TEXTE: Schwarz

 

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Die Wege der Jugendlichen in die schwarze Szene

Wie sehen die Jugendliche jene Jugendkultur, der sie angehören?


 

 

Die Wege der Jugendlichen in die schwarze Szene

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Die Jugendkultur der Schwarzen und Grufties ist von daher gerade nicht als „postmoderne Jugend-Kultur“ zu verstehen, als Kultur von Jugendlichen, die aus kulturell hochmodernisierten Familien-, Erziehungs- und Lebensverhältnissen stammen. „Postmodern“ wirkt allerdings die ästhetizistisch-manieristische Stilisierung, die Entwendung alter Symboliken oder etwa romantischer Stilattribute, die zusammenmontiert, „zitiert“ und übernommen werden. In diesem ästhetizistisch verengten Sinne konnte die Gruftie-Kultur postmodern genannt werden.

Demgegenüber aber ist die Gruftie-Kultur eher als Jugendkultur zu verstehen, in der gerade die Brüche, Begrenzungen und Widersprüche von tendenziell gegen - oder entmodernisierten Milieus und einer umgebenden hochmodernisierten kulturellen und sozialen Realität bearbeitet und zum Ausdruck gebracht werden: Es ist von daher eine Jugendkultur, die sich „postmoderner“ Stilprinzipien bedient, um den lebensgeschichtlichen Widerspruch zwischen kulturell-familiärer Enge und einer umfassenden Modernisierung der umgebenden Kultur zu bearbeiten.

Eine dritte Gemeinsamkeit der Wege in die schwarze Szene besteht in den Erfahrungen der Jugendlichen, isoliert, vereinsamt, ohne stärkere soziale Einbindungen und auf sich selbst zurückgeworfen zu sein. Durchgängig sind die Erfahrungen in Kindheit und früher Jugend viel allein gewesen und mit sich selbst beschäftigt zu sein. Die schwarze Szene ist somit auch als Zusammenschluss „einsamer Kinder“ zu begreifen, als eine Gemeinschaft der Einsamen.

Die Unterschiede bestehen unter anderem darin, welche der zentralen Erfahrungen jeweils im Vordergrund stand: Waren es vor allem familiäre Belastungen, Ausbrüche aus der religiösen Kontrolle der Familie oder dominierte die Suche nach Erweiterung? Was jeweils im Vordergrund steht, ist auch mit entscheidend für die subjektive Bedeutung der schwarzen Szene: Für gewisse Jugendliche hat sie mit Religion nahezu nichts zu tun, für andere wiederum ist sie Ausdruck ihrer Religionskritik. Vor allem aber liegen die Unterschiede auch im Verlauf des Überganges: Es gibt einerseits frühe Übergänge mit vierzehn oder fünfzehn Jahren, die sich eher als kontinuierlicher Prozess verstehen lassen. So etwa bei Tanja, die ihrem Lebensgefühl in der Farbe Schwarz Ausdruck verleiht, was nahezu selbstverständlich und ohne größere Konflikte in die schwarze Szene führt. Als Kontrast dazu etwa Erich, der seine jugendkulturelle Orientierung als radikalen Bruch interpretiert und dessen Übergang in die schwarze Szene sich als permanenter Kampf mit sich selbst und seiner Arbeitsstelle gestaltet. Nicht zuletzt konvergieren diese unterschiedlichen Verlaufsformen mit der jeweiligen institutionellen Einbindung: Schulische oder universitäre Institutionen ermöglichen einen größeren Spielraum und konfrontieren weniger mit rigiden Anforderungen, während durch Berufstätigkeit oder Lehre weit engere Grenzen gesetzt werden.

 

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