65 Jahre Ausstellung Entartete Kunst

Einleitung

Vorerst möchte ich mich bei Reinhold Sturm bedanken, dass er diese kleine Nachstellung von der Ausstellung „Entartete Kunst" vor 65 Jahren in München ermöglicht hat. Denn es geht hier nicht in erster Linie um Kunst, sondern um Unmenschlichkeit. Genauer gesagt, dass vor jeder Menschenvernichtung ihre Deformierung stattfinden muss damit man Menschen auch öffentlich erschlagen kann. Das ich später noch zu erklären versuche.

Einen Tag vor der Eröffnung der Schandausstellung „Entartete Kunst" am 19.Juli 1937 in München im Hofgartengebäude wurde das neugebaute „Haus der Deutschen Kunst" an der Prinzregentenstraße mit der ersten „Großen Deutschen Kunstausstellung" eingeweiht. Die feierliche Eröffnungsrede hielt Adolf Hitler. In ihren wutschäumenden Ausfällen gegen die moderne Kunst verknüpft diese programmatische Rede die beiden gleichzeitigen Münchner Ausstellungen. Die Festansprache zur glanzvollen Einweihung des „Hauses der Deutsche Kunst" und zur Eröffnung der ersten „Großen Deutsche Kunstausstellung" in Lichtdurchfluteten riesigen Ausstellungssälen gründete nicht zuletzt auf der Feindschaft gegenüber der entarteten Kunst, die der Festgemeinde schmachvoll in ihrem beengten halbdunklen Ausstellungslokal am nächsten Tag vorgeführt wurde.

Hervorzuheben hierbei ist der Bildhauer Fritz Koelle. Auf dieser „Großen Deutschen Kunstausstellung" werden seine Skulpturen „Bergarbeiter", „Hochofenarbeiter", und „Bildnis Professor Boehe" gezeigt. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wird Koelle wegen seiner Arbeiterskulpturen unter Beobachtung gestellt. Die Professur an der Münchner Akademie wird ihm verweigert. Die Skulptur „Blockwalzer" wird als Beispiel bolschewistischer Kunstauffassung diffamiert. Auf den folgenden Ausstellungen im „Haus der Deutschen Kunst" gehören seine Werke zu den wertvollsten Stücken.

Auch eine Skulptur von Rudolf Belling, der „Boxer Marx Schmeling", war im Haus der Deutschen Kunst ausgestellt. Während seine Skulpturen „Dreiklang und Kopf" nebenan als „entartet" gebrandmarkt wurde.

Sogar eines der frühen Werke von Arno Breker, dem bevorzugten Bildhauer der Nazis, wurde konfisziert.

Adolf Ziegler eröffnete die Ausstellung „Entartete Kunst". Im Gegensatz zu Hitlers ebenso grundsätzlichen wie ausführlichen Rede tags zuvor, hielt Ziegler eine kurze Ansprache, deren Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig ließ. Er bezeichnete die Werke als „Ausgeburten des Wahnsinns, der Frechheit, des Nichtskönnertums und Entartung". Er schloss mit dem Appell an das Publikum: „Deutsches Volk, komm und urteile selbst!" Dieser pathetisch formulierten Aufforderung kam das Publikum in scharen nach. Mehr als zwei Millionen Besucher sahen nach der damaligen amtlichen Angabe die mit rund 600 Werken von etwa 110 Künstlern bestückte Ausstellung, die bis Ende November dauerte.

Bereits 1935 hat der gegen den Wunsch der Akademie zum Professor ernannte Adolf Ziegler eine Ausstellung „Berliner Kunst" mit Werken von Barlach, Beckmann, Hekel und Kollwitz in München mit der Unterstützung des Gauleiters Wagner schließen lassen, wogegen die Münchner Akademiestudenten vehement protestierten. Ziegler, der einst im expressionistischen Stil begann – als Schüler Karl Casper, des einzigen Münchner Akademieprofessors, der als „entartet" entlassen wurde -, hat dann 1937 als Präsident der „Reichskulturkammer" auch sämtliche Beschlagnahmungsaktionen in deutschen Museen geleitet. Aber nicht Ziegler, damals bereits wegen seiner pedantischen Aktmalerei als „Reichsschamhaar Maler" verspottet, der 1943 wegen internationaler Friedensinitiativen ins Konzentrationslager nach Dachau kam und nach 1945 wieder sein auskommen als Kunstmaler fand, nicht er ist der Erfinder der Münchner Ausstellung „Entartete Kunst".

Diese geht vielmehr auf den Göttinger Maler und Kunstschriftsteller Wolfgang Willrich und den Hamburger Zeichenlehrer und Journalisten Walter Hansen zurück, deren Hass auf die Moderne in jahrelangen Vorarbeiten erst das geistige Rüstzeug, die notwendige Kenntnis moderner Kunst für den nationalsozialistischen Bildersturm verfügbar machte..

Zu erwähnen sind auch die Vorläufer der Ausstellung „Entartete Kunst". Sie wurden in Deutschland in über 30 Städten gezeigt. Die Sogenannten: Schreckenskammer, Schandausstellungen, Kunst im Dienste der Zersetzung usw. Die Wanderausstellung „Entartete Kunst" wurde nach 1938 auch in Salzburg und Wien gezeigt. Davon Parallele Ausstellungsereignisse wie die Antibolschewistische Ausstellung, „Der ewige Jude", und „Entartete Musik" die hier durch ein paar Fotografien auch zu sehen sind.

„Entartung", dieses Wort tauchte im Zusammenhang mit München vielleicht erstmals 1918 in den „Betrachtungen eines Unpolitischen" auf. Am Ende nennt Thomas Mann dort seinen Erstlingsroman „Die Buddenbrooks" eine „Geschichte der Veredelung, Sublimierung, und Entartung des deutsche Bürgertums". Dieses Buch des „Gesundheitsabstieges" beschloss für ihn zugleich sein Rollenbild vom Künstler. Dieser war ihm in der Tradition Nietzsches ein zur Krankheit am Leben disponierter Außenseiter in der bürgerlichen Welt. Mit dem Rückgriff auf das Krankheitsbewusstsein Nietzsches, das die antike Lehre von der Melancholie als Ursache künstlerischen Genies fortsetzt, hat Thomas Mann jenen Begriff der „Entartung" umgekehrt, dem Max Nordau 1892/93 in seinem zweibändigen Erfolgsbuch „Entartung" zu europäischer Beachtung verholfen hat.

