1. Okkultismus
1.2Ursprung
1.3 Moderne Formen
1.4 Okkultismus im 19.Jahrhundert
2.Esoterik
2.2Esoterik als Oberbegriff in der Gegenwart
3.Magie
Der Begriff .Okkultismus. stammt vom lateinischen Wort .occulus. ab und bedeutet soviel wie .verborgen.. Damit bezeichnet man die Lehre vom Verborgenen sowie Praktiken, die auf diesen Lehren beruhen. Im allgemeinen wird Okkultismus als Sammelbegriff für alle Geheimwissenschaften verwendet, die sich mit übersinnlichen, durch Naturgesetze nicht erklärbaren Erscheinungen befassen. Dazu gehören außersinnliche Wahrnehmungen wie z.B. das Hellsehen, sowie die Psychokinese[1], die Levitation[2], die Materialisation[3] sowie alle durch Medien vermittelte parapsychologischen Erscheinungen.
Weiterhin werden dem Begriff .Okkultismus. auch Astrologie, Wahrsagen, Spiritismus, Magie und Spuk zugeordnet. Er setzt eine beseelte Natur voraus und verbindet diese mit der Seele des Menschen.
Die okkulten Praktiken beruhen auf einem esoterischen oder .verborgenen. Wissen um das Universum und seine geheimnisvollen Kräfte. Dieses Wissen enthält typischerweise die Vorstellung von .Korrespondenzen., Beziehungen zwischen Dingen im Universum (Sterne, Planeten, Edelsteine, Farben) und Teilen des menschlichen Körpers oder Ereignissen im menschlichen Leben, so dass durch die Anwendung dieses Wissens Heilungen bewirkt oder Schicksale beeinflusst werden können. Dazu kann auch der Glaube an Engel, Götter, Geister oder aufgestiegene Meister zählen, die zwischen Menschen und Gott vermitteln und mit denen besonders Befähigte in Kontakt treten können. Okkultes Wissen gewinnt man durch die Initiation durch einen Eingeweihten oder durch das Studium esoterischer Schriften.
Da es nicht den Okkultismus gibt, sondern er nur der Sammelbegriff unzähliger Praktiken und Anschauungen ist, lässt sich der Ursprung nicht genau definieren. Die Tatsache, dass es keine klare Definition des Begriffes Okkultismus gibt, ist ein Hinweis darauf, dass das Phänomen an sich gegenüber Religion, Spiritualität oder Esoterik nicht eindeutig abgegrenzt ist.
Eine weithin anerkannte, da sehr allgemein
gehaltene Definition von Okkultismus geht auf Carl Kiesewetter
(1854-1895) zurück, die dieser 1895 formulierte. Unter
okkulten Vorgängen verstand er diejenigen aus Natur und der
menschlichen Seele, die von der offiziellen Wissenschaft noch nicht
anerkannt und deren Ursachen und sinn noch verborgen seien.
Okkultismus ist demnach die theoretische und praktische
Beschäftigung mit diesen .Tatsachen..
Die Wurzeln des westlichen Okkultismus liegen in der alten babylonischen und ägyptischen Mythologie. Verstärkt durch den jüdischen kabbalistischen Mystizismus wurden esoterische Praktiken im Mittelalter besonders in Form von Astrologie, Alchimie und zeremoniellen magischen Riten zur Geisterbeschwörung gepflegt. Viele bedeutende Gelehrte des Mittelalters und der Renaissance wie Roger Bacon oder Paracelsus markieren in ihren Schriften den Übergang von mittelalterlichen okkult-mystischen Vorstellungen hin zum neuzeitlich wissenschaftlichen Weltbild. Im frühneuzeitlichen Europa (etwa 1400-1700) führte die Kirche einen erbitterten Kampf gegen magische Praktiken, die sie zunehmend mit der Anbetung Satans identifizierte. Abertausende .Hexen. wurden verfolgt, gefoltert und verbrannt.
