|
|
|
|
"Die Stadt St. Gallen verdankt Namen und Entstehung dem irischen Wandermönch Gallus, der um 612 vom Bodensee her ins Hochtal der Steinach kam. Um seine Zelle entstand im 8. Jahrhundert ein Kloster und später die Stadt. Im Kloster St. Gallen wurden Kunst und Wissenschaft gepflegt, deren Zeugen heute noch in der weltberühmten Stiftsbibliothek bestaunt werden können. Der Grund zu deren grossartigen Bücherschatz wurde im Mittelalter gelegt. Die alten Klosterbauten dagegen haben die Zeiten nicht überdauert; sie wurden in der Mitte des 18. Jahrhunderts abgetragen. Damals entstand die heutige barocke Anlage mit der glanzvollen Kathedrale (erbaut 1755-1766). In der Stadt St. Gallen wurde um 1350 eine sogenannte Zunftverfassung eingeführt; fortan hatten die sechs Handwerkszünfte und die vornehme Gesellschaft der Kaufleute – zum Notenstein genannt – in der Stadt das Sagen. Hier blühten seit alters her Gewerbe und Handel: bis ins 18. Jahrhundert hinein das Leinwandgewerbe, dann die Baumwoll- und Stickereiindustrie. Mit ihren Produkten aus der Textilindustrie trieben die St. Galler Kaufleute seit dem Spätmittelalter einen regen Handel, zuerst in Europa, später auch in Asien und Amerika. Im Gefolge der Helvetischen Revolution von 1798 gingen die Fürstabtei, sowie die Stadt und Republik St. Gallen unter; das Kloster wurde aufgehoben und die Stadt Hauptstadt des gleichnamigen Kantons St. Gallen." ("St. Gallen – Bodensee.ch", Alberto Vonaesch & Aldo Cerullo S. 4) Heute zählt die Stadt rund 74'000 Einwohner (Entsorgungsamt "Kennzahlen per 31.12.1999", Entsorgungsamt St. Gallen S. 2) und breitet sich auf einer Fläche von insgesamt 25 km2 aus. St. Gallen ist das leistungsfähigste Wirtschaftszentrum der Ostschweiz. Die unmittelbare Nähe zu Deutschland und Österreich verleiht der Stadt einen Hauch von Internationalität und einen ausgeprägten Innovationsgeist. Innerhalb der Schweiz hebt sich St. Gallen als idealer Wirtschaftsstandort insbesondere durch folgende Faktoren ab:
Zur Zeit muss sich die Stadt St. Gallen folgenden beiden Hauptproblemen widmen:
Die Stadt St. Gallen legt grossen Wert darauf, zuerst zu informieren, dann wieder zu verwerten und erst am Schluss zu verbrennen, um damit ihr höchstes Ziel, die Umweltschonung, zu erreichen. Da es sich bei der Abfallentsorgung mehr um eine regionale als um eine örtliche Aufgabe handelt, richtet sich die Grundstrategie der Stadt sehr eng nach dem Abfallkonzept der Schweiz, welches vom Bundesamt für Umwelt, Wald und Landwirtschaft (BUWAL) herausgegeben wird. ("Entsorgungskonzept der Abfallregion St. Gallen – Rorschach – Appenzell", B.Moser, Interview mit Herr Moser) 1. Die Verminderung der Abfälle an der Quelle
In der Stadt St. Gallen setzt sich der jährlich anfallende Abfall an Recyclingstoffen, Haus- und Industriekehricht wie folgt zusammen: Haus- und Industriekehricht und Recyclingstoffe 18'091 t Haus- und Industriekehricht (244 kg/Einw.) 9'071 t Recyclingstoffe aufgeteilt in 6'543 t Altpapier (88 kg/Einw.) 1'920 t Altglas (26 kg/Einw.) 308 t Altmetall (4.1 kg/Einw.) 106 t Weissblech/Aluminium (1.4 kg/Einw.) 37 t Sonderabfälle (0.5 kg/Einw.) Im Jahr 1999 betrug die Recyclingquote (wieviel von den Abfällen wurde recyclet) 33.4 %. Dies bedeutet eine Zunahme um 0.1 % gegenüber dem Vorjahr. Auffallend sind vor allem die Zunahmen der recyclierten Altmetallmenge (+ 41.9 %) und der Weissblech/Aluminiummenge (+ 19.1 %). Hierfür ist gemäss Herrn Moser vom Entsorgungsamt hauptsächlich die gute Informations- und Beratungsarbeit verantwortlich. ("Kennzahlen per 31.12.1999", Entsorgungsamt St. Gallen, Interview mit Herr Moser)
