>> König Menileks Mutter war ein Tegremädchen namens Eteyw Azeb. Damals verehrte man in Tegre einen Drachen, den Drachen, dem man folgendes Opfer darbrachte: Jeder Mann gab reihum seine erstgeborene Tochter und ein Entälam Met und Entälam Milch. Als nun die Eltern Eteye Azebs an die Reihe kamen, banden sie ihre Tochter für den Drachen an einen Baum. Und an den Ort, an dem sie an den gefesselt war, kamen sieben Heilige und setzten sich dort in den Schatten. Und während sie dort saßen, begann das Mädchen zu weinen, und eine ihrer Tränen fiel auf sie. Und als diese Träne auf sie gefallen war, blickten sie nach oben und sahen sie dort gefesselt und fragten sie, indem sie sprachen:
"Wer bist Du? Bist Du Mariens oder ein menschliches Wesen?" Und sie antwortete ihnen:
"Ich bin ein menschliches Wesen!"
Sie sprachen zu ihr:
"Und warum bist du hier angebunden?"
"Sie fesselten mich, damit mich der Drache verschlingen kann", sagte sie. Sie fragten sie:
"Ist er jenseits des Hügels oder an dieser Seite?"
"Er ist der Hügel" war ihre Antwort. Und als sie ihn sahen, packte Abba Cahama seinen Bart, und Abba Garima sagte:
"Er hat mich erschreckt", und Abba Mentelit erklärte: "Ergreifen wir ihn", und in schnellem Lauf warf er sich auf ihn und schlug ihn. Daraufhin griffen ihn alle an, schlugen ihn mit dem Kreuz und töteten ihn. Und als sie ihn töteten, spritze Blut auf das Mädchen und tropfte auf ihre Ferse, die ein Eselshuf wurde.
Danach befreiten sie das Mädchen und sagten zu ihr:
"Gehe nun in Dein Dorf."
Und als sie in ihr Dorf kam, trieben die Leute des Dorfes sie weg, denn sie wußten nicht, daß der Drache tot war. Außerhalb des Dorfes erklomm sie einen Baum und verbrachte dort die Nacht. Am nächsten Tage kehrte sie zurück und sprach:
"Kommt, damit ich Euch zeige, daß der Drache tot ist."
Die Dorfleute folgten ihr also und sahen den Drachen tot vor sich liegen. Und als sie ihn so tot liegen sahen, sprachen sie:
"Laßt sie uns zu unserem Meister (= Rabbi) machen! Denn wenn Gott ihr das nicht gegeben hätte, wie hätte der Drache dann durch sie seinen Tod finden können?"
Und sie machten sie zu ihrer Anführerin. Und nachdem sie das geworden war, machte sie ein Mädchen wie sie zu ihrer Beraterin.
Danach hörte sie, daß man folgendes berichtete: In Jerusalem ist ein König namens Salomon. Wer immer zu ihm geht, wird von der Krankheit kuriert, die er hat.
"Wenn Du hingingest, dann würde Dein Fuß wieder so werden wie vorher, sobald Du durch seine Tür eintreten würdest", erklärte man ihr. Nachdem sie das gehört hatte, flocht sie ihr Haar, so daß sie einem Manne glich. Ihre Beraterin tat ein Gleiches. Dann gürteten beide sich mit Säbeln und zogen davon. Als sie sich der Stadt näherte, hörte König Salomon von ihr. Man berichtete ihm:
"Der König von Abessinien kommt." - "Laßt ihn eintreten", sagte er. Und als sie kam, da wurde ihr Fuß wie früher, sobald sie durch die Tür trat. Und sie trat zu dem König ein und ergriff seine Hand, ihn grüßend. Der König befahl: "Bringt Brot, Fleisch und Met"; und sie setzten sich zum Mahl. Und während sie speisten, aßen die Frauen aus Bescheidenheit nur wenig und tranken auch nur wenig. Daher argwöhnte der König, daß sie Frauen seien.
Als es Abend wurde, befahl er:
"Bereitet die Betten für sie."
Und sie bereiteten sie in dem gleichen Raum mit ihm, eines gegenüber dem anderen. Und er nahm einen Fellschlauch voller Honig und hing ihn im Raum auf. Und er stellte eine Schale darunter. Auch machte er ein Loch in den Schlauch, so daß es tröpfeln würde. Er hatte aber die Angewohnheit, seine Augen halb zu öffnen, wenn er schlief. Und wenn er wach war, so schloß er sie. Des Nachts, während sie ruhten, schlief er ein, und seine Augen blieben halb offen. Und die Frauen sprachen:
"Er schläft nicht. Er sieht uns. Wann wird er schlafen?" Während sie so sprachen, erwachte er und schloß seine Augen.
