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3. München

 

 

 

3.1 Einleitung München

Wie der Name bereits vermuten lässt, beginnt die Geschichte Münchens mit Mönchen. "Zu den Mönchen" hieß eine eher unbedeutende Siedlung südlich von Freising, die ihre erste urkundliche Erwähnung einem Verbrechen verdankt.

Herzog Heinrich der Löwe hatte 1158 die Isarbrücke des Bischofs von Freising niederbrennen und die wichtige Salzstraße über seine eigene Brücke, die er weiter südlich bauen ließ, umleiten lassen. Der Tag, an dem diese Tat vom Kaiser Friedrich Barbarossa sanktioniert worden war - der 14.6.1158 - gilt als offizieller Gründungstag der Stadt München.

Heute ist München mit seinen 1'315‘254 Einwohnern (davon 267'550 Ausländer) und einer Gesamtfläche von 310.46 km2 vor allem ein bedeutendes Wirtschafts- und Industriezentrum Deutschlands. Durch die Entwicklung zur High-Tech-Stadt, zur Pressestadt und zur Messestadt hat die sprichwörtliche Gemütlichkeit mitunter gelitten. Nichtsdestotrotz ist München auch heute noch eine der grünsten Städte Deutschlands. Der weltberühmte Englische Garten, das Olympiagelände, der Hofgarten und die Isarauen bieten auch heute noch den Ruhesuchenden grüne Oasen zur Erholung.

Mit Ausnahme von Berlin gibt es keine Stadt in Deutschland, die ihr kulturelles Angebot mit dem Münchens messen kann. Nicht nur das Gasteig Kulturzentrum mit der Philharmonie, die, die staatliche Gemäldesammlung im Haus der Kunst, das Lenbachhaus, der Herkulessaal, das Schauspielhaus und natürlich die Oper sind hier zu nennen, sondern auch die zahlreichen Hallen und Diskotheken, die sich der Jugendkultur annehmen. Ebensowenig wie die Drei Tenöre, wird kein Topact der Rockszene seine Tour an München vorbeiführen.

Das ist unter anderem ein Grund, warum München eine der beliebtesten Universitätsstädte in Deutschland ist. Der Zustrom der Studenten aus dem ganzen Bundesgebiet machte die Ludwigs-Maximilians-Universität zur größten Uni Deutschlands. ("Tourismus-Information",http://www.muenchen-tourist.de/deutsch/stadtinformationen/muenchen-stadtinformationen-einleitung.htm, 10.01.2001)

Die Studenten von heute wiederum werden dafür sorgen, daß die Wirtschaft in und um München auch in Zukunft hochqualifizierte Mitarbeiter vorfinden wird. Münchens wichtige Funktion als Technologie- und Wirtschaftsstandort wird darüber hinaus durch die in Bau befindliche Neue Messe unterstrichen. Projekte sorgen andererseits dafür, daß München auch kulturell in die Zukunft leuchtet. (Interview mit Herr Deeg)

 


3.2 Probleme der Abfallentsorgung

Eines der grössten Probleme der Stadt München ist der überproportionale Rückgang an noch zu behandelndem Abfall, der zu einer geringen Auslastung der Entsorgungsanlagen führt. Dieser Rückgang lässt sich folgendermassen erklären:

  • Die Stadt München verfügt über hohe abfallwirtschaftliche Standards und betreibt Pionierarbeit in den Bereichen Vermeidung und Wiederverwertung. Diese zwei Faktoren führen unweigerlich zu einer signifikanten Erhöhung der abfallwirtschaftlichen Kosten. ("Abfallwirtschaftskonzept der Stadt München", Amt für Abfallwirtschaft, S. 14)
  • Die öffentliche Entsorgungskörperschaft steht heutzutage in immer grösserer Konkurrenz zu anderen Abfallentsorgern (z.B. Behörden, Institutionen, Privatwirtschaft). Diese Konkurrenzierung hat massiven Einfluss auf die Qualität der Entsorgung, die Organisation sowie die Kostenstruktur der Abfallwirtschaft im Raum München. ("Abfallwirtschaftskonzept der Stadt München", Amt für Abfallwirtschaft, S. 14)
  • Des weiteren bestehen derzeit grosse Unsicherheiten bezüglich der Auslegung und Entwicklung der rechtlichen Rahmenbedingungen (Kreislaufwirtschaftsgesetz, Technische Anleitung Siedlungsabfall), was den entsorgungspflichteigenen Körperschaften den Ausblick und die Planung in die Zukunft auch nicht vereinfacht. ("Abfallwirtschaftskonzept der Stadt München", Amt für Abfallwirtschaft, S. 14)
Dazu kommt, dass mit dem Drei-Tonnen-System der Restmüllberg von 1'200'000 Tonnen im Jahre 1989 auf rund 491'000 Tonnen im Jahre 1999 abgenommen hat. Dies bedeutet eine Abnahme von 60 Prozent. Im gleichen Zeitraum stieg die Menge der verwerteten Wertstoffe (Wiederverwendbarer Abfallstoff, "Die Münchner Wertstoffhöfe", Amt für Abfallwirtschaft, S. 3) von 150'000 Tonnen auf 400'000 Tonnen an. Zur Sicherung der Müllgebühren wird dem Heizkraftwerk München Nord zur Auslastung rund 75'000 Tonnen Abfall von auswärts zugeführt. ("Jahresbericht 1999", Amt für Abfallwirtschaft, S. 3)

