TEXTE: Schwarz

 

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Die Wege der Jugendlichen in die schwarze Szene

Wie sehen die Jugendliche jene Jugendkultur, der sie angehören?

 

 

Die Wege der Jugendlichen in die schwarze Szene

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In dieser jugendlichen Trauerkultur – als einer zentralen Struktur der Gruftie-Szene -wird den subjektiv erlebten und kollektiv geteilten Trennungen, Verlusten, den Verletzungen , Ablehnungen und der Einsamkeit eine Artikulationsmöglichkeit geschaffen.

Tanja etwa bringt den Zusammenhang von Familienschicksal, Lebensgefühl und schwarzer Szene deutlich zum Ausdruck. Entgegen dem ihr zugedachten Projekt ihrer Eltern - Tanja als perfekte „weiße“ Tennisprinzessin - bringt Tanja die Wahrheit ihrer Familiengeschichte in „schwarz“ zum Ausdruck. Im Alter von fünfzehn beginnt sie sich nur noch schwarz zu kleiden:
„Ist nicht so, dass ich mich schwarz anziehe, um dazu zu gehören, um ein Gruftie zu sein. Das war eher anders herum.  Ich hab angefangen schwarz rumzulaufen, weil mir die Farbe einfach am besten gefallen hat.  Ich mochte keine anderen Farben mehr. Das war schon lange so, eigentlich ab dem zehnten Schuljahr, dass ich schwarze Sachen anhab und daraus hat sich das dann eben gebildet. Auch das ich anders aussehen wollte, auch frisurmäßig und dass ich das dann auch gemacht habe. Es ist möglich, dass sich das irgendwie auch mit den Depressionen verbindet, die ich habe, in Bezug auf die Welt im Ganzen. Und auch bezügliche des Hasses den ich auf die Kirche habe. Eben zu zeigen, dass ich das bin. Zum einen aber auch, weil ich eben  genug hab von der Welt, so wie sie eben ist, dass ich aber auch ein Teil dieser Welt bin und zum andern geht es um den Bezug zum Thema Tod, die Angst davor. Das kommt dann beides zusammen“.

Tanja stellt rückblickend eine direkte Verbindung her: Die schwarze Kleidung, die Abneigung gegen andere Farben (also gegen Farben!), begreift sie als zu ihrem depressiven Lebensgefühl gehörig, das sie in der Farbe der Traurigkeit, der „Beerdigungen“ und damit des Todes zum Ausdruck bringt. Das „Schwarz“ aber führt sie schließlich in die schwarze Jugendkultur.
Der Übergang in die Kultur der Grufties und Schwarzen aber ist nicht nur Ergebnis des ausgeschlagenen Familienerbes, eine Art jugendkultureller Zusammenkunft der Trauer am „Familiengrab“, sondern geht auch mit weiteren Krisenerscheinungen der Adoleszenz einher. Bei Tanja, Alan u.a. ist es das aktuelle Auseinanderbrechen der Familie, das - trotz aller Belastungen, die das familiäre Zusammenleben kennzeichneten - doch ein Vakuum hinterlässt.
Hinzu kommen breit gestreute sonstige Problembelastungen: schulisches Scheitern, Sinn- und Identitätsprobleme, Einsamkeit und Isolation in der Gruppe der Gleichaltrigen, Enttäuschungen in ersten Liebesbeziehungen usw.

Eine jugendliche „Krise“, die sich aus mehreren Komponenten zusammensetzt, bildet auch für den „Raben“ den aktuellen Hintergrund seiner Entwicklung hin zur schwarzen Szene, die wesentlich durch seine soziale Isolation und die Erfahrung „tierisch allein“ zu sein entsteht: „Damals ist mir das mehr oder weniger aufgefallen, zwangsläufig. Ich hatte zum Beispiel einen "Hänger" in der Schule, im siebten Schuljahr. Da ist mir  eigentlich zum erstenmal diese Sinnfrage von wegen Religion und so was in den Kopf gekommen. Da waren einfach viel zu viele Ungereimtheiten, als dass ich das alles einfach so schlucken konnte und dann hab ich mir meine Gedanken drüber gemacht. Ich weiß auch nicht, wie es genau kam, aber von einem Tag auf den andern ist eigentlich so ziemlich alles in mir zusammengefallen. Mein Opa zu dem ich ein Superverhältnis hatte, ist auch in der Zeit an Lungenkrebs gestorben. Er hatte sehr lange gelitten, was dazu führte, das  ich mir halt die Sinnfrage gestellt habe. Die Frage nach dem Warum des Ganzen ! Ein anderer grund war, dass ich diese Dorfgemeinschaft weder wollte noch irgendwie ertragen konnte. Es war für mich auch schon sehr früh klar, mich abzugrenzen von den anderen, sowohl im Auftreten als auch meinungsmüßig. Dass das so mehr in die "schwarze Richtung" ging, ist eigentlich erst seit vier, fünf Jahren der Fall."

 

 

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