DSA 2 (1994):

Gesamtwertung: Bewertung heute: 85% Bewertung damals: 95%
Das Schwarze Auge 2 (1994) ist eine deutsche Produktion von der Firma ATTIC. Es enthält eine ganze Reihe von Elementen, die stark an ein Pencil & Paper Rollenspiel erinnern und in anderen Computerrollenspielen kaum zu finden sind.

Charaktergenerierung / Fertigkeiten Bewertung heute: 99% Bewertung damals: 99%
Die Spiele Das Schwarze Auge 1, 2 und 3 haben ein sehr umfangreiche und ausgefeilte Charaktergenerierung. Der Spieler steuert 6 Charaktere und kann fuer jeden Charakter zwischen ca. 15 verschiedenen Klassen/Rassen wählen. Dann werden vom Computer per Zufall 12 verschiedene Attributwerte ermittelt. Der Spieler kann entscheiden, welches Attribut welchen Wert bekommt. Bei den meisten Rollenspielen repräsentieren die Attributwerte ausschliesslich positive Eigenschaften (wie Stärke, Intuition, Gewandtheit, ...). Nicht so bei DSA, es gibt auch sechs negative Eigenschaften (wie Höhenangst, Goldgier, Neugier, ...). Alle diese Eigenschaften bestimmen massgeblich das Verhalten der Charaktere im Spiel - in viel stärkerem Masse, als ich dass in irgend einem anderen Computerspiel bis heute erlebt habe. Zum Beispiel kann sich ein Charakter mit grosser Höhenangst strikt weigern, einen gefährlichen Gebirgspfad zu erklettern (zumindest solange man ihn nicht bezaubert oder K.O. geschlagen oder betrunken gemacht hat - das ist kein Witz, diese Optionen gibt es im Spiel wirklich!), oder ein Charakter mit grosser Angst vor Untoten erstarrt im Kampf gegen eine Mumie zu Bewegungslosigkeit. Des weiteren hat DSA ein sehr, sehr umfangreiches Fertigkeitensystem mit ca. 80 verschiedenen Fertigkeiten, die im Laufe des Spiels abhängig von den Erfahrungspunkten verbessert werden können. Erfahrungspunkte werden in DSA2 für das Besiegen von Gegnern, Lösen von Rätseln, Anwenden von speziellen Fertigkeiten (wie z.B. Schlösser öffnen) vergeben. Dabei werden die Punkte nicht wie in vielen anderen Computerrollenspielen pauschal an alle Helden der Gruppe gleichmässig aufgeteilt, sondern es wird tatsächlich auch immer nur der Held belohnt, der sich die Punkte auch rechtmässig verdient hat. Dies spielt insbesondere deswegen eine Rolle, weil der Spieler die Gruppe im Spiel völlig beliebig aufteilen kann. Die einzelnen Charaktere können unter Umständen viele hundert Kilometer voneinander getrennt agieren. Allerdings ist es die meiste Zeit über dennoch am sinnvollsten, die Gruppe zusammen zu lassen. Nur an einigen Stellen des Spiels ist eine Auftrennung der Gruppe völlig unumgänglich.
Die Fertigkeiten umfassen bei DSA: den Umgang mit verschiedenen Waffen, verschiedene körperliche Fertigkeiten (wie Klettern, Akrobatik, Verstecken,...), geistige Fähigkeiten (wie Lesen, Geschichtskunde, Magiekunde,...) sowie einige weitere Fähigkeiten (wie Feilschen, Taschendiebstahl, Menschenkenntnis,...). All diese Fertigkeiten haben Auswirkungen auf das Spiel. So kann ein Charakter mit einem schlechten Wert für Klettern z.B. Probleme haben, einen Berg zu besteigen. Ein Charakter mit einem hohen Wert für Feilschen kann beim Kauf oder Verkauf von Gegenständen einen besseren Preis erzielen. Kann kein Charakter in der Gruppe richtig lesen, so ist ein gefundenes Schriftstück möglicherweise nicht entzifferbar.

