Ein Auszug aus - kassiber 33 - November 97
1.4. Das ist ein gut deutsches, ein nationalistisches Anliegen. Der Nationalismus, der diesem Konzept zugrundeliegt, ist nat�rlich kein Hurrapatriotismus. Er ergreift auch nicht umstandslos Partei f�r deutsche Bosnien-, Europa- oder Nato-Anliegen. Er ist komplizierter. Ich nenne ihn mal den idealistischen Verantwortungsnationalismus. Er sorgt sich darum, ob das Deutschlandbild eigentlich den eigenen Ma�st�ben von einer gel�uterten Nation entspricht: Als Deutsche f�hlen sich die Aussteller und als Deutsche, als Angeh�rige eines "Kollektivs, das gepr�gt ist von dem, wo es herkommt" (Heer), wollen sie, da� jeder Verdacht, da� das Vergangene heute noch �berlebenschancen hat, zerstreut wird. Daf�r schauen sie sich merkw�rdigerweise nicht die Politik an, die heute gemacht wird, sondern schauen drauf, ob eine glaubw�rdige Vergangenheitsbew�ltigung betrieben wird. Und allein bei der entdecken sie M�ngel. Verd�chtig wird ihnen ihr Deutschland, weil sie bei der Befassung mit der Vergangenheit, mit dem Faschismus Vers�umnisse entdecken und �berhaupt eine Tendenz zum "Vergessen" bemerken. Und so machen sie sich denn ans Werk. Sie installieren eine Ausstellung, die ihren Ma�st�ben von glaubw�rdiger Vergangenheitsbew�ltigung entspricht und machen auf ihre Tour Reklame f�r ein glaubw�rdigeres Deutschland.
Inzwischen - nach mehreren Jahren der Auseinandersetzung mit der WMA, jetzt wo das Lob der Ausstellung die rechte Kritik an ihr l�ngst �berwiegt - ziehen die Aussteller �brigens eine ziemlich positive Bilanz. Sie nehmen inzwischen sich selbst und ihr Produkt als Beweis daf�r, da� Deutschland schon auf dem richtigen Weg ist. Die �ffentliche Aufnahme ihrer Ausstellung ist ihnen zirkul�rer Beweis f�r das gel�uterte Deutschland: Weil es uns geben darf, kann Deutschland nicht ganz falsch, sondern sogar ein bi�chen Heimat sein. Um zu diesem Befund zu gelangen, mu� man sich allerdings bereits in Deutschland geistig beheimatet f�hlen und sich als eine wichtige nationale Kraft begreifen, von dessen Wirken das deutsche Ansehen mit abh�ngt.
2. Falsche Urteile �ber den Faschismus
Es kann nicht ausbleiben, da� bei einem Dementi von Legenden die Sache selbst gr�ndlich verfehlt wird, die das Material f�r das nationalmoralische Glaubw�rdigkeitsget�ber abgibt, also die faschistische Wehrmacht, die Kriegsziele des deutschen Faschismus, das politische Programm des Faschismus selbst. Ich behaupte, da� bei dieser Sorte Abbau von Legenden neue Legenden gebildet werden und alte Legenden an neuem Material aufgetischt werden. Die beiden zentralen neuen bzw. von den Ausstellern neu aufgefrischten Legenden, die ich im folgenden kritisieren will, deuten sich im Titel der Ausstellung an: "Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941-1944" (Ostfront) Dargestellt wird in der Ausstellung, da� die deutsche Wehrmacht an "Kriegsverbrechen" beteiligt war, meint: da� auf Befehl des OKW Wehrmachtsteile an Judenerschie�ungen beteiligt waren, da� Zivilisten und sogenannte Partisanen systematisch liquidiert und massenhaft Kriegsgefangene get�tet wurden. Die Sachverhalte sind gar nicht zu bestreiten, doch beide Urteile - das �ber die "Verbrechen" der Wehrmacht und das andere, das daraus den Befund vom faschistischen Vernichtungskrieg ableitet - halte ich f�r falsch