 


3.3 Grundstrategie

Nach dem Gesetz (Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetzes "KrW-/AbfG") sind Abfälle in allererste Linie zu vermeiden, in zweiter Linie stofflich oder energetisch (Verbrennung unter bestimmten Bedingungen) zu verwerten. Abfälle und Stoffe, die nicht verwertet werden können, sind so zu entsorgen, dass das Wohl der Menschen, der Tiere und der Umwelt nicht beeinträchtigt werden.

  • Abfallvermeidung
  • Abfallverwertung
  • Abfallbehandlung
  • Abfallablagerung
Diese zugrundegelegte Rangfolge besteht im Abfallkonzept von München seit 1988, mittlerweile kommt sie in ganz Deutschland zum Zuge. Weitere übergeordnete Ziele der Stadt München im Bereich der Abfallwirtschaft lassen sich folgendermassen beschreiben: ("Abfallwirtschaftskonzept der Stadt München", Amt für Abfallwirtschaft, S. 15)

Ökologische Ziele

  • Hohe Umweltstandards der Entsorungsanlagen
  • Bei Auswahl von Verwertungs- und Behandlungsverfahren sowie bei Produktempfehlung müssen die Energie- und Ressourcenverbräuche, die Klimarelevanz und die sonstigen Schadstoffemissionen in die Entscheidungsfindung einbezogen werden.
  • Minimierung der Transportwege durch regionale Ausrichtung der kommunalen Abfallwirtschaft
  • Abfallbeseitigung darf das Wohlergehen der Menschen, Tiere und der Umwelt nicht beeinträchtigen ("Abfallwirtschaftskonzept der Stadt München", Amt für Abfallwirtschaft, S. 16)
Wirtschaftliche Ziele
  • Bei Erbringung von abfallwirtschaftlichen Leistungen die allgemeinen Grundsätze der Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit einhalten
  • Geringe Gebühren und Gebührenstabilität
  • Abfallwirtschaft muss sich dem Markt ausrichten (dienstleitungs- und kundenorientiert) ("Abfallwirtschaftskonzept der Stadt München", Amt für Abfallwirtschaft, S. 16)
Gesellschaftliche Ziele
  • Akzeptanz und Zustimmung der Bevölkerung zur Abfallwirtschaftspolitik
  • Bei abfallwirtschaftlichen Entscheidungen die Bürgerfreundlichkeit beachten
  • Unangenehme Begleiterscheinungen und Lasten der Abfallwirtschaft müssen minimiert, sozialverträglich und gerecht verteilt werden. ("Abfallwirtschaftskonzept der Stadt München", Amt für Abfallwirtschaft, S. 16)
Abfallpolitische Ziele
  • Sicherung hoher und zeitgemässer abfallwirtschaftlicher Standards
  • Selbstverwaltungsrecht der Behörden im Bereich der Abfallpolitik
  • Kooperation der öffentlichen und privaten Entsorgungswirtschaft
  • Stärkere Pflicht der Produktverantwortung durch die Hersteller ("Abfallwirtschaftskonzept der Stadt München", Amt für Abfallwirtschaft, S. 16)
 

3.4 Abfallmenge

Die grössten Posten der von der Münchner Bevölkerung und Unternehmen produzierten Abfälle können Sie aus folgender Übersicht entnehmen:

Haus- und Industriekehricht und Recyclingstoffe

368‘512 t Haus- und Industriekehricht (280 kg/Einw.)

144'388 t Recyclingstoffe aufgeteilt in

96'930 t Altpapier (73.70 kg/Einw.)

