AXUM Empire

 

Das Timkat-Fest und die Tabots

Das Timkat-Fest zählt zu den hohen orthodoxen Feiertagen Äthiopiens. Der DuMont Führer Äthiopien schreibt dazu: "Von allen Festen ist wohl das eindrucksvollste Timkat (Temqat), das Epiphanias-Fest am 19. Januar, >>eine Art Erneuerung der Taufgnade in Erinnerung an den Festinhalt: die Taufe Jesu im Jordan<<. Am Vorabend des Festes bewegen sich von überallher, von den Kirchen der Nachbarschaft größerer Ortschaften die Priester mit den von Brokaten bedeckten heiligen Tabots zu einer auserwählten Wasserstelle, die wie in Addis Abeba ein besonders hierfür konstruierter Teich sein mag oder ein Becken an einem Fluß oder ein gemauertes Bassin, eine Zisterne, in deren Mitte eine kleine Wasserburg steht wie in Gondar (siehe Bild 1 von Gondar) ... In der Stadt versammelte sich die Priesterschaft aus der Umgegend und von den zahlreichen Kirchen der Stadt. Begleitet von einer Menschenmenge (siehe Bild 6), die immer größer wird, bewegt sich die Prozession mit den Tabots und den kirchlichen Insignien, den großen silbernen Vortagskreuzen und kostbaren Sonnenschirmen aus Samt und Brokat, an den hohen Mauern der Burg entlang zu dem Festplatz außerhalb der Stadt (vgl. Bild 4, Bild 5 und Bild 7).

Während der Zug sich immer mehr von der Stadt entfernt, windet er sich zwischen Hügeln hindurch, an kleinen windschiefen Dächern vorbei zu einer großen freien Ebene, in deren Mitte in einem kleinen Park das von einer niedrigen Mauer umgebene Lustschlößchen des Kaisers Fisiladas steht, eine kleine Wasserburg, die auf dicken gemauerten Säulen in einem etwa 50 zu 30 m großen, 2½ m tiefen Bassin ruht (siehe Bild 1 von Gondar). Durch ein hölzerne Brücke ist die kleine Burg mit dem Ufer verbunden. Heute, am Vorabend des Timkat-Festes, Katara genannt, wird Wasser aus dem nahen Fluß in das Bassin geleitet.

Die große Ebene, die das Schlößchen umgibt, hat sich inzwischen mit einer unübersehbaren Menschenmenge gefüllt. Zelte werden errichtet, in denen die Tabots, stets bedeckt von den schweren Brokaten, in der Nacht aufbewahrt werden. Die ganze Nacht über beten die Priester in den Zelten, bis zum Morgen des eigentlichen Timkat-Festes. Vor den Zelten verbringt die Jugend die Nacht mit Gesang und Tanz. Etwa um zwei Uhr morgens wird die Eucharistie gefeiert. Bevor die Sonne aufgeht, versammelt sich das Volk um das Bassin. An der steinernen Treppe, die zum Teich hinabführt, finden sich die Priester, die Depteras und die Diakone ein, in ihrer Mitte der Bischof, über den einer der Diakone einen bunten Schirm hält. Sobald die Sonne aufgeht, segnet der Bischof das Wasser, das nun während des Festes den heiligen Jordan symbolisiert. Ein Priester setzt ein flaches, hölzernes Kreuz, auf dem drei brennende Wachskerzen stehen, auf die Wasserfläche. Ein leichter Wind treibt es davon. Aus der Richtung, die es nimmt, lesen die Priester das Schicksal des kommenden Jahres. Jetzt kniet der Bischof nieder und taucht das silberne Vortragskreuz, das er stets bei sich trägt, in das geweihte Wasser. Hiermit beginnt die große Segnung. Aus vollen Händen schüttet er das geweihte Naß den Umstehenden ins Gesicht, während die Jugend sich badend ins Wasser stürzt. Diese Zeremonie ist aber keine Wiedertaufe, sondern ein Erinnerungsfest an die Taufe Jesu Christi im Jordan.

Nach diesem Akt versammelt sich alle Welt wieder auf der großen Wiese bei den Zelten. Wieder werden die Tabots auf den Köpfen der Priester in Prozession herumgetragen (siehe Bild 2 und Bild 3), während die Depteras sich zu langen Reihen ordnen und gemessenen Schrittes ihre feierliche Kirchentänze zelebrieren. Sie singen dazu jene Hymnen, die allein für dieses Fest bestimmt sind, bewegen mit feierlichem Schwung die Makwamiya, den Tanzstab, und markieren den Rhythmus mit dem feinen, silberhellen Ton des Sistrums. Mitten hineinertönen von Zeit zu Zeit mit dumpfem Klang die Tiefen, feierlichen Töne der Kebera. Alle, die jemals dieses grandiose Schauspiel mit seiner einzigartigen Atmosphäre erlebt haben, werden sich zurückversetzt gefühlt haben in alttestamentarische Zeiten. Hier erleben wir ein seltsames christliches Fest, dessen Riten in enger Beziehung zur alt-herbräischen Welt stehen, aber auch zum Teil auf heidnische Bräuche zurückgreifen."