Grafik und Sound Bewertung heute: 70% Bewertung damals: 95%
In DSA 2 gibt es mehrere verschiedene Ansichten, zwischen denen im Spiel des öfteren gewechselt wird. Die meiste Zeit bewegt sich der Spieler durch eine flüssige 3D-Umgebung. In den Spieloptionen ist dabei noch einstellbar, ob die Bewegung auf vorberechneten Bahnen oder völlig frei erfolgen soll. Unglücklicherweise erweiste sich die völlige Bewegungsfreiheit als schwer steuerbar. Dies ist zwar eine leichte Schwäche des Spiels, die Bewegung auf vorberechneten Bahnen sieht grafisch jedoch ebenso gut aus und stört daher eigentlich nicht. Die 3D-Ansicht wird z.B. in Städten, Höhlen und grösseren Gebäuden benutzt.
Reist der Spieler jedoch zwischen zwei Städten, so geschieht dies nicht in einer 3D-Darstellung. Stattdessen erscheint eine Landkarte auf dem Bildschirm, auf der der Spieler seine Gruppe schnell zur nächsten Stadt bewegen kann. Der Verlauf der Reise kann dabei auf der Landkarte verfolgt werden, wobei es auch hier zu Begegnungen oder Entdeckungen kommen kann, bei deren Eintreten dann wieder in die 3D-Darstellung gewechselt wird. Das hört sich jetzt möglicherweise etwas kompliziert an - ist es aber in der Praxis nicht. Reicht ein Tag nicht aus, um von einer Stadt zur nächsten zu reisen, dann müssen die Charaktere am Wegesrand oder in einer Herberge Rast machen. Dabei haben die Charaktere die Möglichkeit, ihre Wassservorräte aufzufüllen (wenn ein Fluss in der Nähe ist), ihren Proviant aufzubessern (wenn ein Charakter gut Jagen kann), oder eine Reihe weiterer Aktionen auszuführen, wie z.B. das Brauen von Zaubertränken. Übernachten die Charaktere in der freien Wildbahn, so können sie ausserdem Wachen einteilen, die in der Nacht aufpassen, dass sich kein Feind unbemerkt nähern kann.
Schliesslich gibt es noch eine dritte isometrische Ansicht aus einem 45%-Winkel. Diese wird immer dann eingeblendet, wenn sich die Charaktere in einem Kampf befinden. Um die Übersicht über alle am Kampf beteiligten Personen zu waren, ist diese Ansicht besser geeignet als die 3-D Ansicht.
Die Hintergrundmusik ist bei DSA1, 2 und 3 direkt als Audio-Tracks auf die CDs gebrannt und ist die beste, die ich bisher in einem Computerspiel gehört habe (d.h. bis zum Jahr 2003). Die Soundeffekte sind von guter Qualität. Sprachausgabe gibt es an einigen zentralen Stellen in der Handlung, jedoch nicht bei allen Gesprächen.

Das Kampfsystem Bewertung heute: 90% Bewertung damals: 95%
Der Kampf läuft in Runden ab. In jeder Runde hat ein Charakter - abhängig von der Last an Ausrüstung, die er mit sich herumschleppt, und seiner Stärke - ein bestimmte Anzahl sogenannter Bewegungpunkte. Diese kann er verwenden, um sich entweder in eine bestimmte Richtung zu bewegen, einen Angriff auf einen Gegner mit der Waffe zu führen, einen bestimmten Gegenstand zu benutzen oder Magie anzuwenden. Optional hat der Spieler auch noch die Möglichkeit, die Charaktere vom Computer steuern zu lassen. Allerdings wählt der Computer nicht immer die intelligenteste Taktik. Nützlich ist der Computerkampf jedoch immer dann, wenn man gegen einen Feind antritt, der sowieso keine Chance gegen die Heldtruppe hat, da der Computerkampf sehr viel schneller abläuft. Im allgemeinen können die Kämpfe bei DSA recht lange dauern.

Das Magiesystem Bewertung heute: 80% Bewertung damals: 90%
Das Magiesystem ist recht umfangreich. Es stehen mehr als 60 verschiedene Zauber zur Verfügung. Es gibt mehrere Arten von Magiern. Zwar kann jeder prinzipiell jeden beliebigen Zauber lernen, allerdings hängt es von der Art des Magiers ab, auf welcher Stufe er in der Lage ist, einen Zauber das erste Mal zu wirken. Ähnlich wie beim Fertigkeitensystem steigert der Magier bei DSA seine Zauberfähigkeiten bei jedem Stufenanstieg, sodass die Zauber bei Magiern niederer Stufe noch oft misslingen. Auf höheren Stufen werden die Magier jedoch immer besser. Die Zaubersprüche umfassen Kampfzauber, Heilzauber sowie einige für Computerrollenspiele dieser Zeit sehr aussergewöhnliche Zauber, die es dem Magier zum Beispiel erlauben, Attribute kurzzeitig zu erhoehen, auf Wasser zu gehen, Metall zum Schmelzen zu bringen, usw. (1994 und früher beschränkten sich Zauber in den meisten Rollenspiel auf das Verursachen von Schaden beim Gegner).

