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Es war ein regnerischer Tag in Selem und Lamia lief unruhig im Wohnraum ihres keinen Häuschen auf und ab. Ihre Gedanken wanderten einige Monde in die Vergangenheit. Sie hatte sich einen Abend nach der Hexennacht die Karten gelegt. Sie hatten ihr damals die Geburt ihres Kindes an diesem 18. Tsa vorhergesagt aber das war noch nicht alles, in den Karten las sie auch, dass sie den nächsten Morgen nicht mehr erleben würde. Sie hatte daran gedacht die Stadt zu verlassen aber das würde das Unvermeindliche nur heraus zögern. Ihre Karten hatten sich noch nie geirrt. Vor etwa einer Woche sandte sie ihren Raben Xerox mit einer Nachricht zu ihrem Bruder, der wie sie zu der Hexengemeinschaft gehörte, aber er war bisher noch nicht zurückgekehrt. Lamia schreckte aus ihren Gedanken als sie draussen ein Poltern hörte. Eilig ging sie zum Fenster und spähte durch die dicken Vorhänge auf die Straße. Erleichterung machte sich in ihr breit, da der alte Jadesh in seinem Suff nur auf dem Heimweg über einen herumliegenden Eimer gestolpert war. Sie trat zurück in den Raum. Es hatte keinen Sinn mehr zu warten. Sie nahm ein kleines Bündel und verließ das Haus. Doch sie ging nicht weit, ein paar Straßen weiter hielt sie auf ein größeres Haus zu und klopfte an die massive Holztür. Als die Tür geöffnet wurde, wechselte sie ein paar Worte mit einer älteren Frau und drückte ihr das Bündel in die Hand. Dann drehte sie sich um und lief nach Hause. Der Regen hatte ihre Kleider vollkommen durchnässt als sie die Tür hinter sich schloss. Lamia ging nach oben ins Schlafzimmer und zog sich ihr Festgewand an, dann setzte sie sich im Wohnraum auf einen Stuhl und wartete ...
Er rannte, er rannte so schnell wie er noch nie in seinem Leben gerannt war. Um ihn herum tauchte die aufgehende Praiosscheibe die Umgebung in ein warmes rot. Andere mögen diesen Anblick als romantisch empfunden haben doch ihm schien es, so als würde sich langsam ein Teppich aus Blut am Himmel ausbreiten, für einen Augenblick bildete er sich sogar ein das leise Lachen des Götterfürsten persönlich zu hören, aber das war unmöglich. Er war fast am Ende seiner Kräfte als er den Marktplatz überquerte und vor dem kleinen Häuschen stehen blieb. Gerade als er anklopfen wollte, bemerkte er, dass die Tür einen Spalt offen stand. Mit einem unguten Gefühl im Magen öffnete er langsam die Tür und trat ein. Mit ein paar Schritten durchquerte er den Flur zum Wohnraum und musste zu seinem Entsetzten festellen, dass seine schlimmsten Befürchtungen wahr geworden waren. Der Raum wurde komplett auf den Kopf gestellt und zwischen den umgekippten Stühlen, ausgeräumten Schränken und Regalen lag der leblose Körper einer Frau in mittleren Jahren. Ihre weißblonden Haare bedeckten ihr Gesicht und das prächtige hellblaue Seidenkleid war mit Blut getränkt. Seine Beine schienen ihm so schwer wie Blei, als er auf die Frau zuging, seine Hände zitterten während er ihr die Haare aus dem Gesicht strich. Doch zu seiner Überraschung lag ein Ausdruck vollster Zufriedenheit in ihren Gesichtszügen, in ihrem Lächeln zeigte sich gar ein Hauch des Triumpfes. Weil er im Wohnraum nichts passendes finden konnte, ging er ins Schlafzimmer um eine Decke zu holen, mit der er die Leiche bedecken konnte. Ihm stockte