Taubertal-Open-Air

 

Eintrittskarte + Spielplan
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Eintrittskarte furer Taubertal-Open-Air - 12k Spielplan fuer Taubertal-Open-Air - 29k

Eintrittskarte für das Open-Air

Spielplan für das Open-Air

 

Nun gut, wie ihr seht, dann man die Qualität eines Konzerts (oder Festivals) daran erkannen, wie die Eintrittskarten danach ausschauen. Ja, genauso kaputt wie die Karten, waren wohl alle, die an diesem Open-Air teilgenommen haben. Es waren tolle 3 Tage, in denen ich mein erstes größeres Open-Air erlebt habe. Als dieses Festival stattfand, waren (im Gegensatz zu heute) noch absolut geile Bands eingeladen. Zum Beispiel WIZO, BATES oder die INCHTABOKATABLES. Aber es hat nicht lange gedauert, bis ich gemerkt habe, dass auf solchen Veranstaltungen die Musik doch eher sekundär ist. Es ist eben dieser gewisse Flair, der solche Festivals ausmacht.
Aber auch das Wetter hat voll mitgespielt - wir haben echt spitzenmäßiges Open - Air - Wetter gehabt! Am Freitag Platzregen (Schlammschlacht pur) - und an den nächsten zwei Tagen toller Sonnenschein (so dass wir sogar zwischendurch in den nahegelegenen Fluss schwimmen waren).

Dieses Festival hat wohl einen ganz bedeutenden Teil meines Lebens geprägt!

 

Gute Stimmung beim Rothenburg Taubertal-Open-air
Explosive Musik-Mixtur

Schwerpunkt des Konzert-Marathons lag auf Punkrock

ROTHENBURG - Der Punk lebt. Die Anti-Establishment-Lebenseinstellung der Siebziger und Achtziger feiert im Moment ihr Revival, ist auch auf musikalischem Sektor lebendiger denn je. So lag es nur nahe, den thematischen Schwerpunkt beim Rothenburger Taubertal-Open-air auf (deutschsprachigen) Punkrock zu legen - Ausflüge in andere Rock-Richtungen inklusive.

Daß beim dreitägigen Konzert-Marathon auf der idyllisch vor historischer Stadtkulisse gelegenen Eiswiese der musikalische Horizont nicht gar so eng gesteckt war, machte den Reiz aus - und sorgte für einigermaßen gefüllte Konzertkassen, obwohl am Freitag und Samstag der ganz große Andrang ausblieb. Was wohl auch am Wetter lag.
Die "Inchtabokatables" aus Berlin, Opener am Freitag, dürfen ihre experimentelle, höchst spannende Mischung aus Punk und Folk, Rock und Klassik, intellektueller Lyrik und knallharter Musik durch einen dichten Regenschleier in die Ohren der Zuhörer hämmern.
Keine akustischen Geigen, dafür viel Power und rebellische Attitüde gibt's bei "Wizo". Die Band packt Alltagsfrust und Gesellschaftspessimismus in prägnante Texte, verbunden mit kraftvoller Melodik irgendwo zwischen den "Green Day" und den "Toten Hosen", ohne deshalb gleich so kommerziell wie diese Punk-Aushängeschilder zu klingen.
Highlight an diesem verregneten Freitag, bei dem der Gang zu einer der vielen Verkaufsbuden auf der Eiswiese stets in eine mittlere Schlammschlacht ausartete: Die "Bates" aus Düsseldorf. Punk-Puristen werden der Gruppe vorwerfen, daß ihre Musik mittlerweile sogar radiokompatibel und in deutschen Rockcharts zu finden ist. Wer nicht beckmessern mag, hat seinen Spaß an Coverversionen und an humorig-provokanten Einladungen wie dem Strip des übergewichtigen Gitarristen - und groovt zu energiegeladenen Rock-Fetzern vom Feinsten.

Bissige Songs

Punkig und rockig ging es am Samstag bei deutlich trockener Witterung mit "Llyny Morinion", "Die Schröders", "Straßenjungs", "Surrender Dorothy" und "Freaky Fukin Weirdoz" weiter - wenn man so will, fünf Vorgruppen für die "Heroes del Silencio". Aber halt: gerade die beiden deutschen Punkbands "Schröders" und "Straßenjungs" sind alles andere als Statisten-Staffage:

"Wir sind die Schröders und wir sind böse", meint der Leadsänger mit einem fast schon hinterfotzig zu nennenden Grinsen. Und dann brennen sie ein neunzigminütiges Feuerwerk zweideutiger Witze, skurrilbissiger Songs und schon schräger musikalischer Gemeinheiten ab. So haben die "Toten Hosen" in ihren vorkommerziellen Zeiten geklungen.
Auch bei den "Straßenjungs" äußert sich die punkige Grundeinstellung in rotzigen Gitarrenriffs und zotigen Textzeilen. Wenn allerdings eine Punkband einmal so weit ist, etwas von "neuester CD" zu faseln und stolz ankündigt, daß jetzt ein Stück aus dem Soundtrack zum "Manta"-Film kommt, dann riecht das schon ein bißchen nach "schneller Mark", läßt an der Echtheit der zur Schau getragenen Rebellenpose zweifeln. Zumal die "Straßenjungs" auch rein optisch fast zu seriös daherkommen. In keine ganz andere Ecke gehört. "Surrender Dorothy", deren aus Toronto (Kanada) stammende Sängerin mit akrobatischen Einlagen und Riesenstimme beeindruckt. Stilistisch ist das rauher, aber herzlicher Independent-Rock, erfrischend querständig mit Trash- und Hardcore-Anleihen, klirrendem E-Gitarrensound und treibender Basedrum. Ab und an wird es sogar ganz lyrisch-balladesk, kommt so etwas wie Singer/Songwriter-Feeling auf.
Bei "Freaky Fukin Weirdoz" aus München nach Vorbildern zu suchen, ist vergebene Liebesmüh. Diese Gruppe kreiert ihren eigenen Cocktail aus Raggae und Grunge, HeavyMetal und Experimental-Rock - eine explosive Mixtur mit hohem Tanzbarkeits-Faktor, die eine beträchtliche Anzahl Fans und Freaks zur Bühne lockt.
Und die bleiben dann gleich stehen, denn die "Heroes del Silencio", Rockcharts-Abräumer aus Spanien, sind der Publikumsmagnet des Festivals. Live kommt der druckvolle, unheimlich melodische und dadurch sehr eingängige Powerrock besonders gut. bringt auch den müdesten Konzertgänger wieder auf die Beine. Wenn der charismatische Sänger der "Heroes" mit seine unverwechselbaren Gänsehaut-Raspelstimme den Superhit "Entre dos Tierras" intoniert, singen Zweieinhalb Stimmen den Refrain mit, erfaßt eine unwiderstehliche Welle der Begeisterung die gesamte Eiswiese. Magie einer Supergruppe.

(Artikel aus der FLZ von Hans von Draminski)