TEXTE: Schwarz

 

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Die Wege der Jugendlichen in die schwarze Szene

Wie sehen die Jugendliche jene Jugendkultur, der sie angehören?


 

 

Die Wege der Jugendlichen in die schwarze Szene

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Erich will sich in seinem Aufbruch aus der Enge und Angepasstheit nicht schon wieder an etwas Vorgegebenes und „Etabliertes“ angleichen, sondern seine Besonderheit gerade in der Distanz gegenüber dem „normalen Bürger“ aber auch gegenüber dem vorgeformten schwarzen Stil erreichen, denn in dessen Kopie wurde er seine Besonderheit verlieren, bevor er sie entfalten konnte.

Die stärkere Annäherung an den schwarzen Stil ist für Erich mit den Erfahrungen seiner kaufmännischen Ausbildung in einem großen Installateurfachhandel verbunden. In seiner Lehre stellt sich für ihn, nach einer kurzen freizügigen Aufbruchszeit in die Jugendkultur, erneut die Frage der Anpassung in aller Schärfe, während sich dieser Anpassungsdruck für Jugendliche aus dem schwarzen Spektrum, die länger in schulischen oder universitären Bildungswegen verbleiben, längst nicht so drastisch stellt.

Im betrieblichen kaufmännischen Milieu und dessen Normen und Regeln, begegnete Erich die Enge wieder, die auch seine Familie kennzeichnete und der er sich jugendkulturell zu entziehen versuchte. Gerade diese erneute Konfrontation mit rigiden, engen, „konservativen“ Lebens- und Wertvorstellungen, führte bei Erich somit zu einer Radikalisierung seines Stils hin zum durchgängig „Schwarzen“ und zu seiner zweimaligen Entlassung aufgrund seines Aussehens.

Seine Lehrzeit, deren Abschluss unmittelbar bevorsteht, erscheint ihm rückblickend als „einziger Kampf“: „Und das war ein langer Kampf. Es war wirklich ein langer Kampf, vom letzten Mai an ständig gekämpft, da es mir einfach nicht gefallen hat, dass ich praktisch nur für nach der Arbeit meine Haare mache. Irgendwo waren meine Haare schließlich ein Teil meines Äußeren und ein Teil meines Ichs.
Ich wollte ja unbedingt die Lehre machen, weil mir der Job auch gefallen hat, aber dass ich da ständig, die ganzen drei Jahre mit mir selbst kämpfen musste, ständig am Überlegen war, ob ich jetzt aufhören soll und normal (ungestylt) hingehe....
Unmöglich,  lieber sterbe, ich als dass ich da normal hingehe. Das war ein ziemlich langer Kampf, nicht zuletzt weil ich ständig vom Arbeitgeber zu hören bekommen hab, dass ich so nicht rumlaufen kann und was das denn sollte.....als Kaufmann lauft man so schließlich nicht  rum und später könnte ich eh nicht so rumlaufen, weil es einfach nicht den Traditionen entspräche. Von wegen Handwerksbereich und konservative Kunden. So hat man halt einfach als Kaufmann nicht auszusehen“.

 Die Wege der Jugendlichen in die Szene der Schwarzen und Grufties weisen - soviel sei resümierend festgehalten - sowohl deutliche Gemeinsamkeiten wie auch starke Unterschiede auf. Die Gemeinsamkeit besteht in dem mehr oder weniger starken, letztlich aber verallgemeinerbaren „schwarzen Lebensgefühl“, einer Traurigkeit und Melancholie vor dem Hintergrund ihrer Familienbiographie, verstärkt oder aktualisiert durch adoleszente Krisen, schulische Probleme, den Verlust nahestehender Menschen oder das Ende erster Liebesbeziehungen. Eine zweite Gemeinsamkeit stellt der durchgängig eher enge, abgeschlossene, keineswegs kulturell weit modernisierte, oft ländlich-dörfliche oder auch religiös kontrollierte Lebensraum dieser Jugendlichen dar.

 

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