Ein Auszug aus - kassiber 33 - November 97



Zur Kritik der Wehrmachtsausstellung

Konkurrenz um die passende Nationalmoral statt Aufkl�rung �ber Faschismus und Krieg (Teil III)

Teil I   -   Teil II
II. Die Debatte �ber die Ausstellung
1. Das konservative Lob

Es darf also nicht verwundern, da� diese Veranstaltung inzwischen fast durchg�ngig als recht bedenkenswertes bis ehrenwertes Unterfangen honoriert wird: Wenngleich die Kohls und Dreggers, die R�hes und Lambsdorffs l�ngst dar�ber hinweg sind, ihren Nationalismus immer nur als den negativen Nationalismus der Nachkriegszeit - als guter Deutscher gilt man, wenn man sich f�r die schlechten Deutschen von damals sch�mt - zu praktizieren, so halten sie es doch f�r inopportun, in aller �ffentlichkeit Front zu machen gegen ein Projekt, das diesen Sack-und-Asche-Nationalismus weiterhin kultivieren m�chte.

Irgendeinen praktischen politischen Schaden richtet er nicht an. Denn weder - so wissen die f�hrenden Politiker - h�ngt an der Botschaft der Ausstellung die politische Zielvorgabe f�r die Bundeswehr, noch besteht Gefahr, da� "die B�rger in Uniform" massenhaft auf die Idee kommen, sich die Frage nach dem Nutzen ihres Dienstes mit der Waffe vorzulegen. Immerhin wollen auch die Aussteller der Soldatenehre nicht an den Kragen, lancieren also keinen Angriff auf die Pflicht des modernen Soldaten, dieses "B�rgers in Uniform", auch dem neuen Staat bis zur Selbstpreisgabe zu dienen. Da die tats�chliche deutsche Politik also in keiner Weise von der Aufregung �ber die Ausstellung ber�hrt wird, sind die W�chter �ber den politischen Zeitgeist gro�z�gig und erlauben es kritischen deutschen Antifas, unter Berufung auf eine Nationalmoral, der l�ngst staatsmateriell der Boden entzogen worden ist, auf diese Weise ihren Frieden mit der neuen deutschen Gro�macht zu schlie�en. Es wird n�mlich den Deutschen heute noch nicht vorgeschrieben, auf welche Weise sie zu ihrem Ja zu Deutschland kommen. Von einer Ausnahme abgesehen - dem bekennenden Neofaschismus -, sind noch alle Varianten des B�rgernationalismus erlaubt. Die kritische Variante, die unter dem Motto "Wider das Vergessen" aus dem negativen Nationalismus ein moralisches Dauerprogramm macht, die zukunftsorientierte Variante der Gr�nen, die unter Verweis auf erfolgreiche Vergangenheitsbew�ltigung neue antifaschistische Titel f�r deutsche Gro�machtau�enpolitik kultiviert, die Variante des umstandslosen Stolzes darauf, da� "wir wieder wer sind" und auch die des entt�uschten Nationalismus von "Ossis" und deutschen Arbeitern, die es f�r eine Sache der politischen Ungerechtigkeit oder von F�hrungsschw�che halten, da� sie in der Nation nicht so vorkommen, wie sie es sich f�r sich w�nschen. So ist nat�rlich weiterhin jede Kampagne "Wider das Vergessen" erlaubt bis erw�nscht. Wenn sie nur jede schuldhafte Selbstbezichtigung mit dem n�tigen stolzen Selbstbewu�tsein auf die g�nzlich unverd�chtigen und h�chst wertvollen Leistungen des Nachkriegsstaates verbindet, wenn sie die Anklage der Vergangenheit mit dem Lob der Gegenwart und Selbstverpflichtung, sich f�r die Zukunft Deutschlands weiterhin zu erinnern, verbindet.


2. Die konservative Kritik

F�r die Gauweilers und Co ist trotz aller deutscht�melnden Vers�hnungsbereitschaft der Aussteller nicht zu tolerieren, da� die Wehrmacht zu einer Art kriminellen Vereinigung gemacht wird. Sie insistieren darauf, da� die Sack-und-Asche-Nationalmoral, die dem Kriegsverlierer aufgen�tigt worden war, zum heutigen Nachkriegsgewinner Deutschland ganz und gar nicht mehr pa�t. Sie gehen sogar noch einen Schritt weiter und erblicken in dieser Stellung zu Deutschland und damit in der WMA eine wirkliche Gefahr. "Zersetzung der Wehrkraft", "Zersetzung der Volksmoral" gehe von der Ausstellung aus und sei sogar ihre Absicht, weil Soldaten ein Gewissen gegen die soldatische Gehorsamspflicht eingeimpft wird, behaupten sie. Sie haben leider nicht recht.

