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4.1 Einleitung Auf den vorhergehenden Seiten haben wir die drei verschiedenen Abfallkonzepte vorgestellt. In den kommenden Seiten wollen wir diese Konzepte vergleichen und auswerten. Die grösste Herausforderung war, die vielen verschiedenen Fakten und Informationen auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen. Unter anderem waren dies die Bevölkerungszahl, die Gesetzesauslegung, die politische Ausrichtung und die Abfallentsorgungsgewohnheiten der Stadtbevölkerung. In diesem Bereich legen wir grossen Wert darauf, unsere eigene Meinung direkt in den Vergleich einfliessen zu lassen. Jegliche Fakten wurden von uns kritisch hinterfragt.
4.2 Probleme der Abfallentsorgung Während in den beiden Schweizer Städten vorwiegend die illegale Entsorgung jeglicher Abfallsorten grosse Sorgen bereitet, sind es in München vor allem die hohen abfallwirtschaftlichen Standards sowie die Pionierarbeit in den Bereichen Vermeidung und Wiederverwertung, was zu hohen Kosten führt. Zusätzlich steht die öffentliche Entsorgungskörperschaft in immer grösserer Konkurrenz zu privaten Abfallentsorgern. Unserer Ansicht nach sind es nicht die Kosten, welche zur illegalen Entsorgung führen, sondern es hängt vielmehr von der Mentalität der Einwohner und deren Desinteresse an den Folgen der illegalen Entsorgung ab. Die Stadt München stellt für den Sperrmüll verschiedene Trödelhallen zur Verfügung, in denen z.B. ein Velo gratis abgegeben werden kann. Soziale Institutionen holen die Gegenstände ab und reparieren sie anschliessend in ihren eigenen Werkstätten. Diese Arbeit wird vorwiegend von Arbeitslosen und Behinderten ausgeführt. Dies hat zweierlei Einflüsse auf die Kosten. Erstens werden die reparierten Gegenstände durch die gemeinnützigen Organisationen wieder verkauft und der Erlös kommt direkt den Institutionen zugute. Durch diese Einnahmen wird der Steuerzahler entlastet. Zweitens sind die Kosten für die illegale Entsorgung in der Stadt München nicht so hoch wie in den Städten St. Gallen und Zürich, da die Münchner Bevölkerung den Nutzen dieser Entsorgungsmöglichkeit erkennt. Wir denken, diese Variante wäre für die Städte Zürich und St. Gallen anwendbar, zumal auch Arbeitsplätze für sozial Benachteiligte geschaffen würden.
4.3 Grundstrategie Die Grundstrategien aller drei Städte zeigen ähnliche Strukturen. Oberstes Gebot ist die nachhaltige Sicherung der Umweltqualität. Aus den Strategien können wir nur wenige negative Aspekte erkennen. Wir sind der Meinung, die drei Schlagwörter Abfallvermeidung, Abfallverminderung und Abfallverwertung sollten in der Öffentlichkeit vermehrt zum Ausdruck gebracht werden. Dies könnte anhand von Plakaten und Radiowerbung geschehen. Es ist uns aufgefallen, dass bei der Bevölkerung ein Informationsdefizit besteht. In Zürich und St. Gallen sind die Leitsätze nur auf besondere Anfrage erhältlich. In München ist er im Internet abrufbar. Die bestehenden Grundstrategien von St. Gallen und Zürich sind rund zehn Jahre alt, diejenige von München erst zwei Jahre. Durch die Erneuerung der Grundstrategie können alle Umweltsphären neu beurteilt und berücksichtigt werden. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse können direkt in das Konzept integriert werden. Aus diesem Grund hat die Stadt München bereits vier Schlagwörter. Die Strategien sind oberflächlich abgefasst worden. Die Probleme werden gut erkannt, jedoch wird den Lösungsansätzen zu wenig Beachtung geschenkt.
4.4 Abfallmenge Die Stadt München hat ein 3-Tonnen-System in dem man Biomüll, Altpapier und den Restmüll nach verschiedenen Tonnen trennt. Dies führte dazu, dass der Restmüllberg im Jahre 1989 noch 1.2 Mio Tonnen betrug, zehn Jahre später, im Jahre 1999, aber schon auf 491 Tonnen geschrumpft war. Diese grosse Abnahme ist auf die bessere Sortierung von Biomüll und Altpapier sowie die bessere Öffentlichkeitsarbeit zurückzuführen. ("Jahresbericht 1999", Amt für Abfallwirtschaft, Seite 15) Im Vergleich dazu nehmen die Restmüllmengen in Zürich und St. Gallen nur marginal ab. ("Geschäftsbericht 1999", ERZ Zürich, Seite 44, "Geschäftsbericht 1998" Entsorgungsamt St. Gallen, Anhänge Seite 3) Dieser Sachverhalt ist vorwiegend auf die Abfallsammelsysteme zurückzuführen. Zudem sind in der Schweiz immer noch viele Aluminiumprodukte wie z.B. Getränkedosen im Verkauf erhältlich. In München ist dieser Anteil verschwindend klein, da im Detailhandel hauptsächlich Ein- oder Mehrwegflaschen zum Kauf angeboten werden. Die Gesamtabfallmenge erreicht in Zürich und München 280 kg pro Einwohner und Jahr, St. Gallen liegt mit 244 kg etwas darunter.