"Nun ist er eingeschlafen", sagten sie und leckten aus der Schale. Da wußte er bestimmt, daß sie Frauen waren, und er näherte sich ihnen beiden und schlief mit ihnen. Jede von ihnen sprach zu ihm:
"Das ist die Reinigung von meinen Blumen (= Ich bin entjungfert worden)."
Und er gab jeder einen silbernen Stab und einen Ring und sprach zu ihnen:
"Wenn es ein Mädchen ist, laßt sie diesen silbernen Stab nehmen und zu mir kommen. Und wenn es ein Junge ist, laßt ihn diesen Ring nehmen und zu mir kommen."
Und die Königin des Südens kaufte einen Spiegel. Beide kehrten schwanger in ihr Land zurück. Und beide gebaren einen Sohn. Als die Jungen größer waren, sagten die Tegre-Leute zu ihnen:
"Sie sind vaterlose Kinder!"
Und sie fragten ihre Mütter. Und ihre Mütter antworteten ihnen:
"Euer Vater ist der König Salomon. Er lebt in Jerusalem."
Und der Sohn der Königin des Südens glich genau seinem Vater. Selbst in seiner Hautfarbe war er wie König Salomon.
Jetzt sagte sie zu ihm:
"Mein Sohn, Dein Vater gleicht Dir. Nimm diesen Spiegel und begib Dich zu ihm. Und wenn Du einen anderen Mann auf dem Thron sitzen siehst, begrüße ihn nicht!"
Danach zogen sie nach Jerusalem. Und als sie angekommen, sagte der König Salomon:
"Wenn es meine Söhne sind, laßt sie warten!"
So blieb er drei Jahre weg von ihnen und zeigte sich nicht. Nach diesen drei Jahren sagte er: "Laßt sie eintreten."
Aber er hatte seine königliche Kleidung abgelegt und sich in Lumpen gekleidet. Und auf seinen Thron hatte er einen aus seinem Volk gesetzt, und er selbst war in den Stall gegangen. Und als sie eintraten, ergriff der andere Junge die Hand desjenigen, der auf dem Thron saß und begrüßte ihn. Menelik aber stand steif da und betrachtete sein Antlitz im Spiegel und sah, daß die Hautfarbe des Mannes nicht wie seine war. Dann wandte er sich in alle Richtungen, fand jedoch niemand, dessen Gesichtsfarbe der seinigen glich. Nach einiger Zeit schaute Salomon aus dem Stall heraus. Sofort ging Menelik zu ihm hin und ergriff seine Hand, um ihn zu grüßen. Daraufhin sagte Salomon:
"Du bist mein wahrer Sohn, der andere ist auch mein Sohn, aber ein Narr", und setzte sich nun selbst auf den Thron.
Nun pflegte sein Vater zu sagen: "Wenn Vieh in ein fremdes Feld eindringt, dann mag der Besitzer des Feldes es sich aneignen." Er aber sagte:
"Der Besitzer des Feldes mag sechs maß Korn nehmen"; und er tadelte seinen Vater, indem er fragte:
"Wie kann das Vieh beschlagnahmt werden?"
Daraufhin beschwerte sich das Volk der Stadt bei dem König, indem es sprach:
"Wie können zwei Führer über uns herrschen? Sende diesen Deinen Sohn weg von uns in sein Land!" - "Laßt mich wenigstens beratschlagen, danach werde ich Euch meine Antwort wissen lassen", antwortete der König.
"Beratschlage" sprachen sie. Und er berichtete dieses seinem Sohn, indem er sprach:
"Sie haben sich bei mir beschwert und gesagt: "Schicke Deinen Sohn fort von uns", und sie bleiben dabei. Was sollen wir nun machen?" Darauf antwortete er ihm:
"Rede folgendermaßen zu ihnen: "Ist er nicht mein erstgeborener Sohn? Schickt Ihr auch Eure erstgeborenen Söhne mit ihm!" - "Es ist gut", sagten sie, und jeder von ihnen schickte seinen erstgeborenen Sohn mit ihm.
Und König Salomon sprach zu seinem Sohn:
"Nimm die Lade (Tabot) Michaels mit."
Aber er nahm die Lade (Tabot) Mariens und tat die Decke der Lade Mariens auf die Lade Michaels und diejenige der Lade Michaels auf die Lade Mariens. Und er zog mit dieser Lade von dannen. Nach wenigen Tagen erhob sich ein Sturm in Jerusalem, und Salomon sprach:
"Schaut nach der Lade Mariens!"
Und nachdem sie geschaut hatten, ohne daß sie die Decke weggezogen, also nur kurz hingeschaut hatten, sprachen sie:
"Sie ist da."
Aber er wiederholte: "Nehmt die Decke weg und schaut!"