Okkultismus im engeren Sinne ist aber eine weniger als 200 Jahre alte Strömung, die erst mit der entwickelten bürgerlichen Gesellschaft in Erscheinung getreten ist. Das rationalistische Weltbild der Aufklärung und die daraus entwickelten modernen Reformen haben bereits im 19.Jahrhundert eine gegenaufklärische romantische Bewegung nach sich gezogen, die sich der Vergangenheit, dem Symbolismus und der Phantasie verschrieb. Diese Themen waren für die Entstehung okkultistischer Praktiken von Bedeutung, Praktiken wie z. B. den Spiritismus, der Mitte des 19.Jahrhunderts entstand und der seine Heimat u.a. in der Theosophischen Gesellschaft (1875) oder im Hermetischen Orden der goldenen Dämmerung (1889) fand. Besonders diese beiden Gruppen übten eine große Anziehungskraft auf symbolistische und andere Künstler, Dichter und Denker aus. In Deutschland war zu Beginn dieses Jahrhunderts der Dichter Stefan George[4] der wichtigste Vertreter einer literarischen Bewegung, die sich dem Okkultismus verschrieben hatte. Diese Bewegung verbreitete bereits latent faschistisches Gedankengut.
Zahlreiche führende Personen des deutschen Nationalsozialismus, allen voran Adolf Hitler, fühlten sich stark von der okkultistischen Gedankenwelt angezogen.
Ein .Meilenstein. jüngster Geschichte des Okkultismus war wohl ein Ereignis, welches sich in der .Abteilung Spiritismus. an einem Freitag-Abend, am 31. August 1848 im amerikanischen Hydesville, im Hause der Farmer-Familie Fox zutrug.
An jenem Tage ging die Familie früh zu Bett. Unmittelbar danach ertönte ein Klopfen an der Wand, welches wieder einmal, und das seit Wochen schon, den Schlaf der Familie störte. Mittlerweile hatte man sich schon damit abgefunden, weil man die Ursache nicht ermitteln konnte. Doch diesmal klopfte es heftiger als je zuvor. Und plötzlich richtete sich die damals 12-jährige Kathi Fox in ihrem Bett auf und sagte: .Hier, Mr. Splitfood, tun sie, was ich tue.. Und so oft sie gegen die Wand klopfte, so oft wurde ihr Klopfen beantwortet.
So die Überlieferung der Spiritisten, welche die Fox-Schwestern als erste Medien ihrer Zunft ansahen. Mit ihrer 15-jährigen Schwester Margaretta entwickelte Kathi ein Morsealphabet zur Kommunikation mit dem unsichtbaren Hausgenossen. Später kommunizierten beide vor Zeugen mit ihm und ließen sich mitteilen, dass der Geist Charles Rosna heiße und die Seele eines Bettlers sei, den ein früherer Hauseigentümer auf dem Besitz der Familie Fox ermordet habe.
Später wurden tatsächlich Knochen, Zähn und Haare gefunden . allerdings wurden deren Herkunft nie wissenschaftlich untersucht.
Schnell erlangten die Schwestern Ansehen von
ihrem zahlenden Publikum und auch das sie später als Betrüger
entlarvt wurden, dass sie ihre eigenen Knochen knacken ließen
um das Klopfen zu imitieren, tat der Begeisterung ihrer
Anhängerschaft keinen Abbruch. Die Medienzunft boomte.
Mit dem Anbruch der Industrialisierung und der Jagd nach Wissenschaft hat sich der Okkultismus in seinem Wesen kolossal verändert. Vor dieser Zeit war Okkultismus und damalige Wissenschaft teilweise eng verstrickt. Nach heutiger Erkenntnis war es Aberglaube mit wissenschaftlichen Zügen oder abergläubige Wissenschaft. Okkultismus war eine soziale Wirklichkeit.
Mit der Naturwissenschaft kam dann die Erweckung der Menschheit aus ihrem abergläubischen Tiefschlaf (so glaubte sie zumindest) und nun konnten die Menschen aufgrund ihres neu erworbenen Wissens alles, was mit Glaube zu tun hat, über Bord werfen. Jetzt waren die Naturerscheinungen und Phänomene rational beweis- und beschreibbar und alles, was nicht in dieses Schema passt, zurückgewiesen.
Für den Okkultismus war diese Zeit die Stunde einer geistigen Neugeburt, einer Wandlung, deren Anstoß die Wissenschaft war. Die Wissenschaft und der Okkultismus sind in einem wichtigen Punkt wesensgleich. Und dieser Punkt ist die Exklusivität. Außenstehende haben keinen Zugang zu beiden, sie sind zum Glauben verpflichtet, sie sind angewiesen auf die Resultate der Fachleute.
Der moderne Okkultismus behauptet nun von sich, Wissen zu sein und unterscheidet sich dadurch vom Okkultismus der grauen Vorzeit.
