Gut gemeint und schlecht geschrieben


Die Weinfest Nachlese der etwas anderen Art

Es ist vollbracht - endlich ist dieses bescheuerte Weinfest zu Ende. Nicht das Fest an sich ist eigentlich bescheuert, sondern die Art und Aufmachung, mit der sich unsere liebe Stadtverwaltung mal wieder die Blöße in den Augen der angereisten Touristen gegeben hat.

Wenn sich eine Veranstaltung die sich großkotzig "Deusches Weinlesefest" nennt, darauf beschränkt daß auf dem Bahnhof grade mal noch fünf von diesen pseudogemütlichen Hundehütten stehen, dann hat sie diesen hochtrabenden Namen einfach nicht verdient. Daß trotz alledem noch Leute sich dort treffen, liegt schlicht und ergreifend an den mangelnden Alternativen um diese Jahreszeit. Wäre unser Weinfest im Sommer, könnten die letztlich verbliebenen Häuselcher mit Sicherheit ihre Pforten ganz schließen.

Woran das liegt ? Nun - zum Einen mit Sicherheit an der dilletantisch geführten Vereinspolitik, die von ihren Mitgliedern einen dreiwöchigen, unbezahlten Urlaub abverlangt, zum Anderen aber auch die völlig überzogenen Forderung der Stadtverwaltung, was Standgebühren und sonstige Abgaben von den Betreibern anbelangt.

Die Mußbacher wollen ihre Bude verhöckern, weil sie weder Personal noch die Zeit haben. Die Geinsheimer haben ihre Hütte an einen Privatmann aus dem Tal verkauft, der das Teil jetzt in seinem Garten aufgeschlagen hat, um die Horden waldspaziereder Heidelberger, Mannheimer und sonstigen Heckenschissern zu bewirten. Der VFL (immerhin der zahlenmäßig stärkste Verein in unserer Region) hat diesen Schritt schon vor Jahren getan, aus Mangel an Beteiligung seitens seiner Mitgliedschaft. Die Trachtengruppe entledigte sich ihrer Aufgabe durch den Verkauf an einen Metzger.
Und das Musikzelt ????? Na, dann fragt mal die Bahn- und Stadtverwaltung, was sie an Pacht- und Versorgungsgebühren verlangen und jeder der halbwegs rechnen kann weiß, daß damit Schluß sein muß.

Gibt es denn niemand mehr, der sich für unser Fest engagieren würde ??? Oh doch ! Eine Menge Leute aus der regionalen Kultur- und Kneipenszene würden sich gerne an der Präsentation unserer Stadt beteiligen, doch werden neue Konzepte oder eine etwas andere Aufmachung als Woi, Worscht unn Schunkelmusik seitens der Stadtoberen als "nichtpfälzisch" von der Hand gewiesen.

Was sind wir denn ? - oder besser - Was sollen wir denn darstellen ? Den blöden, hausmacherfressenden, schoppensaufenden Urpfälzer, der nur für seinen Wingert lebt und sich im Walzertakt ins Koma säuft ? Was anderes kann man leider mittlerweile nicht mehr machen, angesichts der zunehmenden Verödung auf dem Bahnhofsvorplatz.

Andere Gemeinden wie Edenkoben, Deidesheim oder Nußdorf machen es uns doch vor ! Da tobt der Bär, da ist das leben und trotzdem immer auch wieder ruhige Nieschen, in denen die Gemütlichkeitsfrömmelnden zurück ziehen können und in aller Ruhe bei Saumagen und Lewwerworscht ihrem Pfalztum fröhnen können.

Warum verlagert man den kläglichen Rest der Häuselcher nicht auf den Marktplatz ? Die Anwohner würden über die Maßen belästigt ? Natürlich nicht nur davon, sondern auch von allen sonstigen Veranstaltungen, wie Roadshows, dem Markt selbst oder dem Weihnachtsmarkt.

Also mal ehrlich, wer sich in Neustadt eine Wohnung am oder in der Nähe vom Marktplatz sucht, der WEISS daß er mit Belästigungen solcher Art einfach zu rechnen hat, weil traditionsgemäß der Marktplatz einer Stadt schon immer sein kultureller Mittelpunkt war.

Was spricht noch dagegen ? Die Parkplatzsorge ? Nun, am Bahnhof gibt es auch keine Parkplätze, doch davon mal abgesehen könnte der Karstadt Konzern mit Sicherheit für diese Zeit überredet werden, sein Parkhaus geöffnet zu halten. In der Zeit könnten ja unsere allseits beliebten Mitarbeiter des Ordnungsamtes mal zur Abwechslung eine sinnvolle Aufgabe übernehmen und für den reibungslosen Ablauf des Parkverkehrs sorgen, anstatt sich nachts durch die Stadt zu schleichen und Knöllchen zu verteilen.

Vorteile ? Jede Menge ! Kein direkter Verkehrsfluß mehr wie am Bahnhof. Die Pilgerscharen der Trinkwütigen würden auf ihrem Weg zum Marktplatz auch mal etwas anderes sehen als Bahnhof und Baustellen. Nach Ladenschluß der Veranstaltung (unter der Woche um 23.00 Uhr ist ganz in Ordnung) hätten auch die Wirte in der Stadt noch ihren Teil von denen, die noch nicht nach Hause wollen.

Und für die Jugend ? Das Musikzelt könnte man auf den Juliusplatz verlegen und jeder Neustadter Geschäftsmann würde sich ein Bein ausreißen, um bei der Gestaltung der Festes in irgendeiner Form präsent zu sein. Richtig durchorganisiert, könnte unser schöner Marktplatz dieses Fest wieder zu dem machen, was es einmal war.

Das "Deutsche Weinlesefest" mit einem richtig schönen Ambiente bei den sich sowohl jung wie alt sich wohlfühlen können. Eine Verbindung von Tradition und moderner Stadtkultur des 20-sten Jahrhunderts.

...übrigens könnte man diese "Kritik" ruhig auf sämtliche Veranstaltungen ausdehnen, bei denen unsere Stadtoberen-Hirnies versuchen etwas organisatorisch auf die Beine zu stellen. Das beste Beispiel ist wohl unser momentanter Weihnachtsmarkt, der alleine den Namen schon bald nicht mehr verdient !!!!