Der Macher vom finsteren Wald

 


Den Versuch Tom Hapke in eine Schublade einzusortieren kann man getrost vergessen. Dieser Typ läßt sich nicht festlegen. Er ist Drummer, Pädagoge, Songwriter, Produzent, Dozent und vieles mehr. Ein Besessener wenn es um das Schlagzeug geht, ein Wegbereiter neuer Lernmethoden für Drummer, ein Typ der immer seinen Weg gehen wird, egal was andere sagen. Einer der weiß was er will und es auch erreicht, egal wieviel Aufwand es ihn kostet, egal wie sehr er sich dafür quälen muß. Der Weg ist das Ziel – und Tom Hapkes Wege sind vielfältig.

Wolltest du eigentlich schon immer Schlagzeuger werden ?

Wenn es nach dem Willen meiner Eltern gegangen wäre, dann würde ich jetzt wahrscheinlich als Fußballprofi mein Geld verdienen, oder zumindest mit einem „anständigen“ Job meine Familie ernähren. Allerdings konnten sie sich damit bei mir nicht durchsetzen. Mit 17 habe ich ihnen eröffnet, daß ich jetzt Drummer werde und diesen Weg habe ich, wie alle anderen Ideen von mir,  konsequent verfolgt.

Haben sich die Ansichten deiner Eltern mittlerweile geändert ?

Ganz klar - Ja. Inzwischen sind sie sogar richtig stolz auf ihren Sohn, der sich über Fleiß und Willen einen Namen geschaffen hat. Mit meinen Drum-Schulen und dem Verkauf meiner Lehrbücher habe ich mir etwas geschaffen, was mir niemand zugetraut hätte. Allerdings steckt auch eine unglaubliche Menge Arbeit dahinter. Wer heute sein Instrument beherrschen und damit sein Geld verdienen will, der muß einfach mehr investieren als andere. Ich übe jeden Tag zwischen 4 und 6 Stunden. Dazwischen gebe ich Unterricht und am Wochenende bin ich auf Workshops in ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz unterwegs.

Wie kommst du zu all diesen Aktivitäten ?

Der eigentliche Auslöser war die diesjährige Musikmesse in Frankfurt. Dort habe ich meine beiden Bücher vorgestellt und die Resonanz war umwerfend. Alleine auf der Messe habe ich über 80 Exemplare verkauft. Aber nicht etwa an Drummer sondern an die Lehrer angesehener Musikschulen. Die waren so begeistert von meiner Lehrmethode, daß ich mittlerweile am L.A.G in Zürich als Gastdozent eingeladen wurde. Alleine dieses Jahr hatte ich schon Einladungen zu über 100 Workshops an allen Musikschulen die von den Büchern überzeugt sind. Insgesamt wurden schon über 5000 ! Exemplare verkauft. Das ist absolute Spitze. Auch etwas, was mir nie jemand zugetraut hätte, aber der Erfolg spricht für sich.

Was ist so besonders an deinen Büchern ?

Als ich von Amerika zurückkam, suchte ich nach einer Möglichkeit meinen Schülern das Verständnis zum Schlagzeugspielen näher zu bringen. Aber alle Literatur die ich fand war entweder zu unverständlich, praxisfremd oder einfach nicht motivierend genug, jemandem der beginnt Drums zu spielen, etwas beizubringen. So kam ich auf die Idee selbst etwas zu entwickeln. Neben dem Aufbau meiner Schule habe ich noch Pädagogik studiert und sehr viel mit Kindern gearbeitet von denen einige auch mit motorischen Problemen zu kämpfen hatten. Auf deren Horizont und Bedürfnisse habe ich die Bücher abgestimmt und verfeinert. Nach 2 Jahren hatte ich so etwas wie einen Rohentwurf, den ich dann weitere 2 Jahre an meinen eigenen Schülern ausprobiert habe. Auch Kollegen, denen ich die Bücher vorgestellt habe (Manni von Bohr, Lui Ludwig, Wolf Simon, Jojo Mayer) waren hellauf begeistert und haben mich ermutigt diesen Weg weiter zu gehen. Also bin ich das Risiko eingegangen und wie man sieht hat es sich gelohnt.

Was ist mit Tom Hapke dem Musiker ?