* Die Inhalt der Kritik der "konservativen Kreise" an der WMA selbst steht nun in einem merkw�rdigen Mi�verh�ltnis zur Heftigkeit, mit der er ausgetragen wird. Er fa�t sich in dem Urteil zusammen, da� die Ausstellung ein Pauschalurteil �ber die Wehrmacht und �ber die deutschen Landser verbreitet: Zwar seien ,sagen die Gauweilers, in der Wehrmacht schon Verbrechen begangen worden, doch von Verbrechen der Wehrmacht k�nne keine Rede sein. Auf den ersten Blick schrumpft der Streitgegenstand damit auf eine reine Quantit�tsfrage zusammen. Er lautet: Wie viele Soldaten m�ssen sich an "Verbrechen" beteiligt haben, damit von "Verbrechen der Wehrmacht" geredet werden kann? Einige, viele, mehr als die H�lfte? Entscheidbar ist die Frage durch das Sammeln empirischer Beweise �ber den Umfang der Beteiligung von Wehrmachtsteilen an "Verbrechen" ohnehin nicht. Der Versuch der Aussteller, diesem Streit die Spitze zu nehmen und einen Kompromi� zu finden - dieses Anliegen ist f�r sich schon bemerkenswert - , scheitert denn auch kl�glich: Der Katalog beteuert: "Die Ausstellung will kein versp�tetes oder pauschales Urteil �ber eine ganze Generation ehemaliger Soldaten f�llen." (Katalog, 7). Nat�rlich seien "nicht alle" Soldaten beteiligt gewesen. Und Reemtsma stellt - rhetorisch? - die moralische Gegenfrage, warum man sich denn nicht in demokratischer Eintracht "gemeinsam zu der bitteren Einsicht" durchringen k�nne, da� es auf jeden Fall "zu viele" gewesen seien (FR 15.4.97). Doch das ist den rechten Kritikern zu wenig: Es m�gen zwar "viele" und - geschenkt - auch immer "zu viele" gewesen sein, die sich an den "Verbrechen" beteiligt haben, doch sei gerade damit das Eingest�ndnis erbracht, da� es "nicht alle" waren. Die Verteidiger der Wehrmacht haben in diesem Streit allemal die besseren Karten. Denn es lassen sich immer genug Soldaten oder Offiziere finden, die irgendwie dagegen waren.

* F�r die rechten Kritiker h�ngt aber an dem Streitgegenstand noch mehr: F�r sie steht die Ehre des deutschen Soldaten auf dem Spiel. Wer von einem "Vernichtungskrieg der Wehrmacht" spricht, der erkl�rt die Soldaten zu Verbrechern und beschmutze die Ehre aller Soldaten, wei� Gauweiler (CSU). Die Ausstellungsmacher w�rden damit einen "moralischen Vernichtungskrieg gegen das deutsche Volk" (Bayernkurier) f�hren, denn immerhin sei die ganze Bev�lkerung damals in den Krieg involviert gewesen. Solches aber liegt den Ausstellungsmachern selbst g�nzlich fern. An die Ehre wollen sie niemandem gehen, beteuern sie. Und so legen sie nach und unterbreiten ein theoretisches Angebot, wie sich unter guten deutschen Demokraten dieser Streit aufl�sen lie�e. Reemtsmas Angebot benutzt daf�r die Logik des Traditionserlasses der Bundeswehr (vgl. Jacobsen, Bremer Veranstaltungsverzeichnis S.8f) Die mu� er f�r so �berzeugend befunden haben, da� er sie sich zu eigen gemacht hat. Es ist die Logik der Trennung "der Institution" Wehrmacht von den "Menschen", den Wehrmachtsangeh�rigen. Die f�hrt zu folgendem Befund: Als Institution sei die Wehrmacht schon verbrecherisch gewesen. Immerhin war sie ein Teil des Dritten Reiches. Deswegen kann - so wu�ten schon Strau�, Leber, Apel und R�he - die Wehrmacht keine Tradition der Bundeswehr begr�nden. Aber (!) die Wehrmachtsangeh�rigen, die Menschen in ihr, die einfachen Soldaten und das Gros der Offiziere, h�tten nur ihre Pflicht getan, seien "verstrickt" gewesen in eine unselige Befehlshierarchie, h�tten vielfach nicht gewu�t, worum es ging, h�tten sich in Gewissenskonflikten verzehrt und sich deswegen auch zum Widerstand entschlossen. Das Fazit hei�t: Die Wehrmacht als Institution war eine einzige Verbrecherorganisation, was aber f�r diejenigen, aus denen diese Einrichtung bestand, gar nichts hei�t. Es bleibt damit folgender paradoxe Befund: Die Menschen k�nnen einfach nichts f�r die Zwecke und Handlungen jener Institution, die sie durch ihre Urteile, Befehle und Taten allererst zu einem funktionsf�higen Instrument der Faschisten machen- immer von Ausnahmen und dem Menschen an der Spitze abgesehen. Vorstellen soll man sich eine b�se Wehrmacht, die g�nzlich unabh�ngig vom politischen Willen der sie tragenden Personen funktioniert!

