Gestaltung eines Blauzedernwacholders

Im klassischen Bonsai werden haupts�chlich der Juniperus chinensis und Juniperus rigida verwendet. Es gibt aber zahllose weitere Variet�ten, die ohne Zweifel gleicherma�en geeignet sind.
Bei der Direktgestaltung zum Bonsai ist das Aussuchen der Pflanzen sicherlich einer der entscheidendsten Schritte, wichtig ist es besonderes Augenmerk auf die unver�nderbaren Teile der Pflanze zu legen. Diese sind, der Stamm, die Astans�tze und �ste, die eine Dicke von 1,5 cm �berschreiten. Die Jahreszeit war g�nstig, das Laub kr�ftig und gesund, der Wurzelballen fein verzweigt so das ich mich ohne Z�gern an die weitere Gestaltung wagen konnte. Im Zweifelsfalle sollte man nach dem Einpflanzen mit der weiteren Gestaltung ein Jahr abwarten . Weiters sollte man beim Eintopfen versuchen m�glichst die endg�ltige Position des Baumes zu finden , eine sp�tere Korrektur ist jedoch durch "Unterkeilen" jederzeit m�glich.
Der n�chste Schritt der Gestaltung ist einer der sehr gut �berlegt werden mu�, denn er ist irreversibel. F�r den Stammverlauf gibt es fast immer mehrere M�glichkeiten, jede einzelne mu� in Betracht gezogen werden.Bei diesem Baum war das untere Drittel des Stammes relativ gerade mit einer leichten Kr�mmung, dann folgt eine Aufteilung in zwei ann�hernd gleich starke Stammsegmente. Im Gesamtbild erschien mir das Linke als das f�r den Stammverlauf g�nstigere und ich entschlo� mich das Rechte als Jin zu gestalten. Also entfernte ich vom rechten Stammsegment das Laub, wobei ich von den Astverzweigungen jeweils zirka 5-10cm stehen lie�. Dadurch hatte sich die volumin�se Krone bereits deutlich gelichtet, auch den kleinen Ast an der rechten Seite des Stammes entfernte ich. Der n�chste Schritt war, die �ste f�r die Gestaltung auszuw�hlen und die restlichen zu entfernen wobei wiederum 5-10 cm f�r die Jin-Gestaltung stehen gelassen wurden. Die Gestaltung der Jin-Partien erfordert sicherlich einige Erfahrung, die beste Voraussetzung daf�r erlangt man, indem man jeden Baum in der Natur, der nat�rlichen Jin aufweist genau betrachtet. Ich habe festgestellt, da� Holz beim verrotten einen Zeitablauf folgt, der dem des Wachstums nicht un�hnlich ist, nur in umgekehrter Richtung verl�uft. Mit der gleichen Geduld mit der die Pflanze Jahr f�r Jahr und Faser f�r Faser ihre Ringe anlagert, nagt beim toten Holz der Zahn der Zeit und die Elemente. Die dichten Anteile der Jahresringe setzen dem Verfall gr��eren Widerstand entgegen, daher bleiben Partien wie Astgabeln und Verzweigungen l�nger erhalten. Es entsteht ein Gesamtbild, dessen offensichtliche Verg�nglichkeit Ruhe und Kraft ausstr�mt. Dieser nat�rliche Verfall l��t sich beim Wacholder besonders gut nachvollziehen. Das Holz des Wacholders springt und bricht entlang der Faserverl�ufe, so da� man bei der Jin-Gestaltung nicht auf moderne Elektroger�te, wie Fr�sen angewiesen ist. Ich kann Wacholder all jenen empfehlen , die sich erstmals mit der Jin-Gestaltung besch�ftigen. Das oberste Gebot der Jin-Gestaltung ist Glaubw�rdigkeit, denn das Produkt unserer Kreativit�t mu� den Eindruck erwecken, als sei es nat�rlich entstanden. Jin bedeutet nicht einfach das Abziehen der Rinde. Beim Wacholder begrenzt man zuerst das Jin-Gebiet am �bergang zum lebenden Holz durch einen tiefen Einschnitt .Dieser �bergang sollte m�glichst nicht allzu regelm��ig gestaltet sein . Als n�chstes spaltet man die Spitze des zu jinenden Abschnitts mehrmals auf, dies gelingt am Besten mit einer Wurzelzange.Die einzelnen Spaltlinien k�nnen im Querschnitt sternf�rmig Verlaufen. Man fa�t nun mit der Fa�zange eines der Segmente und spaltet das Holz der L�nge nach auf. Hierzu gibt es mehrere M�glichkeiten:
1. Durch eine drehende Bewegung rei�t man den Span der L�nge nach ab, dabei rei�t der Span relativ kurz ab.
2. Um eine Spaltung auf l�ngerer Strecke zu erreichen, hebt man das Segment mit der Fa�zange an und f�hrt z.B. mit einer Konkavzange in den so entstehenden Spalt, durch eine hebelnde Bewegung kann nun das Holz beliebig der L�nge nach aufgespalten werden.

Beim Abheben dieser Sp�ne ist besonderes Augenmerk auf die Verzweigungen zu legen. Der Faserverlauf kr�mmt sich um jeden sich verzweigenden Ast, dort sollte man etwas Holz stehen lassen. In diesem Fall habe ich die Dicke des Stammes deutlich reduziert und den ersten streng nach oben weisenden Ast fast zur G�nze entfernt und die Reste aufgespalten. Vor der Drahtung erfolgte die Gestaltung der weiteren Jinpartien.Wacholder zeichnen sich dadurch aus, da� sie der Drahtung zwar gro�en Widerstand entgegensetzen ,aber sie auch willig annehmen. Man sollte also eher st�rkeren Draht verwenden, in der Regel kann der Draht durchaus ein drittel der Dicke des Astes haben (Aluminium). An Stellen starker Kr�mmung kann man den Ast durch Isolierband oder Bastverband vor Bruch sch�tzen. Beim Wacholder wird jeder Ast und jede Verzweigung bis zu Spitze gedrahtet. Nur so ist eine Positionierung m�glich. In leichter Abwandlung der klassischen Regeln �bernimmt in diesem Fall der zweite Ast die F�hrung und der erste Ast den Hintergrund. Um den ersten Ast besser ins Licht zu setzen habe ich den Baum leicht nach rechts gedreht. Aber nun sah ich mich mit einer ernstzunehmenden gestalterischen Schwierigkeit konfrontiert, n�mlich einem zirka 15 cm langem geraden astlosen Stammabschnitt. Erschwerend kam noch hinzu, da� die ersten beiden �ste nach links verliefen, so entschlo� ich mich einen gestalterischen Trick anzuwenden. Ich drahtete einen, an der R�ckseite des Baumes, auf H�he des zweiten Astes entspringenden Ast hinter dem Stamm zirka 5 cm hoch um ihn dann auf die rechte Seite zu positionieren Nun drahtete ich Ast Nr.4 und 5 und mu�te wiederum erkennen, da� ich vor einem �sthetischen Problem stand Ast Nr.4 und 5 bildeten eine Ebene, dies war aber leicht durch eine Abw�rtsneigung des Astes Nr. 4 zu beheben.
Ich machte mich nun daran die Krone zu gestalten Ast Nr.6 ,7 und 8 sind jeweils um 60 Grad verschoben um den Stamm angeordnet. Ast Nr.8 ist der erste der direkt auf den Betrachter zu verl�uft. Nach dem Positionieren der Spitze, konnte ich mich zur�cklehnen und meinen Baum von allen Seiten betrachten

Dr. Werner Emberger