der Atem, als er die Zimmertür öffnete. Auf dem Bett lagen verschiedene Phiolen, Kräuter und Tigel, kleine Wachspuppen, ein verzierter Obsidiandolch, eingelegte Froschaugen und andere alchemistische Zutaten. Aus den Augenwinkeln konnte er die großen roten Schriftzeichen erkennen, die an der Wand gegenüber des Bettes standen. "HEXE" Nach einer kurzen Durchsuchung des Hausen stellt er fest, dass das Wort in jedem Zimmer an eine Wand gemalt wurde, auch im Wohnraum, obwohl er schwören konnte, dass die Wand vor ein paar Minuten noch leer war. Das Unbehagen, dass ihn schon eine starken Gefühl der Angst, das selbst nicht nachließ als er sich wieder auf der Straße und auf dem Weg in Richtung Stadttor befand. "Wartet mein Herr", erklang eine weibliche Stimme hinter ihm, Er blieb stehen, drehte sich um und sah eine etwa fünfzig jährige Frau auf ihn zukommen. Sie trug ein leichtes graublaues Leinenkleid und einen Haube unter der sie ihre Haare verbarg. Die Frau lief das letzt Stück und blieb lächelnd vor ihm stehen. "Verzeiht das ich Euch aufhalte mein Herr aber Ihr seid nicht zufällig Desidero, der Bruder von Lamia?"
"Der bin ich aber wa..." "Wirklich? Nun, mein Name ist Solaya Romerez und ich bin eine gute Freundin von Eurer Schwester.", unterbrach sie ihn. "Würdet Ihr wohl einen Augenblick hier warten? Lamia hat mir gestern Abend etwas für Euch gegeben und ich müsste es kurz holen." Ohne auf eine Antwort zu warten lief sie los und verschwand in einer der Seitengassen. Desidero schaute ihr verdutzt nach. Er überlegte ob er nicht doch besser weitergehen sollte aber er entschied sich dagegen und überlegte statt dessen, was seine Schwester ihm hinterlassen haben könnte. Fünfzehn Minuten vergingen, bis die Frau mit einem Weidenkorb in den Händen zurückkehrte. "Hier nehmt ihn und schaut nicht hinein bevor ihr die Stadt weit hinter Euch gelassen habt! Nun geht schon, Ihr könnt mir vertrauen." Er nickte ihr zu und verlies ohne sich noch einmal umzuschauen die Stadt. Nach einer zweistündigen Wanderung verlies er den Weg und schlug sich mehrer Meter in den Dschungel, bis er zu einer kleinen Lichtung kam. Desidero setzte sich auf einen Felsen, nahm den Weidenkorb auf seinen Schoß und öffnete den Deckel. Das was er darin sah trieb ihm die Tränen in die Augen. In eine Decke gehüllt schlief ein Baby, ein Mädchen wie er nach einem kurzen Handgriff feststellte, das um den Hals ein dünnes Lederband trug, an welchem ein Ring und ein kleines silbernes Ei befestestigt waren. Der Ring wurde schon seit Generationen von der Mutter an die älteste Tochter vererbt, das Ei hatte er noch nie gesehen und dennoch verstand er. "Du bist ein Geschenk Satuarias", sagte er leise zu sich selbst. "Ich werde mich gut um dich kümmern meine kleine....Asharia"
In den nächsten Jahren lebte Asharia bei ihrem Onkel in einem prächtigen Haus im Villenviertel in Al'Anfa. Sie verbrachte die meiste Zeit im Haus, weil es ihr nur gestattet war an Feiertagen und zu besonderen Anlässen dieses zu verlassen. Ihr Onkel, ein Händler, befand sich oft geschäftlich auf Reisen aber in Wahrheit suchte er nach dem Mörder seiner Schwester. Asharia wußte nicht das ihre Mutter ermordet wurde, man hatte ihr erzählt, dass sie an einer schweren Krankheit gestarb.
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