4.5 Abfallabfuhr In München werden Papier und Biotonnen normalerweise 14-täglich abholt, in der dicht besiedelten Innenstadt sogar wöchentlich. Der Restmüll wird wahlweise wöchentlich oder 14-täglich geleert. In Zürich besteht keine Wahlmöglichkeit. Der Abfall wird wöchentlich abgeholt, im Zentrum zweimal pro Woche. Es bestehen keine Probleme mit dieser Regelung, währenddem sich in St. Gallen die Einwohner zum Teil gegen die neue wöchentliche Abfuhr sträuben. In einiger Zeit jedoch, so glauben wir jedenfalls, wird sich dies einpendeln. Man könnte zentrale Container in den verschiedenen Quartieren aufstellen um so den Abfall sofort zu beseitigen anstatt ihn bis zur nächsten Kehrichtabfuhr zu lagern. Ein zusätzlicher Vorteil wäre die Verminderung von illegalen Entsorgungen. Eine gute Idee zur Information der Einwohner über die Daten der verschiedenen Abfuhren wäre eine SMS- oder Mailerinnerung, da die Spezialsammlungen unregelmässig angesetzt sind.
4.6 Abfallsortierungsmöglichkeiten Die Stadt München leistet, wie in vielen anderen Bereichen, Pionierarbeit. Sie unterstützt das Projekt "Kompostieren in der Grossstadt" mit einem finanziellen Zustupf. München hat einen grossen Vorsprung gegenüber den Schweizer Städten. Dies zeichnet sich vor allem in den mannigfaltigen Abfallsortierungsmöglichkeiten und –bedingungen ab. Dies setzt eine gute Informationspolitik des Amtes für Abfallwirtschaft voraus. Diese Pionierarbeit bringt aber auch Risiken und Gefahren in der Kostenseite mit sich. Wenn ein Projekt nicht den gewünschten Erfolg erzielt, muss der Steuer- oder Gebührenzahler dafür aufkommen. München ist im Gegensatz zu St. Gallen und Zürich ein Vorzeigeobjekt was die Abfallsortierungsmöglichkeiten anbelangt. In Zürich und St. Gallen werden die Einwohner zu wenig gefördert, was die Kompostierung von Biomüll anbelangt. Es stehen nur Kompostierberatungen zur Verfügung, finanziell werden sie aber nicht unterstützt. Wer keinen Platz hat, einen Komposthaufen zu erstellen, muss ihn mit den Hausabfällen entsorgen. Die Behörden müssen einen Anreiz schaffen, um die Eigeninitiative der Bürger zu wecken. z.B. durch die Reduktion der Grundgebühren um 50 %.
4.7. Kehrichtverbrennungsanlagen / Deponien in der Region Dieser Punkt kann leider nicht verglichen werden, da einfach die einzelnen Verbrennungsanlagen kurz vorgestellt werden.
4.8 Endlagerung der giftigen und gefährlichen Stoffe Der grösste Unterschied zwischen den beiden Schweizer Städten und München ist die Handhabung der Schlacke. Während in der Schweiz die Schlacke deponiert werden muss, wird in München die gesamte Schlacke für den Industriebau verwertet. Dies ist in der Schweiz gesetzlich verboten, denn für die Schweizer Behörden ist das Risiko der Verschmutzung des Bodens durch die Schlacke zu hoch. Zudem gibt es genügend unschädliche Abfälle, die als Bauschutt verwendet werden können. Dieser Sachverhalt ist einer der wenigen negativen Punkte des Münchner Abfallkonzeptes, den wir erwähnen können. Uns stellt sich die Frage, ob die 100 % Verwertung der Schlacke im Industriebau auch nachhaltig eine sinnvolle Lösung ist. Obwohl kurzfristig gesehen keine Deponierungskosten anfallen, sind die längerfristigen Folgekosten ungewiss, da der Boden dadurch möglicherweise verschmutzt wird.