Für Max Nordau, der eigentlich Südfeld hieß und als Sohn eines polnische Rabbiners und einer russisch–jüdischen Mutter in Budapest geboren wurde, war das Dekadenzbewusstsein in den europäischen Hauptstädten, besonders in Paris, das Krankheitsindiz für eine umfassende soziale Fehlentwicklung. Gegen diese Verfallserscheinung, die sich ihm besonders in den modernen Kunstrichtungen wie Naturalismus, Symbolismus und Realismus zeigten und deren Ursprung er in der Entartung ihrer Urheber sah, gegen diese künstlerischen Formen des „moralischen Irrsinns, des Schwachsinns und der Verrücktheit" machte Max Nordau im Namen des Gesunden entschieden Front.

Dies war auch die Perspektive Adolf Hitlers, eines aus der Provinz kommenden, an der österreichischen Biedermeier–Maler eines Rudolf von Alt geschulten erfolglosen Künstler, der von allem weltstädtischen ebenso fasziniert, verunsichert wie abgestoßen war. Auch seine Abscheu mündet sehr vernehmlich in den Ruf nach dem Gesunden. Bereits im ersten Band von „Mein Kampf", 1925 in München erschienen, sprach er von den „krankhaften Auswüchsen irrsinniger und verkommener Menschen, die wir unter dem Sammelbegriff des Kubismus und Dadaismus seit der Jahrhundertwende kennen lernten", und von der Aufgabe der Staatsleitung, zu verhindern, dass ein Volk dem geistigen Wahnsinn in die Arme getrieben wird.

Im Jahre 1927 gründete Alfred Rosenberg, der Chefarchitekt der nationalsozialistischen Kulturpolitik, den „Kampfbund für deutsche Kultur". Er erweiterte die ursprünglich von Hitler in Mein Kampf 1925 entwickelte Idee des Kulturbolschewismus, nach der die gesamte moderne Kunst Produkt einer jüdisch–kommunistischen Weltverschwörung zur Untergrabung des Schönheitsideals der arischen Rasse war.

Wilhelm Frick, bereits 1929 als Abgeordneter der nationalsozialistischen Partei Thüringens in den Reichstag gewählt begann damit fast alle Abteilungsleiter des Innenministeriums durch Nationalsozialisten zu ersetzen, neue Richtlinien für die Kulturpolitik auszugeben und sich für die Entlassung von Walter Gropius und des 29-köpfigen Kollegiums des Bauhauses in Weimar, das in seinen Amtsbereich lag einzusetzen.

Frick setzte Paul Schultze–Naumburg, einen Architekten und Rasse–Theoretiker, als Ersatz für Gropius ein. Er ließ als eine der ersten Amtshandlungen die Fresken und Reliefs von Oskar Schlemmer im Werksgebäude des Weimarer Bauhauses abschlagen. 1928 schrieb Paul Schultze–Naumburg das Buch Kunst und Rasse, eine Schrift, die weitreichenden Einfluss auf die Nazi-Planung gegen den Modernismus haben sollte. Die gezielte Strategie, die Kunst der Moderne mit Geisteskrankheit und Geisteskrankheiten in Verbindung zu bringen, wurde zu einem grundlegenden Werkzeug der Nazis, um die „Degeneriertheit" und „Entartung" der modernen Kunst zu „beweisen".

Man könnte hier noch lange fortsetzen. Aber ich wollte nur zeigen, dass das Vokabular zur nationalsozialistischen Kunstpolitik schon seit langem bereit lag und es war in ganz unterschiedlichen Interpretationen bis hin zur pointierten Umkehrung, dass das „Gesunde" das „Kranke" und das „Kranke das Gesunde" sei, fester Bestandteil der Diskussion gerade zur modernen Kunst. Doch wie geistreich geschmackvoll oder hämisch auch immer, blieben diese Kunst – und Künstlerdebatten selbst unter dem Begriff der „Entartung" immer noch Kunst und Künstlerdebatten. Spätesten seit der Machtübernahme der Nationalsozialisten hörten die Debatten auf.

Die Kunstkritik wurde verboten, aus dem Vandalismus hier und dort gegen die Moderne wurde ein systematischer Bildersturm aus Angst und Hass gegenüber dem Neuen, dem Fremden und Ungewohnten, dem Eigen und Einzigartigen, der Abweichung von der Norm, die man nicht länger tolerieren wollte. Am Ende dieses nationalsozialistischen Bildersturmes stand die Menschenjagd.

Es wurden 16000 Kunstwerke aus Museen und Sammlungen aus den verschiedensten Richtungen der Moderne- Impressionismus, Expressionismus, Kubismus, abstrakte Kunst, Fauvismus, Dadaismus, neue Sachlichkeit beschlagnahmt, und Tausende von Werken 1939 in Berlin öffentlich verbrannt.

Zum Katalog

Zur Ausstellung erschien angeblich ein 32-seitiger „Ausstellungsführer" der fälschlicherweise in der Literatur fast ausnahmslos als „Katalog zur „Entarteten Kunst" bezeichnet wird. Denn diese Broschüre nimmt in keiner Weise auf die in München gezeigten Werke Bezug. Vielmehr illustriert sie ihre altbekannten Phrasen bezeichnenderweise mit einigen Werken aus Dresdner Museumsbesitz, die bereits 1933 bei der Inszenierung der „Schreckenskammer" in Dresden und bei der seit 1935 wandernden Ausstellung als „Inbegriff der Entartung" apostrophiert wurden.

Dieser Ausstellungsführer wurde in Auftrag des Reichsministers für Volksaufklärung und Propaganda von einem gewissen Fritz Kaiser in schon bewährter Manier der „Schwarz/Weiß-Gegenüberstellung" zusammengestellt und erschien ohne Jahresangabe in dem Berliner „Verlag für Kultur und Wirtschaftswerbung". Aufgrund der Zugangsnummer in der Bibliothek der Bayrischen Staatsgemäldesammlungen muss der Band Ende 1937 erschienen sein. Unter der Frage „Was will die Ausstellung „Entartete Kunst"?" werden 12 Punkte abgehandelt, die eingehend auf die Lehrhaftigkeit und die gewissenhafte Abwägung bei der Zusammenstellung der Ausstellung hinweisen.