In
der Gegenkultur der sechziger Jahre und noch später in der
New-Age-Bewegung der achtziger und neunziger Jahre erlebte der
Okkultismus eine Renaissance. Wissenschaftlich wird der moderne
Okkultismus allgemein als Gegenreaktion auf die zunehmende
Säkularisierung der Welt interpretiert.
Der Okkultismus im 19.Jahrhundert ist in
einer Zeit entstanden, in der sehr viel religionsgeschichtliches
Material aus dem Vorderen Orient und aus Indien bekannt wurde. Der
Louvre in Paris, das Britische Museum in London (und selbst das
Pergamon- Museum in Berlin) wurden um ihre ägyptischen,
babylonischen und asiatischen Abteilungen erweitert. Der Okkultismus
entstand als eine Reaktion auf Texte, welche im Zusammenhang dieser
geschichtlichen Funde gemacht wurden. Eine Fülle von
Dokumenten alter Kulturen und Religionen wurden mit einem Mal bekannt
- und auch entschlüsselt - , ohne dass sie geschichtlich schon
richtig eingeordnet waren. Man unterschied noch nicht, was in den
Bereich des Mythos, der Legende oder der geschichtlichen Nachricht
gehörte. Ja: die Historizität von geschichtlichen
Ereignissen stellte sich erst gegen Ende des 19.Jahrunderts.
Die okkultistische Bewegung entstand als Reaktion auf die mannigfaltigen Anregungen von Kulturen, die dem abendländischen Denken bisher fremd gewesen waren: Die sogenannte .ägyptische. Mizraim-Freimaurerei entstand im Zusammenhang mit Napoleons Ägyptenfeldzug. Die Spekulation, dass Moses ägyptische Tempelgeheimnisse mit nach Israel genommen habe, wurde wieder wach . Man beschäftigte sich deshalb mit jüdisch- kabbalistischer Mystik, mit Astrologie und Alchemie, deren
Ursprung man in Babylon/ Ägypten
vermutete. In England entstanden in der Mittedes
19.Jahrhunderts Rosenkreuzerzirkel, welche diese Inhalte pflegten.
Und Blavatskys Theosophische Gesellschaft sollte jene .Urreligion.
finden und pflegen, welche man im Hintergrund vermutete.
Schließlich entstanden im 19.Jahrhundert auch noch .Orden.,
welche die rekonstruierten Inhalte in einer kultisch- rituellen Art
pflegten (Golden Dawn, Hermetic Society, Mizraimfreimaurerei).
Die okkultistischen Bewegungen im 19.Jahrhundert gaben vor, sehr alt zu sein. Dabei waren sie erst im Laufe des 19.Jahrhunderts organisiert worden, so z.B. in ...
...Frankreich: - Die sogenannte .ägyptische. Memphis und Mizraim-Freimaurerei entstand im Zusammenhang mit dem Ägyptenfeldzug Napoleons. Aus Überbleibseln dieser Bewegung, die durch Auswanderer in die USA mitgenommen wurde, schuf Yarker durch Filiation mit anderen Systemen seine Hochgradmaurerei.
...Amerika/ England: - Im Zusammenhang mit der amerikanischen mystischen Freimaurerei war Blavatskys Theosophical Society entstanden. Sie wollte ursprünglich eine Reformbewegung jener Maurerei sein.
...England: - Englische Rosenkreuzerzirkel waren nach 1860 wieder ins Leben gerufen worden. 1888 entstand aus diesem Zusammenhang der berühmte .Golden Dawn. Orden .
Das Wort .Okkultismus. ist heutzutage ein stark negativ besetzter Begriff. Im 19.Jahrhundert bezeichnete .Okkultismus. etwa das, was man heute unter dem schillernden Begriff der .Esoterik. zusammenfasst: Mystik, Astrologie, Spiritismus, vergleichende Religionskunde und dergleichen mehr. Die negative Besetzung des Wortes .Okkultismus. kommt
vor allem daher, dass seit 1900 Aleister Crawley neue, zusätzliche Inhalte in den Okkultismus einführte, die bis dahin tabu waren: Tantra Yoga, Magie, Experimente mit Rauschgiften und den Satanismus. Es wird deshalb in unserem Text der .Okkultismus des 19.Jahrhunderts. vom .Okkultismus des 20.Jahrhunderts. unterschieden. Denn Blavatskys Theosophie und noch mehr Steiners Anthroposophie stehen nur in einem Zusammenhang mit dem Okkultismus des 19.Jahrhunderts. Mit den Inhalten, die durch eine spätere Erweiterung des Begriffes im 20.Jahrhundert dazugekommen sind, haben Blavatsky und Steiner nichts zu tun.