Mit dieser Trennungs-Logik wird das Verh�ltnis zwischen Wehrmacht und Soldat ganz generell verfehlt. Es funktioniert erstens �berhaupt keine Staatseinrichtung, ohne da� die Menschen, die sie betreiben, funktionieren. Hei�t die Einrichtung nun zweitens Wehrmacht, dann m�ssen die Leute nicht nur gut funktionieren, sondern dann m�ssen sie obendrein daran glauben, da� die Sache des Staates, f�r die sie t�ten und sterben, eine "gute Sache" ist. Ohne Nationalismus - auf allen Etagen der Hierarchie und in allen Wehrmachten der Welt - gehen Milit�r und Krieg nicht (6). Das gilt f�r faschistische Kriege ebenso wie f�r solche, die von demokratischen Staaten angezettelt werden. Und der Hinweis auf die Wehrpflicht, mit dem sich heute Landser zu Krypto-Widerst�ndlern machen, taugt erst recht nicht als Einwand. Er lebt von der geradezu albernen Vorstellung, da� alles, was in der Gesellschaft den Menschen zur Pflicht gemacht wird - vom Bezahlen mit Geld, dem Anmelden beim Einwohnermeldeamt oder dem Erwerb eines F�hrerscheins -, immer erst gegen ihren geschlossen und heftigtsten Widerstand mit Polizeigewalt durchgesetzt werden mu�! Als ob es nicht die gel�ufigste �bung eines Staatsb�rgers ist, sich die Pflichten in Notwendigkeiten, die Notwendigkeiten in Chancen zu �bersetzen und die Chancen zu Instrumenten des privaten Interesses zu verkl�ren.

* Es k�rzt sich mit dieser Kritik der Trennung von Institution und Mensch auch die Berufung auf soldatische Tugenden wie Gehorsam und Pflichtbewu�tsein heraus, die angeblich nichts mit einem Wissen um die und mit einer Zustimmung zu den Zielen des faschistischen Krieges zu schaffen haben sollen. Niemand tut "nur seine Pflicht" - wie es hei�t, wenn mit dem Verweis auf das Pflichtbewu�tsein die Erledigung unangenehmer Pflichten entschuldigt werden soll. Wer "seine Pflicht" tut, der wei�, wem er gehorsam ist, welche Absichten der Befehlshaber verfolgt und was die Ausf�hrung der Befehle f�r ihn und den "Feind" bedeutet. Inhaltsleeres Pflichtbewu�tsein, d.h. ein Bewu�tsein von einer Pflicht ohne Kenntnis ihres bestimmten politischen Inhalts, gibt es nicht. Das verr�t das Lob dieser soldatischen Tugend im �brigen selbst. Denn da� die Pflicht allemal darin besteht, f�r das Vaterland den Kopf hinzuhalten, wird hochgehalten, wenn Soldaten beteuern, von dessen besonderen faschistischen Zielen nichts gewu�t oder sie nicht geteilt zu haben. (7)