In neun Gruppen werden in schlagkräftigen Sätzen die Gründe zusammengefasst – seien sie handwerklicher, moralischer, oder rassischer Natur -, die zur Verfemung und zum Ausschluss der Kunst aus den Museen geführt haben, assistiert von Bildbeispielen. Im einzelnen sind die abgebildeten Kunstwerke hier nach folgenden Themen gegliedert: formale Deformation, Verletzung religiöser Gefühle, Aufruf zum Klassenkampf, Darstellung des Kriegsgräuels, Darstellung des moralischen Verfalls, Menschenbild ohne Arisches Rassenideal, Verwandtschaft mit der Bildnerei Geisteskranker, jüdische Künstler, der sogenannte „vollendete Wahnsinn" der verschiedenen Kunst-ismen. Kommentiert sind diese einzelnen Rubriken mit Zitaten Hitlers aus seiner ausführenden Rede anlässlich der Eröffnung des „Hauses der Deutschen Kunst".

Das besondere an diesen Führer ist die, auf mehren Seiten verwendete Gegenüberstellung von moderner Kunst und Künstlerischen Kreationen von Psychiatrie–Patienten. Einer davon war Karl Brendel (Carl Genzel). Durch Vermittlung von dem Direktor der Heidelberger Klinik, Carl Schneider, Obergutachter im „Euthanasie–Programm", erschienen aus der Sammlung Prinzhorn zwei Werke von ihm.

Brendels Plastik aus gekautem geknetetem und mit Kalk überstrichenem Brot wurde einer vom Dresdner Künstler Eugen Hoffmann geschaffene Gipsfigur gegenübergestellt letztere als „Monstrum" tituliert sowie die blauen Haare des Mädchenkopfes verspottet.

Schultze–Naumburg hatte dazu die formale Vorlage geliefert, entsprechend verfuhr er nicht nur in seinem Buch „Rasse und Kunst", sondern auch in zahlreichen 1932 unter dem Titel „Kampf um die Kunst" in Buchform veröffentlichten Vorträge des Kampfbundes für deutsche Kultur.

Eine Zeitung berichtete 1939: „diese Gegenüberstellung sind mehrmals aufschlussreich, denn ohne die hinweisende Beschriftung würden wir als Irrenkunst die Schmierereien der durch jüdische Propaganda hochgelobten Systemjünger bezeichnen. Um wie viel schlimmer ist es, dass diese Machwerke von ihren Produzenten bewusst als geniale Visionen gepriesen wurden, die Machwerke die nach unserer nationalsozialistischen rasse– und artgebundenen Kunstauffassung allen schöpferischen Gesetzen der Kunst ins Gesicht schlagen".

Zur Ausstellung

Die Ausstellung war in den Räumen der Gipssammlung des Archäologischen Instituts an der Galeriestraße 4, das eigens dafür leergeräumt wurde, im Erdgeschoss und Obergeschoss untergebracht. In sieben, verhältnismäßig schmalen, etwa 9 Meter breiten und unterschiedlich langen Räumen im Obergeschoss wurden zusätzlich, mit Rupfen bespannte, die Fenster halb verschließende Stellwände eingezogen. Diese deckten die teilweise auf Raumaufnahmen noch sichtbaren Wanddekorationen und Bemalungen der Ausstellungsräume ab. An diesen Scherwänden hingen die Bilder möglichst hoch, eng über und nebeneinander, dicht bei dicht, teilweise auch ohne Rahmen. Unterhalb der Bilder oder am Sockel der Bildwerke, die teilweise auch direkt auf dem Boden standen, waren der Name des Künstlers, der Titel des Werkes, das Museum, das Ankaufsjahr und die dafür ausgegebenen Gelder unmittelbar auf die Wand geschrieben. Diese „Bildlegenden" sind eines der prägnantesten Kennzeichen der Münchner Ausstellung und ein mögliches Unterscheidungsmerkmal für die Identifikation der Raumaufnahmen anderer Ausstellungsetappen in Berlin, Hamburg, Düsseldorf und seit 1938 auch in Österreich.

Ziel und Methode des Präsentationskonzeptes der Ausstellung lassen sich exemplarisch an der am aufwendigsten gestalteten Wand, der sog. „Dada–Wand" verdeutlichen. Als Hintergrund wurde die abstrakte Komposition „Der schwarze Fleck" von Kandinsky aus dem Jahr 1921 in ungelenker Weise nachgemalt. Der im oberen Bereich der Wand aufgemalte Ausspruch von Grosz, „Nehmen Sie DADA ernst – es lohnt sich" war einem Schriftplakat aus der „Ersten Internationalen Dada–Messe", Berlin 1920, entnommen. An der Wand hingen zwei Werke von Schwitters (Merzbild, Ringbild), die „Sumpflegende" von Klee, zwei Titelblätter der Zeitschrift „der Dada" aus dem Berliner Malik–Verlag sowie ein Zettel mit zwei Zitaten von bzw. über Schwitters. Trotz der oberflächlichen Parallelen zu dadaistischen Gestaltungsprinzipien hat die Dada–Wand genauso wenig mit dem Dadaismus zu tun wie Kandinsky oder Klee. Vielmehr diente es zur Abschreckung und Deformierung.

Da in der Ausstellung auch Bilder und Plastiken hingen, die in der Inflationszeit, Anfang der zwanziger Jahre, erworben worden waren, und man aus guten Gründen eine Umrechnung in Reichsmark unterlassen hatte, standen in München groteske Ankaufssummen, deren vermeintliche Höhe Aggressionen schüren sollte. Die unter oder neben fast jedes Kunstwerk geklebte roten Zettel mit dem Hinweis: „Bezahlt von dem Steuergroschen des arbeitenden deutschen Volkes", seit Bühlers Schandausstellung von 1933 in Karlsruhe ein probates Mittel populärer Kunstkritik, erbrachten auch hier die gewünschte Empörung über die verschwenderischen Ausgaben öffentlicher Gelder durch die jeweiligen Direktoren. Diese wurden in manche fällen mit Namen genannt, oder, wie im Fall des ehemaligen Dresdner Direktors, Paul F. Schmidt, durch lange aus dem Zusammenhang gerissene Zitate aus ihren Schriften verunglimpft.