Den Begriff Okkultismus definierte Blavatsky folgendermaßen:
Der Ausdruck .Okkultismus. .wird von den französischen Kabbalisten gebraucht. Der Okkultismus umfasst die ganze Reihe psychologischer, physiologischer, kosmischer, physikalischer und geistiger Erscheinungen. Der Name kommt von dem Worte okkult, das ist verborgen, geheim; er bezieht sich auf das Studium der Kabbala, Astrologie, Alchemie und alle geheimen Wissenschaften..
Blavatsky bezeichnet mit den .französischen Kabbalisten. ganz treffend den Ursprung des Okkultismus im 19.Jahrhundert in Frankreich. Als besondere Autorität galt ihr der französische Okkultist Eliphas Lévi. Mit .französischen Kabbalisten., .Astrologie. und .Alchemie. ist im Anschluss an Blavatskys Definition der Okkultismus im 19.Jahrhundert fürs erste ausreichend umrissen.
Mit .Okkultismus. ist hier allgemein jene
Bewegung bezeichnet, welche sich im 19.Jahrhundert mit bisher
verborgen gebliebenen religionsgeschichtlichen Phänomenen
beschäftigte. Wenn Blavatsky von .Okkultismus. sprach, dann
bezeichnete sie damit nicht nur Literatur, welche bisher noch nicht
bekannt geworden war, sondern sie legte dem auch noch eine andere,
wertende Bedeutung bei: Mit .Okkultismus. intendierte sie auch:
absichtlich verborgen gehaltene Inhalte religiöser und
kultureller Art.
Damit ist eine zweite Eigenart des Okkultismus im 19.Jahrhundert angesprochen:
der Mantel des Geheimnisses, der über alle im Okkultismus verhandelten Inhalte gebreitet wurde.
Schon in vielen schriftlosen Kulturen, auch in den großen Weltreligionen finden wir die Vorstellung religiösen Wissens, das nur Eingeweihten vorbehalten ist. Der engere Umgang mit dem Heiligen erfordert eine strenge Arkandisziplin, d. h. eine Geheimhaltung von Lehre und Kult vor Außenstehenden. Die Aufnahme von Jüngern durch Meister wird von Aufnahmeriten abhängig gemacht, die durch eine Initiation vollzogen werden. Solche Beschränkung dient der Reinerhaltung des bedeutsamen Wissens.
Man richtete Logen ein, in denen .okkultes
Wissen. studiert und weitergegeben wurde. Man verpflichtete seine
Mitglieder zu namentlich unterzeichneten Schweigegelöbnissen.
Mit Zeichen und Symbolen, welche durch .Eingeweihte. erläutert
wurden, konstruierte man Geheimgesellschaften, die sich der
Öffentlichkeit entzogen. Zugleich zogen sie durch ihren
Geheimcharakter die Neugierde des Publikums werbewirksam auf sich.
Wenn auch die Mitglieder der Geheimgesellschaften zum strikten
Schweigen verpflichtet wurden, so heißt das nicht, dass ihre
führenden Köpfe sich auch daran hielten. Im Gegenteil.
Diese veröffentlichten auf allen möglichen Gebieten
Schriften und Artikel für das breite Publikum aus den Inhalten,
die .nach innen hin. als Geheimnis gehandelt wurden (24). Dieser
Tatsache hat man es zu verdanken, dass man sich heute ein gutes Bild
davon machen kann, welche Inhalte in jenen Geheimgesellschaften
gepflegt wurden und welches ihre Vordenker waren. Was diese
veröffentlichten, war in den Geheimgesellschaften zum Lehrinhalt
geworden. Was aus dem von ihnen angesprochenen Zusammenhang nicht
veröffentlicht wurde, das zu sichten waren die oberen Grade
selbst noch beschäftigt. Auch davon kann man sich ein Bild
machen, weil heute durch die religionsgeschichtliche Forschung diese
Inhalte in viel größerem Umfang veröffentlicht sind,
als sie dem Okkultismus zu seiner Zeit zugänglich waren. Es war
schon im 19.Jahrhundert nicht so, dass die damals in den
Geheimzirkeln benützte Literatur wirklich .esoterisch., das
heißt: der Öffentlichkeit unzugänglich, war. Nein, es
handelte sich ja um Texte, welche sämtlich in Bibliotheken zu
entleihen waren (und sind). In den Geheimgesellschaften wurde
die Menschheit nach zwei Kategorien unterschieden: nach solchen, die
dazugehörten, also .eingeweiht. waren (oder sich durch Schulung
auf eine .Einweihung. vorbereiteten) und solchen, die dafür
unreif, .noch unentwickelt., der materiellen Welt zugehörten.