30‘971 t Altglas (23.50 kg/Einw.)

15'817 t Altmetall (12.00 kg/Einw.)

118 t Weissblech/Aluminium (0.08 kg/Einw.)

552 t Sonderabfälle (0.42 kg/Einw.)

("Jahresbericht 1999"; Amt für Abfallwirtschaft, S. 10-17)

Wenn man nur den Restmüll der Münchner Bevölkerung in Betracht zieht, so hat sich der Abfall aus der grauen Tonne im Jahre 1999 gegenüber dem Vergleichsjahr 1998 um rund 2.7 %, von 307'600 Tonnen auf 299‘223 Tonnen gesenkt. Die Menge an Restmüll hat sich somit von 237 Kilogramm auf 227 Kilogramm pro Einwohner reduziert. ("Jahresbericht 1999"; Amt für Abfallwirtschaft, S. 13) Der Biomüll erhöhte sich von 26'740 Tonnen im Jahre 1998 auf 33'366 Tonnen im Jahre 1999, was einem Anstieg von 25 % entspricht. Diese Erhöhung ist auf die Tatsache zurückzuführen, dass ganz München an das 3-Tonnen-System angeschlossen wurde. In der blauen Tonne, Altpapier, wurden 1999 rund 96‘930 Tonnen Abfall gewogen, dies entspricht einem Zuwachs von 4.6 % gegenüber dem Vorjahr. ("Jahresbericht 1999"; Amt für Abfallwirtschaft, S. 15)

 


3.5 Abfallabfuhr

Die Stadt München organisiert ihren Personal- und Fahrzeugeinsatz wirtschaftlich. Aus diesem Grund kümmert sich der Müllmann gleich um alle drei Tonnen. Die Papiertonne (blaue Tonne) und die Biotonne (braune Tonne) werden normalerweise alle 14 Tage geleert, ausser in der dicht bebauten Innenstadt wird sie wöchentlich abgeholt. Der Restmüll (grüne Tonne) wird gewöhnlich wöchentlich oder 14-täglich entfernt. (Prospekt "Das 3-Tonnen-System: Abfalltrennen leicht gemacht"; Amt für Abfallwirtschaft, S. 14) Deshalb setzt man in der Innenstadt ein Müllladeteam für den Restmüll und ein zweites für die Wertstoffe ein. Die ganzen Abfälle werden im gleichen Müllwagen transportiert, jedoch in unterschiedlichen Fuhren abgeholt und selbstverständlich völlig anders behandelt. Die Wertstofftonnen können auch mit einem Nachbarn genutzt werden, falls man zu wenig Platz oder zu wenig Abfall für eine der drei Tonnen hat. (Prospekt "Das 3-Tonnen-System: Abfalltrennen leicht gemacht"; Amt für Abfallwirtschaft, S. 9) Des weiteren können Garten- und Küchenabfälle selbst kompostiert werden. Die Stadt München fördert die private Kompostierung durch Beratungsangebote, Informationsmaterial und finanzielle Unterstützung von bis zu CHF 62.60 Zuschuss beim Kauf eines Komposters. (Prospekt "Das 3-Tonnen-System: Abfalltrennen leicht gemacht"; Amt für Abfallwirtschaft S. 10) Zudem stehen die Wertstoffhöfe, die Wertstoffinseln sowie die Problemmüllsammlung der richtigen Abfallbeseitigung zur Verfügung. (Prospekt "Das 3-Tonnen-System: Abfalltrennen leicht gemacht"; Amt für Abfallwirtschaft S.11)

 


3.6 Abfallsortierungsmöglichkeiten

Der Münchner Bevölkerung stehen verschiedene Abfallsortierungsmöglichkeiten zur Verfügung, je nach Anspruch, Abfallart sowie Abfallmenge:

3-Tonnen System

Der Abfall wird durch den Endverbraucher sortiert, je nach Abfall kommt die blaue Tonne (Papiertonne) für sauberes Papier und Pappe, die braune (Biotonne) für kompostierbare Küchen- und Gartenabfälle oder die graue (Restmülltonne) für nicht verwertbaren Müll zur Anwendung. Restmüll- und Wertstofftonnen bietet das Abfallamt München in verschieden Grössen an. Biotonnen dagegen werden nur mit einem Fassungsvermögen von 120 und 240 Litern angeboten, weil die gefüllten Tonnen sonst zu schwer für die Müllmänner wären. (Prospekt "Das 3-Tonnen-System: Abfalltrennen leicht gemacht"; Amt für Abfallwirtschaft, S. 8) Pro Jahr werden in der Stadt München rund 13'000'000 Leerungen vorgenommen. Mitte 1999 konnte die 1993 begonnene stadtweite Einführung des Münchner Drei-Tonnen-Systems abgeschlossen werden. ("Jahresbericht 1999"; Amt für Abfallwirtschaft, S. 31)