Der propagandistische Zweck der schon in München in Bildergruppen zur religiösen Thematik zur Darstellung der Frau oder zur abstrakten Malerei ansatzweise nach ikonographischen Gesichtspunkten gegliederten Ausstellung zielte gleichermaßen darauf ab, beim Betrachter den Eindruck von Chaos und Unordnung zu erwecken. Dieser chaotische Eintruck wurde durch die zahlreichen diskriminierenden Beischriften in den einzelnen Räumen stark gefördert. Gleichzeitig aber wurde die Ausstellung durch diese Texte für den Betrachter eindeutig didaktisch geordnet. In großen Schriftzügen, ebenfalls direkt an die Wand geschrieben, waren Urteile Hitlers, Goebbels, oder auch Rosenbergs über die verfemte Kunst, die einzelnen Kunstrichtungen und deren Vertreter. Diese Inschriften belehrten den Betrachter unmißverständlich über die Notwendigkeit und Berechtigung dieser Ausstellung. In schulmeisterlicher Manier wurde mit erhobenen Zeigefinger das angerichtete Bilderchaos verurteilt und zugleich erklärt.

Zur Deformierung von Menschen

Wie schon erwähnt, Schultze–Naumburg als Vorlage für den Führer durch die Ausstellung Entartete Kunst stellte in seinen Büchern den freien Porträts, die Künstler schufen, diagnostische Fotografien, die Psychiater von behinderten Menschen machten oder machen ließen, gegenüber. Die Reichspropagandaleitung stellte den Bildern von Künstlern die Bilder von sogenannten geisteskranken gegenüber. Das Resultat ist gegenseitige Degradierung, zwei Randgruppen werden reziprok gebrandmarkt. Die Künstler galten als krank, wenn ihre Bilder den Bildern psychisch kranker Menschen glichen. Menschen mit Behinderung wurden als „lebensunwert" stigmatisiert hinsichtlich psychiatrischer Erkennungsfotos als bedeutungslos und „entartet" klassifiziert.

Die Fotografien, die Schultze–Naumburg von den behinderten Personen präsentierte, stammten aus einer Sammlung von Dr. phil. und med. Wilhelm Weygandt 1870 – 1939, Direktor der Staatsirrenanstalt Friedrichsberg und Professor für Psychiatrie an der Universität Hamburg. Friedrichsberg galt als eine angesehene „psychiatrische Anstalt". Ihr Direktor Weygandt wurde 1934, kurz nach seinem 25-jährigen Dienstjubiläum, wegen liberaler Verbindungen, vorzeitig in Ruhestand versetzt. Doch Weygandt war einer der Pioniere der eugenisch–rassenhygienischen Umorientierung der Psychiatrie, er befürwortete schon vor 1933 die Zwangssterilisation. „Es ist höchste Zeit, dass dagegen eingeschritten wird aus überspitztem Individualismus Deutschland zum Paradies der Minderwertigen zu machen", meinte Weygandt. Ende 1933 hatte Weygandt „auf einer für die weitere Entwicklung der nazistischen Rassenhygiene" wegweisenden Münchner Fachtagung über „Erblehre und Rassenhygiene" im völkischen Staat... gleich drei Referate gehalten und sich als einen der Nestoren der nazistischen Eugenik Bewegung in Erinnerung gebracht. Die Vorträge dieser Tagung, mit denen Weygandts, wurden ein Jahr später von Ernst Rüdin herausgebracht, der in der Schweiz geborene Rüdin lieferte die vermeintliche „wissenschaftliche Begründung" für das nazistische „Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses".

Die Menschen wurden von den Nazi–Behörden nicht nur in gesunde und kranke, sondern die Patienten zusätzlich noch in „heilbare" und „unheilbare" in „behandlungswürdige" und „nichtbehandlungswürdige" aufgeteilt. Über 1350 Patienten verlegte man in verschiedene „Anstalten". Die Konsequenzen zeigten sich für die Betroffenen in einer drastischen Reduktion von Lebenschancen.

Die Sterblichkeitsrate war in Verlegungsjahr 1935 um 30% höher als noch ein Jahr zuvor. Zu Beginn der 40-er Jahre kam es zu erneuten Überführungen – in die Tötungsanstalten Meseritz–Obrawalde und Hadamar.

Insgesamt wurden in Meseritz innerhalb von 3 Jahren 18 000 Menschen ermordet, erschossen, mit Medikamenten umgebracht oder sie verhungerten. In Hadamar und anderen Tötungsanstalten wurden 1940 und 1941 nach einer von den Nazis selbst angelegten Statistik 7o 273 Menschen, die als „geisteskrank" oder „lebensunwert" ausgegrenzt wurden, durch Gas getötet, als grauenvoller Vorlauf für Auschwitz und andere KZ´s.

Obwohl es einen sogenannten „Euthanasie-Stopp" gab, kam es bis 1945 zu schätzungsweise 250 000Krankenmorden.

Man bemerke, das es gegen die von Ärzten ohne direkten Befehl durchgeführten Morden an behinderten Kindern und psychiatrischen Patienten schon während der Zeit des NS–Regimes Einwände gab, dass sie nach 1945 aber bis weit in die 60er Jahre hinein unbeachtet blieben, und dass die zwangssterilisierten Menschen noch immer nicht als Opfer anerkannt und, wenn überhaupt, nur eingeschränkt entschädigt werden. Dass das „Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses" von den Besatzungsmächten bis heute nicht „als nationalsozialistisches Unrechtsgesetz gebrandmarkt worden ist" geht angeblich auf die Amerikaner zurück, weil diese in ihrem Land selbst Sterilisationsgesetze hatten.

In diesem Sinn sind die Personen, deren Porträts über Weygandt in Schultze-Naumburgs Buch gelangten, zu den „vergessenen Opfern" einer Zurschaustellung zu zählen. Gelänge es die namentlichen Lebensgeschichten dieser Opfer zu rekonstruieren, könnte man ihnen einen Teil ihrer Identität und Individualität zurückgeben, die durch die fotografische Behandlung und Bloßstellung, durch die Verdinglichung, der Fototäter verloren ging.