Die Handlung
Bewertung heute: 85% Bewertung damals: 85%
Die Handlung ist bei DSA2 (wie auch bei Teil 1 und 3) bei weitem nicht so komplex wie etwa bei Teilen der Wizardry, Ultima oder Baldur's Gate Reihe. Sie ist stattdessen relativ linear. Es gibt jedoch immer wieder ein paar kleine Nebenabenteuer auf dem Weg zum eigentlichen Ziel zu erledigen, die das Spiel sehr spannend machen. Die Grösse der Spielwelt ist etwa mit der von Wizardry 7 vergleichbar (= sehr gross). Lässt man sich durch die Nebenhandlungen jedoch nicht aufhalten, so kommt man relativ schnell von einem Ort zum anderen. Kämpfe treten zwar nicht so häufig auf wie bei manch anderen Computerrollenspielen, dauern dafür jedoch meist etwas länger. Unterwegs gibt es natürlich auch eine Menge Rätsel zu lösen, die einen angemessenen Schwierigkeitsgrad haben.

Besonderheiten
Sehr gut gelungen ist das gesamte User Interface von DSA2 (die wichtigste Verbesserung gegenüber DSA1). Besondere Highlights dabei sind z.B. die Automap, die nicht nur sehr übersichtlich und vom Spieler editierbar ist. Sie kann auch dazu verwendet werden, um schnell von einem Ort zum anderen zu gelangen. Möchte der Spieler nicht zum zehnten Mal von einem Ende einer Stadt zum anderen durch die Strassen der 3D-Landschaft laufen, so kann er einfach auf der Automap den Ort anklicken, zu dem er gehen will, und die Gruppe läuft automatisch dorthin. Dies funktioniert allerdings nur an Orten, an denen der Spieler schon einmal war und nicht in Dungeons, da es ja schliesslich nicht ganz selbstverständlich ist, dass eine Gruppe den Ausgang einer Höhle oder einen bislang unbekannten Ort immer von alleine findet.
Ebenfalls sehr gelungen ist das Tagebuch (DSA2 war eines der ersten Spiele, die eine solche Funktion anboten). Alle wichtigen Dinge vermerkt der Computer automatisch darin, der Spieler hat jedoch auch die Möglichkeit, sich selber Notizen im Tagebuch zu machen, so dass er nie gezwungen wird, zu Papier und Bleistift zu greifen. Des weiteren besteht die Möglichkeit, ein Gespräch, das die Helden mit einer anderen Person führen, mit einem Mausklick automatisch in das Tagebuch aufzunehmen. Das Tagebuch bietet ausserdem automatische Suchfunktionen, um einen Begriff schnell zu finden.
Sehr gut gelungen ist den Entwicklern von DSA das Vorhaben, den Charakteren eine eigene Persönlichkeit zu geben. Es ist einfach köstlich, wenn der Zwerg in der Gruppe anfängt, über Elfen zu fluchen, oder wenn ein Charakter mit einem hohen Attributwert für Jähzorn vor Wut auf eine Tür einschlägt, die er nicht öffnen kann, bis er sich selber dabei verletzt.
DSA2 bietet die Möglichkeit, Helden, die man schon in DSA1 gesteuert hat, in den zweiten Teil zu übernehmen. Dasselbe gilt für die (ansonsten leider sehr viel schlechter geratene) Fortsetzung DSA3.

Schwächen
Dass man in DSA2 die Helden aus dem ersten Teil übernehmen kann, ist an und für sich eine schöne Sache. Wenn man aber in beiden Teilen jede auch noch so kleine Nebenhandlung verfolgt hat, dann haben die Helden schon bald so viele Erfahrungspunkte gesammelt, dass sie auf sehr hohen Stufen angekommen sind. Leider werden die Kämpfe bei DSA nicht sehr gut an die aktuellen Fähigkeiten der Charaktere angepasst, sodass viele Kämpfe für eine sehr sehr starke Heldengruppe keine wirkliche Herausforderung mehr darstellen. Das macht einige Kämpfe etwas langweilig. Glücklicherweise bietet das Spiel daher die Funktion, die Kämpfe automatisch vom Computer durchführen zu lassen. Es gibt aber auch genügend wirklich anspruchsvolle Begegnungen.
Ein weiterer Schwachpunkt ist, dass einige der vorhandenen Zauber im gesamten Spiel zu keinem Zeitpunkt sinnvoll eingesetzt werden können (Schade!).

Komplettloesung

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