Human Interface
(Ein Computer, der keiner mehr ist) 1991
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Was ich mir so denke
Wenn ich "PC" höre, denke ich an einen großen Kasten auf dem Tisch. Dieser Kasten ist ein Schlachtfeld des technischen Fortschritts; noch schneller, noch größere Speicher, noch höhere Auflösung, noch geilere Technologien ... noch heftigerer Kampf gegen das Altern, gegen den ideellen Verfall.
Wenn ich "Laptop" höre, denke ich an etwas, das immer kleiner wird, und schaue voller Verachtung auf meine grobschlächtigen, fetten Finger.
Wenn ich als Beispiel für jemand der keine Ahnung von Computern hat, "Tastatur" sehe, fragt es in mir nach dem Sinn, hinter all diesen kryptischen Zeichen. Ein Faustkeil von einer Benutzeroberfläche.
Wenn ich "Massenspeicher" höre, denke ich an riesige Bibliotheken, Wissen sedimentiert im Regallabyrinth. Wenn derartiges existiert, warum dann noch ein Silo in jedem Rechner - ist das nicht schon eine Art Besitzneurose ? Der PC als
datenholender Laufbursche zum Massenspeicher im lokalen Netzwerk.
Wenn ich Computer denke, träume ich "ergonomische Software", die Routinen unsichtbar macht. Wenn ich eine Skizze generieren will, dann soll das genau so einfach und schnell gehen wie : Blatt Papier; Bleistift; Krikel krakel ... schon fertig.
Was ich mir so vorstelle
Mein Rechner ist ein Bildschirm etwa A4 in einer flachen Scheibe von 1-2 cm Dicke und ein Lightpen. Außerdem hat er einen Anschluß zur Energieversorgung und ein optical link.
Keine Tastatur, kein Laufwerk, keine Festplatte. Dann schon lieber Mikro und Videosensor. Natürlich habe ich stets einen optical link zum nächsten lokalem Netzwerk Server in meiner Reichweite. Das kennen wir ja bereits vom Telefonnetz.
Mein Human Interface ist völlig resistent gegen jeden ideellen Verschleiß. Ein auf meine Sensoren zugeschnittenes Werkzeug, vergleichbar dem Hammer, der zeitlos passend meiner Hand angemessen ist. Zudem hat er keine mechanischen Teile mehr - sonnige Zeiten für die Reklamationsabteilungen.
Die wichtigsten Features sind die Erkennung von Handschrift, Sprache und Bild als Serienausstattung, da liegt es nahe, den Gedanken hinüber zur artifiziellen Intelligenz zu lenken.
Ich stelle mir einen AI Computer so vor: Eine tote Maschine. Wie das menschliche Gehirn ist auch sie nicht explizit programmierbar. Sie lernt aus sensorischen Inputs, aus Differenten, aus "Fehlern". Da Maschinen selbst keine Fehler "wahrnehmen", könnten sie vielleicht aus den Fehlern ihres Users lernen.
Das "Human Interface" als "Kind" des Users. Die AI das Produkt der Erziehung?
Das sehe dann so aus
Die geeignete Umgebung für die Einführung eines solchen Computers ist die Schule. Es liegt nahe, den User und sein Human Interface etwa zur Einschulung miteinander bekannt zu machen (persönliche Codes, Fingerprints, Voicecodes etc.). Beide lernen gemeinsam, wie man etwas generiert, es später wiederfindet und, falls nötig, auch wieder vergißt bzw. löscht.
Jedes Kind hat sein Human Interface. (Dann gibt es keine Hefte mehr, keine Füller, keine Schulranzen voller Lehrbücher.)
In diesem kybernetischen System würden komplexe kognitive Routinen ("Hausaufgaben") an die Netzwerk-Umgebung delegiert. Die Schule lehrt nicht mehr den Konsum von konserviertem Wissen in der Sprache der Lehrer. Sie befähigt zur umfassenden Nutzung der "Computer - Intelligenz", dem know how der Routinen-Vermeidung, sie öffnet den Raum zur selbständigen Suche in den Bergwerken des bis heute gesammelten Wissens.
Ich frage mich, mit welchen Fähigkeiten werden die Schüler begabt sein, die in einer Umgebung wie dieser lernen und aufwachsen.
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