Die Denunzierung der Bilder von Psychiatrie - Erfahrenen, Behinderten und Künstlern kann zweierlei heißen: einerseits werden die Bilder dieser Personengruppen, die nicht fremdbestimmt sind und die sie selbst produzieren, reduziert auf vermeintlich zwangsläufig dominierende Persönlichkeitsmerkmale, eine Differenzierung der Ausdrucksformen und Lebensweisen unterbleibt also, andererseits macht man sich ein stereotypes Bild von künstlerisch tätigen Patienten oder behinderten Menschen und von behinderten oder kranken Künstlern.

Also denke ich, die von Weygandt stammenden anonymen Fotos von psychisch kranken und behinderten Menschen in dem Buch von Schultze–Naumburg, „Kunst und Rasse" 1928, wurden zur denunzierenden Gegenüberstellung mit expressionistischer Kunst benützt. Dieses Prinzip bereitete die Machart der Ausstellung „Entartete Kunst" 1937 vor und dies ist die vorangehende gleichzeitige doppelte Deformierung von Menschen, sprich Geisteskranke, eine Art der Deformierung um diese Menschen später öffentlich verzerrt Ermorden zu können.

Wie sehr die Ausstellung Emotionen und Aggressionen schürte, belegte ein Telegramm der Ausstellungsleitung an das Propagandaministerium vom 4. August 1937. Darin werden einige Besucheräußerungen wie folgt wiedergegeben:

„Man sollte die Künstler neben ihren Bildern anbinden, damit ihnen jeder Deutsche ins Gesicht spucken kann, aber nicht nur die Künstler, sondern auch die Museumsleute, die in der Zeit als Millionen Hungernde auf den Straßen waren, Hunderttausende den Fabrikanten solcher Machwerke in den Rachen warfen."

Das war das Freizeichen für eine beispiellose Beschlagnahmewelle im ganzen Land, führte zur systematischen Eliminierung der Sammlungsbestände und „Verwertung" der modernen Kunst. Wer in der Femeschau vertreten war, dem war das Stigma „entartet", nun staatlich sanktioniert, auf die Stirn gedrückt. Den betroffenen Künstlern blieb nur die Wahl des Exils oder der inneren Emigration, Verstöße gegen Mal – und Arbeitsverbot waren mit großen Risiken verbunden. Ein offenes Eintreten für die geschmähte Kunst war fortan nicht mehr möglich.

 

Literatur:

Mario–Andreas von Lüttichau: Deutsche Kunst und Entartete Kunst, die Münchner Ausstellung 1937

Dagmar Grimm, Peter Guenther, Pamela Kort: Die Kunstwerke in der Ausstellung „Entartete Kunst" München 1937

George L. Masse: Schönheit ohne Sinnlichkeit. die Ausstellung „Entartete Kunst"

Kunst im Nationalsozialismus

Peter Klaus Schuster: München – das Verhängnis einer Kunststadt

Christian Mürner: Gebrandmarkte Gesichter

Johannes Brester: Sonderdruck aus Psychiatrisch–Neurologische Wochenschrift Nr. 20 39jg 1937

Peter von Röhm: Die Entwicklung der Anstalt Langenhorn in der Zeit des Nationalsozialismus, in ders. v.a. Wege in den Tod Hamburg 1993 s 44 – 48

Hans Walter Schmuhl: Rassenhygiene, Nationalsozialismus Euthanasie, Göttingen 1992

Chridtoph Zuschlag: Entartete Kunst

 

Künstler:

Jankel Adler

Jude * 1895, Tuszyn Polen, † 1949,Aldbourne, England

1933 aus Düsseldorf geflohen, ohne seine Frau und Tochter.

Seine neun Brüder und Schwestern ermordet.

Ernst Barlach

* 1870, Wedel, † 1938, Rostock

Expressionist

blieb in Deutschland

Ausstellungsverbot

Rudolf Bauer

* 1889, Lindenwald, Schlesien. † 1953, Deal, New Jersey

Expressiver, nicht-gegenständlicher Maler

am 3. August 1939 kam Bauer mit all seinen Bilder und seiner ganzen Habe in New York an.

Philipp Bauknecht

* 1884 Barcelona, † 1933 in Davos

Gemälde, Verbleib unbekannt

Technik, unbekannt.

Otto Baum

* 1900 Leonberg, † 1977 Esslingen

Bronze, Verbleib unbekannt.

Willi Baumeister

* 1889, Stuttgart, † 1955, Stuttgart

1914 –1918 deutsche Armee

Abstrakte Kunst

erzwungene „innere Emigration"

Herbert Bayer

* 1900 Haag , † 1985, Kalifornien

Gemälde Technik unbekannt

Verbleib unbekannt

Max Beckmann

* 1884 Leipzig, † 1950 New York

1915 Sanitätssoldat, Nervenzusammenbruch.

am Eröffnungstag der Ausstellung flohen Beckmann und seine Frau nach Amsterdam, zu einer Rückkehr kam es nicht mehr.

eckige Formen, flacher Farbauftrag.

Rudolf Belling

* 1886 Berlin, † 1972 Oberbayern

1915 eingezogen

Novembergruppe

1936 Emigration in die Türkei

dekorative Kleinplastiken

Paul Bindel

* 1894, Magdeburg, † 1973 Düsseldorf

2 Werke, Technik unbekannt

Verbleib unbekannt

Theo Brün

* 1885 Hamm, † 1981 Hagen

Holz

Verbleib unbekannt

Max Burchhartz

* 1887 Elberfeld, † 1961 Essen

Gemälde Technik unbekannt

Verbleib unbekannt

Fritz Burger–Mühlfeld

* 1879 Hildburghausen, † 1969 Hannover.

1914 zum Kriegsdienst eingezogen, 1942 mit 6o Jahren Kriegsteilnehmer in Rußland.

Hannoversche Sezession

geometrische Komposition

Paul Camenich

*1893 Zürich, † 1970 Basel

Gemälde, Technik unbekannt

Verbleib unbekannt

Heinrich Campendonk

* 1889 Krefeld, † 1957 Amsterdam

Expressionist, Blauer Reiter

Er floh 1933 über die Ardennen und Ostende in Belgien nach Amsterdam.