2.1. Die erste alte/neue Legende besteht darin, diese Kriegshandlungen zu Verbrechen zu erkl�ren. Die Logik ist nicht unbekannt. Wenn bei Sch�lern aus ihrem Geschichtsunterricht etwas h�ngen bleibt, dann ist es der Befund vom b�sen Verbrecher Hitler und dessen verbrecherischer Judenvernichtungspolitik. Kurz, der Faschismus gilt heute insgesamt als ein einziges Verbrechen. Und jetzt ist - mit der Ausstellung - die Wehrmacht insgesamt zur verbrecherischen Organisation erkl�rt worden. Nun bringt zwar die Bezeichnung "Verbrechen" erkennbar die Ablehnung des NS-Regimes zum Ausdruck. Das mag auch als erste vorl�ufige �u�erung von moralischer Emp�rung etwas treffen: Damit will man nichts zu tun haben, das verbietet man sich selbst als Handlungsmaxime. Doch wer diese Sorte moralischer Ablehnung bereits f�r ein theoretisches Urteil nimmt, wer sie f�r so zutreffend h�lt, da� er damit eine ganze Ausstellung betitelt, der mu� sich Kritik gefallen lassen:
* Die Ausstellung sortiert mit diesem Etikett - erstens - die Kriegshandlungen der Wehrmacht nach "verbrecherisch" und "nicht-verbrecherisch" bzw. "normal" (Reemtsma). Die Ausstellung legt also eine Sortierung von Kriegen nach "sauberen" und "unsauberen" Kriegen nahe. Dies ist kein Zufall, sondern das ziemlich zwangsl�ufige Resultat des Dementis. Dem politischen Sauberkeitsinteresse der Milit�rhistoriker kommen sie mit ihrem viel radikaleren Sauberkeitsanliegen, das nicht nur vereinzelte "Verbrechen" entdeckt, sondern die Wehrmacht insgesamt im Ostfeldzug der Verbrechen bezichtigt. Nein, sagen die Aussteller, die Wehrmacht war nicht sauber, sondern unsauber, verbrecherisch eben. Es ist also die Logik des Dementis selbst, die die Sortierung nach "normalen" Kriegen nahelegt, in denen keine der Verbrechen vorkommen, und nach jenen anderen, den "unsauberen" Kriegen, die "verbrecherisch" sind. Da� Kriegshandlungen (im Ostfeldzug) auf diese Weise nach dem Grad ihrer Verwerflichkeit sortiert werden, finde ich nicht deswegen unangemessen, weil Krieg "immer schlimm" ist - wie eine Leserbriefschreiberin meint, die in ihrer rein moralischen Stellung zum Krieg schon nicht mehr zwischen Zahnschmerzen, einem Autounfall und dem Ru�landfeldzug unterscheiden will. Diese Sortierung ist vielmehr deswegen so haltlos, weil sie Krieg gar nicht erst als das, was er seit dem 1.Weltkrieg bis heute ist, in den Blick kriegt, n�mlich als Mittel spezifischer Au�enpolitik konkurrierenden Nationalstaaten. Nicht das T�ten und Get�tetwerden im Staatsauftrag und f�r die Mehrung nationaler Gr��e, die bekanntlich nie die Sache der Leute ist, die daf�r massenhaft geopfert werden, wird als "Verbrechen" vorgestellt, sondern innerhalb dieser Volksverheizungsveranstaltung werden "Verbrechen" einerseits und wird "Normalit�t" andererseits entdeckt. Es werden nicht die Kriegszwecke von Staaten untersucht, die ihre V�lker als regelm��ig Man�vriermasse benutzen; es interessiert die Aussteller am Krieg nur, ob in ihm ein bestimmter Grad von Verwerflichkeit �berschritten worden ist.
