Wir fühlen, dass selbst, wenn alle möglichen wissenschaftlichen Fragen beantwortet sind, unsere Lebensprobleme noch gar nicht berührt sind.

--Ludwig Wittgenstein

Oder: Soll man sich beim Schreiben eines Aufsatzes an vorgegebene Themen halten?

Nein. Als Begründung zu dieser Antwort werden im folgenden Text einige Argumente aufgelistet, welche möglicherweise verwendet werden könnten, um einen Schüler davon zu überzeugen, wieso er sich an vorgegebene Themen halten sollte. Nach jeder Nennung eines derartigen Arguments wird der Verfasser versuchen, dieses zu widerlegen.

Ein vorgegebenes Thema hilft dem Schüler, weil er nicht noch Zeit aufzuwenden braucht, um ein Thema zu finden.

Die so aufgesparte Zeit wird jedoch oft wieder ausgeglichen, weil der Schüler sich zuerst noch überlegen muss, was er zu einem ihm höchst wahrscheinlich bizarr erscheinenden Thema schreiben soll. Ausserdem besteht die Gefahr, die Kreativität eines Schülers durch wiederholtes Vorgeben eines Themas zu vernichten und ihn so in eine Unfähigkeit zu versetzen, von sich selbst aus ein Thema zu finden wenn es einmal gefordert sein sollte.

Vorgegebene Themen erleichtern der Lehrperson die Korrektur der Aufsätze.

Eine Erleichterung ist zwar nicht abzustreiten, aber die Wahrscheinlichkeit ist höher, dass einige Argumente immer und immer wiederkommen, was durch ständige Manipulationsversuche der Umwelt verursacht werden kann. Ständig wiederkehrende Argumente zu lesen, kann dazu führen, jegliche Freude der Lehrperson an der Korrektur von Aufsätzen im Ansatz erlöschen zu lassen.

Vorgegebene Themen helfen der Lehrperson, den Willen des Schülers zu brechen und ihn so gefügiger zu machen, was ihn ausserdem auch für den freien Arbeitsmarkt vorbereitet.
Eine Gesellschaft, in der der freie Wille des Einzelnen gebrochen ist und jeder auf jeden Befehl von oben hört, ist ein ideales Umfeld, um einigen Wenigen Macht über eine Mehrheit zukommen zu lassen. Und ausserdem wird auch durch das Brechen des freien Willens, die Kreativität eines Menschen gehemmt.

Schüler, die sich an vorgegebene Themen halten, verleihen der Lehrperson ein Gefühl von Macht.

Macht zu erhalten, bringt ein Gefühl von Angst mit sich, die erhaltene Macht wieder zu verlieren und fördert somit Paranoia.

Vorgegebene Themen ermöglichen es, verschiedene Meinungen zum selben Thema zu vergleichen.

Dieser Punkt kann nicht widerlegt werden, jedoch muss gesagt werden, dass es meistens so ist, dass die Schüler bloss ihren Aufsatz schreiben, auf ihre Note warten und sich dann nicht im geringsten um das Vergleichen von Meinungen kümmern. Um diesen Punkt zu optimieren müssten also die geschriebenen Aufsätze nach erfolgter Korrektur von Mitschülern auch durchgelesen werden, um sie dann in der Klasse zu diskutieren. Ohne diese Auseinandersetzung in der Schulstunde, gilt dieses Argument nur für den Lehrer (und einigen wenigen Schülern, die sich noch die Zeit nehmen, ein oder zwei andere Aufsätze zu lesen. Wobei sich dieses Lesen von anderen Aufsätzen meist auf jene des Nachbarn beschränkt), bietet aber den meisten Schülern keinen Vorteil.

Ich hoffe aufgezeigt zu haben, dass sich einige Vorteile daraus ergeben würden, den Schüler sein Thema selbst wählen zu lassen, wobei ich damit nicht meine, drei Themen vorzugeben, von denen der Schüler dann eines 'frei' wählen kann. Oder zumindest hoffe ich, einige Ideen zur Optimierung der bestehenden Themenvorgabe gegeben zu haben.

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