Wertstoffhöfe

Dies sind die Annahmestellen für Wertstoffe (Papier, Glas, Holz, Metall, Kunststoff, Textilien, Schuhe, Kabel und Kork), Sperrmüll, Problemabfälle (Abfall, der schon in kleinen Mengen für Menschen, Tiere oder die Umwelt schädlich ist und deswegen getrennt entsorgt werden muss), Elektronikschrott, Gartenabfälle, Asbest- und Mineralfaserabfälle und Bauschutt aus Münchner Haushalten. Es gibt aber maximale Mengenbegrenzungen für die folgenden Abfälle: (Prospekt "Die Münchner Wertstoffhöfe"; Amt für Abfallwirtschaft, ganzer Prospekt)
 
 

  • Gartenabfälle: 1 Kubikmeter
  • Fenster: 2 Stück
  • Türblatt, mit oder ohne Türstock: 1 Stück
  • Bauschutt: 0,1 Kubikmeter
  • Problemabfälle: 25 Kilogramm
  • Asbestzementprodukte: 2 Einzelteile, Kantenlänge 70 cm
  • Mineralfaserabfälle 70 Liter
(Prospekt "Die Münchner Wertstoffhöfe"; Amt für Abfallwirtschaft, S. 5)

Die Trödelhalle:

Viele Gegenstände, die zu den Wertstoffhöfen gebracht werden, sind gut erhalten und können weiter gebraucht werden. Die noch brauchbaren Sachen werden in der Trödelhalle gesammelt, wo sie nach Art und Zustand sortiert und anschliessend an soziale Einrichtungen abgegeben werden. (Prospekt "Die Münchner Wertstoffhöfe"; Amt für Abfallwirtschaft, S. 2) In deren Werkstätten werden die kaputten Teile unter der Anleitung von Fachpersonal gereinigt und wenn nötig auch repariert. Auf diese Weise will man auch eine Wiedereingliederung von sozial Benachteiligten in das Arbeitsleben vornehmen. (Prospekt "Die Münchner Wertstoffhöfe"; Amt für Abfallwirtschaft, S. 4) Was die Trödelhallen nicht an die Sozialprojekte mitgeben, wird einmal in der Woche direkt an Wertstoffhöfe verkauft, was schlussendlich dem Münchner Müllgebührenzahler zu Gute kommt. (Prospekt "Die besondere Trödelhalle"; Amt für Abfallwirtschaft, S. 2)

Die Wertstoffinseln

In dieser Sammelstelle stehen Container zur Verfügung in denen Glas, Metall, Kunststoff und Verbundmaterialien gesammelt werden. (Prospekt "Das 3-Tonnen-System: Abfalltrennen leicht gemacht"; Amt für Abfallwirtschaft, S. 11)

Entsorgungspark Freimann

Der Entsorgungspark bietet der Münchner Bevölkerung die Möglichkeit, grössere Wertstoff- und Sperrmüllmengen anzuliefern, wodurch die 12 Wertstoffhöfe entlastet werden. ("Jahresbericht 1999"; Amt für Abfallwirtschaft, S. 33) Zudem werden im Entsorgungspark Erdreich schädliche Verunreinigungen zwischengelagert, um später extern verwertet werden zu können. ("Jahresbericht 1999"; Amt für Abfallwirtschaft, S. 32) Des weiteren befindet sich im Entsorgungspark noch eine Sperrmüllzwischenlagerung, ("Jahresbericht 1999"; Amt für Abfallwirtschaft, S. 33) dazu werden die Bioabfälle zu Vergärungsanlagen gebracht. ("Jahresbericht 1999"; Amt für Abfallwirtschaft, S. 32)

Die Problemmüllsammlung

Diese Aufgabe übernimmt das Giftmobil in Zusammenarbeit mit den Wertstoffhöfen. Dem Giftmobil sowie den Wertstoffhöfen können 25 Kilogramm Problemabfälle abgegeben werden. Diese Dienstleistung stellt die Stadt München kostenlos zu Verfügung. (Prospekt "Wohin mit Problemmüll?"; Amt für Abfallwirtschaft, S. 4)