* Der Befund "Kriegsverbrechen" nimmt - zweitens - immer Ma� an irgendeiner Sorte von geschriebenem oder ungeschriebenem Recht. Das ist zun�chst einmal das einzige Argument, das gegen die diskriminierten Kriegshandlungen vorgebracht wird: Sie versto�en gegen geschriebenes oder ungeschriebenes Recht, sind eben Verbrechen. Sie sind eine Abweichung von Staatsrechts-, V�lkerrechts- oder Menschenrechts-Normen. Der 2.Weltkrieg Hitlers an der Ostfront war ein Krieg, der - und jetzt zitiere ich Reemtsma - "die Regeln jener Kriegf�hrung au�er Kraft gesetzt hat, in deren prinzipieller Einhaltung traditionellerweise das Ethos des Soldatenstandes ... besteht." (Haager Landkriegsordnung) (Reemtsma, FR 15.4.97) Diese Kritik ist - logisch gesehen - gar keine. Sie h�lt n�mlich an der inkriminierten Kriegshandlung nur die Abweichung von einer anderen, als "normal" geltenden Tat fest. Da� es sich um eine negativ beurteilte, also verurteilte Abweichung handelt, kommt dabei gar nicht aus dem Befund �ber die Tat selbst, sondern allein aus der vorentschiedenen Parteilichkeit f�r den Vergleichsma�stab. Und dieser besteht gar nicht - wie die Aussteller behaupten - aus dem Staats- oder V�lkerrecht �berhaupt, sondern allein aus der heute g�ltigen bzw. f�r g�ltig erachteten Rechtsauffassung. Das verdient deswegen festgehalten zu werden, weil nach den Normen des faschistischen Rechtsstaats und dessen V�lkerrechtsauslegung nat�rlich im Krieg von seiten der Wehrmacht kein einziger Rechtsversto� stattgefunden hat. Der Befund "Kriegsverbrechen" lebt also von der Parteilichkeit f�r heute g�ltige oder heute erw�nschte Rechtsma�st�be.
* Diese Rechtsma�st�be haben also - drittens - den kleinen Haken, da� sie immer erst in Kraft treten und verk�ndet werden und zwar vom Sieger, also wenn der Krieg beendet ist. Nachtr�glich wird der Krieg an Ma�st�ben gemessen und verurteilt, die im Krieg gar keine G�ltigkeit hatten. Dieses gel�ufige Verfahren zeigt �brigens da� man es als Soldat immer und in jedem Krieg ziemlich schwer hat: Denn ob das Befolgen eines Befehles nun ritterkreuzverd�chtig ist oder unter Kriegsverbrechen f�llt, das ist der Kriegshandlung selbst gar nicht zu entnehmen. Das wird immer erst nach Kriegsende vom Sieger festgestellt. Und so mancher Ritterkreuztr�ger hat sich nach verlorenem Krieg als Kriegsverbrecher beschimpfen lassen m�ssen, wie umgekehrt mancher Soldat, der im Krieg vors Milit�rgericht zitiert wurde nach verlorenem Krieg zum Helden avanciert ist. (Als Soldat sollte man folglich daf�r sorgen, immer zu den Siegern zu geh�ren. )