Seit dem Juli 2000 wird in St. Gallen der Abfall nur noch einmal pro Woche (früher zweimal) eingesammelt. Das führte zu einigen Problemen: Die Leute wissen nicht mehr, wann sie ihren Müll vor die Türe stellen müssen. Es entstehen Abfallhaufen am Strassenrand und auf den Balkonen, was natürlich einen unangenehmen Duft mit sich zieht. Weitere Probleme der Abfallabfuhr bestehen für einzelne Weiler im Landwirtschaftsgebiet, wo man den Abfall zu einer Sammelstelle tragen muss, was vor allem älteren, nicht motorisierten Bewohnern schwer zumutbar ist. (Interview mit Herr Bischof) Die Abfallabfuhr ist in der Stadt St. Gallen nach Abfuhrzonen geregelt. In der Innenstadt wird der Abfall immer noch zweimal abgeholt, in den übrigen Zonen nur noch einmal. Altpapier und Karton werden in der Innenstadt 13 mal pro Jahr getrennt gesammelt. In den übrigen Zonen geschieht dies für Papier 20 mal und für Karton 6 mal pro Jahr. Für die Sammlungen von Karton und Papier ist eine private Unternehmung zuständig. Auf eine Grüngutsammlung wird verzichtet; die dezentrale Kompostierung wird hingegen weiterhin aktiv gefördert. Diese Massnahmen liegen im Rahmen des im Jahr 1999 durch den Grossen Gemeinderat für gut geheissenen Logistikkonzeptes, welches Kosteneinsparungen von rund CHF 700'000.– bringen soll. ("Geschäftsbericht 1999" Entsorgungsamt St. Gallen" S. 2) Um die Leute über die Kehrichtabfuhr zu informieren, werden in St. Gallen Werbeplakate aufgehängt und über Internet können die eigenen Abfuhrdaten ausdruckt werden. Natürlich wurde der Abfuhrplan auch in jeden Haushalt gesandt. Man prüft sogar einen SMS-Service, mit welchem man jeweils am Morgen des Abfuhrtages erinnert würde, den Sack vor die Türe zu legen. ("Tagblatt 22.11.2000" S. 41, "Abfuhrplan der Stadt St. Gallen", Entsorungsamt St. Gallen, Interview mit Herr Moser)
1.6 Abfallsortierungsmöglichkeiten Den Einwohnern der Stadt St. Gallen stehen verschiedene Möglichkeiten der Abfallentsorgung zur Verfügung. Dabei kommt es vor allem auf die Art der Abfälle an. In der Abfallregion St. Gallen, Rorschach und Appenzell besteht ein Reparatur- und Secondhandführer, der darüber informiert, in welchem Geschäft man welche Produkte reparieren, nachfüllen oder leihen kann. ("Reparatur- und Secondhandführer", Abfallregion St. Gallen-Rorschach-Appenzell) Weiter gibt es regionale Glas-, Blech-, Aluminium-, Batterien- und Altölsammelstellen, wo man die entsprechenden Materialien gratis entsorgen kann. Das Entsorgungsamt ruft die Einwohner der Stadt auf, Gemeinschafts- oder eigene Kompostieranlagen zu errichten und stellt hierzu eine spezielle Kompostberaterin zur Verfügung, welche den Interessenten kostenlose Tipps und Informationsmaterial abgibt. ("Kompostführer der Stadt St. Gallen", Entsorgungsamt und Gartenbauamt der Stadt St. Gallen S. 3, 22 und 28)
1.7 Kehrichtverbrennungsanlagen / Deponien in der Region KVA St. Gallen Deponie Tüfentobel
