage kommt. ...
Die Herausbildung einer weiter reichenden kollektiven Identität ist stets auf die Sprengung der Fesseln des Gruppenpartikularismus angewiesen. D.h., die Menschen müssen sich aus partikularen Bindungen herauslösen, um für neue, grenzüberschreitende Bindungen offen zu sein. Die Bildung zur Selbständigkeit, die herkunftsunabhängige materielle Absicherung und die Öffnung von Märkten ermöglichen den dazu erforderlichen Individualisierungsprozeß. Es ist falsch, in diesem Prozeß allein die Auflösung gemeinschaftlicher Bindungen zu sehen. Er ist vielmehr die Voraussetzung für das Eingehen neuer, grenzüberschreitender Bindungen. In unserem Fall ist die Individualisierung der nationalen Gesellschaften die Bedingung für die Entwicklung europäischen Denkens und einer europäischen Identität, die umgekehrt wieder den Individualisierungsprozeß verstärken und beschleunigen. ...
Die Hinwendung zu Europa ist eine Sache der Modernisierer, die auf die damit verknüpften Gewinnchancen setzen. Topmanager, aber auch Experten, Politiker und Intellektuelle bilden ein Netzwerk einer europäischen Elite, das sich tendenziell verselbständigt und bei mangelnder Rückbindung an die in die nationalen Gesellschaften eingebundenen Bürger Ängste hinsichtlich einer unsicheren Zukunft erzeugt, wenn neue Entwicklungsschübe der Europäisierung stattfinden und die Öffentlichkeit beschäftigen.
Jetzt scheint ein Entwicklungsschritt erreicht worden zu sein, der neue Bemühungen um die Legitimation des europäischen Projektes verlangt, weil die Bürger einschneidende Veränderungen erleben, die in ihren Augen nicht nur positiv erscheinen. Sie sollen jetzt ihre Rechte mit anderen Europäern teilen, die nicht nur nützliche Abnehmer der eigenen Produkte sind, sondern auch Konkurrenten um Arbeitsplätze und Absatzmärkte. Dabei spaltet sich die Gesellschaft in zunehmendem Maße in eine Mehrheit der Modernisierungsgewinner und eine Minderheit der Modernisierungsverlierer. Bei gleichzeitiger Überschuldung des Staates und Überlastung der Steuerbürger fehlt die Finanzmasse, um für die notwendigen Ausgleichsmaßnahmen zu sorgen. Durch den Binnenmarkt und die gleichzeitig erfolgte Liberalisierung des Weltmarktes hat sich der Konkurrenzdruck verschärft. Er erzeugt eine soziale Krise, deren Dimensionen vielleicht ein gegenwärtig noch gar nicht erahntes Ausmaß erreichen können. Die Politik wird nämlich in einer Situation des erhöhten Handlungsbedarfs gleich von mehreren Seiten gelähmt. Von europäischer und globaler Seite wird den Nationalstaaten die dazu notwendige Souveränität entzogen, von nationaler Seite mangelt es ihnen an den notwendigen finanziellen Ressourcen. Der Wohlfahrtsstaat ist exakt zu einem Zeitpunkt nicht mehr finanzierbar geworden, zu dem sich ein ganz neuer Bedarf an sozialpolitischen Sicherungsmaßnahmen eingestellt hat. Der Nationalstaat schiebt deshalb wachsende soziale Probleme vor sich her, zu deren Lösung ihm die Souveränität und die Finanzmittel nicht bereitstehen. Sie stellen die nationalen Gesellschaften vor zunehmende soziale Zerreißproben. Der Sozialstaat ist zu einem Füllhorn für alle geworden. Es wird kein Weg daran vorbeiführen, ihn umzubauen und auf die Bewältigung der neu auf uns zukommenden sozialen Probleme auf nationaler, europäischer und globaler Ebene einzustellen.
Die Modernisierer wenden sich Europa und der Welt zu und arbeiten an der sozialen Integration der neuen europäischen und darüber hinaus globalen Einheit. Gleichzeitig entfernen sie sich zwangsläufig von den Zurückgebliebenen, die als Gegenreaktion zu derjenigen Einheit zurückdrängen, die ihnen bisher Wohlstand und Sicherheit gegeben hat: zur nationalen Einheit. Die einen preschen nach vorne, nach Europa und in die Welt hinein, die anderen wollen zurück zur Nation. Das gesellschaftliche Band droht zu zerreißen.”
Richard Münch, Universität Bamberg, Antrittsvorlesung: Europäische Identitätsbildung Zwischen globaler Dynamik, nationaler und regionaler Gegenbewegung.
Die Gleichsetzung von
Unterordnung und Ermöglichung der Individualität:
“Gesellschaft ist die Reduktion von Komplexität.” (Niklas Luhmann).
These:
Der
kritische Ton des Fachs ist nichts als eine billige Relativierung der
Bestimmtheit der gesellschaftlichen Ordnung, ihrer Zwecke und Zwänge. Die
kritische Distanz wird gewonnen durch ein großzügiges Hinwegsehen und
Ignorieren dessen, worum es in dieser Gesellschaft tatsächlich und täglich
geht. Dafür blickt der soziologisch Geschulte dann “dahinter” und sieht
das Leben der Menschen von lauter absurden Abstraktionen und geheimen Gesetzen
beherrscht, von denen der Alltagsverstand sich nichts träumen lässt, – um
die er sich aber auch gar nicht kümmern muss. Denn genau so “unbewusst”,
wie sie sind, funktionieren die Normalmenschen zufriedenstellend als
gesellschaftliche Wesen.
Diese kurze Charakterisierung des Fachs und seiner aufklärerischen Leistung mag als Verriss erscheinen; auf jeden Fall ist sie erst einmal nur eine Behauptung. Diese soll in dem Vortrag an ausführlichen Zitaten aus der Soziologie nachgewiesen werden. Das logische System des Gedankengebäudes dieser Wissenschaft soll dargelegt werden. Leute, die Gegenbeweise führen und Gegenbeispiele gegen das hier Behauptete anführen wollen, sind herzlich eingeladen.