Der Häckseldienst

Der bei Gartenarbeiten anfallende Baum- und Strauchschnitt kann durch eines der drei städtischen Häckselunternehmen zu wertvollem Häckselgut verwandelt werden. Der Beitrag zum Umweltschutz wird von der Stadt München mit einer Subvention honoriert. So zahlt der Münchner Bürger nur noch einen Viertel der anfallenden Kosten. (Prospekt "Der Münchner Häckseldienst"; Amt für Abfallwirtschaft, S. 2)

Kompostieren

Die Abfälle selbst zu kompostieren ist die umweltfreundlichste Art, Bioabfälle zu verwerten. Durch die Kompostierung von Küchen- und Gartenabfällen verringert sich die Abfallmenge bis zu einem Drittel pro Haushalt. (Prospekt "Kompostieren in der Grossstadt", Amt für Abfallwirtschaft, S. 1) Diese Möglichkeit der Abfallverwertung lässt sich die Stadt München einiges kosten. Ein einzelner Haushalt bekommt für 2 Komposter maximal CHF 62.60, wenn es sich um eine "Kompostgemeinschaft" handelt maximal 80 Mark für den einzelnen. Diese Leistung kann alle fünf Jahre beantragt werden. (Prospekt "Kompostieren in der Grossstadt", Amt für Abfallwirtschaft, S. 10) Zudem wird die Kompostierung durch besondere Aktionen noch stärker gefördert. Eine Kompostgemeinschaft mit zehn Haushalten bekommt einen Gutschein für ein Werkzeugset, bestehend aus Schaufel, Grabgabel und Durchwurfgitter. Beteiligen sich mehr als 100 Haushalte können sie kostenlos den "Kompostservice" nutzen, der den Kompost aufsetzt und pflegt. (Prospekt "Kompostieren in der Grossstadt", Amt für Abfallwirtschaft, S. 11)

 


3.7 Kehrichtverbrennungsanlagen / Deponien in der Region

Heizkraftwerk München Nord

Die Müllverbrennungsanlage München Nord trägt die Hauptlast was die Beseitigung der Siedlungsabfälle im Raum München anbelangt. Das Heizkraftwerk verfügt über modernste Anlagen zur thermischen Behandlung von Restabfällen aus den Bereichen Privat und Gewerbe. Der Betrieb besteht aus zwei unabhängigen Blöcken. Mit beiden Blöcken kann bei störungsfreiem Betrieb eine Verbrennungskapazität von circa 100 Tonnen pro Stunde bzw. 71'000 Tonnen im ganzen Monat erreicht werden. ("Abfallwirtschaftskonzept der Stadt München", Amt für Abfallwirtschaft, S. 64)

Deponie Nord-West

Die Deponie Nord-West hat ein Gesamtvolumen von circa 5'710'000 m3. Am Anfang wurde die Deponie zur "Gewährleistung der Entsorgungssicherheit" genutzt. Am Beispiel der Ablagerungsmengen dieses Abfalllagerplatzes kann der enorme Wandel, der im Bereich der Abfallwirtschaft stattgefunden hat, veranschaulicht werden: Wurden im Jahre 1989 noch 676'000 Tonnen Abfälle auf der Deponie abgelagert, so waren es 1997 nur noch 12'000 Tonnen, was einer Abnahme von gut 98 % ausmacht. Verschiedene Faktoren trugen zu dieser Entwicklung bei:

  • Trennpflicht für Bauabfälle
  • Neue gesetzliche Vorgaben auf Bundesebene
  • Liberalisierung und Deregulierung des Abfallmarktes
  • Unzureichende Umsetzung bundesweiter Verwaltungsvorschriften durch Aufsichtsbehörden ("Abfallwirtschaftskonzept der Stadt München", Amt für Abfallwirtschaft, S. 69)
Zukünftig soll die Deponie klar differenziert in drei Ablagerungsbereiche getrennt werden, in denen die Art des Abfalls (biologisch abbaubar, schwer abbaubar), ("Abfallwirtschaftskonzept der Stadt München", Amt für Abfallwirtschaft, S. 69) die Kostenkalkulation und die Gebührenentwicklung sowie der Nachsorgeaufwand (Sickerwasserentsorgung, Entgasung) unterschieden werden. Des weiteren ist die Machbarkeit von Dienstleistungen für Dritte (Sickerwasserleitungen, Sperrmüllaufbereitung, Roll-Press-Technik) und von Kooperationsformen zu prüfen, natürlich immer unter dem Aspekt der Wirtschaftlichkeit ("Abfallkonzept der Stadt München", Amt für Abfallwirtschaft, S. 70) Als Beispiel dafür werden die aus der Deponie austretenden Gase durch einen Gasmotor direkt in Strom umgewandelt und dem städtischen Stromnetz zugeführt. ("Jahresbericht 1999", Amt für Abfallwirtschaft, S. 33)