Die Geheimgesellschaften wurden allesamt hierarchisch organisiert.
Der Aufstieg aus den niederen Graden in höhere Grade setzte
Bewährung und Studium voraus und wurde bisweilen durch einen
Ritus vollzogen. Auf diese Weise konnte eine Kontrolle von den oberen
Leitungsgremien auf die unteren Ränge ausgeübt werden.
Der innerste Kreis, der das System organisierte, bestand aus sehr
wenigen Personen. Geheimnis, Hierarchie, Ritual: das sind
charakteristische Merkmale für den Okkultismus im
19.Jahrhundert, ob es sich dabei um die Theosophical Society
(Blavatsky/ Olcott), um die Yarker- Freimaurerei, um den Golden Dawn
(Woodman/ Westcott/ Mathers) oder um weitere Systeme handelte, die
außerhalb des hier betrachteten Zusammenhanges liegen. Die
Theosophical Society und die Yarker- Freimaurerei stehen in enger
Beziehung zu der Theosophischen Gesellschaft, in die Steiner 1902
eintrat und aus der heraus er seine Anthroposophische Gesellschaft
aufbaute.
Esoterik (griechisch esoteros: innerer) ist eine Bezeichnung für heiliges Wissen und Kultpraktiken, die für einen exklusiven Kreis Eingeweihter vorbehalten sind. Diese Bedeutung von .Esoterik. wurde vom Komparativ des griechischen Wortes eso, eiso: drinnen, innerhalb abgeleitet. Sie ist zwar noch Begriffsgrundlage für (religions-)wissenschaftliche Studien; in Massenmedien und Umgangssprache ist Esoterik in den letzten Jahrzehnten allerdings zum Oberbegriff für spirituelle Aufbrüche in der Gegenwart geworden. Dieser umspannt nunmehr höchst unterschiedliche Rückbesinnungen auf das .Urwissen der Menschheit. und Neubelebungen sowohl okkulter Praktiken wie Astrologie, Magie, Außersinnliche Wahrnehmung u. a. als auch ost-westlicher Spiritualität und Mystik im weitesten Sinn wie u. a. Meditation, östliche Religionen, Theosophie, indianische Religiosität.
Der Begriff esoteros wurde erst auf
die Philosophie, später auf Mysterienkulte und die bewusste
Geheimhaltung bestimmter Lehren bezogen. In der Neuzeit wurden unter
Esoterik Geheimlehren für Eingeweihte verstanden. Die
neuerliche Begriffserweiterung sieht vom Spezifikum der Geheimhaltung
ab, knüpft an das religiöse Urwissen insgesamt und an die
Wortbedeutung der .Innen.-Richtung an: Esoterik als Religiosität,
die nicht im Äußerlichen, in .Aus-drücken. verharrt,
vielmehr auf das ausgerichtet ist, was die Welt im Innersten
zusammenhält.
Ohnmacht angesichts der politisch-gesellschaftlichen Krisen bzw. der als übermächtig erfahrenen technischen Rationalität, Unzufriedenheit mit den liturgisch-seelsorgerischen Angeboten der Großkirchen, Wünsche nach ganzheitlicher Gesundheits- und Lebenshilfe, Sehnsucht nach erweiterter Wahrnehmungsfähigkeit, nach dem Aufgehen ins kosmische All-Eins: Aus solchen Motiven speist sich der neuere Boom jener . unter dem Oberbegriff .Esoterik. zusammengefassten . Richtungen, die auf das Übersinnliche ausgerichtet sind und an unterschiedliche Traditionen und Praktiken anknüpfen. Einen weltweiten Aufschwung erlebten sie in der New-Age-Bewegung, die seit den späten sechziger Jahren von den USA ausging; diese verbindet mit dem ausgehenden Fische-Zeitalter[5] die Aussicht auf ein neues kosmisches Bewusstsein im Wassermann-Zeitalter.