Und als sie die Decke weggenommen hatten und schauten, zeigte sich vor ihnen die Lade Michaels. Und er sandte einen Boten zu seinem Sohn, der sprach:
"Schicke sie zurück zu mir!"
Aber der Sohn weigerte sich. Als sie nun nach Qäyeh-Kor gelangten, starb ein Diakon namens Gäbrä Heywät, der die Lade trug, und er wurde dort begraben. Und nachdem sie ihn begraben hatten, wollten sie weiterziehen. Aber die Lade ließ sich nicht aufheben. Darauf sagte Menelik:
"Grabt ihn aus, und legt seinen Körper in einen Sarg!"
Und sie gruben ihn aus und legten seinen Körper in einen Sarg. Aber als sie nun mit ihm weiterziehen wollten, ließ sich die Lade noch immer nicht aufheben. Und wiederum sprach er: "Grabt", und sie gruben und fanden, daß sein Finger aus dem Sarg herausragte. Daraufhin steckten sie ihn in den Sarg.
Danach konnte die Lade aufgehoben werden, und sie zogen weiter und kamen nach Tegre. Und nachdem sie nach Tegre gelangt waren, errichten sie Aksum. Nun baute der Satan ein Haus, um gegen Gott zu kämpfen. Aber als sie sagten: "Maria ist zu Dir gekommen", da zerstörte er es und verließ es. Einen großen Stein hatte er aufgehoben, um ihn fortzuschleppen. Aber als sie sagten: "Sie ist zu Dir gekommen", da ließ er ihn fallen und zog von dannen. Und mit den Steinen, mit denen er gebaut hatte, bauten sie die Marienkirche. Der große Stein hingegen steht dort noch heute aufrecht. <<
Diese Geschichte ist eine sehr ursprüngliche Fassung und vielleicht auch eine viel ältere des äthiopischen Nationalepos "Kebra Nagast - Die Herrlichkeit der Könige". Hierin heißt die Königin von Saba Eteyw Azeb, ein einfaches Bauernmädchen aus der Provinz Tigre, die im "Kebra Nagast" oder im heutigen Äthiopien als Makeda sehr bekannt ist. Es gibt eine unüberschaubare Vielzahl an Fassungen der "Kebra Nagast". So unterschiedlich die einzelne Erzählung auch sein mag, gibt es einen gemeinsamen roten Faden:
Der Urmythos erzählt von einem Drachen oder einer Schlange die das Land terrorisierte. So soll nach einer Legende der Vater der Königin von Saba, Angabo, das Monster getötet haben. Seine Tochter, auch genannt die Königin des Südens hörte vom Ruf des König Salomos. Sie wolle seine Weisheit auf die Probe stellen. Also packte sie ihre sieben Sachen und zog an den Hof Salomos. Durch eine List gelang es Salomo sie zu verführen. Er gab ihr einen Ring mit, um seinen Nachkommen wiedererkennen zu können. Tatsächlich gebar die Königin von Saba in ihrer Heimat einen Sohn, namens Menelik, der auch Ebna Elhakim genannt wird. Als er erwachsen wurde reiste er zu seinem Vater und stahl die Bundeslade mit den Gesetzestafeln. Mit einem Flugwagen, dem ihm sein Vater schenkte, machte er sich den nacheilenden Truppen aus dem Staub. Das "Kebra Nagast" schreibt dazu:
"Er [Erzengel Michael] ließ sie, indem er die Flügel ausbreitete, auf dem Meere gehn wie auf dem Trocknen, und auf dem Trocknen breitete er, indem er den Weg zwischen den Bergen bahnte, eine Wolke wie einen Schleier aus und umhüllte sie damit schützend gegen die Sonnenhitze. Es war niemand, der ihren Wagenpark gezogen hätte, sondern er selbst zog den Wagen, indem sich von der Erde eine Elle hoch erhoben sowohl Menschen als Pferde, Maultiere und Kamele; und alle Leute, die auf den Tieren ritten wurden eine Mannsspanne hoch von ihrem Rücken erhoben - aber auch alle die aufgeladenen Arten ihrer Gerätschaften wurden ebenso wie die Leute, die aufgeladen hatten, eine Mannsspanne hoch erhoben, und auch die Tiere wurden eine Mannsspanne hoch erhoben; alles eilte auf dem Wagen dahin wie eine Schiff auf dem Meere, wenn es der Wind hebt, und wie eine Fledermaus in der Luft, wenn die Begierde ihres Leibes sie antreibt, ihre Gefährten zu fressen, und wie ein Adler, wenn er auf dem Wind leicht dahinfliegt: so eilten sie auf dem Wagen dahin, ohne nach vorn oder nach hinten, nach rechts oder nach links zu schwanken." Und weiter heißt es:
"Und als die Kinder der Würdenträger Israel's sahen, daß sie an einem Tage eine Strecke von 13 Tagen zurückgelegt hatten, ohne müde zu sein, zu hungern oder zu dürsten, weder die Menschen noch die Tiere, und daß sie alle so waren, als hätten sie sich gesättigt und gelabt, da erkannten und glaubten diese Truppen, daß dies vom Herrn sei."