1.8 Endlagerung der giftigen und gefährlichen Abfälle Pro 1000 kg Abfall bleiben nach der Verbrennung durchschnittlich 250 kg Schlacke zurück. Diese wird ohne Nachbehandlung auf Deponien gelagert. Weitere Rückstände sind Kesselflugasche (ca. 7 kg pro 1000 kg Abfall) und Rauchgasreinigungsrückstände (ca. 23.5 kg pro 1000 kg Abfall); diese Rückstände enthalten Schwermetalle und andere umweltgefährdende Stoffe und müssen deshalb in speziellen Endlagern unter Tag deponiert und überwacht werden. Die Rauchgasreinigungsrückstände enthalten wegen der abwasserlosen Rauchgasreinigung zudem Salze. Eine Verfestigung dieser Rückstände zur Entsorgung in einer Reststoffdeponie ist aus ökologischen und ökonomischen Gründen wegen des hohen Salzgehaltes nicht möglich. Es ist der KVA St. Gallen ein grosses Anliegen, den Weg dieser Rückstände bis zum Endlager genau zu verfolgen. ("KVA St. Gallen", Technische Betriebe der Stadt St. Gallen, Entsorgungsamt S. 9)
Im Jahre 1972 wurde die KVA (Kehrichtverbrennungsanlage) St. Gallen mit zwei Verbrennungslinien ohne Wärmenutzung und ohne weitergehende Rauchgasreinigung in Betrieb genommen. Nach über zehnjährigem Betrieb war die Anlage technisch veraltet und musste erneuert werden. Ab 1983 wurde die Anlage etappenweise den neuen Anforderungen angepasst. Die bestehenden Verbrennungslinien wurden ersetzt, eine nasse Rauchgasreinigung eingebaut und eine Fernwärmeversorgung für den Westen der Stadt St. Gallen errichtet. Die Betriebsübergabe erfolgte 1989. Bedingt durch die verschärfte Luftreinhalteverordnung 1992 begann das Entsorgungsamt im Sommer 1991 mit der Projektierung einer Rauchgasentsti-ckungsanlage, welche seit Mitte 1996 in Betrieb ist. ("KVA St. Gallen" Technische Betriebe der Stadt St. Gallen, Entsorgungsamt S. 1)
Die Abfallentsorgung muss gemäss Umweltschutzgesetz durch das Verursacherprinzip
finanziert werden. Das heisst, mit den erhobenen Gebühren oder Abgaben
muss alles bezahlt werden, von den Kehrichtwagen über die Angestellten
des Abfallamtes bis zur Kehrichtverbrennungs- und Abwasserreinigungsanlage.
Würden jedoch kostendeckende und verursachergerechte Abgaben die umweltverträgliche
Entsorgung der Siedlungsabfälle gefährden, könnten diese,
soweit erforderlich, anders finanziert werden. (USG Art. 32a)
Gebühren für die Kehrichtentsorgung der Stadt St. Gallen: Grundgebühr: CHF 24.– pro Stromzähler und Jahr 35-Liter-Kehrichtsack CHF 1.80 60-Liter-Kehrichtsack CHF 3.10 110-Liter-Kehrichtsack CHF 5.40 b) für die Container (800 l)
c) für Sperrgutmarken CHF 8.—
1.11 Öffentlichkeitsarbeit, Marketing und Dienstleistungen Um die Einwohner, das Gewerbe und die Industrie ausreichend über das Thema Abfall zu informieren, zu instruieren und zu beraten, stellt das Entsorgungsamt nützliche Dienstleistungen über verschiedene Kanäle zur Verfügung. Die Homepage des Abfallamtes informiert unter anderem über den Abfallplan, Sammelstellen und Sammelangebote, Kosten der Entsorgung, eine allfällige Beratung und das Amt selber. Des weiteren versendet das Abfallamt Broschüren mit wertvollen Tipps und wichtigen Neuerungen. Es versäumt es auch nicht, den neu zugezogenen Einwohnern Informationen über die Abfallentsorgung in St. Gallen zu senden. Auch der Tagespresse kann man die wesentlichen Neuerungen entnehmen. Möchte man mehr über das Thema Abfall erfahren oder findet man gewisse Informationen nicht, kann man sich entweder telefonisch, mittels E-Mail oder in einem persönlichen Gespräch darüber beraten oder informieren lassen. (http://www.abfall-sg.ch 06.02.2001, Interview mit Herr Moser, "Abfall ist Mehr-Wert", Abfallregion St. Gallen-Rorschach-Appenzell S. 5, 14 und 15)