Die inhaltslose Pflichterf�llung von deutschen Wehrmachtsangeh�rigen ist also nichts als eine Kreation der Nachkriegsssauberm�nner, der Persilschein f�r Deutsche, die bekanntlich erst die "Wiedervereinigung mit den Volksdeutschen" (Sudetenland) wollten, sich dann einleuchten lie�en, da� f�r das deutsche "Volk der Raum" zu eng wird und �berdies mit der Eroberung von neuem Lebensraum der Hauptfeind der arischen Rasse - der verjudete Bolschewismus - endg�ltig besiegt werden kann. Ausgerechnet der zur Tugend hochgejubelte Gehorsam und das Pflichtbewu�tsein gegen�ber dem Staat, egal welches politische System er favorisiert, ausgerechnet dieses Ideal der vollst�ndigen Identit�t von eigenem Willen und Knechtsgesinnung soll nicht gegen, sondern f�r die Knechte sprechen, soll f�r soldatische Tugend stehen und ihnen damit zur Ehre gereichen. Nicht nur, da� damit der Soldatenstand �berhaupt in den Rang der tugendhaften Berufe erhoben worden ist, dar�ber hinaus wird Klartext �ber Tugendhaftigkeit geredet: als Tugend gilt der bedingungslose, also jeden eigenen Willen ausschaltende Gehorsam: Je tot f�r Staat, desto Ehre!!!

Es stellt sich nun schon die Frage, warum es eigentlich den rechten Kritikern nicht reicht, die Unverd�chtigkeit nationaler Anliegen durch die 100%-ige moralische Absetzung von faschistischer Wehr und ihren Kriegsverbrechen zu bekennen und der Bundeswehr damit den von jedem Verdacht gereinigten Neuanfang bescheinigen zu lassen? Warum laufen sie so Sturm gegen das Urteil von "den Verbrechen der Wehrmacht"? Warum legen sie ,und heute zumal, so gesteigerten Wert auf die Berufung auf eine ungebrochene Kontinuit�t zwischen Reichswehr, Wehrmacht und Bundeswehr. Die Antwort ist einfach: Weil sie in der Bundeswehr tats�chlich keinen Neuanfang sehen. Weil sie bis heute nicht einsehen, da� sich die Bundeswehr, kontrafaktisch, also mit antimilitaristischen Ideologien garniert wie ein Sanit�ter-Corps dargestellt werden soll. Die rechten Ausstellungskritiker sehen in der deutschen Wehrmacht von Kaisers bis zu R�hes Zeiten keineswegs eine leidige politische Notwendigkeit, sondern den Inbegriff staatlicher Gr��e, nationaler Souver�nit�t und au�enpolitischer Rechte. Die Wehrmacht war und ist f�r sie der Inbegriff der Kontinuit�t deutscher Geschichte und insofern sakrosankter Berufungstitel auch f�r aktuelle Au�enpolitik. Sie haben sich nie in die Auflagen der Siegerm�chte geschickt, nicht in die moralischen und schon gar nicht in die politischen. Damit pflegen sie nicht etwa einen abseitigen Traditionalismus, sondern insistieren unverbl�mt auf neuerdings sehr aktuell gewordenen "historischen Rechten", die Hitler f�r sie mit seinem, in eine Niederlage f�hrenden "Mi�brauch" des Milit�rs nicht erreicht hat. Deswegen spricht ihnen auch ein Kinkel aus dem Munde, wenn er als Au�enminister nicht nur verk�ndet, da� "es heute etwas zu vollbringen gilt, worin wir (Deutschen) zuvor zweimal gescheitert sind!" (FAZ, 19.3.93) Diese Traditionalisten geh�ren folglich gar nicht in die Reihe der Ewiggestrigen. Sie stehen voll und ganz auf der Linie offizieller nationaler Ostpolitik. Ihrem uralten, fr�her verp�nten (Sudeten-) Revanchismus wird bekanntlich heute ganz offiziell Recht gegeben - denn Deutschland gilt wieder etwas auf der Welt. Ins rechtsradikale politische Abseits geraten sie folglich gar nicht - und dies auch nur kurzzeitig - wegen der Sache, die sie vertreten, sondern allein wegen der Form, in der sie se vortragen Sie sollen sich gef�lligst mit ihrem undiplomatischen Klartext noch etwas zur�ckhalten, werden sie aus dem Kanzlerbungalow ma�voll gescholten.

