An
einem Wintermorgen, vor Sonnenaufgang
O flaumenleichte
Zeit der dunkeln Frühe!
Welch neue
Welt bewegtest du in mir?
Was ists, daß
ich auf einmal nun in dir
Von sanfter
Wollust meines Daseins glühe?
Einem Kristall
gleicht meine Seele nun,
Den noch kein
falscher Strahl des Lichts getroffen;
Zu fluten scheint
mein Geist, er scheint zu ruhn,
Dem Eindruck
naher Wunderkräfte offen,
Die aus dem
klaren Gürtel blauer Luft
Zuletzt ein
Zauberwort vor meine Sinne ruft.
Bei hellen
Augen glaub ich doch zu schwanken;
Ich schließe
sie, daß nicht der Traum entweiche.
Seh ich hinab
in lichte Feenreiche?
Wer hat den
bunten Schwarm von Bildern und Gedanken
Zur Pforte
meines Herzens hergeladen,
Die glänzend
sich in diesem Busen baden,
Goldfarbgen
Fischlein gleich im Gartenteiche?
Ich höre bald der Hirtenflöten
Klänge,
Wie um die Krippe jener
Wundernacht,
Bald weinbekränzter
Jugend Lustgesänge;
Wer hat das friedenselige
Gedränge
In meine traurigen Wände
hergebracht?
out o'space is hier
Und welch Gefühl entzückter
Stärke,
Indem mein Sinn sich frisch
zur Ferne lenkt!
Vom ersten Mark des heutgen
Tags getränkt,
Fühl ich mir Mut zu
jedem frommen Werke.
Die Seele fliegt, so weit
der Himmel reicht,
Der Genius jauchzt in mir!
Doch sage,
Warum wird jetzt der Blick
von Wehmut feucht?
Ists ein verloren Glück,
was mich erweicht?
Ist es ein werdendes, was
ich im Herzen trage?
-Hinweg, mein Geist! Hier
gilt kein Stillestehn:
Es ist ein Augenblick, und
Alles wird verwehn! |
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Dort, sieh, am Horizont
lüpft sich der Vorhang schon!
Es träumt der Tag,
nun sei die Nacht entflohn;
Die Purpurlippe, die geschlossen
lag,
Haucht, halbgeöffnet,
süße Atemzüge:
Auf einmal blitzt das Aug,
und, wie ein Gott, der Tag
Beginnt im Sprung die königlichen
Flüge!
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Eduard Mörike (8. Sep 1804 - 4. Jun 1875)
schuf dies Gedicht im Winter 1824/25
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