Das kommt im Moment leider etwas zu kurz. Bei all den Terminen, die anstehen geht natürlich ganz schön viel Zeit drauf. Allerdings will ich versuchen, diesen Winter wieder ein Album aufzunehmen. Dafür hole ich mir dann die Musiker die dazu brauche. Ich schreibe alle Noten für alle Instrumente und bastle dann von der Konzeption bis zum fertigen Produkt alles zusammen was ich für nötig halte.
Mittlerweile mußte ich mir sogar schon zwei weitere Lehrer anstellen um meinen Terminkalender in den Griff zu kriegen, ohne die Schulen zu vernachlässigen. Mein größter Traum wäre es aber einmal eine Band zu haben, mit der ich die alten Genesis Sachen spielen kann -  alles zu seiner Zeit. Irgendwann werde ich auch daß einmal machen.

Du hast am P.I.T. Schlagzeug studiert. Welche Erfahrung hast du während dieser Zeit gesammelt, die dir hier weiterhelfen ?

Das war schon eine tolle Zeit. Alleine mit Musikern von Weltruf, wie Dave Weckl (Chick Corea), Ralph Humphrey (Frank Zappa) oder Jenniffer Batten (Michael Jackson) zusammen arbeiten zu können bringt unglaublich viel. Wann hat man denn hier in Deutschland schon einmal solche Möglichkeiten. Allerdings habe ich mich auch dabei nie in eine Richtung drängen lassen, sondern habe mir immer alle Möglichkeiten offen gehalten. Neben dem offiziellen Studium habe ich noch Privatunterricht genommen. Wenn die anderen an den Strand gegangen sind, habe ich geübt. Manchmal 14-16 Stunden am Tag. Leider besitze ich nicht das Talent daß mir alles in den Schoß fällt. Da heißt eben hart arbeiten. Letztendlich zahlt es sich aber immer aus. Alles was du an Energie, Zeit und Aufwand investierst, bekommst du irgendwann wieder zurück – und das macht sich jetzt bemerkbar.

... auch wirtschaflich

Natürlich. Mein eigentliches Standbein sind und bleiben meine beiden Schulen, aber was im Moment durch den Verkauf der Bücher dazukommt ist schon unglaublich. Allerdings hatte ich auch das gesamte finanzielle Risiko. Anfangs wollte ich die Büchern über einen Verlag herausbringen, aber die Autorengage die mir bezahlt werden sollte war schlicht und ergreifend lächerlich. Dafür hatte ich nicht 4 Jahre meiner Zeit und den ganzen Aufwand betrieben. Also habe ich, mit Unterstützung meiner Frau und natürlich meiner Bank, die Sache in Eigenverantwortung aufgelegt. Das war zwar eine gewagte Entscheidung, aber das Risiko zahlt sich aus.

Was kann man in Zukunft von dir erwarten ?

Es gibt verschiedene Projekte, die ich in Angriff nehmen möchte. Dazu gehört ein Video zu produzieren über den Drummer Tom Hapke. Es wird eine Weiterentwicklung meiner Bücher geben, die sich dann mehr den  fortgeschrittenen Drummern helfen werden. Im April bin ich zu einer zweiwöchigen Workshop-Tour durch die Schweiz eingeladen und eventuelle schaffe ich es zwischendurch noch eine neue CD aufzunehmen.

Das hört sich nach einer Menge Arbeit an.

Da ich sowieso nie in Rente gehen möchte, habe ich ja noch genügend Zeit dafür. Ich bin nun mal der Typ der immer an sich arbeitet. Ich kann mir gut vorstellen mit 70 noch auf irgendwelchen Bühnen unterwegs zu sein oder Leute zu unterrichten. Man wird sehen was die Zeit bringt.
 

Discographie:

„...or will we ever meet again ?“ / Eigenproduktion
„Coloured Feathers“ / Eigenproduktion
„Little Dave“ / Eigenproduktion

Bücher:

„DRUMS easy“ / 34,90 DM
„66 DRUMSOLOS“ / 34,90 DM
„Drumsolos“ / Begleit-CD / 19,90 DM
zu beziehen über HEAR SAFE, Eckhardt Beste & Partner, Kölner Str. 195, 51149 Köln

...das Interview führte Uwe Mundschau als freier Redaktuer der Zeitschrift "Feedback" mit Tom Hapke im Oktober 1998