Die Anhängerschaft esoterischer
Traditionen stammt überwiegend aus dem Bildungsbürgertum;
das umfangreiche Schrifttum wird in (Spezial-)Buchhandlungen
verbreitet. Umfragen erweisen die allgemeine Attraktivität
esoterischer Vorstellungen: 1996 glaubt so fast jeder zweite
Deutsche, dass .unser Leben durch fernöstliche Weisheiten oder
Meditationstechniken bereichert werden kann.. 1995 betrug im
deutschsprachigen Raum die Gesamtauflage monatlich bzw.
vierteljährlich erscheinender Esoterik-Magazine mehr als 2,9
Millionen. Esoterische Praktiken werden in einer großen Zahl
von Seminaren geübt. Neben der mechanistischen Übernahme
leicht vollziehbarer Praktiken gibt es durchaus ernsthafte
Anknüpfungen an Traditionen und Techniken des Übersinnlichen
und ganzheitlicher Heilmethoden u. a. an die altindische
Ayurveda-Medizin und Yoga. Die Reaktionen der Großkirchen
liegen zwischen Rezeption und Verurteilung ihrer eigenen
durchgehenden, oft hart bekämpften esoterischen Traditionen. So
gibt es z. B. eine Neubesinnung auf die gnostisch-esoterischen
Gruppierungen im frühen Christentum. Einseitig
kausalmechanistische Orientierungen heutiger Wissenschaften und deren
rational-begriffliches Denken werden durch esoterische Vorstellungen
einer übersinnlichen Wirklichkeit und kosmischer Zusammenhänge
wenn nicht erschüttert, so doch zumindest relativiert.
Zinser widmet in seinem Buch .Markt der
Religionen. insgesamt 28 Seiten, aufgeteilt in Kapitel V
(Esoterische Messen und andere Märkte der Religion) und VI (Zur
Analyse der Messen und Märkte). Im ersteren erläutert er
einige wesentlichen Begriffe in der Esoterik und deren Beziehungen
zur Gesellschaft. Die Stichworte,, mit denen der potentiellen Kunde
geködert werden soll, richten sich auch hier nach der Nachfrage,
also nach den Wünschen, Sorgen oder Ängsten der Menschen,
so z.B.
-.Bewusstsein.: ein Protest gegen die Reduktion des Menschen auf ein funktionierendes Teil in der industriell-bürokratischen Maschinerie
-Einssein: gegen die verbindlichen Beziehungen des Menschen, und die Erfahrung der schwer vermittelbaren Ambivalenz
- Geist und Natur: erhebt die Forderung, dass der Mensch neben seiner funktionierenden Mechanik auch mit Geist und Seele ausgestattet ist und er eine Beziehung in der ihn umgebenden Natur wahrzunehmen hat
- Heilung: wohl das Hauptthema in allen Gebieten, jeder hat wohl irgendetwas, was es zu heilen gibt, sei es auch nur seelischer Natur ...
Danach folgen mehr oder weniger interessant Aufzählungen vom Preis-Leistungs-Verhältnis einzelner Angebote, Gerätschaften, Kultgegenständen und Dienstleistungen. So (un-)interessant dieses auch ist, beinhaltet es doch ein Angebot, welches, finde ich, sehr empfehlenswert ist und ich unbedingt vorstellen möchte:
Unter der Aneinanderreihung von .Energie-Generatoren. für DM 450,- ; dem .Persönlichen Siegel als Amulett. für nur DM 285,- und .Lebensberatung in Einzelberatung bei Mondschein. schon ab DM 75,- Magie ist der Oberbegriff für alle Praktiken, die der Mensch anwendet, um seinen Willen aus die Umwelt zu übertragen. So wie die Magie einerseits vom rationalen Weltverständnis unterschieden wird, muss sie es andererseits aber auch von Religion. Denn während in der Religion der Mensch sich auf einen weltbeherrschenden Willen verlässt, versucht er in der Magie selbst die Umwelt zu beherrschen und die Natur aus eigener Kraft zu lenken. Das Vertrauen setzt er hierbei in die Kraft seiner magischen Handlungen, welche eine autonome Wirkung besitzt. Damit will er z.B. den Einfluss schädlicher Mächte von sich fernhalten und diese auf seine Gegner übertragen. Ein Kennzeichen der Magie ist auch, dass die Verfügbarmachung dieser Kräfte kausalen Zusammenhängen unterliegen. Die den magischen Ritualen zugeschriebenen Wirkungen können also beliebig oft neu ausgelöst werden.