Karl Caspar

* 1879 Friedrichshafen, † 1956 Brannenburg

Neuen Münchner Scession, Expressionist

1939 nach Brannenburg in sein Landhaus, Malverbot

Maria Casper–Filser

* 1878 Heidenheim, † 1968 Brannenburg

Gemälde Verbleib unbekannt

Pol Cassel

* 1892 München, † 1945 Rußland

Öl auf Leinwand

Verbleib unbekannt

Marc Chagall

* 1887 Vitebsk, Rußland, † 1985 Vence, Rußland

Fauvismus–Kubismus

1914 russische Armee Schreibtischposten

Sturm–Veranstaltungen

Lovis Corinth

1858 Tapiau, † 1925 Zandvoort Niederlande

Impressionist

nach 2 Schlaganfällen Stil geändert.

Heinrich Davringhausen

* 1894 Aachen, † 1970 Nizza

Gemälde

Verbleib unbekannt

Walter Dexel

* 1890 München, † 1973 Braunschweig

2 Öl auf Leinwand

Verbleib unbekannt

Abstrakte Komposition

Johannes Diesner

unbekannt, unbekannt

Gips

Zerstört

Otto Dix

* 1891 Untermhaus, † 1968 Singen

1er Weltkrieg Kommandant einer Maschinengewehreinheit, 1945 in die Wehrmacht eingezogen

Roten Gruppe,

Blieb in Deutschland Ausstellverbot 1936 nach Hemmenhofen

Hans Christoph Drexel

* 1886 Königstein, † 1979 München

2 Gemälde

Verbleib unbekannt

Johannes Driesch

* 1901 Krefeld, † 1930 Erfurt

Öl auf Leinwand

Verbleib unbekannt

Heinrich Eberhard

* 1889 Ellwangen, Todesdatum unbekannt Sillenbuch

Öl auf Leinwand

Verbleib unbekannt

Max Ernst

* 1891 in Brühl, † 1976 Paris

2 Öl auf Leinwand

Vermutlich zerstört

Verbleib unbekannt

Hans Freibusch

* 1898 Frankfurt, † London

Öl auf Leinwand

Zerstört

Lyonel Feininger

* 1874 New York City, † 1956 New York City

Bauhaus, Novembergruppe,

halbabstrakt kubistische Darstellungsweise

im 1. Weltkrieg als Amerikanischer Staatsbürger in einem Militärgefängnis festgehalten.

1937 nach New York

Conrad Felixmüller

* 1897 Dresden, † 1977 Berlin–Zehlendorf

expressionistischen Kunsttheorien, Novembergruppe

1917 in die Armee eingezogen, verweigerte den Dienst und wurde für vier Wochen in eine psychiatrische Heilanstalt eingewiesen. 2ter- Weltkrieg eingezogen, russische Gefangenschaft

Werke Verbleib unbekannt.

Otto Freundlich

* 1878 Stolpi, Pommern, † 1943 Maidanek Polen

2, Gips

Verbleib unbekannt, Verloren

Xaver Fuhr

* 1898 Neckarau, † 1973 Regensburg

Militärdienst, Artillerie

Malverbot

Ludwig Gies

* 1887 München, † 1966 Köln

Holz

Vermutlich zerstört

Werner Gilles

* 1894 Rheydt, † 1961 Essen

Phantastisches Gebilde

Verbleib unbekannt

Otto Gleichmann

* 1887 Mainz, † 1963 Hannover

Gemälde

Verbleib unbekannt

Rudolf Grossmann

* 1882 Freiburg, † 1941 Freiburg

Radierung

Verbleib unbekannt

George Grosz

* 1893 Berlin, † 1959 Berlin

Rote Gruppe,

1933 New York

Hans Grundig

* 1901 Dresden, † 1958 Dresden

Öl auf Leinwand

Verbleib unbekannt

Richard Haizmann

* 1895 Villingen, † 1963 Niebüll

1 Figur, 2 möglicherweise Aquarelle unbekannt

Verbleib unbekannt.

Raul Hausmann

* 1886 Wien, † 1974 Limoges

Stand dem ersten Weltkrieg ablehnend gegenüber. Illegale Lichnowsky–Broschüre,

Dadaist

1933 nach Ibiza,- 1936 Amsterdam, Zürich, Prag,1938 Paris, 1939 Peyrat–le–Chateau, Südfrankreich, 1944, Limoges.

Guido Hebert

* 1900, Dresden, Todesdatum unbekannt

2 Öl auf Leinwand

Verbleib unbekannt

Erich Heckel

* 1883 Döbeln, † 1970 Radolfzel

Die Brücke, Novembergruppe,

1914 freiwillig zum Sanitätsdienst

1937 für dekadent erklärt Ausstellungsverbot.

1940 – 1942, Österreich, nach 1942, Hemmenhofen am Bodensee, neben Otto Dix

Wilhelm Heckrott

* 1890 Hannover, † 1964 Bremen

ÖL auf Leinwand

Verbleib unbekannt

Jacoba Heemskerck

* 1876 Den Haag, † 1923 Domburg Niederlande

abstrakte Komposition

Linolschnitt Verbleib unbekannt

Hans Siebert von Heister

* 1888 Düsseldorf, † 1967 Berlin

Druck, Verbleib unbekannt

Oswald Herzog

* 1881 Haynau, Schlesien, Todesdatum unbekannt

Alabaster Verbleib unbekannt

Werner Heuser

* 1880 Gummersbach, † 1964 Meerbusch–Büderich

Öl auf Leinwand Verbleib unbekannt

Heinrich Hoerle

* 1895 Köln, † 1936 Köln

Öl auf Leinwand, vermutlich zerstört

Druck Technik unbekannt, Zerstört.

Karl Hofer

* 1878 Karlsruhe, † 1955 Berlin

Arbeits– und Ausstellungsverbot.

Blieb in Berlin

realistischer Stil

Eugen Hoffmann

* 1892 Dresden, † 1955 Dresden

3 Skulpturen, Radierung

Verbleib unbekannt, Zerstört

Johannes Itten

* 1888 Schwarzenegg, Schweiz, † 1967 Zürich

Bauhaus, 1926 Moderne Kunstschule Berlin.