 


3.8 Endlagerung der giftigen und gefährlichen Abfälle

Für die Endlagerung der giftigen und gefährlichen Abfälle ist die GSB-Sonderabfall-Entsorgungsanstalt verantwortlich. Der ganze Sonderabfall von Bayern geht an diese Adresse. Viele mittelgiftige Abfälle werden auch anderweitig wiederverwertet, so zum Beispiel die Schlacke aus der Müllverbrennung, die nicht deponiert, sondern im Industriebau verwertet wird. (Interview mit Herrn Peter Deeg)

 


3.9 Geschichtsschreibung

Das Heizkraftwerk München Nord besteht, wie bereits erwähnt, aus den Blöcken 1 und 3, welche unabhängig voneinander mit je zwei Linien in Betrieb sind. Der Block 3 wurde 1983 in Betrieb genommen und 1993/94 einer Totalrevision der Rauchgasreinigung unterzogen. Der modernere Block 1 wurde 1992 in Betrieb genommen und 1996 den gesetzlichen Anforderungen angepasst. Die zweite Müllverbrennungsanlage München Süd wurde 31.12.1997 mangels verbrennbaren Abfalls geschlossen. Der hohe Fixkostenanteil und die Erneuerungskosten die im Jahre 2003 angefallen wären, trugen zu diesem Entschluss bei. ("Abfallkonzept der Stadt München"; Amt für Abfallwirtschaft, S. 64)

Die Basis zum jetzigen, auch international viel beachteten, Abfallkonzept wurde 1988, als München im Abfall fast erstickte, vom grünen Politiker, Herrn Georg Welsch, gelegt. (Interview mit Herr Deeg)

 


3.10 Finanzen

Die Hausmüllentsorgungsgebühren sind seit dem Jahr 1996 unverändert, zudem haben die Grundstücksbesitzer seit 1991 die Möglichkeit, das Tonnenvolumen dem tatsächlichen Bedarf anzupassen und eine 14-tägliche Leerung der Restmülltonne zu beantragen. Die Gebühr errechnet sich linear nach dem Restmülltonnenvolumen ("Abfallkonzept der Stadt München"; Amt für Abfallwirtschaft, s. 11)

Gebühren für die Abfallbeseitigung in der Stadt München:

a) Kosten in CHF für wöchentliche Leerung pro Jahr

Normaltonne (110/120 Liter) CHF 399.10

Normaltonne (240 Liter) CHF 798.10

Grossbehälter (0,77 m3) CHF 2'560.10

Grossbehälter (1,1 m3) CHF 3'657.85

Kosten in CHF für 14-tägliche Leerung pro Jahr

b) Normaltonne (110/120 Liter) CHF 199.55

Normaltonne (240 Liter) CHF 399.05

Grossbehälter (0,77 m3) CHF 1'280.05

Grossbehälter (1,1 m3) CHF 1'828.95

("Jahresbericht 1999"; Amt für Abfallwirtschaft, S. 39)

Kosten für Restmüll Kehrichtsack

c) 70-Liter-Kehrichtsack CHF 5.50

(Prospekt "Wenn die Tonne mal nicht reicht ..." Amt für Abfallwirtschaft, S. 1)

Bei Anlieferung von Gewerbe- und Haushaltsmüll an der Verbrennungsanlage sowie an der Deponie wurden einheitliche Benutzungsgebühren festgesetzt. Die Anlieferungsgebühr beträgt für beide Müllarten CHF 267.60 je Gewichtstonne. Für einen Transportauftrag an die Müllverbrennungsanlage, den der Kunde direkt an das Amt für Abfallwirtschaft gibt, kommt bei Hausmüll noch ein Transportzuschlag von CHF 117.35 pro Abfuhr hinzu. Gilt der Transportauftrag für Gewerbemüll, ist der Zuschlag abhängig von der Länge der Transportstrecke, zusätzlich ist die Mehrwertsteuer dazuzurechnen. Insgesamt wurden 1999 100'000 Anlieferungsfahrzeuge gewogen und abgerechnet. Die Zahl der in Rechnung gestellten Transportaufträge betrugen 5'500 für Gewerbemüll und 5'600 für Sperrmüll- und Kühlgeräteabholdienst. Bei diesen Arbeitsgängen wurde je angefangene Viertelstunde Arbeitszeit der Sperrmülleinsammelpartie CHF 39.10 berechnet. Die Mitnahme eines Kühlgerätes war mit einer Pauschale von CHF 30.50 abgegolten.