Für einen Notfall d.h. für einen längeren Ausstieg der Maschinen ist man in St. Gallen vorbereitet. Man könnte den Abfall in eine oder mehrere Nachbaranlagen zur Verbrennung geben. Bei kleineren Problemen kann der Abfall in einem Zwischenlager aufbewahrt werden. Dies gilt jedoch nur für nicht fäulnisfähige Abfälle aus Industrie und Gewerbe, welche mit einem speziellen Verfahren in Rundballen gepresst werden. (Interview mit Herr Moser, "KVA St. Gallen" Anhang, Technische Betriebe der Stadt St. Gallen, Entsorgungsamt)
3 % der Schweizer Bevölkerung, die ihren Abfall unkorrekt und illegal entsorgen, verursachen Kosten in der Grössenordnung von 10 % des Entsorgungsbudgets. Mit der illegalen Entsorgung richten sie nicht nur finanziellen Schaden an, sondern sie belasten auch die Umwelt sehr stark. Die problematischste Art, Abfall illegal loszuwerden, ist das Verbrennen im eigenen Cheminée/Kachelofen im Haus oder im Garten. Dabei wird krebserregendes Dioxin freigesetzt, das gravierende Folgen mit sich zieht. Die Privathaushalte sind heute die grösste Dioxinquelle in der Schweiz. Auch Recyclingsammelstellen verkommen zunehmend zur illegalen Deponie für ausrangierte TV-Geräte und anderes Sperrgut. Von einzelnen Wertstoff-Sammelstellen muss Woche für Woche kubikmeterweise Abfall abgeführt werden. Man möchte in St. Gallen jedoch keine Überwachungskameras installieren, weil eine entsprechende Gesetzesgrundlage fehlt und die Kosten zu hoch wären. Man versucht es indes mit Abschreckungsschildern auf welchen darauf hingewiesen wird, dass die Sammelstellen überwacht würden. Weiter hat man einen Abfalldetektiven eingestellt, der mit einem 50 %-Pensum gegen tausend Einsätze pro Jahr bewältigt und ca. einen Viertel der gemeldeten Fälle illegaler Entsorgung aufklärt. ("Einfälle zu Abfällen", Abfallregion St. Gallen-Rorschach-Appenzell September 2000 S.1,2 und 3, Interview mit Herr Moser)
Zur Zeit muss man verschiedene Massnahmen zur Umstellung von der früher Zwei- auf die Einmal-Abfuhr treffen. Hauptsächlich versucht man die Bevölkerung durch Rundschreiben, durch Zeitungsartikel oder durch das Abfalltelefon zu informieren und zu instruieren. Dazu gehört auch, dass man Unterlagen in verschiedenen Fremdsprachen zur Verfügung stellt, damit auch die fremdsprachigen Einwohner der Stadt St. Gallen genügend über die Abfallentsorgung Bescheid wissen. Weiter überarbeitet man das Umwelt- und Qualitätmanagement. Es soll vor allem eine Effizienzsteigerung zur Folge haben. Man dokumentiert und analysiert die Abläufe und versucht sie durch bestimmte Formulare oder andere Hilfsmittel zu verbessern und zu verschnellern. Es wird auch fortlaufend die Industrie und das Gewerbe beraten, um ihnen
Wege zu zeigen, wie sie umweltschonender produzieren, bzw. verarbeiten
und dazu noch Kosten sparen können. Die Beratung durch das Entsorgungsamt
ist kostenlos und wird häufig in Anspruch genommen. (Interview
mit Herr Moser)
|