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So gesehen ist der Streit zwischen Ausstellern und ihren rechten Gegnern schon eine ziemlich komische Angelegenheit: Die Antifas aus Hamburg halten den geistigen �berbau der Nation f�r die Mitte deutscher Politik und entnehmen den von ihnen selbst dort untergebrachten Ideologien den Beweis, da� man heute wieder getrost f�r Deutschland sein kann. Die Gauweilers und Co. entdecken umgekehrt gerade in diesem Nationalismus nicht das verschrobene linksidealistische Bekenntnis zu Deutschland, sondern halten ihn f�r eine echte Gefahr, weil er von einem Bild von Deutschland lebt, das ganz ohne Bekenntnis zu nationaler Gr��e Deutschlands auskommt. F�r sie grenzt das schon fast an Vaterlandsverrat. So kann es kommen, da� gegenw�rtig ein Streit zwischen zwei bis drei Nationalismen, zwischen mehreren Touren, sich zu Deutschland zu bekennen, die Gem�ter erhitzt.

Freerk Huisken


Anmerkung:
(1) Der Text ist ein vom Autor �berarbeiteter Mitschnitt eines Vortrags.
(2) Damit ist folgendes gemeint: Dadurch, da� die Wehrmacht als vom Verbrecher Hitler mi�brauchtes Instrument vorgestellt wird, die Selbstbezichtigung sich also nur darauf bezieht, da� deutsche Offiziere diesen Mi�brauch zugelassen haben, sind sie selbst aus dem Schneider, da auf diese Weise ihnen g�nzlich un- bzw. antifaschistische Anliegen unterstellt werden.
(3) Vgl. dazu die Annektierung der DDR und die juristische Aufarbeitung des "Unrechtsregimes".
(4) Au�erdem - auch das mu� mal gesagt werden - ist jede Justiz im Prinzip immer Siegerjustiz. Es ist im modernen Nationalstaat immer so, da� seine Rechtsnormen erst dann fl�chendeckende G�ltigkeit besitzen, wenn der Staat sein Gewaltmonopol durchgesetzt hat. Erst wenn sie alle anderen Kr�fte entmachtet haben, k�nnen Machthaber ihr Interesse als ihr Recht formulieren und ihren politischen Anliegen den Charakter von etwas Unumst��lichen, Hochanst�ndigen geben.
(5) Und nichts anderes haben im �brigen auch die Faschisten gemacht. F�r deren V�lkerrechtler w�re es (oder war es?) ein Leichtes gewesen, die Einhaltung der Haager Landkriegsordnung nachzuweisen. Sie haben nie "unschuldige Zivilisten" (Art.2, HLO) umgebracht, sondern allenfalls solche Bev�lkerungsteile, die - aktiv oder passiv - Widerstand geleistet haben. (vgl. Erster Abschnitt der HLO, Art.2 K�mpfende Bev�lkerung, S.599) Und nie haben sie "unverh�ltnism��ige Mittel" eingesetzt, zumal sich nach den Grunds�tzen des internationalen Kriegsrechts die "Verh�ltnism��igkeit der Mittel" immer am "Grundsatz der Gegenseitigkeit" orientiert, demzufolge bekanntlich immer die andere Seite "angefangen hat".
(6) Die Vorstellung eines vollst�ndig erzwungenen Milit�reinsatzes ist schon insofern albern, als sie mehr Kr�fte f�r die Aufrechterhaltung der "Disziplin der Truppe" als f�r den Einsatz gegen den Feind unterstellt.
(7) Und selbst wenn sich der eine oder andere Soldat seinen Dienst f�r die Nation damals etwas anders vorgestellt haben sollte als er dann ausfiel, so bedeutet doch seine Berufung aufs Pflichtbewu�tsein, da� er sich mit den milit�rischen Zielen der Faschisten immerhin arrangieren konnte. Einen Bruch mit der soldatischen Tugend des Gehorsams haben ihm diese Ziele offenkundig nicht abverlangt. Wo in der so h�ufig zitierten Gewissensentscheidung zwischen der soldatischen Verpflichtung auf das Wohl des Vaterlandes und der Kritik am Gr��enwahn des F�hrer letztlich die Pflicht den Zuschlag bekommen hat, da mu� die Pflichtverletzung allemal als das gr��ere und der Befolgung der Befehle des Gr�faz als das kleinere �bel eingeordnet worden sein.

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