Gripsenau - grip se nau - grip the now



Die meisten Bayern leiden, was die Aussprache des englischen th anbelangt, unter einem gemeinsamen Sprachfehler. Da� dann, in entsprechender Runde ein Flurname - und sei's auch nur ein inoffizieller, der nicht auf den Stadtpl�nen auftaucht, sondern nur von Ortskundigen verwendet wird, wenn abf�llig vom �Glasscherbenviertel� die Rede ist - der Zeit entsprechend verneudeutscht, anglisiert oder auch nur verbalhornt wird - es geht ja um die bronx - ist dann eigentlich nur folgerichtig.

Meist wird n�mlich das �Gripsenau� von gripfen - grippen - grabschen - kripfen abgeleitet. Dazu findet man im Schmeller:

grippen, gripfen, franz�sisch gripper; (Diez, Wbch. 651). Ich erinnere mich zwar, dieses W�rtchen in meinem D�rfchen Rimberg bey der unerfreulichen Anwesenheit der Franzosen im Herbst 1796 zuerst geh�rt zu haben; indessen scheint es doch urspr�nglich die zu greifen geh�rige niederdeutsche Form zu seyn ...

Wenn diese Partei der Flurnamenkundler recht behalten sollte, bleibt noch aber noch offen, wer hier durch seine �...unerfreuliche Anwesenheit...� Namensgeber war.

Die Gripsenau k�nnte genausogut Gries hei�en, also auf Schwemmland hinweisen, das der Inn im Lauf der Jahrhunderte ansp�lte. Dieser Name ist aber in Wasserburg schon vergeben; an den so benamsten Ort schwemmt h�chstens noch der Autoverkehr sein Treibgut an - zeitlich begrenzt, gegen Geb�hr.

Offiziell hei�t das Viertel ja die Schopperstadt, der Ort, an dem die Schopper ihrem Handwerk nachgingen. Die Schopper, auch Schiffwerker, Schiffhacker oder Sch�fmacher, fertigten die Zillen und Pl�tten, die f�r die Flu�schifffahrt der Donau, Traun, Salzach, Enns und dem Inn entlang verwendet wurden. Eine Schopperst�tte wurde an dieser Stelle um die Mitte des 18. Jahrhunderts angelegt. 1826 geh�ren hierzu unter anderem eine S�gem�hle und ein Stadel.

Da sich die Gripsenau auch an der engsten Stelle der Halbinsel befindet, k�nnte man auch �Die Au am am Grips� lesen, da, laut Schmeller, am

... M. Rhein ist die Grips, der Hals, die Kehle.

Von der Grippe, die ebenfalls bei Schmeller unter Grips erw�hnt wird, die Namensgebung abzuleiten, scheint etwas weit hergeholt, auch wenn der Name in diesem Fall aus dem rheinischen selbst schon weit hergeholt w�re.

Da schon �krippen� bei �gripsen� genannt ist, k�nnte es auch sein, da� sich die Gripsenau von Krippe ableitet; dabei handelt es sich nicht um die Futterkrippe, sondern um Faschinenwerk zur Uferbefestigung. In der Flurnamenkunde von J. Schnetz findet man hierzu

... die Krippe (Kripf) �Wasserbau aus Faschinengeflecht� ... (S. 53)... Die Krippe ahd. krippa <*kribja, hieher altengl. cribb und ahd. kripfa <*kripja (geworden zu frz. cr�che) bez. urspr. wohl Flechtwerk, wie aus der Verwandtschaft mit mhd. krebe �Korb� zu erschlie�en ist, dann Damm aus Flechtwerk, in FIN. Wahrsch. auch geflochtener Zaun: in der Kr�pf, Krippen�cker, Kripfengarten. (S. 71)

An dieser Stelle befanden sich auch Schiffsm�hlen im Inn (�Schiffsm�hlenweg�) und die Sicherung des Ufers oder der Schiffe durch geeignete D�mme scheint naheliegend.

Au�er den Schoppern, die diesem Flur den jetzt offiziellen Namen gaben, stand auf dieser Fl�che noch ein Turm der Stadtbefestigung, der Pulverturm, dessen Inhalt 1680 am 18. Juli durch einen Blitzschlag gez�ndet wurde (HaI 1, S. 34, HaI 12, S. 158 ff.) und in der ganzen Stadt gro�en Schaden anrichtete. Der Pulverturm war durch eine Stichmauer mit der Stadtmauer verbunden und hatte

�...wohl die Aufgabe, den vor den Mauern liegenden Gries auch bei Niedrigwasser soweit wie m�glich gegen Angriffe zu sch�tzen.� (HaI 1, S. 27)

Auf dem Schwemmland rund um die Stadt wurde auch ab dem 18. Jahrhundert Hopfen angebaut, also wohl auch in der Gripsenau.



Literatur:

Johann Andreas Schmeller, Bayrisches W�rterbuch, Oldenbourg, M�nchen 1985

Rudi Palla, Das Lexikon der untergegangenen Berufe, Eichborn, Frankfurt am Main 1998

Joseph Schnetz, Flurnamenkunde, Selbstverlag des Verbandes f�r Flurnamenforschug in Bayern e. V., M�nchen 1963

Martin Geiger, Wasserburg a. Inn - Ein geschichtlicher Abri�. In �Heimat am Inn 1�, Die B�cherstube, Wasserburg 1980 (zitiert als HaI 1).

Ferdinand Steffan, Vergessene T�rme der Stadtbefestigung in Wasserburg: Pulver- und Totengr�berturm. In �Heimat am Inn 12� (zitiert als HaI 12), Die B�cherstube, Wasserburg, 1993