Kurzbeschreibung: Adulis war der einzige bekannte Hafen des axumitischen Reiches. Adulis entstand zur axumitischen Zeit spätestens zwischen dem 6. und 8. nachchristlichen Jahrhundert. Von hieraus wurde Handel mit dem ganzen Raum des Roten Meeres (z. B. Ägypten und Jemen) aber vielleicht auch mit Somalia oder Indien betrieben.
Lokalisation: Adulis liegt zwischen den Dörfern Zula und Afta, in der Nähe der größeren Ortschaft Foro in Eritrea. Heute ist in Sichtweite von Adulis das Rote Meer mit dem Golf von Zula. Früher lag Adulis noch am Wasser. Inzwischen ist die Hafenbuch eingesandet.
Anreise: Von der Hauptstadt Eritreas, Asmara, sind mindestens zwei Tage für die Anreise nach Adulis auf dem Landweg oder kombiniert auf dem Luft- und Landweg einzuplanen. Von der nächst größeren Stadt Massawa aus benötigt man den ganzen Vormittag (bis zu sechs Stunden für 100 km), um Adulis zu erreichen.
Wegbeschreibung: Der Überlandbus von Massawa nach Zula, der einmal am Tag die Strecke hin und zurück fährt, nimmt die holprige sandige Schlagloch-Piste über die Hügelkette (dem Ausläufer des abessinischen Hochlandes) und nicht die Piste entlang des Roten Meeres, wie es manche Karten ausweisen. Der Überlandbus macht Rast auf halber Strecke. Planmäßige Stops sind in Foro (nach ca. 5 Std.), Afta und schlußendlich in Zula (nach ca. 6 Std.). Ohne Probleme ist der Busfahrer zum Halten bei Adulis aufzufordern. Adulis liegt linkerhand der Piste zwischen Afta und Zula auf ungefähr halber Strecke. Die Ruinen sind nicht ohne weiteres zu erkennen. Im Grunde unterscheiden sie sich von der umgebenden Wüste durch mehr grüne Vegetation, kleine Erdhügel und herumliegende schwarze Basaltsteine. Wie gesagt, die Piste passiert das Ruinengelände westlich angrenzend an Adulis auf ca. halber Strecke zwischen Afta und Zula. Zu Fuß zu beiden Orten von Adulis aus benötigt man ca. eine halbe bis dreiviertel Stunde entlang der Piste. Um zu Fuß nach Foro zu gelangen empfiehlt sich über Zula zugehen. Von dort aus folgt man Fußspuren eine Stunde lang durch die Wüste. Als groben optischen Orientierungspunkt, sollte man auf die grüne Baumgruppe vor der Hügelkette im Westen ansteuern.
Verkehrsanbindung: Pro Tag gibt es nur zwei öffentliche Busse auf dem Weg zwischen Massawa und Zula. Einer fährt von Massawa, ein anderer von Foro früh morgens (ca. 7 Uhr) los. Gegen Mittag ist der Zielort Zula bzw. Massawa erreicht, wo nach einer Mittagspause in Massawa oder Foro, der Bus wieder zurück fährt und abends ankommt. Weitere öffentliche Verkehrsmittel, wie Boot, Flugzeug oder Taxi gibt es Vorort nicht. Es gibt nur wenige private Autos in dieser Gegend. Eines gehört dem Bürgermeister von Foro. Andere motorisierte Fortbewegungsmittel sind nicht vorhanden.
Besuchsgenehmigung: Offiziell ist eine Erlaubnis für den Besuch von Adulis einzuholen (siehe auch Axum Empire Homepage), die Vorort vorzulegen ist, d. h. dem Wächter der Anlage, sofern er zugegen und nicht gerade daheim in Afta oder Zula ist. Ansonsten kann die Permission auch einem der älteren Einheimischen in Zula vorgelegt werden.
Unterkunft & Versorgung: Weder in Zula noch in Afta gibt es Hotels. Notfalls kampiert man in der Wüste, bei einer Gastfamilie oder fragt um Erlaubnis, um in der Schule von Zula zu nächtigen, die rechts des Weges von Adulis nach Zula vor dem Dorfe liegt. In Zula und Afta gibt es keine Versorgungsmöglichkeit! Zula hat nur eine Teestube am Platz. Sauberes kaltes Wasser gibt es nicht. Hier gibt es weder elektrischen Strom, Leitungswasser noch Schatten. Es empfiehlt sich in Foro zu nächtigen. Dort gibt es mehrere einfache billige Hotels (für ca. 8 Birr = ca. 8 Nakfa) und Gaststätten. Für elektrischen Strom sorgen in den Abendstunden knatternde Generatoren, die es sogar ermöglichen Fernseh zu schauen. Fließend Wasser gibt es dennoch nicht. Hier ist das Wasser aber sauber.