Die Ausstellung lebt also von den moralischen und rechtlichen Ma�st�ben der Sieger, sie folgt der Logik von Siegerjustiz, die sich auf Menschen- und V�lkerrechte beruft, wenn sie dem Kriegsverlierer nach der milit�rischen auch noch eine juristische und damit zugleich eine moralische Niederlage beibringen will. Das ist nicht etwa deswegen verwerflich, weil nicht wahrhaft rechtsstaatlich - so denkt etwa Krenz, wenn er der deutschen Justiz im Mauersch�tzenproze� Siegerjustiz vorwirft. Mein drittes Argument gegen die Sortierung nach verbrecherischen und normalen Kriegshandlungen will diesen Rechtsidealismus der Aussteller gerade kritisieren. Die glauben n�mlich an die Existenz und G�ltigkeit eines system- und staats�bergreifenden (Kriegs-)Rechts, an dem sich der Hitler mit den genannten Kriegshandlungen angeblich vergangen hat. Das ist deswegen so aberwitzig, weil der Sieger mit seiner Siegerjustiz gar nicht vorhat, milit�rische oder moralische Regeln f�rs Kriegf�hren zu erlassen oder zu bekr�ftigen. Zumal der Krieg gerade vorbei ist und er ihn gewonnen hat. Vielmehr will er nach dem beendeten Krieg den Kriegsverlierer aller m�glichen Unrechte und Verbrechen �berf�hren, um ihn vor der Welt�ffentlichkeit auch noch moralisch ins Abseits zu stellen. Kriege oder Kriegshandlungen zu Verbrechen zu erkl�ren ist also das Vorrecht, das der Sieger sich herausnimmt. Er will damit zu verstehen geben, da� er mehr als blo� der St�rkere gewesen ist, da� er vielmehr auch moralisch im Recht, also auch noch der Gute ist, wenn er den Verlierer, d.h. Land und Leute, als seine Beute betrachtet (3). Er handelt nach dem Motto: Erfolg gibt recht und adelt die angezettelte oder mitgetragene Vernichtungsaktion auch moralisch ungeheuer - post festum. Dies ist die Logik, der sich die Ausstellung mit ihrer Sortierung anschlie�t.
Lernen kann man aus solcher Siegerjustiz schon einiges, allerdings nur gegen die Botschaft der Ausstellung: N�mlich erstens, da� nur der Sieger, d.h. derjenige, der aus der Gewaltenkonkurrenz zwischen Staaten als der neue Gewaltmonopolist hervorgeht, Recht setzt, Recht also im Prinzip nichts anderes ist, als die juristische Form eines Siegerinteresses. Und zweitens kann man lernen, da� sich die Ma�st�be und die neue G�ltigkeit der vom Sieger vorstellten post-festum-Moral auch nur diesem Recht verdanken, folglich Moral nichts anderes ist als die ideelle Verwandlung des sehr irdischen Interesses des Staates, der sich mit seiner Gewalt durchsetzt, in h�here Werte (4). In der WMA steht der Zusammenhang von erfolgreicher Gewalt, politischem Interesse des Siegers und Recht also auf dem Kopf. In ihrem Kriegsrechtsidealismus behaupten sie glatt, da� sich das Interesse der kriegf�hrenden Gewalten im Prinzip unter das V�lkerrecht beugen w�rden. Nur von diesem Standpunkt aus macht die Anklage auf Kriegsverbrechen �berhaupt Sinn: Hitler, wird von den Ausstellern behauptet, hat sich nicht an die Spielregeln gehalten. So hat denn schlie�lich f�r sie auch nur system�bergreifendes Recht mit dem Sieg recht bekommen. Das Gute hat �ber das B�se triumphiert!