1937 nach Holland, 1938 nach Zürich

Alexej von Jawlensky

* 1864 Kuslowo Torschok, † 1941 Wiesbaden

fauvistische Landschaften und Gestalten.

1933 Ausstellungsverbot

4 Gemälde

Erich Johanson

* 1896 Dresden, † 1979 Lörbruna Gard, Schweden.

Öl auf Leinwand, Verbleib unbekannt

Hans Jürgen Kallmann

* 1908 Wollstein Posen, † 1991 München

Gemälde, Technik unbekannt

Verbleib unbekannt

Wassily Kandinsky

* 1866 Moskau, † 1944 Neuilly–sur–Seine

Der Blaue Reiter.

abstrakte Kompositionen

Erster Weltkrieg in die Sowjetunion zurückgekehrt

1922 Bauhaus Dessau

1933 nach Paris

Hanns Katz

* 1892 Karlsruhe, † 1940 Südafrika

Kriegsdienstverweigerer

Mitglied des Jüdischen Kulturbundes

Ernst Ludwig Kirchner

* 1880 Aschaffenburg, † 1938 Frauenkirchen Schweiz

1938 Selbstmord

Expressionist, Brücke,

1914 freiwillig zum Militär, erlitt einen Nervenzusammenbruch.

Paul Klee

* 1879 Münchenbuchsee, † 1940 Muralto Schweiz

nicht - figurativen abstrakten Stil

1933 in die Schweiz, Bern

Paul Kleinschmidt

* 1883 Bublitz, Pommern, † 1949 Bensheim

3 Öl auf Leinwand

Verbleib unbekannt

Cesar Klein

* 1876 Hamburg, † 1954 Pansdorf,

Lithographie und Holzschnitt

Verbleib unbekannt

Oskar Kokoschka

* 1886 Pöchlarn, † 1980 Villeneuve, Schweiz.

Geißler der Spießbürger

1914 freiwillig zum Militärdienst, wurde schwer verwundet.

1933 nach Prag, 1938 nach England,

1953 Schule des Sehens in Salzburg

Otto Lange

* 1879 Dresden, † 1944 Dresden

Gemälde Technik unbekannt

Verbleib unbekannt

Wilhelm Lehmbruck

* 1881 Meiderich, † 1919 Berlin

1919 Selbstmord in Berlin, Sanitäter in einem Militärkrankenhaus, Pazifist,

„von den Mächten der Zeit am Boden zerstört"

Etwa 100 Werke wurden aus öffentlichen Einrichtungen beschlagnahmt und ins zentrale Sammeldepot im Schloss Niederschönhausen in Berlin gebracht

El Lissitzky

* 1890 Polshchinok Rußland, † 1941 Moskau

1ne abstrakte Komposition

Verbleib unbekannt

Oskar Lüthy

* 1882 Zollikon Schweiz, † 1945 Schweiz

1 Gemälde Technik unbekannt

Verbleib unbekannt

Franz Marc

* 1880 München, † 1916 bei Verdun Frankreich

Starb als Artillerie Unteroffizier

„Blauer Reiter",

13o Werke wurden beschlagnahmt

Gerhard Marcks

* 1889 Berlin, † 1981 Burgbrohl

Militärdienst, Bauhaus,

2 Skulpturen eine davon Verbleib unbekannt

Ewald Matare

* 1887 Achen, † 1965 Büderich

Novembergruppe, eine radikal vereinfachte, ausdrucksstarke Form.

1ne Bronze,

Ludwig Meidner

* 1884 Bernstein Schlesien, † 1966 Darmstadt

Die Pathetiker

1916 Militär, Infanterie, Übersetzer.

Novembergruppe, auch lyrische expressionistische Prosa.

1935 nach Köln in eine Jüdische Schule Zeichenlehrer.1939 nach England.

Jean Metzinger

* 1883 Nantes, † 1956 Paris

Gemälde Technik unbekannt.

Verbleib unbekannt

Constantin von Mitschke–Collande

1884 Milicz, 1956 Nürnberg

1914 – 1918 beim Militär. 1925 aus der Kommunistischen Partei,

von Expressionismus zur Neuen Sachlichkeit

Laszlo Moholy–Nagy

* 1895 Bacsbokod Ungarn, † 1946 Chicago Illinois

Aquarell Verbleib unbekannt

Margarethe (Marg) Moll

* 1884 Mülhausen, † 1977 München

Messing, Verbleib unbekannt

Oskar Moll

* 1875 Brieg, † 1947 Berlin

2 ÖL auf Leinwand

Verbleib unbekannt

Johannes Molzahn

* 1892 Duisburg, † 1965 München

„Wahnsinn wird Methode", abstrakter Stil, 33 arbeiten konfisziert.

1915 in die Deutsche Reichswehr eingezogen

1938 in die USA 1941 New York

Piet Mondrian

* 1872 Amersfoort, Niederlande, † 1944 New York

2 Abstrakte Komposition

Verbleib unbekannt

Georg Muche

* 1895 Querfurt, † 1987 Lindau

Bauhaus, 1917 – 1918 deutsches Infanterieregiment.

Lehren von Mazdaznan, beruhend auf Zarathustras Philosophie, 1931Breslauer Staatlichen Akademie für Kunst und Kunstgewerbe.1933 Vertrag beendet, 19344 neue Stelle In Kunst und Werkschule. 1939 Meisterklasse für Textilkunst.

1 Radierung

Otto Mueller

* 1874 Liebau Schlesien, † 1930 Breslau

Die Brücke, eine Anlehnung an den ägyptischen Stil,

1916 freiwillig zum Militärdienst. Er erlitt einen Lungenschaden, war für den frühen Tod mitverantwortlich, Novembergruppe,

13 Gemälde in der Ausstellung „Entartete Kunst"

Erich Nagel

unbekannt, unbekannt.

Gemälde, Technik unbekannt,

Verbleib unbekannt

Heinrich Naunen

* 1880 Krefeld, † 1941 Kalkar

5 Gemälde, Verbleib unbekannt, Zerstört.

Ernst Wilhelm Nay

* 1902 Berlin, † 1968 Köln

„So schauten kranke Geister die Natur" abstrakte Malerei,

2 Öl auf Leinwand, Privatbesitz

Karl Niestrahth

* 1896 Bad Salzuflen, † 1973 Hagen

Teilnahme Weltkrieg, Fußverletzung,

„Neue Sachlichkeit" 42 Skulpturen aus öffentlicher Sammlung entfernt.