4.9 Geschichtsschreibung Auch hier ist ein Vergleich schwierig, da die Daten zu unterschiedlich und teils auch wieder auf die einzelnen Standards der Verbrennungsanlagen zurück zu führen sind.
4.10 Finanzen Die Kosten für die Kehrichtsäcke und die Grundgebühr sind in St. Gallen tiefer als in Zürich. Bei diesem Vergleich ist jedoch Vorsicht geboten, weil das Preisniveau in Zürich höher liegt als dasjenige in St. Gallen. Beide Finanzkonzepte funktionieren nach dem Verursacherprinzip, da dies in der Schweiz vorgeschrieben ist. Im Gegensatz dazu steht München, welche die Gebühr linear aus dem Restmüll-Tonnen-Volumen berechnet. Das Preis/Leistungsverhältnis ist bei allen drei Städten sehr gut. Auf das Jahr hinaus gerechnet ist die finanzielle Belastung eines Haushalts lapidar.
4.11 Öffentlichkeitsarbeit, Marketing und Dienstleistungen Der Internetauftritt aller drei Städte ist zufriedenstellend. Alle drei Homepages sind kundenfreundlich aufgebaut. Die gewünschten Daten sind leicht, ohne langes Suchen, zugänglich. In München sind drei Personen explizit für die Beantwortung von Fragen per E-Mail zuständig. In der Öffentlichkeitsarbeit ist München gegenüber den beiden Schweizer Städten voraus. Was uns an Zürich besonders gefällt, ist die Arbeit mit den Jugendlichen. Wir finden es sehr sinnvoll, in den Schulen zu unterrichten, bestimmen doch unsere heutigen Teenager die Politik von morgen. Zudem werden so die Kinder in Sachen Abfall sensibilisiert und hoffentlich werden sie das Gelernte auch umsetzen und vielleicht sogar zu Hause der ganzen Familie Tipps geben.
4.12 Notfallkonzept In München existiert ein vierstufiges Notfallkonzept. Es deckt jegliche Risiken ab, die vorfallen könnten. In Zürich und St. Gallen fehlen Verträge mit anderen, überregionalen öffentlichen Verbrennungsanlagen. Sollte jedoch eine grössere Katastrophe eintreten, wird dieses Problem vermutlich nicht an erster Stelle stehen, zumal man noch Deponien für eine Lagerung zur Verfügung hat und man sehr wahrscheinlich auch überregionale oder ausländische Hilfe erwarten könnte, welche dann aber grössere Kosten mit sich führen würde.
4.13 Illegale Entsorgung Die Bürger der Stadt München führen mit dem Amt für Abfallwirtschaft zweimal im Jahr den Ramadama durch. Ziel dieser Aktion ist es, die wilden Deponien zu beseitigen, ansonsten unternimmt das Amt für Abfallwirtschaft unternimmt praktisch nichts gegen die illegale Entsorgung. Unseres Erachtens wäre es nötig, die Ursache anstatt das Symptom zu bekämpfen, z.B. mit Hilfe der Polizei den Abfallsündern das Handwerk zu legen. Im Vergleich dazu steht St. Gallen, das mit einem Abfalldetektiven arbeitet, welcher ca. einen Viertel aller Fälle lösen kann. Weiter finden wir die Idee mit den Abschreckungsschildern sehr gut, weil eine Kameraüberwachung zu teuer käme. Obwohl die wilden Deponien auch in Zürich zu den Hauptproblemen zählen, wird diesbezüglich herzlich wenig getan. Einzelne Stimmen behaupten, Polizeiuntersuchungen würden in Richtung Polizeistaat führen. Diese Meinung können wir nicht teilen. Wir glauben eher, der Aufwand wäre zu hoch. Die Frage ist nun auch, ob München mit seiner Kostenentwicklung, sei es um den Qualitätsstandard zu sichern oder um ehrgeizige Projekte voranzutreiben, nicht mit massiv höheren illegalen Deponien rechnen muss. Denn die Qualität und die Projekte haben ihren Preis und schlussendlich werden diese Kosten auf den Steuer- oder Gebührenzahler überwälzt.
4.14 Laufende Projekte St. Gallen legt den Schwerpunkt der laufenden Projekte auf die Öffentlichkeitsarbeit,
ganz im Gegensatz zu München, die bereits eine ausgereifte Abfallinformationspolitik
betreiben. Die deutsche Stadt konzentriert sich vor allem auf die Verbesserung
des 3-Tonnen-Systems. In Zürich stehen keine grossangelegten Projekte
an, es werden eher verschiedene kleinere Vorhaben realisiert.
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