"Verbrechen" im Krieg und "Kriegsverbrecher" entdeckt der Kriegsbetrachter Reemtsma z.B. immer, wenn er sich die Brille des "Haager Landkriegsabkommens" von 1907 aufsetzt - und zwar verkehrt herum. Er wird dann nicht m�de, den Ostfeldzug an dem "Haager Abkommen" zu blamieren. Er scheint die �� der Haager Landkriegsordnung tats�chlich f�r Regeln zu halten, nach denen eigentlich Kriege organisiert werden m��ten, damit sie "normal", also ohne "Verbrechen" ablaufen. Er mu� den Krieg f�r eine Art Fu�ballspiel halten, in dem ein Oberschiedsrichter, ausger�stet mit einer Pfeife �ber die Regeleinhaltung wacht und bei Regelversto� ein Truppenteil mit der roten Karte des Schlachtfeldes verweist. Dieser Zynismus ist nicht auf meinem Mist gewachsen, sondern ist der Zynismus dieses Urteils �bers Kriegsrecht. Wo Staaten mit ihrem Milit�r �bereinander herfallen, wo sie ihren Gegensatz nur noch gewaltsam austragen, wo also von der Logik der Sache her sich die Staaten gerade ihr jeweiliges Gewaltmonopol, also die Grundlage ihres Rechts milit�risch wechselseitig bestreiten, da ausgerechnet soll der Verweis auf einen V�lkerrechtsparagraphen den Kriegf�hrenden gebieten k�nnen, auf ihren milit�rischen Vorteil zu verzichten? Da sich im Krieg die Inhaber der politischen Hoheit selbst hochger�stet gegen�berstehen, gelten auch Verabredungen zwischen ihnen auch nur soweit, wie es ihrem mit Gewalt ausgestatteten Interesse entspricht. Wenn die Gr�nde, sich an die �� des Haager Kriegsrechts zu halten, entfallen, dann f�hlt sich eine Krieg f�hrende Partei durch nichts gebunden, weder durch ein multilaterales Vertragsrecht und schon gar nicht durch eine Moral - zumal dahinter ohnehin keine sanktionsf�hige Gewalt steht. Es gibt eben in einer Welt, die durch die Konkurrenz von Nationalstaaten bestimmt ist, weder im Frieden und schon gar nicht im Krieg einen supranationalen Gerichtshof, der �ber die Machtmittel verf�gt, jeden Staat bei V�lkerrechtsabweichung rechtsg�ltig zu verknacken. F�r Nationalstaaten, die sich Gewaltmittel zulegen, um ihre Konkurrenz notfalls mit milit�rischen Mitteln erfolgreich auszutragen, ist ein supranationales Gericht n�mlich nichts als eine Bestreitung ihrer Anspr�che und ihrer Mittel. Und deswegen gibt es so etwas nicht - bzw. deswegen gibt es nur die allgemeine und sehr heuchlerische Klage von Staatsm�nnern, da� die internationalen Einrichtungen zur �berwachung des V�lkerrechts so unwirksam sind - eine Klage, die nat�rlich nur laut wird, wenn es um ihre Angelegenheiten geht. Da� �berhaupt so etwas wie das Haager Abkommen zustande gekommen ist, da� �berhaupt Staaten, die allesamt mit Kriegen kalkulieren, die Paragraphen unterzeichnet haben, - eine ehrenwerte Mannschaft an Unterzeichnern ist da zusammengekommen !!! - , hat seine Ratio allein darin, da� sie ihre Kriege als Nationalstaaten f�hren, die wechselseitig anerkennen, da� es bei ihnen Abteilungen von Land und Leuten gibt, die nicht als Kriegsmittel vorgesehen sind. Eingeschlossen ist darin die Kalkulation, da� Kriegsverw�stungen die Benutzung von Land und Leuten im anschlie�enden Frieden nicht v�llig verunm�glichen sollen. Immerhin f�hren die Parteien den Krieg ja nur deswegen, weil sie sp�ter als Sieger aus dem Eroberten politischen, territorialen, geostrategischen oder �konomischen anderen Gewinn ziehen wollen. Nur aus diesem Grunde verabreden sie, "sinnlose Zerst�rungen" und "sinnlose Massent�tungen" von "unschuldigen Zivilisten" zu vermeiden. Sie versprechen sich in Hand, wechselseitig nur jene Verw�stungen anzurichten, die sie f�r kriegsnotwendig halten. Eine h�bsche Verabredung! (5)
Man darf sich angesichts dieses Kriegsrechtsidealismus also nicht wundern, da� noch jede offizielle Belobigung der Ausstellung in die Feststellung m�ndet, da� so etwas heute nicht mehr passieren kann, da die Bundesrepublik aus all dem die richtigen Konsequenzen gezogen und eine Bundeswehr aufgebaut hat, die allein f�r "Friedenspolitik im Geiste demokratischer Werte da ist" (Jakobsen). Dieses und jedes andere unersch�tterliche Lob deutscher Politik, das anl��lich ihrer Ausstellung verk�ndet wird, haben sich die Aussteller selbst eingebrockt: Wer den faschistischen Ostfeldzug an heute g�ltiger Moral als "verbrecherisch" blamiert, der kriegt daf�r die Quittung. Die besteht darin, da� die Ausstellung geradezu als Beleg daf�r hergenommen wird, da� solche "Verbrechen" nie mehr m�glich sein werden, weswegen es auch die herrschende Demokratie mit allen Mitteln zu verteidigen gilt. Das m�gen die Aussteller vielleicht so nicht gewollt haben. Aber genau das haben sie selbst ins Leben gerufen.