Der Begriff leitet sich vom altpersischen Magier[6] ab, dessen priesterliche Aufgaben den Umgang mit demOkkulten umfasste. Magische Glaubensvorstellungen und Praktiken existieren bis heute in Form von Wahrsagen, Kommunikation mit den Toten, Astrologie, dem Glauben an Glückszahlen und Talismane.
Zur Religion steht die Magie in einer engen Beziehung, aber zur Wissenschaft. Die Wurzeln der heutigen Wissenschaften lassen sich auf ursprünglich magische Praktiken und Glaubensvorstellungen zurückführen. So entwickelte sich etwa die mittelalterliche Alchimie zur modernen Chemie und Physik.
In der frühen Geschichte war Wissenschaft und Magie immer ein diffuses Mit-, In- oder meinetwegen auch Durcheinander. Was wir heute ganz selbstverständlich trennen, war damals eins, Astronomie und Astrologie ist das beste Beispiel dafür. Die Magier waren die Wissenschaftler damals, sie waren die .Insider., sie allein bewahrten und tradierten das Wissen jener Zeit. Wohlmöglich haben viele dieser Lehren, vielleicht ist auch den Griechen und Römer vieles als Geheimwissenschaft vorgekommen wodurch sich im Verlauf der Zeit eine Verschmelzung von den Begriffen .geheim. und .Magier..
Es lassen sich zwei Hauptformen unterscheiden: die weiße (oder gute) Magie und die schwarze (oder böse) Magie. Die weiße Magie dient dazu, die Wirkungen der schwarzen Magie zu beheben und ihr entgegenzuwirken, während die schwarze Magiedazu verwendet wird, Schaden zuzufügen. Im Mittelalter umfasste die schwarze Magie Hexerei, Zauberei und die Anrufung von Dämonen; die weiße Magie beschäftigte sich mit Astrologie und Kräuterkunde.
Magische Praktiken können in vier Bereiche eingeteilt werden. Der erste Bereich, die so genannte Sympathie-Magie, basiert auf symbolischer Darstellung und Wunscherfüllung. Gewünschte Wirkungen werden durch Imitation oder Verwendung von Gegenständen erzielt, die mit einer Person in Verbindung gebracht werden. So glaubt man z. B., dass man einen Feind verletzen kann, indem man Pfeile in eine Abbildung von ihm sticht. Auf ähnliche Weise erwirbt man die Kraft, Schnelligkeit oder Geschicklichkeit eines Tieres, indem man sein Fleisch isst oder Hilfsmittel aus seinem Fell, seinen Hörnern oder Knochen verwendet. Bestimmte Formen des Kannibalismus beruhen auf dem Glauben, dass durch den Verzehr des Fleisches eines Feindes dessen Eigenschaften einverleibt werden. Die zweite wichtige Form der Magie ist die Weissagung, die Aneignung von geheimem Wissen durch das Legen von Karten, das Augurium[7], die Astrologie und spontane Äußerungen von Personen im Trancezustand, von Orakelpriestern oder Medien. Die dritte Form der Magie ist die Thaumaturgie oder das Wunderwirken, wozu Alchimie, Hexerei und Zauberei zählen. Die vierte Form der Magie ist das Aufsagen von Zaubersprüchen, Versen oder Formeln, welche die Namen übernatürlicher Wesen oder der Personen enthalten, denen Gutes oder Schlechtes gewünscht werden soll. In magischen Ritualen können alle vier Formen der Magie vorkommen.
Zinser wirft nun in seinem VI. Kapitel .Was ist Magie?. die Frage auf, wie nun ein magisches Ritual von einem wissenschaftlichen oder einem religiösen Akt zu unterscheiden ist. Er extrahiert einige Kriterien, welche er versucht, der Magie zuzuordnen und vergleicht diese mit außer-magischen Akten. So z.B. den Begriff der ...
....Unveränderlichkeit.,
das wäre das Kriterium des Heiligen laut Max Weber[8]. Wäre es so, so gibt es nach Zinser nichts Heiligeres als die Bürokratie, denn diese strotzt nur so von Unveränderlichkeit;
oder das...