 


3.11 Öffentlichkeitsarbeit, Marketing und Dienstleistungen

1991 wurde das Amt für Abfallwirtschaft zur öffentlichen Aufklärung über Abfallvermeidung und getrennter Abfallsammlung geschaffen sowie der Versuch gestartet, den Verkauf von Einwegverpackungen für Bier, Mineralwasser und Milch zu untersagen. 1993 kam eine Planstelle und 1994 ein Sachgebiet zur Förderung der Abfallvermeidung hinzu. Seit dem Jahr 1995 wurden mit den Münchner Geschäften mehrere Informationskampagnen durchgeführt. Im Jahr 1998 beteiligten sich über 500 Filialen des Münchner Einzelhandels an den "Münchner Mehrwegwochen". Ein Jahr später wurde das Projekt "Drei-Tonnen-System" erfolgreich flächendeckend abgeschlossen.("Abfallkonzept der Stadt München"; Amt für Abfallwirtschaft, S. 1) Seit Anfangs Oktober 1999 sind die Aufgaben der ehemaligen Stabsstelle Öffentlichkeitsarbeit, den ehemaligen Sachgebieten Gewerbeabfallberatung und Abfallvermeidung sowie der Ressort Telefonzentrale in einer neuen Abteilung "Kommunikation und Service" zusammengefasst. Damit soll den Bewohnern der Stadt München eine zentrale Informations- und Beratungsstelle rund um das Thema Abfall angeboten werden. ("Abfallkonzept der Stadt München"; Amt für Abfallwirtschaft, S. 40) Des weiteren wurde der Internetauftritt des Amtes für Abfallwirtschaft neu gestaltet. Ein besonderes Augenmerk wurde auf die Kundenfreundlichkeit und den Informationsgehalt der Seiten gelegt. ("Abfallkonzept der Stadt München"; Amt für Abfallwirtschaft, S. 44, http: http://www.awm.muenchen.de) Die neugeschaffene Abteilung ist auch für die Umsetzung der im bayerischen Abfallgesetz geforderte Abfallberatung und Förderung der Abfallvermeidung zuständig, die auch in der Grundstrategie verankert sind. Das Serviceangebot der Stadt München zur Unterstützung der Abfallvermeidung ist sehr vielfältig. Die präventiven Massnahmen sollen dazu beitragen, bestimmte Stoff- und Abfallströme von vornherein gar nicht erst entstehen zu lassen oder zumindest wesentlich zu reduzieren. ("Jahresbericht 1999"; Amt für Abfallwirtschaft, S. 40) Gute Beispiele sind hier das durch die Stadt München finanziell unterstütze Projekt "Kompostieren in einer Grossstadt", (Prospekt "Kompostieren in der Grossstadt", Amt für Abfallwirtschaft, S. 10) die diversen Mehrwegsysteme oder langlebige und reparaturfreundliche Produkte. ("Jahresbericht 1999", Amt für München, S. 40) Die Abteilung Kommunikation und Service (KUS) hat verschiedene Mittel zur Verfügung, um die Münchner Bevölkerung über das Thema Abfall aufzuklären und sie bei der Abfallvermeidung bzw. bei der richtigen Abfallbeseitigung zu unterstützen. So zum Beispiel:
 
  • Verschiedene Abfallführer
  • Finanzielle Zuschüsse für Abfallvermeidung
  • Verleih von Spülmobilien für Veranstaltungen
  • Info-Center
  • Aktionen für Kinder und Jugendliche
  • Informationsstände bei Grossveranstaltungen
  • Entsorgungsmesse IFAT
  • Abfallberatung
  • Öffentliche Vorträge zum Thema Abfall
  • Verschiedene Projekte
  • ("Jahresbericht 1999", Amt für München, S. 42 - 43)