2.2. Da� der Krieg ein Vernichtungskrieg war ist zwar der Sache nach ein richtiges Urteil, bei ihnen aber ganz falsch begr�ndet:
Der Ostfeldzug war, sagt der Katalog, ein "Vernichtungsfeldzug", weil die Wehrmacht an den genannten "Verbrechen" beteiligt war. Es begr�ndet sich dieses Urteil also weder aus den politischen Zwecken des faschistischen Krieges, noch aus dem, was Krieg als Mittel von Au�enpolitik �berhaupt ist. Sie ergibt sich vielmehr allein aus den genannten, als besonders exzessiv beurteilten Vorkommnissen wie dem Erschie�en "unschuldiger Zivilisten", von Ostjuden, von angeblichen Partisanen usw.
* Es kommt damit in der WMA ein Urteil zur Anwendung, das die gesamte Nachkriegsdeutung des Faschismus durchzieht: Faschismus, das ist in erster Linie der Holocaust, dieses "rational nicht fa�bare Verbrechen" von Deutschen. Alles andere, besonders jene Abteilungen der faschistischen Gesellschaft und Politik, die sie mit allen nichtfaschistischen b�rgerlichen Gesellschaften, also auch mit der Demokratie im Prinzip teilt - Nationalstaatsprinzip mit Staatenkonkurrenz nach au�en und Herrschaftssicherung nach innen, kapitalistische Wirtschaftsverfassung, b�rgerlicher Familie, Rechtsstaatsprinzip etc., - finden f�r sich keine kritische Erw�hnung. So wird denn auch gar nicht der faschistische Krieg untersucht, der eben zu 95% aus den "normalen" Massenschl�chtereien zwischen regul�ren uniformierten Truppen bestand, sondern der "Holocaust" in ihm erstens aufgesp�rt und zweitens zum bestimmenden Charakteristikum des faschistischen Krieges erkl�rt: Der Befund "Vernichtungskrieg" speist sich folglich allein aus der Art und dem Umfang "nicht-normaler" Kriegshandlungen der faschistischen Kriegf�hrung.