TIP: Besuch Sie Adulis nicht in der Sommerzeit! Die Temperaturen liegen in dieser Zeit am Roten Meer zwischen 45 und 50 Grad im Schatten (die Danakil-Wüste ist nicht weit!). Ansonsten planen Sie einen Tag mehr ein, um die Ruinen in den noch etwas kühleren Morgenstunden besuchen zu können. Nehmen sie auch reichlich Trinkwasser und einwenig zum Essen mit. Besonders für den Fußmarsch zwischen Zula und Foro durch die Wüste sollten sie unbedingt Trinkwasser mitnehmen. Sollten Sie in den Abendstunden noch unterwegs sein, achten Sie darauf, vor Sonnenuntergang, der noch etwas früher ist, da die Sonne hinter den Bergen vorzeitig verschwindet, Ihre Unterkunft erreicht zu haben (Sonnenuntergang ist ca. um 19 Uhr).
Tierwelt: Mit ein wenig Glück werden Sie ohne zu suchen auf heimische Tiere, wie Strauß, Kamel, Antilopen, Wellensittiche, Schakal, Mistkäfer oder Rochen im Roten Meer stoßen.
Die Ruinen von Adulis
Sie sollten sich zweimal überlegen, ob Sie die Strapazen der Reise auf sich nehmen, um nach Adulis zu gelangen. Zu sehen oder gar zu bestaunen gibt es nicht viel, fast gar nichts! Gewiß ein Abenteuer ist es allemal. Als man mir die Ruinen von Adulis zum erstenmal zeigte, sah ich nur Wüste (Bild 1 von Adulis)! Oder erkennen Sie mehr? Nun gut, hier sind ein paar vielversprechende Hügel. Immerhin zählt Adulis noch zu den unerforschten Gebieten. Bisher wurde kaum etwas ausgegraben. Das zeigt sich dann auch vor Ort. Hier gibt es mehr Büsche als im Umland, was auf Grundwasser hindeutet, was wiederum auch vor tausend Jahren ausschlaggebend war, den Hafen hier zu bauen, am Rande der Wüste. Für das Vorkommen von Wasser, zumindest zeitweise, spricht auch das Wadi, das das östliche Ruinengelände spaltet. Ich zählte gerade zwei oder drei ausgegrabene kleine Areale (Bild 2 von Adulis). In diesen wurde leicht brüchiges Mauerwerk von Wohnhäusern freigelegt. Die Mauern sind in Trockenbauweise entstanden. Schwarzes Basaltgestein, das auf dem ganzen Ruinenglände verstreut liegt, diente als Baumaterial (Bild 3 von Adulis). Vorzufinden sind nur wenige Großsteinbearbeitungen (Bild 4 von Adulis). Meistens handelt es sich um kleine Säulen oder Sockel. Der Hafen vom antiken Adulis ist längst auf einen Kilometer eingesandet. Beim Durchstöbern des Gebiets stößt man unverhofft auf aufrechtstehende Steine. Die sind nichts weiteres als die Grabsteine eines kleinen jungzeitlichen moslemischen Friedhofs der Nachbardörfer.
Fazit: Die Ruine wirkt recht trostlos.
Die historische Bedeutung von Adulis
Im Jahre 2470 vor Christus stieß die erste ägyptische Expedition im Aufrag des Pharaos Sahure zum Lande Punt vor. Die nächste ägyptische Expedition die an der afrikanischen Küste des Roten Meeres halt machen sollte, war die der Hatschepsut (1520-1484 v. Chr.) im Jahre 1495 v. Chr.. War mit Punt also vielleicht das Hinterland von Adulis gemeint? Gingen einst die Ägypter in einem prä-adulischen Ort an Land? Spätere Inschriften von Tuthmosis III. sprechen von einem Ort namens Outoulit, was möglicherweise mit Adulis gleichzusetzen ist. Outoulit war ein wichtiger Handelsort.
Die Stämme Ostafrikas brachten Salz, Elfenbein, Felle und lebende Elefanten als Handelsgüter in den fernen Norden, Ägypten und Kleinasien. Im 4. Jh. n. Chr. wurde das Königshaus von Axum zur Weltmacht. Über Adulis wurden Waren von Gold bis Sklaven auf den Handelsrouten versandt. Adulis war ein wichtiger Umschlagplatz für den Gütertransport nach Ägypten und dem Indischen Ozean. So wurde Adulis eine reiche Stadt, von dem heute nur noch Ausgrabungsfunde im Museum zeugen: Kunstschätze von hohem Wert, wie Gold- und Silbermünzen, Keramik, Glas und Marmor. Der Kontakt zum arabischen und hellenistischen Raum wurde gepflegt. So besuchten auch viele Entdeckungs- und Handelsreisende Adulis, die uns Schriften davon hinterließen. Dazu zählt auch der griechische Geograph Kosmas Idikopleustes, der den Hafen im Jahre 524 n. Chr. ansteuerte.
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