....Erzielen von Wirkung.,
was vielmehr Sinn und Zweck der Wissenschaft ist anstatt der Magie; wo Dinge zur Nutzbarmachung des Menschen erforscht werden.
oder auch die...
....Zweckorientierung.
Sie ist aber auch ein Kriterium der Religion, nach Max Weber .diesseits ausgerichtet.[9], .auf das es dir wohl gehe und du lang lebest auf Erden.[10], wie die Bibel auf das Gebot, Vater und Mutter zu ehren schon sagt; oder die strenge Lebensführung im buddhistischen Sinne ein Garant dafür sein soll, das Nirwana zu erreichen und damit den ewigen Zyklus der Wiedergeburt zu unterbrechen.
Das Resultat dieser Untersuchung ist nun, dass es nicht einmal eine .vorläufige Bestimmung dessen. gibt, .was Magie ist.[11]. Zu einer eindeutigen Antwort auf seine eigene Frage kommt Zinser hier nicht, so beginnt er im weiteren sein Problem von einer anderen Seite aufzurollen: Er vergleicht religiöse und magische Elemente an Hand von 1. Kön 18, wo Elia die 450 Baalspriester herausfordert und jeder der 2 Parteien . Elia und ihm gegenüber die Baalspriester . versucht, ohne Streichhölzer das Opfer allein durch mentale Fähigkeiten zu entzünden.
An solchen und anderen Beispielen lässt es sich wohl schwer nachweisen, dass sich jene, welche die sogenannte Magie betrieben, seien es die Baalspriester oder Anhänger von Stammesreligionen, eine Wirkung allein durch die magischen Rituale versprachen. Auch sie erwarteten Wirkung von höherer Macht. Anders herum versprechen sich Anhänger der christlichen Kirchen Wirkung von korrekt durchgeführten Ritualen. Infolge dessen ist eigentlich die eindeutige Trennung von Magie und Religion nicht gegeben, wodurch Zinser zu dem Schluss kommt, dass Magie immer die Religion des anderen ist und durch die Titulierung als Magie wie in Gal 9:16 als unmoralisch herabsetzen.
Hartmut Zinser: .Der Markt der Religionen., Fink-Verlag, München 1997
H.O.Wiebus: .Religionen, Sekten, Seelenfänger., Bertelsmann, München 1999
S.Rink/H.Lösch: .Stichwort Okkultismus. Heyne München 1996
Microsoft® Encarta® Enzyklopädie 2000. © 1993-1999 Microsoft Corporation
Klaus Funke (Hg.) : .Erste Auskunft .Sekten.; BBM,Benno, Leipzig 1995
[1] Bewegung von Gegenständen ohne physische Ursachen
[2] Phänomen des Schwebens
[3] Entstehung neuer körperlicher Gebilde
[4]auch Edmund Lorm und Ruchus Herz (1868-1933), deutscher Lyriker.
[5] astrologische Messeinheit von circa 2000 Jahren, die von der Veränderung des Erdachse-Winkels im Vergleich zur Sonnenumlaufbahn ausgeht
[6]Magier
(von altiranisch maga: Opfergabe, Opferdienst) nach Herodot
Angehörige einer Sippe des medischen Volkes, die priesterliche
Funktionen innehatten. Sie sollen Anhänger des persischen
Propheten Zarathustra gewesen sein und sich zum Zoroastrismus
bekannt haben. Als Angehörige der herrschenden Priesterklasse
verfügten sie über großen politischen Einfluss in
Persien. Im Laufe der Zeit nahmen die Magier babylonische Elemente
aus der Astrologie, der Dämonologie und Magie in
sich auf. Die Griechen sahen die Magier als Stern- und Traumdeuter
sowie als Wahrsager und Weise an. In diesem Sinne sind im .Neuen
Testament. (Matthäus 2, 1-12) auch die Weisen aus dem
Morgenland zu verstehen.
[7] Deutung von Omen oder Vorzeichen
[8] M. Weber: Wirtschaft und Gesellschaft, Köln, Berlin, 1965 Bd. I, S. 322 .Das Heilige ist das spezifisch Unveränderliche.
[9] M. Weber: Wirtschaft und Gesellschaft, Köln, Berlin, 1965 Bd. I, S. 322 .Das Heilige ist das spezifisch Unveränderliche.
[10] Ex 20:12
[11] Zinser in .Markt der Religionen. S. 95