Dabei kommt eine Verharmlosung von Krieg �berhaupt heraus: Krieg zwischen Staaten oder "V�lkern" ist seiner ganzen Natur nach n�mlich immer Vernichtungskrieg. Immer geht es im Krieg darum, da� ein Staat beschlie�t, mit seinem gesamten Gewaltapparat den zum Feind erkl�rten Konkurrenzstaat zur Kapitulation, also zur Preisgabe seiner Souver�nit�t �ber Land und Leute, zur Aufgabe seiner Eigenstaatlichkeit zu zwingen. Dies macht er, indem er Vernichtungen beim Gegner anrichtet: Er vernichtet das gegnerische Milit�r und er vernichtet das zivile Leben und zivile Einrichtungen, also Land und Leute, immer in dem Ma�e wie kalkuliert wird, auf diese Weise den feindlichen Staatswillen brechen zu k�nnen. Der andere h�lt immer entsprechend dagegen. Frieden ist, wenn ein Staat angesichts der in seinem Territorium und damit an seiner Kriegsf�higkeit hergestellten Verw�stungen zum Urteil kommt, da� er nicht mehr siegf�hig, manchmal auch: da� er nicht mehr kriegf�hig ist. Es sind eben nicht nur die besonders brutalen, in ihren Ausma�en neudimensierten und - scheinbar - jeder Kriegslogik widersprechenden Verw�stungen wie der Giftgaseinsatz im 1.Weltkrieg, der V�lkermord im 2. Weltkrieg, der Atomschlag in Hiroshima und die us-amerikanische Strategie der verbrannten Erde in Vietnam - von der geplanten Vernichtungsstrategie der Nato f�r einen 3.Weltkrieg ganz zu schweigen -, die den Namen "Vernichtung" verdienen. Jeder abgefeuerte Schu� hat keinen anderen Zweck, als mittels der Vernichtung eines Menschenlebens oder mittels der Zerst�rung einer Ger�tschaft einen politischen Willen, einen Staatswillen zur Aufgabe zu zwingen. Es ist also theoretisch falsch und politisch eine Verharmlosung aller imperialistischen Kriege, dem faschistischen Ostfeldzug als dessen Besonderheit das Pr�dikat "Vernichtungsfeldzug" anzuheften.
* Die WMA verharmlost mit der Charakterisierung "Vernichtungskrieg" nicht nur jeden Krieg allgemein. Sie verfehlt obendrein die Besonderheit des faschistischen Krieges. Die liegt eben nicht in "Kriegsverbrechen", in der Abweichung der Kriegshandlungen nach Brutalit�t, B�sartigkeit und Umfang von "normalen" Metzeleien. Die liegen vielmehr in den besonderen Zielen des Programms f�r die faschistische Au�enpolitik. Der Faschismus hatte eben nicht nur Staaten den Krieg erkl�rt, sondern teilweise auch ihren V�lkern. Gerade mit dem Krieg gegen die Sowjetunion und andere Oststaaten verband Hitler das imperialistische Eroberungsziel der "Beschaffung neuen Lebensraums" mit dem Vernichtungsfeldzug gegen seinen Hauptfeind, gegen den "verjudeten Bolschewismus". Da sollte nicht nur eine Staatsmacht unterworfen, sondern zus�tzlich dessen Doktrin und seine Tr�ger ausgerottet werden. Da sollte nicht ein Volk eine neue Staatsb�rgerschaft und einen neuen, eben faschistischen Staatsherrn bekommen, dem es k�nftig zu Diensten sein sollte. Vielmehr war es Gegenstand einer Sortierung nach "Untermenschen" , Slawen und bolschewistischen Juden. Es sollte also in Teilen gleich mit ausgerottet oder versklavt werden. Denn der deutsche Faschismus sah im "Juden" den nat�rlichen Feind der arischen Rasse und im bolschewistischen Staat dessen politische Verk�rperung. Hitler hatte also seinen Feind nicht allein im Sowjetstaat ausgemacht, sondern in ganzen Teilen der Ostv�lker. Er f�hrt folglich einen doppelten Krieg: gegen die Rote Armee und gegen die j�dische Rasse. Erst mit der Vernichtung beider sah er den Weg frei f�r das Gelingen seines Projekts einer arischen Weltherrschaft.
Aufkl�rung �ber den Faschismus und seinen demokratischen Nachfolgestaat leistet die Ausstellung also nicht. Sie befestigt beim Dementieren von Wehrmachtslegenden so ziemlich alle Legenden deutscher Vergangenheitsbew�ltigung und liefert Material und Ideologie gerade zur unkritischen Einschw�rung auf den herrschenden Staat. Sie leistet einem theoretisch begr�ndeten Antifaschismus einen B�rendienst. Die Ausstellung ist nicht zu verteidigen, sondern insgesamt zu kritisieren.
Teil I - Teil III