Soweit der DuMont Reiseführer, der das Timkat-Fest in Gondar beschreibt. In Axum verläuft die Feierlichkeit ähnlich (siehe Timkat-Bild 1). Nur dort werden die Tabots zum Bad der Königin von Saba gebracht (vgl. Bild 33 und Bild 45 von Axum). Die zwei Tage des Timkat-Festes, dem 18. und 19. Januar eines jeden Jahres, sind die einzigen Tage, an denen die Tabots aus dem Allerheiligsten einer jeden Kirche genommen werden. Gut verhüllt vor den Augen der Gläubigen, werden die Tabots auf den Köpfen der Priester durch die Ortschaft getragen. Die Priester sind auch die einzigen Personen, denen es gestattet ist, die Tabots anzufassen und anzuschauen. In der westlichen Welt gibt es aber Tabots, die heute im Besitz des British Museums sind und im Magazin der Ethnographischen Abteilung in Hackney aufbewahrt werden. Sie stammen aus der Sammlung Holmes, die er während der britischen Expedition nach Abessinien 1867/68 erbeutet hat. Graham Hancock schreibt dazu: "Was ich da sah, hatte jedoch nicht die entfernteste Ähnlichkeit mit meiner Vorstellung von der Bundeslade. Keine der in Lagen von Packpapier eingewickelten hölzernen Platten war länger oder breiter als fünfundvierzig Zentimeter und dicker als acht Zentimeter. Die meisten dieser quadratischen oder rechteckigen Tafeln waren schmucklos, alle jedoch trugen Ge'ez-Schriftzeichen. Bei einigen bemerkte ich eingeritzte Kreuze und andere Muster."

Diese Tabots werden allgemeinhin als Pedant zur Bundeslade angesehen. Sie haben aber in keinster Weise Ähnlichkeit mit der in der Bibel mehrfach beschriebenen Konstruktion der Bundeslade. Vielmehr kommen die Tabots als Abbild der Gesetzestafeln Moses am nächsten. Zudem hat jede Kirche Äthiopiens mehrere Tabots im Allerheiligsten verborgen. Aufbewahrt werden die Tabots in eigens angefertigten Truhen oder Kästen. Bild 1 und Bild 2 von Lalibela zeigen Priester, in deren Hintergrund solche Truhen zu sehen sind. Diese durften ausnahmsweise fotografiert werden, da sie heute erstens nicht mehr im Allerheiligsten stehen und zweitens nicht mehr gebraucht werden. Auch in der bereits erwähnten Wasserburg von Gondar (siehe Bild 1 von Gondar) wurden zeitweise bis zu acht Tabots in der rechten Nische unter der Treppe (siehe Bild 2 von Gondar) aufbewahrt. Das diese Tabots kleine Schrifttafeln gewesen sein müssen und keine Nachbildung der heiligen Bundeslade scheint offensichtlich. Das läßt es auch fraglich erscheinen, ob in der neuen Maria Zion Kirche von Axum (siehe Bild 67 von Axum) auch tatsächlich die historische Bundeslade oder nur ein ganz besonderes Tabot, wie in den anderen Kirchen auch, bewacht wird? Immerhin gibt es einen weiteren Augenzeugenbericht des Geographen Abu Salih, der schreibt: "Die Abessinier besitzen die Bundeslade, in welcher sich zwei Steintafeln befinden, auf denen die Gebote Gottes ... geschrieben stehen. Die Bundeslade wird auf den Altar gestellt, ist jedoch nicht so breit wie dieser; sie ist hoch wie das Knie eines Mannes und von Gold überzogen ..." Ganz eindeutig beschreibt Abu Salih einen Gegenstand, der auf die Lade zutreffen könnte. Doch dieser Bericht stammt aus dem 13. Jahrhundert. In 700 Jahren ändert sich vieles. Womöglich existiert die Abu Salih gezeigte Lande schon längst nicht mehr. Damals mag sie den Namen Tabot getragen haben. In der Linguistik mag das vollkommen richtig sein. Damals wurde Tabot mit Bundeslade aber auch deren Inhalt gleichgesetzt. Im Laufe der Zeit mag sich das geändert haben. Heute sind Tabots in erster Linie die Abbildungen der Steintafeln Moses, erhalten durch Gott. Grundsätzlich könnte die Übersetzung von Tabot auch nur "das in der Lade" oder eben "dem wichtigsten Teil der Lade" gelten. Mit anderen Worten es ist zweifelsfrei nicht gesagt, daß Tabot mit der Bundeslade gleichzusetzen ist, vielmehr bezieht sich Tabot auf etwas, das im engeren Zusammenhang mit der Bundeslade Menelik raubt die Bundesladesteht. Folglich steht die Behauptung, die wahre Bundeslade sei in Aksum, auf wackligen Beinen. Selbst zeitgenössische Darstellungen der Raub der Bundeslade durch Menelik zeigt nicht die Lade, sondern die verhüllten Gesetzestafeln (siehe nebenstehendes Bild). Womöglich befindet sich in Aksum also die original Tafeln Gottes! Einer Sache der unbedingt Beachtung geschenkt werden muß. Wenn dem allem auch nicht so sei, dann könnte in Aksum aber immer noch ein sehr altes Tabot, und nicht zu vergessen höchste heilige Reliquie der Orthodoxen, verborgen sein, die sowohl historischen Wert hat.

 

© by Böck

 

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