    Insgesamt gibt das Abfallamt rund CHF 782'000.– pro Jahr für die oben genannten Aktionen aus. (Interview mit Herr Deeg) Laut einer Umfrage des Amtes für Abfallwirtschaft trennen 98 % aller MünchnerInnen ihre Bio- und Papierabfälle, 94 % kennen das Drei-Tonnen-System, 82 % auch das dazugehörige Informationsmaterial, 71 % fühlen sich gut oder sehr gut informiert. Dies bestätigt die Akzeptanz des Drei-Tonnen-Systems sowie die Öffentlichkeitsarbeit der Stadt München. ("Jahresbericht 1999; Amt für Abfallwirtschaft, S. 43)
     
     
     
     

    ("Abfallkonzept der Stadt München", Amt für München, S. 18)

     


    3.12 Notfallkonzept

    Die Stadt München verfügt über ein vierstufiges Notfallkonzept bei Störungen in der Müllverbrennung. Dieses Konzept trägt zur Gewährleistung einer hohen Entsorgungssicherheit bei. Die dauerhafte Ablagerung von brennbaren Abfällen ist auf der Deponie Nord-West gesichert. Bei der Notfallstufe 1 werden nur solche Abfälle angenommen, für die auch eine Annahmepflicht besteht. Die Notfallstufe 2 sieht vor, die Abfälle aus dem Haushalt auf die Deponie umzuleiten dort in einem vorbereiteten Bereich temporär zwischenzulagern. Ist die Störung beim Heizkraftwerk behoben, so werden die diese Abfälle sofort wieder in die Müllverbrennungsanlage gebracht. ("Abfallkonzept der Stadt München", Amt für München, S. 67) Reicht die Kapazität des Zwischenlagers nicht aus, so kommt Notfallstufe 3 zur Anwendung. Die Abfälle werden in eine luftdichte Verpackung gepresst ("Roll-Press-Pack"), die eine Form von Rundballen haben. Diese Ballen können über einen längeren Zeitraum im dritten Abschnitt der Deponie zwischengelagert werden, ohne dass dabei schädliche Gase, noch Sickerwasser austritt. Für die Notfallstufe 3 fallen jedoch enorm höhere Kosten an als für die vorhin genannte Notfallstufe 2. Schlagen alle vorgängigen Konzepte fehl oder greifen nicht, so muss auf die Notfallstufe 4 zurückgegriffen werden. Diese Massnahme verlangt die Anspruchnahme von freien Kapazitäten bei anderen bayerischen Müllverbrennungsanlagen. Vorgängig hat das Amt für Abfallwirtschaft schon Nothilfeverträge mit mehreren Anlagebetreibern abgeschlossen. Da diese Massnahme mit Abstand die teuerste und logistisch am aufwendigsten ist, wird sie als letzte ergriffen. Die Stadt München verfügt somit über ein Notfallkonzept, durch das die Ablagerung brennbarer Abfälle auf der Deponie Nord-West auch bei Engpässen im Heizkraftwerk wirksam verhindert werden kann. ("Abfallkonzept der Stadt München", Amt für München, S. 68)

     


    3.13 Illegale Entsorgung

    Das Amt für Abfallwirtschaft führt jedes Jahr den Frühjahrs- und den Herbst-Ramadama durch. Die Hauptarbeit übernehmen Bürger sowie verschiedene Münchner Vereine. Die Teilnehmenden wollen den wilden Müllablagerungen nicht weiter zusehen. 1999 sammelten die fleissigen Helfer rund elf Tonnen Abfälle ein. Zusätzlich wurden grössere Mengen von Sperr- und Problemmüll direkt an Wertstoffhöfe angeliefert. Als kleines Dankeschön erhielten die Teilnehmer eine warme Mahlzeit. Die wilden Deponien wachsen besonders im Münchner Westen sowie im Nord-Westen sehr stark an. ("Jahresbericht 1999", Amt für Abfallwirtschaft, S. 43 – 44)

     


    3.14 Laufende Projekte

    Die Stadt München will in nächster Zeit das Amt für Abfallwirtschaft in einen Eigenbetrieb umwandeln. Ein weiteres wichtiges Projekt ist, die Biomülltonnen alle 2 Wochen zu spülen, um die unangenehmen Gerüche zu vermeiden. Mit dieser Dienstleistung erhofft sich die Stadt, eine noch grössere Verbreitung der Biomülltonnen bzw. eine noch bessere Sortierung von Restmüll- und Bioabfall. Des weiteren will man die Restmülltonnen in der ganzen Stadt durch Tonnen mit Rädern ersetzen, dies als Arbeitsschutzmassnahme zum Wohle der Mülllader. (Interview mit Herr Deeg)