Einige Kapitel später heißt es: "Die Bewohner der Städte und Burgen sind Zeugen dafür, daß, als jene das Land Ägypten betraten, unsere Götter und die Götter des Königs umfielen und zerbrachen, und ebenso wurden die Obelisken der Götzen zerstört."
Von diesem historischen UFO weiß weder die Bibel noch der Koran zu berichtet. In beiden wird die Königin von Saba nur kurz erwähnt. Dieser Flugwagen hatte jeglichen Komfort, den auch ein modernes Linienflugzeug aufzuwarten hat und der Flugwagen war schnell und nicht zu stoppen. Selbst die Obelisken Ägyptens mußten stürzen. Der fliegende Wagen, soll von dem göttlichen Boten Michael gezogen worden sein. Zunächst nahmen sie Kurs auf Ägypten, um dann über das Rote Meer zu fliegen bis sie die Heimat nahen sahen. Von da an zogen sie über Land in Richtung Axum. Eine Legende berichtet noch welch Kämpfe sie auszufechten hatten. Doch schließlich erreichten sie die Stadt der Königin. Dort wurde für die Bundeslade die Marien Kathedrale erbaut. Faktisch geschah das historisch erst im 4. Jahrhundert und nicht zur Lebzeit der Königin Sabas um 950 v. Chr.! Ob die Königin von Saba je existiert hat bleibt ein Rätsel. Angeblich war sie Äthiopierin oder Sabäer, also Jemenitin. Wenn sie aus Äthiopien stammte, dann müßte sich auch ihr Grab dort finden lassen. Einige Sagen berichten es läge in Malakya Aksum, westlich des heutigen Axums. Ernst Littmann von der Deutschen Aksum-Expedition mutmaßt die Gegend um den Felsen von Gobedra. Auf jeden Fall war Axum der Mittelpunkt des Schauplatzes. Noch heute erinnert eine der gefallenen Stelen an den Drachen, dem Makeda als junges Tegre-Mädchen geopfert werden sollte. Außerhalb des Parks der Stelen in Axum liegt eingezäunt ein ganz erhaltener (siehe Bild 16 und Bild 47 von Axum). Die Gravierung auf seiner Oberseite, so vermutet Graham Hancock, dem Autor des Buches "Die Wächter des heiligen Siegels", soll eine frühe aksumitische Darstellung der Bundeslade sein. Aber auf der Unterseite ist die Zeichnung eines Drachens zu sehen. Vielleicht zeigt dieser Stein auch die Stelle des Grabs des Drachens an(?).
Das Quellenstudium der "Kebra Nagast" erweist sich als außergewöhnlich schwer. Das Epos mit seinen vielen Abarten und örtlichen Ausschmückungen läßt sich zeitlich nur nach Christus einordnen. Mit anderen Worten heißt, daß die Legenden um die Königin von Saba, ihrem Sohn Menelik und der Bundeslade, lange nach König Salomos Lebzeiten notiert wurde. Einem so langen Zeitraum, die nicht mal die Bücher der Bibel hatten.
Das 19. Kapitel des "Kebra Nagast" erzählt, wie dieses Buch entdeckt wurde:
"Da sprach der Patriarch von Rom, Domitius: Ich habe unter (verschiedenen) Schriften und königlichen Schätzen in der Sophienkirche [gemeint ist die Hagia Sophia in Istanbul] eine Aufzeichnung gefunden, daß das ganze Reich der Welt dem König von Rom und dem König von Äthiopien gehört."
Zum Ende der "Kebra Nagast" (Kapitel 117) heißt es, daß sie "im Jahre 409 des Heils" aus dem Koptischen ins Arabische übersetzt wurde. Gewiß wissen wir aber nur, daß die "Kebra Nagast" zum ersten mal um 600 n. Chr. Erwähnung findet. In der heutigen Form geht sie auf die Jahre zwischen 1314 und 1322 zurück, als Isaak von Axum sie zu Ehren der salomonischen Dynastie zusammenstellte.
FAZIT: Die Legenden um die Königin des Südens, ihrem Sohn und der gestohlenen Bundeslade, sind frühestens 1300 Jahre [eher später] nach Salomos Lebzeiten notiert worden und stehen damit auf wackligen Beinen.
(c) by Böck
weiter zum Artikel: Über den Verbleib der heiligen Bundeslade von Zion
Auf der Homepage von Unknown Realtity online finden Sie eine unmenge Bilder der Bundeslade!