Emil Nolde

* 1867 Nolde, † 1956 Seebüll

expressionistische Bilder, Reisen: Neuguinea, Rußland, Sibirien, Mandschurei, Korea Japan, China, Palau–Inseln der Südsee.

1920 Gründungsmitglied der nordschleswigschen Abteilung der Nationalsozialistischen Partei.

1052 Werke wurden 1937 aus deutschen Museen konfisziert. 48 arbeiten in „Entartete Kunst" vorgeführt. Arbeitsverbot.

Otto Pankok

* 1893 Mülheim/Ruhr, † 1966 Wesel

Kurz nach Ausbruch des ersten Weltkrieg wurde er schwer verwundet.

Motive: vornehmlich religiöse Szenen, Darstellungen von Armen, Alten, Sinti, Juden. 51 Werke wurden beschlagnahmt.

Max Pechstein

* 1881 Zwickau, † 1955 Berlin

Die Revolution hat uns die Freiheit gebracht, schrieb er 1918, jahrelange Wünsche zu äußern und zu verwirklichen.

Novembergruppe, Brücke,

1913 Reise nach Palau Südpazifik, Lithographien auf Kriegserfahrung und Palau auch religiöse Bildwelten.

1936 Malverbot, 326 Werke wurden konfisziert

Max Peiffer Watenphul

* 1896 Weferlingen, † 1976 Rom

Blumenstilleben, Öl auf Leinwand,

Verbleib unbekannt

Hans Purrmann

* 188o Speyer, † 1966 Basel

2 Gemälde, Verbleib unbekannt

Max Rauh

* 1888 Kindling, Mittelfranken?, † 1961 München

Gemälde, Technik unbekannt, Verbleib unbekannt,

Hans Richter

* 1888 Berlin, † 1976 Muralto/Ticino Schweiz

Farbenordnung, Tempera auf Papier

Verbleib unbekannt.

Emy Röder

* 1890 Würzburg, † 1971Mainz.

„Schwanger", Terrakotta,

Verloren oder zerstört.

Christian Rohlfs

* 1849 Niendorf, † 1938 Hagen

älteste Expressionist, auch impressionistisch malenden Kolorist.

Der Ausbruch des ersten Weltkrieges verbitterte Rohlfs.

Nach seinem Tod 1938 setzten die Behörden den Verkauf seines Werkes unter Strafe.

23 Werke in Ausstellung „Entarteter Kunst"

Edwin Scharff

* 1887 Neu–Ulm, † 1955 Hamburg

Gemälde, Technik unbekannt, Verbleib unbekannt.

Druck, Verbleib unbekannt.

Oskar Schlemmer

* 1888 Stuttgart, † 1943 Baden–Baden

1914 Militärdienst, nach wenigen Monaten verletzt. 1915Ostfront geschickt, erneut verwundet.

1933 argumentierte er: Dass er nicht sehen könne, aus welchem Grund diese modernen Künstler als „artfremd, undeutsch, unwürdig, und unnatürlich verfemt" würden.

Bauhaus,

51 Werke wurden konfisziert,

Rudolph Schlichter

* 1890 Calw, † 1955 München

Lithographie

Verbleib unbekannt

Karl Schmidt–Rottluff

* 1884 Rottluff, † 1976 Berlin

Expressionist, Brücke,

Als Soldat während des Ersten Weltkrieg in Rußland und Litauen.1916 in nervösem Zustand Malunfähig

27 Gemälde und 24 Grafiken in der „Entarteten Kunst" zur Schau gestellt.

1942 auf den Landsitz des Grafen von Moltke.

Werner Scholz

* 1898 Berlin, † 1982 Schwaz,, Österreich

2 Gemälde, Verbleib unbekannt.

Lothar Schreyer

* 1886 Blasewitz, † 1966 Hamburg

Redaktion, der Sturm,

2 Werke in „Entarteter Kunst"

Otto Schubert

* 1892 Dresden, † 1970 Dresden

2 Öl auf Leinwand

Verbleib unbekannt

Kurt Schwitters

* 1887 Hannover, † 1948 Kendal England

4 Werke Zerstört Verbleib unbekannt.

Lasar Segall

* 1890 Vilna, Litauen, † 1957 Sao Paulo Brasilien.

„Offenbarung der Jüdischen Rassenseele", Expressionist.

Erster Weltkrieg als Feind in Deutschland interniert.

Nahm die brasilianische Staatsbürgerschaft an, 1928 – 1931 in Paris dann nach Brasilien.

6 Werke in „Entarteter Kunst"

Friedrich Skade

* 1898 Döhlen, † 1971 Dresden

2 Öl auf Leinwand, Verbleib unbekannt.

Friedrich (Fritz) Stuckenberg

* 1881 München, † 1944 Füssen

kubistisch–expressionistischen Stil bis 1919, dann zum malerischen tendierenden Stil

Litographie, Zerstört.

Paul Thalheimer

* 1884 Heilbronn, † 1948 Schrobenhausen

Öl auf Leinwand, Verbleib unbekannt

Johannes Tietz

unbekannt, unbekannt.

Gemälde, Technik unbekannt, Verbleib unbekannt.

Arnold Topp

* 1887 Soest, † 1960 für tot erklärt

Ersten Weltkrieg als Soldat an der Front, hinterließ einen bleibenden Eindruck. Verwundet.

Berliner Dada–Ausstellung

Werke in „Entartete Kunst" Abstrakte Komposition, Verbleib unbekannt.

Karl Völker

* 1889 Halle, † 1962 Weimar

Industriebild, vermutlich Zerstört.

Cristoph Voll

* 1897 München, † 1939 Karlsruhe

6 Werke in „Entarteter Kunst"

Verbleib unbekannt.

William Wauer

* 1866 Oberwiesenthal, † 1962 Berlin

Expressionismus, Theaterkritiker, Bühnenmeister, Filmregisseur,

Novembergruppe,

1 Komposition mit Ovalen, Zerstört

Gert Wollheim

* 1894 Dresden, † 1974 New York

Zeichnung und Aquarell, Verbleib unbekannt,

Öl auf Leinwand, Zerstört.